Mittwoch, 30. Juli 2014

Reclaiming

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Heute bin ich das erste Mal seit Jahren wieder in der Ostsee geschwommen. Den Vorschlag hatte Jan K. gemacht, mit dem ich mich zu einem Besuch am Platz des Schmoeler Hexensteins verabredet hatte. Es war schön, im Meer zu planschen und mich von den Wellen schaukeln zu lassen und die kühle Unterströmung an den Beinen zu fühlen.
Ich habe mich jetzt entschieden, mit dem Tango aufzuhören. Nach eineinhalb Jahren weiß ich, daß ich keine richtige Tanguera bin. Ich mag diesen Tanz gern ansehen, aber für mich selbst habe ich festgestellt, daß ich zuviel Zeit und Disziplin aufbringen müsste, um die Bewegungen in meinen Körper zu bekommen. Anders als der afrikanische Tanz scheint er keine Resonanz in meinen Körperzellen hervorzurufen. Und das eine Flow-Erlebnis, das ich Ende letzten Jahres hatte, ist in eineinhalb Jahren das einzige geblieben. Ich habe von Tänzern gehört, die jede Woche dreimal und mehr tanzen gehen und soviele Milongas wie möglich mitnehmen. Dafür fehlt mir aber der Ehrgeiz, ein sicheres Zeichen, das diese Sache nicht ganz meine ist.
Ich brauche die freie Form des Tanzens, die organisch aus dem Körper kommt, für die nicht geübt, geübt, geübt werden muss.

Ich liebe die englische Sprache und fühle mich in ihr ziemlich zu Hause. Mit einem Wort kann eine kurz und knapp Dinge ausdrücken, für die es im Deutschen viele Worte brauchte. Zum Beispiel das Verb to reclaim = zurückfordern, sich wieder zu eigen machen.
Das ist das, was ich auf vielen Ebenen mache. Auf der körperlichen, indem ich mit Hilfe meiner genialen Physiotherapeutin und meiner mir in langen Jahren angeeigneten guten Körperwahrnehmung meine Wirbelsäulenstatik neu ausrichte. Es hilft: meine Hände sind nur noch ganz selten für kurze Zeit etwas taub, mein Hohlkreuz ist nicht mehr so stark. Das Wichtigste ist Achtsamkeit für die eigenen eingefleischten Gewohnheiten.
Viele alte Gewohnheiten haben sich mal aus einer Lebensnotwendigkeit entwickelt, aber irgendwann stellen sie sich vielleicht als hinderlich heraus: Bewegungsmuster, die Art und Weise, wie wir unsere Augen benutzen, wie wir fühlen oder das Fühlen vermeiden, was wir als richtig oder falsch ansehen usw.
Was das mit Reclaiming zu tun hat? Sehr viel! Ich bin nämlich dabei, mir ganz allmählich die unvoreingenommene Wahrnehmung und die offenen Sinne eines Kindes wieder anzueignen. Wenn es so ist, wie die Astrophysiker sagen, daß wir nämlich höchstens vier Prozent vom Ganzen wissen, dann können wir uns auch ganz entspannt zurücklehnen und das Wunder des Lebens genießen. Das geschieht auch ohne unsere Versuche zu lenken und und den Überblick zu halten. Und alles scheint auf irgendeiner Ebene wichtig und richtig für das Große Ganze zu sein, alles scheint seine Aufgabe und seinen Sinn zu haben. Es scheint keine geradlinigen Wege zu irgendeinem Ziel zu geben und möglicherweise gibt es auch kein Ziel.
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