Mittwoch, 13. August 2014

Sommer

DSC07311
Was für ein Sommer: soviel Sonne, soviel Fülle und soviel Chaos. Meine Tochter, ihr Freund und meine Mutter berichteten von dem enormen Hochwasser, das Münster heimgesucht hat. Chaos im nahen Osten und in der Ukraine. Chaos herrschte auch in meinem Nachtdienst, allerdings nicht durch die Elemente sondern durch Menschen hervorgerufen.
Ich musste in den letzten Tagen wieder an die Aussage der Astrophysiker denken, daß wir Menschen Wissen über maximal 4% des Ganzen haben. Und das heißt ja noch nicht, daß wie diese 4% unter Kontrolle haben. Wie wär's dann also, den Versuch etwas unter unsere Kontrolle zu bringen, gleich ganz zu lassen?
DSC07319
Am vorletzten Wochenende war ich auf der Party, die mein Sohn zu seinem 40.Geburtstag machte. Tanzmäßig kam ich dieses Mal nicht auf meine Kosten. Dafür hatte ich einige sehr schöne Kontakte mit alten Bekannten, lernte neue Leute kennen und fühlte mich von den vielen jungen Leuten gut aufgenommen. Es gab auch anerkennende Worte von einigen, denen gefiel, wie entspannt mein erster Ex-Mann und ich miteinander umgingen.
Mitten in der Nacht gingen meine Tochter, ein Freund meines Ex-Mannes und ich im surrealistischen Ambiente eines Bonner Gewerbegebiet spazieren. Auf der Autofahrt zur Pary-Location hatten wir uns bereits einmal verirrt und auf dem Spaziergang ein zweites Mal. Zwei junge Frauen auf einem Balkon waren unsere Rettung: sie bemühten ihre Smartphones und Google-Maps, um uns den Weg zu weisen.

Katharina und Martin besuchten mich für eine Woche. Am Strand fanden wir ein schönes Labyrinth.
DSC07324

Mittwoch, 30. Juli 2014

Reclaiming

DSCN4557
Heute bin ich das erste Mal seit Jahren wieder in der Ostsee geschwommen. Den Vorschlag hatte Jan K. gemacht, mit dem ich mich zu einem Besuch am Platz des Schmoeler Hexensteins verabredet hatte. Es war schön, im Meer zu planschen und mich von den Wellen schaukeln zu lassen und die kühle Unterströmung an den Beinen zu fühlen.
Ich habe mich jetzt entschieden, mit dem Tango aufzuhören. Nach eineinhalb Jahren weiß ich, daß ich keine richtige Tanguera bin. Ich mag diesen Tanz gern ansehen, aber für mich selbst habe ich festgestellt, daß ich zuviel Zeit und Disziplin aufbringen müsste, um die Bewegungen in meinen Körper zu bekommen. Anders als der afrikanische Tanz scheint er keine Resonanz in meinen Körperzellen hervorzurufen. Und das eine Flow-Erlebnis, das ich Ende letzten Jahres hatte, ist in eineinhalb Jahren das einzige geblieben. Ich habe von Tänzern gehört, die jede Woche dreimal und mehr tanzen gehen und soviele Milongas wie möglich mitnehmen. Dafür fehlt mir aber der Ehrgeiz, ein sicheres Zeichen, das diese Sache nicht ganz meine ist.
Ich brauche die freie Form des Tanzens, die organisch aus dem Körper kommt, für die nicht geübt, geübt, geübt werden muss.

Ich liebe die englische Sprache und fühle mich in ihr ziemlich zu Hause. Mit einem Wort kann eine kurz und knapp Dinge ausdrücken, für die es im Deutschen viele Worte brauchte. Zum Beispiel das Verb to reclaim = zurückfordern, sich wieder zu eigen machen.
Das ist das, was ich auf vielen Ebenen mache. Auf der körperlichen, indem ich mit Hilfe meiner genialen Physiotherapeutin und meiner mir in langen Jahren angeeigneten guten Körperwahrnehmung meine Wirbelsäulenstatik neu ausrichte. Es hilft: meine Hände sind nur noch ganz selten für kurze Zeit etwas taub, mein Hohlkreuz ist nicht mehr so stark. Das Wichtigste ist Achtsamkeit für die eigenen eingefleischten Gewohnheiten.
Viele alte Gewohnheiten haben sich mal aus einer Lebensnotwendigkeit entwickelt, aber irgendwann stellen sie sich vielleicht als hinderlich heraus: Bewegungsmuster, die Art und Weise, wie wir unsere Augen benutzen, wie wir fühlen oder das Fühlen vermeiden, was wir als richtig oder falsch ansehen usw.
Was das mit Reclaiming zu tun hat? Sehr viel! Ich bin nämlich dabei, mir ganz allmählich die unvoreingenommene Wahrnehmung und die offenen Sinne eines Kindes wieder anzueignen. Wenn es so ist, wie die Astrophysiker sagen, daß wir nämlich höchstens vier Prozent vom Ganzen wissen, dann können wir uns auch ganz entspannt zurücklehnen und das Wunder des Lebens genießen. Das geschieht auch ohne unsere Versuche zu lenken und und den Überblick zu halten. Und alles scheint auf irgendeiner Ebene wichtig und richtig für das Große Ganze zu sein, alles scheint seine Aufgabe und seinen Sinn zu haben. Es scheint keine geradlinigen Wege zu irgendeinem Ziel zu geben und möglicherweise gibt es auch kein Ziel.
DSCN4560

Sonntag, 20. Juli 2014

Aussortieren

DSCN4548
Ein Mann aus meinem Bekanntenkreis war jahrzehntelang Geschäftsführer einer Firma. Er hat ein sehr hohes Gehalt bekommen und dafür mindestens 60 Stunden pro Woche gearbeitet. Jetzt hat es sich ergeben, daß er ein Jahr lang nicht arbeitet. Er erzählte mir von den ganz neuen Erfahrungen, die er macht, z.B. Einkaufen. Das hat sonst wohl immer seine Frau gemacht.
Er sagte mir aber auch, daß er überhaupt keine Langeweile habe und daß die viele unverplante Zeit für ihn einen enormen Zuwachs an Lebensqualität bedeutet.
Das kann ich sofort nachvollziehen, auch wenn ich keinen Managerjob mit einer 60-Stundenwoche mache.
Auch ich bin mal wieder dabei gründlich aufzuräumen: was will ich machen? Was ist mir wirklich wichtig?
Anlass war die Feststellung, daß mir kaum Zeit für spontane Unternehmungen bleibt. Ein Grund ist natürlich wie immer der Schichtdienst, der jedes zweite Wochenende und zwei bis vier Abende in der Woche belegt.
Dann gibt es einfach immer wieder interessante Sachen, die ich alle mitnehmen möchte und wichtig finde. Ruckzuck sind zwei weitere Abende besetzt für Tango und Pilates. Nun stelle ich fest, daß ein Abend für Tango nicht ausreicht, um diesen komplexen Tanz zu lernen, geschweige denn Flow-Erlebnisse zu bekommen.
Dann gibt es noch einige Dinge mehr, denen ich mich verpflichtet fühle.
Jetzt heißt es, wieder neu zu entscheiden, was mir wirklich wichtig ist. Soviel kann ich schon mal sagen: wirklich wichtig ist mir mehr denn je Zeit, Zeit zum träumen, zum einfach nur da sein, zum Besuch bekommen (so wie heute, als meine neue Imkerfreundin B. zum Kaffee vorbei kam).
Wenn ich mir diese Zeit nehme, dann geschieht es, daß die Ringelnatter vorbei kommt, daß die Pflanzen anfangen mit mir zu sprechen, daß Beziehung zu Menschen und den Wesen der mehr-als-menschlichen Welt möglich sind.
Aussortiert habe ich übrigens auch meine Mitgliedschaft im Godenetzwerk. Sie fühlte sich für mich nicht mehr stimmig an, wenn ich mich auch einigen der Frauen noch sehr verbunden fühle.
DSCN4561

Montag, 14. Juli 2014

Fußball

DSCN4522
Gestern morgen nach dem Nachtdienst hatte ich einen platten Hinterreifen. Sonntagmorgen um 6:30 mit unzulänglichem Werkzeug im Auto! Ich bin keine virtuose Reifenwechslerin, habe es aber einige Male gemacht. Mein Ex-Mann hat darauf bestanden, daß ich es kann und dafür bin ich ihm dankbar. Aber ich bekomme die Schrauben mit meinem Schraubenschlüssel nur auf, wenn ich ein Rohr als verlängerten Hebel darüber stülpe. Vermutlich liegt das Rohr in Kükelühn statt im Kofferraum, wo es sich lange befand.
Ich fuhr also mit plattem Reifen zu einer offenen Shell-Tankstelle, die damit wirbt, daß es hier Service gibt. Das heißt aber nur, daß jemand den Tank befüllt und die Scheiben wäscht und den Ölstand überprüft - alles Sachen, die ich prima selbst machen kann. Aber ein geeignetes Werkzeug für den Reifenwechsel hatte man nicht für mich. Ich fuhr zur nächsten Tankstelle und hatte Glück. Ein sehr freundlicher junger Mann erledigte die Arbeit für mich in wenigen Minuten und wollte noch nicht mal Geld dafür. Ich gab ihm trotzdem was.
Im platten Reifen steckte übrigens ein dicker Nagel. Das ist der dritte Platte innerhalb von sieben Jahren und nachdem ich davor mehr als zwanzig Jahre sowas nie erlebt habe, mache ich mir doch so meine Gedanken: Lag der Nagel einfach so auf der Straße oder wurde er mutwillig in das Gummi gestoßen?

Heute sah ich mit Patienten zusammen das Spiel Deutschland - Argentinien. Es hat mir Spaß gemacht und war sehr spannend. Ich fand auch, daß beide Mannschaften gut gespielt haben. Als das Tor für die deutsche Mannschaft fiel, habe ich mich gefreut und laut geschrieen. Und später hatte ich Freude an den ausgelassenen Tänzen der Spieler.
Das ist die eine Seite.
Die andere ist, daß ich überhaupt keine Patriotin bin und null Nationalstolz kenne, wie ich ihn auf meine Reisen z. B. in Frankreich erlebt habe (und dort unangenehm fand). Ich weiß, daß die FIFA ein übler korrupter Verein ist und daß die brasilianische Regierung für die WM die Favelas platt gemacht hat und daß dieser Berufsfußball ein einziges großes Geschäft ist.
Dennoch: ich mochte den Jungs gern zusehen und habe über das Stehaufmännchen Schweinsteiger gestaunt.

Ich möchte mal wieder für die großartige Zeitschrift Oya werben. In Ausgabe 27, Thema Verbundenheit, steht ein Interview mit dem vor kurzem verstorbenen Quantenphysiker Hans-Peter Dürr. Sehr spannend und berührend! Er beschreibt, wie sich seine Art über die Welt nachzudenken entwickelt hat: über seine Kindheit im Krieg, sein Studium bei Edward Teller, dem Erfinder der Wasserstoffbombe, seine Begegnung mit Hannah Arendt.
Zwei Zitate von ihm:
"Durch Kooperation von Unterschiedlichem komme ich auf ein höheres Niveau von Lebendigkeit. Dabei ist die Vielfalt eine entscheidende Kraft. Wir müssen auf das Zusammenspiel unterschiedlicher Talente achten, das erhöht unsere gemeinsame Gestaltungsfähigkeit. Ich will es mal drastisch formulieren: Unser Feind muss unser Verbündeter werden. Das müssen wir vor Augen haben, wenn wir uns vernetzen."
"Fehler sind unsere größten Lehrer! Darum dürfen wir keine Technik zulassen, die keine Fehler erlaubt, denn Fehler sind menschlich. Atomenergie, Genmanipulation, Nano-Technik, Fracking, Teersand, Patentierung lebender Organismen - alles Resultate alten Denkens, jeder Fehler kann hier verheerend sein."

In der zehnten Klasse bekamen wir eine Physiklehrer, der von der Waldorfschule kam. Ich hatte mich damals schon damit arrangiert, daß ich unfähig war, Mathe und Physik zu verstehen und schrieb im Unterricht unter der Bank Tagebuch. Dieser neue Lehrer akzeptierte mein "Ich kann das nicht" nicht und holte mich jede Stunde nach vorn. Ich musste elektrische Schaltkreise bauen und an die Tafel zeichnen. Er forderte mich und behandelte mich gleichzeitig mit Respekt. Und plötzlich erschloss sich für mich ein neues spannendes Feld: Elektrizität, Atomphysik, Astrophysik - ich ahnte, daß sie Möglichkeiten waren, in die geheimnisvollen Tiefen des Universums zu schauen.
Nach dem Abitur schrieb ich mich für Physik ein, aber schon in der ersten Vorlesung verstand ich nur Bahnhof. Im Gegensatz zu meinem nicht angetretenen Medizinstudium bedauere ich das manchmal.

Samstag, 12. Juli 2014

Beziehung

DSCN4533
Meine Mutter ist vierzig Jahre lang regelmäßig mit meinem Vater über Pfingsten in die Rhön gefahren. In diesem Jahr ging das nicht, weil mein Vater tot ist und sie die lange Autofahrt nicht mehr alleine machen will (was ich vernünftig finde).
Einer spontanen Idee folgend bin ich letzte Woche mit ihr für drei Tage verreist (Das ist das Gute am Schichtdienst: durch die Wochenend- und Nachtdienste habe ich immer mal wieder mehrere zusammenhängende Tage frei).
Wir hatten schönes Wetter und konnten so einiges unternehmen. Am schönsten war eine Wanderung über die bunten Wiesen des Heidelsteines: Türkenbund, Wolfseisenhut, Klappertopf, echtes Labkraut, kleine und große blaue Glockenblumen, Waldhyanzinthen, Heilziest und vieles mehr und alles war voller Bienen, Hummeln und anderer kleiner fliegender Wesen.
Bei dieser Wanderung ist mir noch mal deutlich geworden, von wem ich meine "Grundausbildung" in Pflanzenkunde bekommen habe: mein Opa und meine Mutter haben mir auf jedem Spaziergang die Namen der Pflanzen genannt. Durch die blühende Fülle wurde mir bewusst, wie verarmt unsere sogenannte Kultur-Landschaft ist. Wo die Landwirtschaft herrscht, gibt es keine Vielfalt mehr, kaum noch Nahrung für Insekten. Ich finde das schwer zu ertragen. Es scheint zu stimmen, daß die Sesshaftigkeit und der Beginn von Ackerbau und Viehzucht in der jüngeren Steinzeit auch der Beginn der Ausbeutung der Erde war.
Durch genaues Beobachten versuche ich in meinem Garten herauszufinden, was ich unterlassen kann: nicht nur um mir Arbeit zu ersparen, sondern auch um möglichst wenig zu stören.
Über allem steht mein Wunsch, mit allen Wesen auf gute Weise zusammenzuleben. Wie sehr wir ohnehin miteinander in Beziehung stehen, wurde mir noch mal durch das neue Buch von Stephen Buhner klar: Plant Intelligence and the Imaginal Realm. Alles, aber wirklich alles ist mit allem verbunden und es ist ganz und gar unmöglich mit dem linearen Verstand Zusammenhänge zu verstehen. Das heißt, daß wir kaum Ahnung von den Folgen unseres Handelns haben, wenn wir versuchen, sie zu berechnen.
DSCN4526
Vor einigen Tagen hatte ich eine ganz schöne Begegnung: ich saß im Garten und nahm in meinem rechten Gesichtsfeld eine Bewegung wahr. Eine große Ringelnatter schlängelte sich zielstrebig auf mich zu. Als sie vor meinen Füßen angekommen war, drehte sie ganz gemütlich eine Schleife, so daß ich sie in Ruhe betrachten konnte, und kroch dann in den Holzhaufen. Ich fühle mich sehr geehrt durch diesen unerwarteten Besuch.

Freitag, 13. Juni 2014

Wald

P6070343
Ich lese mal wieder in Gary Snyders Practice of the wild. Sehr angesprochen hat mich seine Schilderung eines Urwalds an der Westküste. Er sieht die uralten Bäume als die Urgroßeltern, die das Wissen von Jahrtausenden in sich tragen. Wenn ein Baum stirbt, wird er Nahrung für vielfältige Lebewesen. Der Prozess seines Verzehrtwerdens zieht sich über eine Zeitspanne hinweg, die der seines Werdens und Wachsens entspricht. Wie so etwas aussehen kann, habe ich im letzten Jahr in der Rhön erlebt.
Gary Snyder behauptet: wenn Menschen mit diesen langsamen Rhythmen mitgingen, könne es keine Ausbeutung unserer Lebensgrundlagen geben.
Das Langsamsein kommt mir sehr entgegen. Ich glaube, daß ich von Natur aus ein eher langsamer, bedächtiger Mensch bin. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, meine Zeit mit vielen Aktivitäten zuzustopfen, weil es mir halt notwendig erschien.
Wann immer es mir gelingt, aus dieser Selbstkonditionierung auszusteigen - und das geschieht schon sehr häufig - erweitert sich meine Wahrnehmung und das Genießen dessen, was ist: dann schaue ich mich nach dem Vogel um, den ich gerade zwitschern höre, dann richte ich mich öfter mal beim Hacken der Beete auf und sehe in den Himmel, dann nehme ich wahr, aus welcher Richtung der Wind kommt, dann geschieht es, daß die Pflanzen anfangen zu mir zu sprechen.
Auf diese bedächtige Weise habe ich heute auch die Sense geschwungen - ich will mir ja nicht wieder das Schlüsselbein aushebeln wie im letzten Jahr - und das ging gut und mühelos.
Natürlich leben wir in einer Kultur, die mit ungeheuer viel Zwang arbeitet und durch die Angst der Menschen aufrecht erhalten wird.
In einem Arbeitskreis, in dem es um Heilpflanzen geht, kam die Rede darauf, auf welche Weise die TeilnehmerInnen sich den Pflanzen nähern wollen. Der Fraktion, die das intuitive und achtsame Wahrnehmen üben will, standen die gegenüber, die vehement dafür fochten, daß möglichst viel Wissen über Heilwirkungen und Inhaltsstoffe in möglichst schneller Zeit ausgetauscht werden müsse, weil man nur so bei seinen Kunden oder Patientinnen landen könne.
Die Angst, die dahinter steht, verstehe ich. Dennoch sehe ich, daß diese Menschen im Begriff sind, ihre Seele zu verkaufen.
Das geschieht auf allen Ebenen: mir fällt seit einiger Zeit auf, daß sich die Qualität der Produkte der anthroposophischen Firma Weleda, die ich immer sehr geschätzt habe, verschlechtert hat. Außerdem gefällt mir die Art von Werbung, die sie neuerdings machen, überhaupt nicht mehr. Jetzt habe ich erfahren, daß sie kurz vor der Insolvenz standen und einen neuen Manager eingestellt haben.
Es muss verkauft werden, um jeden Preis!
Es wird Zeit, daß Geld wieder Tauschmittel und magische Substanz wird statt Lebenssinn!
DSCN4484
Rhabarbermarmelade - bedächtig hergestellt

Samstag, 7. Juni 2014

Besuche

DSCN4478
In den letzen Tagen hatte ich viel Besuch. A. kam zweimal vorbei und half mir im Garten, einfach weil sie Lust dazu hatte. Während sie Wildkräuter aus den Kartoffelbeeten entfernte und ich Kompost siebte und verteilte, dachte ich, wie gern ich diese Art von Zusammenarbeit mag: jede arbeitet für sich und dennoch ist da ein Gefühl von Gemeinsamkeit.
Gestern Nachmittag kam Jan Koberstein und brachte mir neues Infomaterial zum Schmoeler Hexenstein vorbei. Wir tranken Tee im Garten, schauten in die Landschaft und hatten ein interessantes Gespräch.
Heute kamen dann meine beiden Regionalgodenfreundinnen. Ich mag unsere etwa halbjährlichen Treffen sehr. Immer gibt es neue Anregungen und einen schönen ehrlichen Austausch. Außerdem macht es mir Spaß, sie mit Selbstgekochtem und -gebackenen zu bewirten.
Als ich äußerte, daß mein Sohn heute vierzig Jahre alt geworden ist und ich ihm noch gratulieren möchte, fand D., daß sie mir zur Geburt meines Sohnes gratulieren müsse. Lachend stießen wir mit Gänsewein darauf an.

Gestern schickte mir mein Sohn einen Link zu einer ARD-Sendung über eine junge Frau, Elisabeth Käsemann, die 1977 in Argentinien von der damaligen Videla-Diktatur verschleppt, massiv gefoltert, zigmal vergewaltigt und schließlich ermordet wurde (http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Das-M%C3%A4dchen-Was-geschah-mit-Elisabeth-/Das-Erste/Video?documentId=21712984&bcastId=799280).Sie hatte politische Arbeit in den Slums geleistet und das machte sie zur Feindin des argentinischen Staates.
Eine mit ihr befreundete Engländerin und eine Österreicherin, beide zur gleichen Zeit verschleppt und an denselben Ort gebracht, wurden nach Interventionen ihrer jeweiligen Regierungen freigelassen. Die deutsche Regierung hielt jedoch ein Eingreifen nicht für nötig. Man ging davon aus, daß sie Terroristin war und überließ sie gern der argentinischen Diktatur. Hatte man damals doch mit den RAF-Leuten schon genug Scherereien.
Besonders widerlich sind die Aussagen des damaligen deutschen Botschafters: null Unrechtsbewusstsein, er empfände keinerlei Bedauern, sie habe sich schließlich selbst in Gefahr gebracht, was hatte sie überhaupt in Argentinien zu suchen. Ekelerregend auch der damalige Außenminister Genscher, der es nicht fertigbrachte, den Journalisten zu diesem Fall Rede und Antwort zu stehen. Und absolut zum Kotzen Frau Hamm-Brücher, die ganz unverfroren zugab, daß sie im Untersuchungsausschuss zu dieser Angelegenheit natürlich nicht die Wahrheit gesagt habe: so sei es halt üblich gewesen. Kein Wort des Bedauerns, nichts!
Da habe ich richtige Hochachtung für den argentinischen Folterschergen, der seine Schuld eingestand und seine Reue ausdrückte.
Man hatte gute Beziehungen zur argentinischen Militär-Junta, die man auch mit Waffen belieferte.
Alles klar?! Bestätigt diese Geschichte doch mal wieder alle Urteile, die ich über Regierungen jeglicher Art habe, auch die sogenannten demokratischen. Ich sage nur: Guantanamo und Waterboarding!
Die Unterschiede zu Diktaturen sind lediglich graduell. Um das Wohl von Menschen geht es jedenfalls nicht. Auch heute lebt die deutsche Wirtschaft ganz erheblich von Waffenexporten in Länder, die ihr Volk versklaven.
Nebenbei bin ich beim Ansehen der Dokumentation den Verdacht nicht losgeworden, daß die Bundesregierung mehr für einen männlichen Staatsbürger getan hätte. Ich erinnere mich noch gut daran, daß politisch aktive Frauen in den 70er Jahren meist nicht für voll genommen wurden. Schließlich gehörte eine Frau an den Herd und hatte ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen, aber für sowas Wichtiges wie Politik hatte sie einfach nicht genug Hirnmasse. Ja, solche Texte habe ich damals gehört! Das war Mainstream-Denken!
DSCN4480

Donnerstag, 29. Mai 2014

Schwärmende Bienen haben...

...kein angestammtes Heim mehr, wie Perlentaucherin glaubt. Tatsächlich hat der Schwarmtrieb der Bienen etwas Geheimnisvolles.
Wenn eine oder mehrere neue Königinnen in einem Bienenvolk heranwachsen, zieht die alte Königin, die ja die Mutter aller Arbeiterinnen und vieler Drohnen eines Volkes ist, mit einem Teil ihrer Kinder aus. Das sieht dann wie eine große summende Wolke aus, die ihre Kreise zieht und schließlich als Schwarmtraube sich irgendwo sammelt. Von dort fliegen dann Spürbienen aus und suchen nach einem neuen Zuhause, wenn nicht eine Imkerin wie ich den Suchvorgang abkürzt, indem sie den Bienen eine neue Wohnung bietet.
Dieser Vorgang des Schwärmens hat bei mir zweimal stattgefunden, weil offensichtlich mehr als eine neue Königin von den Arbeiterinnen herangezogen worden ist. So kommt es, daß ich jetzt drei Völker betreue.
Manchmal scheint Platzmangel der Grund für das Heranziehen neuer Königinnen zu sein (denn ob eine Königin entsteht, ist keinesfalls dem Zufall überlassen, sondern entspringt offensichtlich einer Entscheidung des Bienenvolks), aber die Regel ist wohl, daß der Schwarmtrieb der Volksverjüngung dient.
Daß heute so wenige Menschen wissen, was Schwärmen bedeutet, liegt wohl daran, daß die meisten Imker das verhindern, indem sie die sogenannten Weiselzellen, in denen die neuen Königinnen heranwachsen, herausbrechen.
Schwärme einfangen macht halt Umstände, wie ich selbst gerade erfahren konnte!
DSCN4468

zurück

Aktuelle Beiträge

Ich ziehe um
https://hollesgarten.wordp ress.com/
Marie-Luise - 10. Mär, 12:06
Immer die gleiche Geschichte
Vorletztes Wochenende war ich mit I. in Flensburg....
Marie-Luise - 9. Mär, 23:24
Kummer
Meine liebe kleine Skadi ist tot. Sie ist nur drei...
Marie-Luise - 20. Feb, 21:12
Fluss
Ich hatte mir den Sonntag frei getauscht, um zum De...
Marie-Luise - 6. Feb, 17:01
Marienkirche
Am Sonntag besuchte mich M. und ich zeigte ihr unseren...
Marie-Luise - 31. Jan, 01:35

Suche

 


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren