Dienstag, 25. Oktober 2016

Familie

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M. knetet Hefeteig

Meine Tochter und ihr Freund waren letzte Woche bei mir. Das konnte ich wenig genießen, es gab noch soviel im Garten zu tun. Unter anderem habe ich stundenlang Holz gestapelt. Es war soviel, daß ich nicht wusste, wohin damit. K. und M. halfen mir zeitweise, sonst hätte ich es gar nicht schaffen können.
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Am Freitag fuhren K. und ich nach Bonn, meinen Sohn besuchen. Samstag war regnerisches graues Wetter. Wir drehten eine Runde durch die Stadt und besuchten den Haribo-Laden. Pervers, so viele Süßigkeiten! Aber ab und zu muss das sein. Als Kinder bekamen mein Bruder und ich selten Süßes, es gab auch nicht viel Auswahl damals. Später, als das Angebot wuchs und mein Taschengeld auch, hatte ich zeitweise eine große Gier auf Süßes, der ich nicht widerstehen konnte. Jetzt kommt das nicht mehr oft vor. Aber Lakritz ist Suchtfutter - ich muss essen, bis die Tüte leer ist. Und als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, habe ich beim Autofahren eine Zeitlang die Zigaretten durch Haribo Colorado ersetzt.
Den Rest unserer Zeit in Bonn verbrachten wir mehr oder weniger in der großen Küche, Süddeutsche Zeitung lesend, die lachsfarbenen Rosenblüten im Garten bewundernd, die tapfer das Grau des Tages erleuchteten, und das gute Essen meines Sohnes genießend. Allmählich fiel der Arbeitsmodus von mir und ich begann, die Trägheit zu genießen.
Sonntag fuhren wir nach Münster und besuchten meine Mutter. Auch hier gab es beste Versorgung, Tafelspitz mit Kartoffeln und Meerrettich-Soße, ein Gericht aus meiner Kindheit.
Ich habe eine Familie, in der gern und gut gekocht wird: von meiner Oma kenne ich die bodenständige Küche, die ich als Kind am liebsten gegessen habe. Meine Mutter probiert gern Neues aus. Ihr habe ich mein Interesse an Vollwertkost zu verdanken. Mein Sohn kocht gern und gut und lässt sich von Rezepten anregen, die er dann abwandelt. Ich habe die Basics des Kochens in der Schule gelernt, meine Tochter hat es von mir gelernt, aber zur Zeit kocht vor allem ihr Freund, der das wirklich kann. Und wir alle essen gern und wenn's richtig schmeckt, auch viel. Essen hält tatsächlich Leib und Seele zusammen.
Familie bedeutete natürlich auch mal wieder, mit den Eigenheiten der Anderen klarzukommen. Ich habe mich ja ans Alleinleben gewöhnt, und diese Lebensform gefällt mir sehr gut, während das Zusammenleben schnell anstrengend werden kann.
Gestern ging es wieder nach Hause. Am Bahnhof in Münster standen noch mehr Fahrräder herum als bei den letzten Besuchen. Auf einem Aufkleber an einem Wagen der Stadtgärtner las ich den Spruch Lebenswerteste Stadt der Welt. Na ja, Münster ist mittlerweile vor allem laut, voll und teuer.
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Die Deutsche Bahn hat uns wieder alles geboten: technische Defekte, die unsere Abfahrt verzögerten, einen dementsprechend verpassten Anschlusszug, einen uralten Ersatzzug, einen Zugführer, der die Durchsage nutzte, seinem Frust Luft zu verschaffen und dadurch unsere volle Empathie bekam und schließlich eine friedliche Heimreise in einem Abteil mit angenehmen Menschen.
Der gewohnheitsmäßige Ärger über die gewohnheitsmäßigen Unzulänglichkeiten der Deutschen Bahn bringt nur schlechte Stimmung. Stattdessen die Unwägbarkeiten einer Reise mit dem Zug willig und mit Neugier anzunehmen kann zu spannenden neuen Erfahrungen führen.
Jetzt bin ich wieder zu Hause und verdaue alles Erlebte.
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