Sonntag, 22. November 2015

Grenzen

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Jetzt ist der Winter gekommen: mit Sturm und Schnee. Skadi sitzt auf der Fensterbank und findet das Wetter nicht sonderlich attraktiv zum Rausgehen. Ich muss mich auch erst wieder dran gewöhnen. Im Garten gibt es ja noch viele blühende Pflanzen: Schlüsselblumen, Borretsch, Storchschnabel, Kapuzinerkresse, Ringelblumen...
Am Mittwoch hatte ich meinen zweiten Termin in Selent als Sprachpatin für Menschen aus dem Irak und aus Afghanistan. Donnerstag habe ich meinen Geburtstag in kleiner Runde am warmen Ofen mit leckerem Essen verbracht: gemütlich und gute Gespräche. Gestern war ich bei einer Nachbarin zu Kaffee und Kuchen eingeladen, heute kam A. zum Trommeln und schamanischem Reisen vorbei. Zwischendurch nähe ich Kopfkissenbezüge aus alten Bettbezügen, stricke Socken, lese. Gestern entfernte ich den Schwalbenkot von der Zwischendecke im Schuppen. Der kommt auf den Kompost, den ich noch aufsetzen muss. Das nenne ich ein gutes Leben. Danke auch allen, die mich mit Glückwunschkarten erfreut haben!

Zu den Anschlägen in Paris noch ein Nachtrag: mein Sohn machte darauf aufmerksam, daß kein Gebäude in den westlichen Ländern mit den Farben Malis, Nigerias oder anderer afrikanischer oder asiatischer Länder angestrahlt wird, wenn es dort einen Anschlag gegeben hat. Das spricht für sich: es zeigt die Geringschätzung für die Länder außerhalb des euro-amerikanischen Kulturkreises.
Es gibt eine lustige Seite: http://www.resceu.org/. Dort werden Afrikaner dazu aufgerufen, massenhaft nach Europa zu kommen, um uns Europäern das zu geben, was wir durch unser Wirtschaftssystem und unsere damit verknüpfte Lebensweise verloren haben: Liebe, Freude und die Fähigkeit zu teilen. Besonders das Video macht Spaß. Ich bin davon überzeugt, daß wir von diesen Menschen eine Menge lernen können: Lebensfreude, Muße und eine gewisse Unbeschwertheit, die hierzulande vielen nur noch unter Alkohol möglich ist.
Ohnehin: wem nützen eigentlich Landesgrenzen? Ich sage nicht, ich will keine Grenzen mehr. Meine persönlichen Grenzen sind mir wichtig: ich möchte nicht, daß Menschen ohne Aufforderung meine Wohnung betreten. Wenn ich Nein sage, möchte ich, daß das respektiert wird. Wenn einer mich beleidigt oder demütigt, verletzt er/sie meine persönlichen Grenzen.
Persönliche Grenzen machen Sinn und sind in der Regel flexibel. Aber Landesgrenzen? Um eine Kultur zu bewahren? Aber bitte: unsere sogenannte Kultur ist ein Mischmasch aus Altem und Neuem, aus unterschiedlichen Herkünften. Und was soll denn attraktiv an der Bewahrung des alten Muffs sein?
Es gibt ein schönes intelligentes Lied über Grenzen:
https://www.youtube.com/watch?v=MgpoE_2dWhY
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Montag, 16. November 2015

Shivas Lächeln

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Am Wochenende fuhr ich nach dem Frühdienst nach Flensburg zum Geburtstag meiner Tochter. Auf dem Weg zur Arbeit am frühen Morgen hatte ich aus dem Radio von den Anschlägen in Paris erfahren. Auf der Station lief den ganzen Vormittag N 24, wo die Geschehnisse in Endlosschleife gesendet wurden. Es erinnerte an den 11.9.
Meine Tochter und ihr Freund spielten mir ein Video des New Model Army-Songs Angry Planet vor. Hartes Video, das in sekundenkurzen Sequenzen die aktuellen menschengemachten Ekeligkeiten von Guantanamo bis zu aufgestapelten Rinderkadavern im Wechsel mit Vulkanausbrüchen, Tsunamis und Hurrikans zeigt. Zum Schluss lächelt ein dunkelkhäutiger Shiva in seliger Trance.
Da erfasst mich eine Ahnung, daß sich in dem Shiva-Archetyp etwas ausgedrückt, was ich gar nicht in Worte fassen kann. All diese Dinge, die Zerstörung, der Schmerz, das Nicht-Begreifen gehört genauso in die Welt wie die Schönheit und die Weite. Daß wir als Menschen die Fähigkeit haben, zutiefst destruktiv zu sein, ist nur ein Teil der Wahrheit. Es gibt einfach ganz viel, was wir nicht verstehen können. Das muss nicht schlimm sein. Vielleicht könnten wir besser leben, wenn wir akzeptierten, daß wir nur einen Bruchteil wissen und verstehen. Aber ich bin davon überzeugt, daß wir die Wahl haben, was wir tun oder lassen.

Francois Hollande hat der Öffentlichkeit mitgeteilt, Frankreich befinde sich im Krieg. Er stellte es so dar, daß der IS den Krieg begonnen habe. Ja, Frankreich ist im Krieg und zwar seit es sich an der Bombardierung Syriens beteiligt. Nicht falsch verstehen: was die Leute in Paris gemacht haben, finde ich entsetzlich und abscheulich. Und es ist die Antwort auf das Entsetzliche und Abscheuliche, was Frankreich in Syrien macht. Es gibt keinen guten Krieg.

Ich habe trotzdem einen schönen Tag in Flensburg gehabt. Die beiden haben mich durch die Stadt gelotst und mir neue Entdeckungen gezeigt. Im Dunkeln gingen wir in verwinkelte Höfe und einen öffentlichen Obstgarten mitten in der Stadt, durch das Kapitänsviertel, das mich mit seinen kleinen bunten Häuschen, den schmalen Gängen und den Stockrosen vor den Türen an Dänemark erinnerte. Und wir haben eine richtig gute Pizza gegessen, die Martin uns vom Italiener besorgte.
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Skadi hält nicht viel vom Lesen

Donnerstag, 12. November 2015

Erinnerung

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Das Foto stammt noch von Mallorca, aber auch hier sind frühlingshafte Temperaturen: im Garten blühen die Schlüsselblumen, die Stockrosen, die Ringelblumen und der Storchschnabel.

Der Tod von Helmut Schmidt hat Erinnerungen an die 70er Jahre wach gerufen: die RAF, der kalte Krieg, das ungemütliche Gefühl, in einem Überwachungsstaat zu leben (in der Süddeutschen Zeitung stand heute, daß Deutschland damals am Rande der Diktatur gestanden habe). Ich habe diese Zeit als kalt und bedrohlich erlebt. Dazu kam meine chaotische Ehe und meine Doppelt- und Dreifachbelastung durch Arbeit, Berufsausbildung und Kind.
Politisch konnte ich mit Helmut Schmidt nicht einverstanden sein: Nato-Doppelbeschluss, Pershing-Stationierung, seine Ignoranz gegenüber der Friedens- und Umweltbewegung. Aber ich muss zugeben, daß ich seine Scharfzüngigkeit mochte und daß er mir als Mann gefiel. Beeindruckt hat mich auch seine langjährige Ehe mit Loki. Er ist wohl fremdgegangen, aber irgendwie scheinen die beiden das doch gut miteinander hinbekommen zu haben. Na ja, ich stecke nicht drin und kenne die Opfer nicht, die dafür gebracht wurden, aber ich muss das doch anerkennen.
Diebische Freude hat es mir gemacht, wenn er bei diversen öffentlichen Auftritten sich mit völliger Selbstverständlichkeit über das Rauchverbot hinweg gesetzt hat. Ich habe ja auch noch die Zeit erlebt, wo in jeder Lebenslage geraucht wurde, auch im Krankenhaus auf der Station, sogar im Dienstzimmer und in der Küche. Das war so normal.
Helmut Schmidt und die Zigaretten gehörten einfach zusammen. Und das bis zum 96. Lebensjahr! Warum bekommt der eine Lungenkrebs und der andere nicht? Risikofaktoren sind offensichtlich nur die eine Seite.
Und er war zwar alt, gebrechlich und schwerhörig, aber er hatte bis zum Schluss einen sehr wachen Geist. Das habe ich gestern auf einem neueren YouTube-Video mit Bewunderung festgestellt.
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Diese Axt aus der Bronzezeit ist vor langer Zeit auf verschlungenen Wegen in meine Familie gekommen. Sie war wohl eher als Werkzeug, denn als Waffe gedacht. Wenn ich daran denke, welche Waffen die Menschheit heute hat, um sich gegenseitig umzubringen und Menschen zur Flucht zu zwingen, kann ich nur sagen: der Mensch kann nicht die Krone der Schöpfung sein (wozu braucht es die überhaupt?) und an seiner angeblich gegenüber anderen Tieren überragenden Intelligenz muss erheblich gezweifelt werden.

Freitag, 6. November 2015

Bio

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Wie irreführend die Bezeichnung "Bio" ist, zeigt die neue Oya mit dem Schwerpunkt Bioökonomie auf. Bioökonomie heißt der Forschungs-/Wirtschaftszweig, der sich mit der Veränderung des Lebendigen zur Profitmaximierung befasst. Dazu gehört auch die Gentechnik, das Geo-Engineering (also Wettermachen, künstlich hervorgerufene Vulkanausbrüche und Erdbeben, Sprit aus Mais und anderen Pflanzen und vieles mehr). Es ist nicht leicht zu lesen: so übermächtig scheinen diejenigen, denen es nur um die Ausbeutung alles Lebendigen geht. Sie argumentieren damit, daß man anders die wachsende Menschheit nicht satt kriegt. Aber bei Licht betrachtet zieht dieses Argument nicht: alle Maßnahmen der großen Konzerne, die angeblich den Menschen dienen sollten, haben bisher zu immer mehr Naturzerstörung, Landraub und Hunger geführt.
Ich zitiere mal einen klugen Satz von Franz-Theo Gottwald, der zusammen mit Anita Krätzer ein Buch zum Thema geschrieben hat: Irrweg Bioökonomie:

- Es ist eine Herausforderung, die intellektuelle Kränkung zuzulassen, dass uns als Menschen nur ein begrenztes Denkvermögen gegeben ist und wir als Teile eines Systems nie zu vollständigen Aussagen über das System als Ganzes kommen können. Für jegliches Wissen gilt der Vorbehalt, dass es vorläufig ist. Beim Einsatz von lang- und weitreichenden technischen Innovationen sollte daher das Prinzip der Vorsicht gelten. Das kränkt freilich die Omnipotenzfantasien von Politikern und Forschern gleichermaßen. Nach wie vor dominiert dort die Ansicht, "Probleme von heute können wir mit den Techniken von morgen lösen."

Die Wucht des alttestamentarischen Satzes "Macht euch die Erde untertan" wirkt fort. Ich behaupte, daß es letztendlich glücklicher macht, sich selbst als Teil des Großen lebendigen Ganzen zu erkennen, als Zelle im lebenden Organismus Kosmos, als Kind von Mutter Erde, als Schwester und Bruder von Wasser, Luft, Erde, Mineralien, Steinen, Pflanzen und den anderen Tieren. Denn die Überlegenheits- und Machbarkeitsphantasien der Forscher und Manager der Großkonzerne sowie der PolitikerInnen entspringen einem Hypernarzissmus. Narzissmus wird in der Psychologie eine seelische Störung genannt, die Größenideen mit Destruktivität vereint. Was der norwegische Amokläufer Anders Breivik im Kleinen gemacht hat, machen die ständig im Großen: Zerstörung der Lebensgrundlage von indigenen Völkern, Kriegsgeschehen in aller Welt, Vernichtung von gesundem Ackerboden durch vielfältige Gifte, Vernichtung von Arten, Vertreibung von Menschen aus Gebieten, in denen Bodenschätze entdeckt wurden usw. Wo man hinsieht: wir leben inmitten einer gewaltigen Vernichtungs-Kultur. Und wenn Angela Merkel auch sagt, die Flüchtlinge aus Syrien seien in Deutschland willkommen, andernfalls wäre es nicht ihr Land, dann darf doch nicht vergessen werden, daß sie auf der anderen Seite für Waffenlieferungen in gigantischem Ausmaß verantwortlich ist, durch die die Kriege im arabischen Raum erst möglich sind.

Außerdem werden wir nach allen Regeln der Kunst belogen und betrogen. VW ist das jüngste Beispiel. Da können die noch soviele ganzseitige Entschuldigungsanzeigen in den überregionalen Zeitungen schalten: ich glaube denen gar nichts mehr. Und die anderen Autofirmen sind mit Sicherheit auch keine Unschuldsengel.
Betrug auch an der Bio-Lebensmittelfront: aus der Oya erfuhr ich, daß die mit dem Naturland-Biosiegel versehenen Garnelen aus riesigen Aquakulturen aus Bangladesh stammen. Nun esse ich keine Garnelen, weil ich es schon immer pervers gefunden habe, diese Tiere aus fernen Erdteilen zu importieren. Ich habe vor vielen Jahren aufgehört Nordseekrabben zu essen. Meine Mutter brachte die früher vom Markt und brachte mir bei, sie aus den Schalen zu pulen. Mittlerweile werden sie mitsamt den Schalen nach Marokko oder sonstwohin geflogen, dort zu Hungerlöhnen ausgepult und zurück geflogen. Das geht natürlich nur mit Hilfe von Konservierungsstoffen. Aber ich trinke Kaffee und Tee und weiß da auch nicht, ob sie wirklich fair trade und bio sind.

Es gibt aber - den Schicksalsweberinnen sei Dank - auch Lichtblicke. Eine schöne und unterstützenswerte Sache möchte ich euch vorstellen: Olivenöl aus Griechenland, das direkt von den Bauern bestellt werden kann. Die haben kein Bio-Siegel (das wäre denen wohl viel zu teuer), aber lest selbst: http://www.lebensmittelkampagne.com/
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Montag, 19. Oktober 2015

Glyphosat

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Es geht um die Neuzulassung von Glyphosat. Auch auf Mallorca sind wir einem Schweinebauern begnet, der es großflächig über einen Grünstreifen vor seiner gemauerten Grundstückbegrenzung sprühte.
Die eine Seite verdächtigt Glyphosat als möglichen Krebsverursacher, die andere sieht dafür keine Anhaltspunkte. Es braucht keine große Phantasie zu wissen, daß die Lobbyisten wieder viel Geld ins Spiel gebracht haben, um die EU-Politiker davon zu überzeugen, daß es gut und richtig ist, große Flächen mit dem Zeug zu behandeln, das alles vegetabile Leben hässlich braun und tot werden lässt.
Ich brauche keine Risikobewertung, um Glyphosat kategorisch abzulehnen. Eigentlich wissen alle spätestens seit Beginn der sogenannten Chaos-Forschung: wenn du in ein System eingreifst, kommt es zu Veränderungen, die in ihrer Gesamtheit nicht vorherzusagen sind.
Wenn die Beikräuter auf einem Feld mit einem tödlichen Cocktail behandelt werden, hat das Auswirkungen auf alle lebenden Organismen in der Erde.
Man weiß das, das ist klar, auch und gerade bei Monsanto und Co.
Was können wir tun? Einfach nichts essen, was auf Glyphosat getränkten Feldern angebaut wird. Wir haben es wirklich in der Hand, diesen Dreck nicht zu uns zu nehmen. Und natürlich selbst im eigenen Garten auf solche Chemikalien zu verzichten.DSCN5037

Freitag, 16. Oktober 2015

Schietwetter

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Heute war ein komplett verregneter Tag. Auch Skadi fand, daß bei dem Wetter keine Katze vor die Tür gehen sollte. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, die restlichen Wildwuchsflecken mit der Sense zu mähen. Aber es war schnell klar: das Leben hatte anderes mit mir vor. Ich machte es mir schön zu Hause: Feuer im Ofen, türkisches Fladenbrot backen (ich habe ein neues Rezept, was mir schon einmal gut gelungen ist), lecker kochen, lesen, zwei Schürzen aus altem Leinenstoff nähen (sind noch nicht ganz fertig), Samen durchsieben und in Gläser füllen, zwischendurch im Schuppen sitzen und kaffeetrinkend in den Regen schauen, mit Skadi schmusen, ausgiebig mit Tochter und Mutter telefonieren, nach Selent fahren und das bestellte Fleisch für die Katze abholen. Ich hatte also einen Haushaltstag. Eigentlich mache ich diese Haushaltsdinge sehr gern. Es darf nur keinen Zeitdruck geben.
Früher hatte ich eine deutliche Verachtung für die Nur-Hausfrauen. Das muss ich jetzt mal korrigieren, denn eine Frau, die sich um den Haushalt kümmert mit allem, was ursprünglich dazu gehörte - eben auch das Nähen, Konservieren, die Versorgung der Tiere und des Gartens, der Familie sowieso - machte gesellschaftlich notwendige Arbeit. Dafür gab es weder Geld noch Anerkennung und im Laufe der Zeit stellte sich darüber hinaus zumindest in den Städten und den Kleinfamilien eine zunehmende Isolierung ein, die so viele Frauen unzufrieden machte. Das ist vielleicht einer der Gründe, warum schließlich auch Frauen selbst ihre eigene Arbeit nicht mehr wertschätzen konnten. Wie kann eine von den Männern aber Anerkennung erwarten, wenn sie den Wert ihrer eigenen Tätigkeiten nicht erkennt. Wichtiger vielleicht noch: wenn sie keine Freude an der Arbeit hat.
Überhaupt: Arbeit, die keinen Spaß macht, gehört abgeschafft!
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Abendhimmel auf Mallorca

Dienstag, 13. Oktober 2015

Magie

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Hallo Ganga, ja, der Wagen ist toll. Der hat schon eine mindestens einjährige Afrika-Reise hinter sich und wurde zu diesem Zweck vom Freund meines Sohnes umgebaut. Ich hatte ihn auf Mallorca ganz für mich allein, was für ein Luxus.
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Mein Sohn und die Hunde von P. und K.

Heute nach dem Duschen stellte ich fest, daß mein silbernes Pentagramm verschwunden ist. Ich glaube, es ist beim Sicherheitscheck auf dem Flughafen von Palma geblieben, wo ich allen Schmuck ablegen musste. Ohrringe, Armreifen und Ring habe ich wieder angelegt, die Kette offensichtlich nicht.
Das fühlt sich komisch an: seit etwa dreißig Jahren trage ich das Pentagramm. Es hatte eine auf der Rückseite versteckte Öse, die ich vor einigen Jahren reparieren lassen musste, da sie vom Tragen durchgescheuert war. Etwas Vergleichbares gibt es nicht mehr und die üblichen Pentagramme gefallen mir nicht. Es wird also keinen Ersatz geben.
In den 80er Jahren habe ich es in einem Laden in Bonn gekauft und zunächst als Statement getragen: ich bin eine Hexe. Damals habe ich mich zusammen mit einigen Freundinnen auf den Weg gemacht, Magie zu erforschen. Am besten gefällt mir übrigens nach wie vor die Definition von Starhawk, sinngemäß: Magie ist die Kunst, willentlich das Bewusstsein zu verändern.
Im Laufe der Jahre hat sich ein Bedeutungswandel ergeben: Der Fünfstern als Symbol für Mensch, für Universum, die vier Elemente und den Raum. Oft bin ich darauf angesprochen worden. Ein Mann wollte es tragen, um seine Bedeutung zu erforschen, möglicherweise auch, um mir dadurch näher zu kommen. Das war mir dann aber doch zu intim.
Und nun ist es weg und mein Hals ist nackt.
Es deutet einiges darauf hin, daß sich etwas Neues zeigen möchte. Der Verlust des Pentagramms scheint das zu bestätigen.
Die Herausforderung liegt für mich darin, daß ich den Raum offen halte für das Neue und ihn nicht gleich wieder voll packe, auch mir kein neues Ding um den Hals hänge.
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Mallorquinische Schweine

Ansonsten war ich den ganzen Tag mit Ankommen und Ofen einheizen beschäftigt. Es ist so kalt hier! Nachmittags stapelte ich Holz, da wurde mir endlich wärmer.

Montag, 12. Oktober 2015

Mallorca

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Meine Unterkunft

Heute bin ich von einer kurzen Reise nach Mallorca zurückgekommen. Mein Sohn hat mich eingeladen, mit ihm einen Freund und seine Familie in der Nähe von Sineu mitten auf der Insel zu besuchen.
Vor elf Jahren war ich mit meiner Mutter im Nordosten, in Estellencs, von wo aus wir die Küste und die wilden Berge erkundet haben.
Dieses Mal habe ich die landwirtschaftlich genutzte Ebene kennen gelernt. Von unserem Platz aus gab es einen gigantischen Ausblick auf die Tramuntana, das hohe Gebirge im Norden.
Mallorca ist sehr schön und ich verstehe, daß es so viele Menschen dahin zieht. Als ich die üppigen Tomaten-, Auberginen- und Paprikapflanzen im Garten von K. und P. bewunderte, dachte ich an meinen alten Traum, mit J. auf eine griechische Insel zu ziehen und dort Selbstversorgung zu praktizieren. Das war zu einer Zeit, in der ich unbedingt einmal im Jahr in den Süden musste, um Sonne zu tanken.
Störend fand ich die Flugzeuge, die im Minutentakt über das Grundstück flogen. Ich mag einfach keinen Maschinenlärm, von dem es in meinem beschaulichen Dorf leider auch mehr als genug gibt, auch an Sonntagen. Kaum einen scheint es noch zu interessieren, daß es klare Ruheregelungen gibt.
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Eine Flugkapitänin managte den Rückflug, den ich fast komplett verschlief, und Hamburg empfing mich mit klarem blauen Himmel und ziemlich kalt. Mein Auto stand im Parkhaus und wollte nicht anspringen. Ich rief den ADAC an und ging zurück in den Terminal, um mir die Wartezeit mit einem Kaffee zu verschönern, der mich tatsächlich für das üble Gebräu im Flieger entschädigte. Aus der Süddeutschen Zeitung erfuhr ich von dem grauenhaften Anschlag in Ankara. Willkommen zu Hause! Ich war tatsächlich für fünf Tage aus der Welt gefallen.
Dann rief mich der ADAC-Mensch an, der bereits im Parkhaus auf mich wartete.
Mein Auto war unschuldig: ich hatte die Innenbeleuchtung vergessen auszumachen und die Batterie war völlig leer. Ich war sehr dankbar, daß ich im ADAC bin, obwohl es bestimmt eine Menge gegen diesen Verein zu sagen gibt.
Jetzt bin ich wieder zu Hause, körperlich jedenfalls, und die Katze weicht mir nicht von der Seite.

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