Sonntag, 20. November 2016

Gestern...

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...hatte ich einen schönen Geburtstag. Wir haben in kleiner feiner Runde gefeiert. Ich hatte nur wenige eingeladen, und nicht alle konnten/wollten kommen. Ich habe wohlwollende Anrufe, Postkarten und EMails bekommen - danke allen dafür! Es tut auch gut zu hören, daß dieses Blog Interesse findet. Es sind ja immer nur vorläufige Gedanken, die ich hier äußere. Gut möglich, daß ich über kurz oder lang ganz anders denke, und ich erhebe nicht den Anspruch auf die absolute Wahrheit. Ohnehin bezweifle ich, daß wir Menschen sie wirklich wissen können. Wie bereits gesagt: die Astrophysiker meinen, daß wir gerade mal 5% des Kosmos erkennen und erklären können, und das wird wohl auch für unser persönliches Körperuniversum gelten.
Ich bekam gestern auch schöne Geschenke, z. B. das Buch Tiere denken von Richard David Precht. Das Zitat auf der Rückseite ist ebenso treffend wie vielversprechend:
"Es gibt zwei Kategorien von Tieren. Die eine glaubt, dass es zwei Kategorien von Tieren gibt, und die andere hat darunter zu leiden."
That's it!!
Skadi interessiert das alles nicht: sie macht ihr Ding, und wenn ihr der Sinn danach steht, kommt sie zum Schmusen vorbei.
Wahrscheinlich wiederhole ich mich: ich habe gestern mal wieder festgestellt, daß mit der Anzahl meiner Lebensjahre auch meine Zufriedenheit gewachsen ist. Was mir hilft, ist sicher auch - das will ich nicht verschweigen - das Alleinleben. Es gibt keinen, der alte Verhaltensmuster in mir triggert. Also bin ich auch mit dem Alleinleben zufrieden, auch wenn ich an das Zusammenleben durchaus gute Erinnerungen habe. Freund J., der 17 Jahre älter als ich ist, sagte mir, daß das mit der Zufriedenheit noch steigerungsfähig sei. Und er lebt nicht allein, aber seine Frau und er haben einen guten Umgang mit den gegenseitigen Triggerpunkten gefunden.
Ich möchte auch sagen, wie dankbar und froh ich über die guten Freundinnen und den Freund bin, die sich die Zeit genommen haben, mich zu besuchen und mit mir zu feiern. Es war richtig schön mit euch gestern!
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Freitag, 18. November 2016

Frieden

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Obwohl es mir nicht so gut ging (beginnende Erkältung und viel Nachdenken über ein Problem, das ich nicht lösen kann), hat sich der heutige Tag gut entwickelt.
Ich habe gekocht und gebacken für meinen morgigen Geburtstag und zwischendurch Zeit gefunden, an den Hohenfelder Strand zu fahren. Es war ziemlich windig, aber das Meer rollte in flachen freundlichen Wellen auf den Strand. Ich mag das Geräusch: es erinnert an Ein- und Ausatmen.
Vom Steinlabyrinth war nur noch die obere Hälfte vorhanden; wahrscheinlich hat die letzte Sturmflut es zerstört. Nichts ist halt für die Ewigkeit. Ich machte ein kleines Ritual im halben Labyrinth für mein neues Lebensjahr.
Oberhalb des Strandes sprach mich ein freundlicher alter Mann an. Ich traf ihn später in der Strandkrabbe, wo er Kaffee trank und zu mir sagte: "Da hätten wir ja auch zusammen gehen können." Einen Moment überlegte ich, ob ich mich zu ihm setzen sollte, aber ich wollte ja für mich sein.
Köchin und Kellnerin waren gut gelaunt. Sie boten mir ihren Kuchen an, ich wollte aber ein Fischbrötchen. Das wurde frisch zubereitet und schmeckte ausgezeichnet. Ein Mann kam herein und wollte einen Tee to go. Er scherzte ein wenig mit der Kellnerin, lächelte mich an und ging mit seinem Tee raus in den Wind.
Alles nichts Besonderes, aber es fühlte sich wohlig an.
Als abends alles erledigt war und ich am warmen Ofen saß, fühlte ich mich ganz friedlich.

Donnerstag, 17. November 2016

Alle Jahre wieder...

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Meine Freundin I., mit der ich eine Verabredung zum leckeren Käsefondue hatte, sagte zum Thema Vogelgrippe: "Wie gut, daß du keine Laufenten mehr hast." Oh ja, denn entweder müsste ich sie jetzt einsperren (was für Wasservögel die ultimative Folter ist) oder ein Bußgeld riskieren.
Wieder mal weiß keiner, wo der Virus herkommt: die einen sagen, durch Eintrag von kontaminiertem Kot aus Massentierhaltung in die Gewässer, andere machen Wildvögel aus Asien dafür verantwortlich. Letzteres ist eine alte These, die nicht ganz schlüssig erscheint, da der Vogelzug nun mal in Nord-Süd- und nicht in Ost-West-Richtung verläuft. Mein Katzenfutter-Verkäufer macht die Geflügellobby verantwortlich (nicht für den Virus, sondern für die Aufstallungsmaßnahmen), die den kleinen Selbstversorgerbetrieben den Garaus machen will. Das Friedrich-Löffler-Institut forscht mal wieder fleißig, und letztlich wird wieder nichts wirklich Erhellendes dabei rauskommen, nehme ich an.
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Heute Morgen, als ich vom Schuppen aus in die Landschaft schaute, hörte ich einen Schuss, sehr laut und nachhallend, sehr nah. Zwei Damtiere rannten über das Rapsfeld, erneut fiel ein Schuss. Eines der Tiere schien seine Beine nicht mehr unter Kontrolle zu haben, während es weiterlief. Dann stürzte es, zuckte und strampelte noch ein wenig und lag dann still. Ich sah den weißen Bauch des Tieres aus dem Grün des Rapses leuchten und fühlte mich traurig. Wie lange würde seine Seele brauchen um zu begreifen, daß dieser Körper unbewohnbar geworden war?

Heute bekam ich Post von der ehemaligen Alma mater-Schwester F., die sich treu jedes Jahr um meinen Geburtstag herum mit einer Karte meldet, die sich in irgendeiner Weise mit meiner Abschlussarbeit über die drei Nornen befasst.
Darüber freue ich mich sehr!
Dieses Mal ganz besonders, denn sie schreibt:

"Vergangenheit: befriedet
Gegenwart: beglückend
Zukunft: hoffnungsfroh"

Wie schön und zutreffend. Ich denke daran, daß ich so lange im Unfrieden mit meiner Vergangenheit gelebt habe. Ich habe mit meinen Eltern und meinen Ehemännern gehadert und viele Jahre damit verbracht, nachtragend und unversöhnlich zu sein.
Irgendwann kam der Moment, wo ich das Bedürfnis nach Frieden hatte. Vieles hat mir dann nach und nach geholfen, ganz besonders das Naikan-Retreat, in dem mir klar wurde, wieviel diese Menschen für mich getan haben. Meine eigenen Erfahrungen als Mutter haben mir auch geholfen, meine Eltern zu verstehen. Genau wie ich haben sie alles so gut getan, wie sie es konnten. Und ich glaube auch mittlerweile, daß wir uns unsere Eltern bereits vor unserer Geburt aussuchen. So sind alle Erfahrungen, die wir machen, die schönen und die unangenehmen, Gelegenheiten uns als genau das zu verwirklichen, als was wir gemeint sind. Nein, ich nehme meinen Eltern und meinen Männern nichts mehr übel; das fühlt sich gut an. Und ich sehe auch immer deutlicher, wie schwer ich gerade meinen Partnern das Leben gemacht habe, da ich sehr oft Streit angefangen habe. Im Nachhinein immer wegen Kinkerlitzchen, die mir in der Situation hochdramatisch erschienen.
Warum neigen viele Menschen dazu, gerade in engen Beziehungen oft und auf sehr destruktive Weise zu streiten? Die schlüssigste Erklärung dazu fand ich bei Eckart Tolles Definition vom Schmerzkörper, der süchtig nach Drama, Schmerz und Unglücklichsein ist.
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Freitag, 11. November 2016

Lassen

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Lebenskraft: die Samen der Karde keimen in der trockenen Samenhülse

In meinem Umkreis ist große Aufregung wegen der Wahl Trumps zum nächsten amerikanischen Präsidenten. Warum eigentlich? Na, ich weiß schon. Weil er schlechte Manieren hat und so extrem beleidigend aufgetreten ist. Ist da eine Hillary Clinton mit guter Kinderstube und der offenen Bereitschaft Krieg in aller Welt zu führen die bessere Wahl? Vielleicht hat sich unter Trump ja TTIP erledigt, vielleicht ist seine Sympathie für Putin gut für uns Europäer, die in den letzten Jahren den nächsten kalten Krieg heranziehen fühlten. Was seine dämlichen Sprüche angeht, er könne jede Frau an die Muschi fassen, da er viel Knete hat...Großes Geschrei in den Medien: so einer kann nicht Präsident sein. Ach ja? Mir fällt da Bill Clinton ein, der sich während seiner Präsidentenzeit von einer bedauernswerten Praktikantin einen hat blasen lassen und dann behauptete, er habe keinen Sex mit dieser Frau gehabt. Ihn unterschied in dieser Angelegenheit von Trump nur, daß er nicht damit geprahlt sondern einfach gemacht bzw. machen lassen hat. Und Präsident konnte er danach auch noch sein.

Vor ein paar Tagen erzählte mir einer meiner afghanischen Schüler, er habe am Montag einen Anhörungstermin beim BAMF in Kiel. Den ganzen Tag dachte ich darüber nach, wie ich mir am Montag Zeit verschaffen könne, um ihn dahin zu begleiten und durch meine Anwesenheit zu unterstützen. Abends wusste ich dann, daß ich es sein lasse.
Das Wort "lassen" steht auf der kleinen Tafel im Flur. Ich lasse es noch eine Weile als Erinnerung stehen, denn Lassen gehört bisher nicht zu meinen Stärken.
Heute Morgen sah ich in den weiten blauen Morgenhimmel, während ich mit meinem Kaffee im Garten saß. Ein hoch oben segelnder Seeadler fing meinen Blick ein, ein Rabenpaar zog mit sonoren Rufen über den Himmel; als ich meinen Fokus änderte, konnte ich die sogenannten Kreiselwellen sehen (das sind diese hellen Lichtfünkchen, die an klaren Tagen in der Luft gesehen werden können und die Wilhelm Reich als energetische bzw. Orgon-Phänomene bezeichnet hat). Ich freute mich über meine deutliche Wahrnehmung und erkannte mal wieder, daß sie mir nur dann möglich sind, wenn ich mir Ruhe gönne. Mir fiel auch ein, daß ich in den ersten Jahren nach der Trennung von J. eine sehr offene Wahrnehmung hatte, als habe der Schmerz etwas in mir aufgebrochen: alles erschien neu, nichts musste eingeordnet und erklärt werden. In dieser Zeit habe ich häufiger als jetzt Dinge voraussehen können und hatte prophetische Träume. Grundsätzlich glaube ich, daß sowas zu unseren menschlichen Möglichkeiten gehört, daß wir aber mit unserem ständigen Tun und unserer Gewohnheit, alles gleich verstandesmäßig einzuordnen, uns dicht machen für die feinen Schwingungen, die uns umgeben.
In einem schönen Text im We'Moon-Kalender heißt es, daß der Schleier zwischen den Welten nicht nur an Allerheiligen besonders dünn ist, sondern immer. Es liegt an uns, ob wir uns die Ruhe einräumen hindurch zu schauen.
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Dienstag, 8. November 2016

Totenfest

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Am Samstag war ich mit der lieben J. im Hamburger Völkerkundemuseum beim mexikanischen Totenfest. Zunächst sahen wir einer mexikanischen Folkloregruppe beim Tanzen zu. Sehr schön die Frauen mit ihren prächtigen bunten Röcken, die an Frida Kahlo erinnerten. Richtig spannend wurde es für mich zu später Stunde, als die Velación, die Totenwache, begann. Das fand zwischen zwei Altären statt, die mit vielen künstlichen Ringelblumen, Heiligenbildern, Fotos von Verstorbenen und diversen Gegenständen ausgestattet waren.
Ein paar Frauen und Männer machten Musik auf Ukulelen, Trommeln und anderen mir unbekannten Saiteninstrumenten. Es wurden endlos lange Lieder gesungen, die mir halfen endlich ganz anzukommen und mich dem rituellen Geschehen hinzugeben. Dann wurden die Seelen der Verstorbenen gerufen: "Anima de ..." und darauf kam eine spanische Antwortformel, die ich nicht verstand. Das dauerte sehr lange, weil viele Namen von Verstorbenen genannt wurden. JedeR konnte sich daran beteiligen. Zwischendurch wurde mit Kopal geräuchert. Eine Frau zündete Kerze um Kerze an und läutete dazu eine Glocke. Die angekündigte "Blumenarbeit" haben J. und ich nicht mehr mitbekommen, ebensowenig das gemeinsame Mahl mit den Toten. Ich war den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und konnte einfach nicht mehr. Ich glaube aber, daß ich im nächsten Jahr wieder dabei sein und alles mitmachen möchte.
Ich mag solche Rituale sehr gern. Sie befriedigen ein archaisches Bedürfnis. Sicher wird mein kindliches Wesen, das in meinem Alltag wohl nicht allzu viel Raum bekommt, dadurch angesprochen. Diese Art von Musik hilft mir in eine leichte Trance zu kommen. Und ich finde es einfach schön und wichtig, einen Zeitraum im Jahr zu haben, in dem eineR sich mit denen verbinden kann, die in die andere Welt gegangen sind.
Anschließend durfte ich bei J. in Geesthacht schlafen. Sie brachte mich am nächsten Tag sogar wieder nach Hamburg, wo das De Immen-Treffen stattfand. Auch das war wieder ein Highlight. Obwohl wir so verschieden sind und keineswegs alle die gleiche Linie im Umgang mit den Bienen haben, obwohl es Meinungsverschiedenheiten gibt, ist da dieser rote Faden, der uns miteinander und mit den Honigbienen verbindet.
Ein Experte hielt einen Vortrag zum Thema Jakobskreuzkraut und Pyrrolizidinalkaloide im Bienenhonig. Ich hatte große Befürchtungen, daß er in die übliche Hysterie einstimmen und zur Vernichtung des Jakobskreuzkrauts aufrufen würde. Aber nichts dergleichen. Stattdessen sprach er sehr differenziert und mit viel Sachverstand über das in Zyklen von ca. dreißig Jahren zunehmende Vorkommen dieser Pflanzen. Er erzählte, daß die Bienen nur dann ans Jakobskreuzkraut gehen, wenn ihnen andere attraktivere Trachtquellen, z. B. die mittlerweile fast verschwundenen Kornblume fehlen. Er sprach von der aufgrund von fragwürdigen Tierversuchen ziemlich willkürlichen Festlegung von Grenzwerten und bestätigte einmal mehr meine Haltung zu den vielen Pflanzen, die Pyrrolizidinalkaloide enthalten und in den letzten Jahren peu à peu in die Schublade "Lebensbedrohliche Pflanzen" gesteckt worden sind: Beinwell, Borretsch, Huflattich und Wasserhanf. Alle diese Pflanzen benutze ich seit Jahrzehnten gern und zeitweise auch häufig und in großer Menge als Heilpflanzen und empfehle sie weiter. Ach, und ich erfuhr, daß es keinen Beweis für das Auftreten von Leberkrebs im Zusammenhang mit Pyrrolizidinalkaloiden gibt.
Wenn die Zeitungen mal wieder ein Riesengeschiss um die Gefährlichkeit dieser Pflanzen machen, möchte ich schreien: He, Leute, gebraucht mal euren Verstand! Glaubt ihr, daß es uns alle gäbe, wenn diese uralten Heilpflanzen so giftig wären, wie heute immer gern behauptet wird? Und warum wird nicht in den Zeitungen stattdessen davon erzählt, daß sich mittlerweile außer Antibiotika und Hormonen auch Diclofenac (Voltaren) im Grundwasser befindet.
Wir werden vergiftet, ja. Aber nicht von den genannten Pflanzen.

Heute morgen kam der Winter.
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Auf der Station gab es heute Kommentare zur bevorstehenden Präsidentenwahl in den USA. Wenn Trump gewählt wird, würde das ohnehin schon arg ramponierte Ansehen der USA noch tiefer in den Keller sinken. Er würde also seiner eigenen Nation vielleicht am meisten schaden. Da könnte ich nur sagen: Tja, selber schuld! Aber Hillary Clinton ist in meinen Augen die wirklich Gefährliche. Sie verfolgt ja die altbekannte US-Vormachts-Ideologie und könnte noch mehr Kriege in aller Welt führen mit den uns bekannten Folgen der dauerhaften Destabilisierung, zunehmenden Flüchtlingsströmen und humanitären Katastrophen. Von mir aus also lieber Trump, auch wenn er ein hohlköpfiger Rüpel ist.
Im Übrigen regieren ja sowieso die Konzerne, nicht die Politiker.

Mittwoch, 2. November 2016

Wie geschieht Heilung?

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Das Rathaus, in dem der Dreißigjährige Krieg offiziell beendet wurde...
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...am schönen, nach dem zweiten Weltkrieg komplett neu aufgebauten Prinzipalmarkt, der "guten Stube" Münsters, mittlerweile voller Läden für Leute mit unanständig viel Geld

Mir gefällt, was Luisa Francia dieser Tage in ihrem Blog auf www.salamandra.de über Heilung schreibt. Heilung ist ja nichts, was gemacht werden kann. Sie geschieht, und unser Anteil daran ist, uns ihr nicht mit blindem Aktionismus in den Weg zu stellen.
Die Behandlung bei dem Osteopathen in Flensburg hat leider nicht nachhaltig zu schmerzfreier Beweglichkeit im linken Schultergelenk geführt. Und meine rechte Hand fühlt sich so taub an wie noch nie.
Vielleicht geht es darum zu verstehen, was mein Körper damit ausdrücken will. Ich weiß schon, daß das alles irgendwie mit meiner Wirbelsäule zu tun hat, die in meiner Säuglingszeit so verformt war, daß ich im Gipsbett gelegen habe. Ich hadere nicht, ich habe Geduld. Ich habe bereits einmal erfahren, daß die schwere chronische Pankreatitis, die ich mit Ende Zwanzig durch einen ärztlichen Behandlungsfehler bekam, nach vielen Jahren mit erhöhten Entzündungswerten doch noch abheilte. Sicher hilft es, daß ich schon lange keinen Alkohol mehr trinke und aufgehört habe zu rauchen.
Der Körper weiß, was er zu tun hat, wenn wir ihn nur lassen. Das kann eine bei kranken Tieren so gut beobachten: sie ziehen sich zurück, wenn sie krank sind. So kann die Körperintelligenz ungestört an der Heilung wirken.
Möglicherweise geht Heilung sogar von einer Ebene aus, die außerhalb unserer Person liegt. Das ist eher eine Ahnung, die ich (noch) nicht erklären kann.

Eines meiner Bienenvölker wirkt krank: ich habe tote Bienen mit deformierten Flügeln gefunden, ein Hinweis auf einen Virusinfekt, der durch die Varroamilbe übertragen wird. Mehr denn je glaube ich, daß wir mit den Behandlungen mit diversen organischen Säuren auf dem Holzweg sind. Wir scheinen die Bienen damit noch mehr zu schwächen und möglicherweise eine superresistente Varroa-Milbe zu züchten. Es mehren sich die kritischen Stimmen diesbezüglich.
Auch sehe ich keinen Sinn mehr in den ständigen Durchsichten der Bienenvölker, die bei Imkern besonders vor der Schwarmzeit üblich sind. Ganz sicher ist es notwendig, die Bienen zu unterstützen, indem wir uns für eine giftfreie und vielfältige Landwirtschaft einsetzen. Den Rest müssen sie selbst tun.
Ich möchte mich gar nicht mehr Imkerin nennen. Es gibt andere Begriffe, die mir besser gefallen. Am schönsten finde ich die Bezeichnung "Bienenhüterin".
Bienenhüter nennt sich auch ein süddeutscher Imkerverein, der den Säurebehandlungen gegenüber sehr skeptisch eingestellt ist.

Heute habe ich etwas Nettes erlebt: nachmittags fand in Selent ein Kaffeetrinken und Kuchenessen für die ehrenamtlichen FlüchtlingshelferInnen statt. Wir bekamen jedeR eine Anstecknadel mit der Aufschrift Schleswig-Holstein hilft verliehen als Anerkennung für unsere Arbeit. Eine Reporterin machte ein Gruppenbild von uns, das am Freitag in den Kieler Nachrichten erscheinen soll. Während die Amtsvorsteherin eine Rede hielt und uns dankte, wurde mir klar, wie viel gesellschaftlich notwendige Arbeit von Ehrenamtlichen gemacht wird. Was wäre ohne freiwillige Feuerwehr, um nur ein Beispiel zu nennen.
Überhaupt wird unsere Gesellschaft zusammen gehalten von Menschen, die für lau arbeiten. Ich glaube, daß es ein menschliches Grundbedürfnis ist, sich nützlich für die Gemeinschaft zu machen.
Das hebt die Stimmung, wie sich heute Nachmittag mal wieder gezeigt hat. Anschließend haben wir gemeinsam aufgeräumt und jedeR hat mit angepackt.
Ha, ich habe es einfach super gut erwischt, als ich diesen Ort zum Leben gefunden habe!
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Dienstag, 25. Oktober 2016

Familie

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M. knetet Hefeteig

Meine Tochter und ihr Freund waren letzte Woche bei mir. Das konnte ich wenig genießen, es gab noch soviel im Garten zu tun. Unter anderem habe ich stundenlang Holz gestapelt. Es war soviel, daß ich nicht wusste, wohin damit. K. und M. halfen mir zeitweise, sonst hätte ich es gar nicht schaffen können.
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Am Freitag fuhren K. und ich nach Bonn, meinen Sohn besuchen. Samstag war regnerisches graues Wetter. Wir drehten eine Runde durch die Stadt und besuchten den Haribo-Laden. Pervers, so viele Süßigkeiten! Aber ab und zu muss das sein. Als Kinder bekamen mein Bruder und ich selten Süßes, es gab auch nicht viel Auswahl damals. Später, als das Angebot wuchs und mein Taschengeld auch, hatte ich zeitweise eine große Gier auf Süßes, der ich nicht widerstehen konnte. Jetzt kommt das nicht mehr oft vor. Aber Lakritz ist Suchtfutter - ich muss essen, bis die Tüte leer ist. Und als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, habe ich beim Autofahren eine Zeitlang die Zigaretten durch Haribo Colorado ersetzt.
Den Rest unserer Zeit in Bonn verbrachten wir mehr oder weniger in der großen Küche, Süddeutsche Zeitung lesend, die lachsfarbenen Rosenblüten im Garten bewundernd, die tapfer das Grau des Tages erleuchteten, und das gute Essen meines Sohnes genießend. Allmählich fiel der Arbeitsmodus von mir und ich begann, die Trägheit zu genießen.
Sonntag fuhren wir nach Münster und besuchten meine Mutter. Auch hier gab es beste Versorgung, Tafelspitz mit Kartoffeln und Meerrettich-Soße, ein Gericht aus meiner Kindheit.
Ich habe eine Familie, in der gern und gut gekocht wird: von meiner Oma kenne ich die bodenständige Küche, die ich als Kind am liebsten gegessen habe. Meine Mutter probiert gern Neues aus. Ihr habe ich mein Interesse an Vollwertkost zu verdanken. Mein Sohn kocht gern und gut und lässt sich von Rezepten anregen, die er dann abwandelt. Ich habe die Basics des Kochens in der Schule gelernt, meine Tochter hat es von mir gelernt, aber zur Zeit kocht vor allem ihr Freund, der das wirklich kann. Und wir alle essen gern und wenn's richtig schmeckt, auch viel. Essen hält tatsächlich Leib und Seele zusammen.
Familie bedeutete natürlich auch mal wieder, mit den Eigenheiten der Anderen klarzukommen. Ich habe mich ja ans Alleinleben gewöhnt, und diese Lebensform gefällt mir sehr gut, während das Zusammenleben schnell anstrengend werden kann.
Gestern ging es wieder nach Hause. Am Bahnhof in Münster standen noch mehr Fahrräder herum als bei den letzten Besuchen. Auf einem Aufkleber an einem Wagen der Stadtgärtner las ich den Spruch Lebenswerteste Stadt der Welt. Na ja, Münster ist mittlerweile vor allem laut, voll und teuer.
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Die Deutsche Bahn hat uns wieder alles geboten: technische Defekte, die unsere Abfahrt verzögerten, einen dementsprechend verpassten Anschlusszug, einen uralten Ersatzzug, einen Zugführer, der die Durchsage nutzte, seinem Frust Luft zu verschaffen und dadurch unsere volle Empathie bekam und schließlich eine friedliche Heimreise in einem Abteil mit angenehmen Menschen.
Der gewohnheitsmäßige Ärger über die gewohnheitsmäßigen Unzulänglichkeiten der Deutschen Bahn bringt nur schlechte Stimmung. Stattdessen die Unwägbarkeiten einer Reise mit dem Zug willig und mit Neugier anzunehmen kann zu spannenden neuen Erfahrungen führen.
Jetzt bin ich wieder zu Hause und verdaue alles Erlebte.
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Dienstag, 11. Oktober 2016

Was bei Regen möglich ist

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Gestern hatte ich einen Osteopathietermin bei einem Orthopäden in Flensburg, der gänzlich unschulmedizinisch arbeitet (was aber bedeutet, daß ich ihn aus eigener Tasche bezahlen muss. Eventuell erstattet meine Krankenkasse mir einen Teil der Kosten). Er arbeitet mit einer Mischung aus Osteopathie, Kinesiologie, Akupunktur, Chiropraktik und hat ein von chinesischer Medizin inspirierten Menschenbild. Meine rechte Hand, die in den letzten Wochen sehr oft und lange taub gewesen ist, war nach der Behandlung wieder lebendig. Was meine Schulter angeht, habe ich noch nicht meine volle Beweglichkeit, aber es ist deutlich besser. Der Arzt stellte einen Zusammenhang zwischen einer im Embryonalstadium erworbenen Störung, der Pankreatitis und meinen Schulterbeschwerden her. Er sprach sehr viel in Bildern. Eins davon gefiel mir gut: die Schulmedizin behandelt gern die Symptome, nicht aber die Grundstörung, die sie oft mit ihren Mitteln gar nicht wahrnehmen kann. Das ist so, als klingelten Leute an meiner Tür und ich stellte die Klingel aus, weil die mich nervt.
Jedes medizinische System hat seine eigenen Bilder. Das Modell der chinesischen Medizin ist ganzheitlich mit einem systemischen Blick auf den Menschen. Die Schulmedizin geht dagegen reduktionistisch vor und muss deshalb zwangsläufig sehr schnell an Grenzen des Verstehens und des Behandelns kommen.

Heute hat es mich einige Überwindung gekostet, in den Garten zu gehen und das vorletzte Stück der Wiese mit der Sense zu mähen. Es nieselte den ganzen Tag, aus Nord-Ost wehte es stürmisch. Letztlich war es gut, daß ich mich an die Arbeit machte. Die Sense schneidet das feuchte Gras viel besser. Trotzdem blieb ich oft in den reichlich vorhandenen Moospolstern hängen und kam deshalb nicht in einen richtigen Flow. Immerhin weiß ich jetzt, daß ich zweimal im Jahr mähen muss, um das Verfilzen der Wiese und das Niederlegen des Grases zu verhindern. Die Wiese ist jetzt zwar gemäht, aber einen Preis würde ich dafür nicht bekommen.
Nach getaner Arbeit ging ich froh und zufrieden ins Haus. Man glaubt gar nicht, wie nass eine durch andauernden Nieselregen werden kann!
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