Samstag, 12. Juli 2014

Beziehung

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Meine Mutter ist vierzig Jahre lang regelmäßig mit meinem Vater über Pfingsten in die Rhön gefahren. In diesem Jahr ging das nicht, weil mein Vater tot ist und sie die lange Autofahrt nicht mehr alleine machen will (was ich vernünftig finde).
Einer spontanen Idee folgend bin ich letzte Woche mit ihr für drei Tage verreist (Das ist das Gute am Schichtdienst: durch die Wochenend- und Nachtdienste habe ich immer mal wieder mehrere zusammenhängende Tage frei).
Wir hatten schönes Wetter und konnten so einiges unternehmen. Am schönsten war eine Wanderung über die bunten Wiesen des Heidelsteines: Türkenbund, Wolfseisenhut, Klappertopf, echtes Labkraut, kleine und große blaue Glockenblumen, Waldhyanzinthen, Heilziest und vieles mehr und alles war voller Bienen, Hummeln und anderer kleiner fliegender Wesen.
Bei dieser Wanderung ist mir noch mal deutlich geworden, von wem ich meine "Grundausbildung" in Pflanzenkunde bekommen habe: mein Opa und meine Mutter haben mir auf jedem Spaziergang die Namen der Pflanzen genannt. Durch die blühende Fülle wurde mir bewusst, wie verarmt unsere sogenannte Kultur-Landschaft ist. Wo die Landwirtschaft herrscht, gibt es keine Vielfalt mehr, kaum noch Nahrung für Insekten. Ich finde das schwer zu ertragen. Es scheint zu stimmen, daß die Sesshaftigkeit und der Beginn von Ackerbau und Viehzucht in der jüngeren Steinzeit auch der Beginn der Ausbeutung der Erde war.
Durch genaues Beobachten versuche ich in meinem Garten herauszufinden, was ich unterlassen kann: nicht nur um mir Arbeit zu ersparen, sondern auch um möglichst wenig zu stören.
Über allem steht mein Wunsch, mit allen Wesen auf gute Weise zusammenzuleben. Wie sehr wir ohnehin miteinander in Beziehung stehen, wurde mir noch mal durch das neue Buch von Stephen Buhner klar: Plant Intelligence and the Imaginal Realm. Alles, aber wirklich alles ist mit allem verbunden und es ist ganz und gar unmöglich mit dem linearen Verstand Zusammenhänge zu verstehen. Das heißt, daß wir kaum Ahnung von den Folgen unseres Handelns haben, wenn wir versuchen, sie zu berechnen.
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Vor einigen Tagen hatte ich eine ganz schöne Begegnung: ich saß im Garten und nahm in meinem rechten Gesichtsfeld eine Bewegung wahr. Eine große Ringelnatter schlängelte sich zielstrebig auf mich zu. Als sie vor meinen Füßen angekommen war, drehte sie ganz gemütlich eine Schleife, so daß ich sie in Ruhe betrachten konnte, und kroch dann in den Holzhaufen. Ich fühle mich sehr geehrt durch diesen unerwarteten Besuch.

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