Montag, 16. November 2015

Shivas Lächeln

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Am Wochenende fuhr ich nach dem Frühdienst nach Flensburg zum Geburtstag meiner Tochter. Auf dem Weg zur Arbeit am frühen Morgen hatte ich aus dem Radio von den Anschlägen in Paris erfahren. Auf der Station lief den ganzen Vormittag N 24, wo die Geschehnisse in Endlosschleife gesendet wurden. Es erinnerte an den 11.9.
Meine Tochter und ihr Freund spielten mir ein Video des New Model Army-Songs Angry Planet vor. Hartes Video, das in sekundenkurzen Sequenzen die aktuellen menschengemachten Ekeligkeiten von Guantanamo bis zu aufgestapelten Rinderkadavern im Wechsel mit Vulkanausbrüchen, Tsunamis und Hurrikans zeigt. Zum Schluss lächelt ein dunkelkhäutiger Shiva in seliger Trance.
Da erfasst mich eine Ahnung, daß sich in dem Shiva-Archetyp etwas ausgedrückt, was ich gar nicht in Worte fassen kann. All diese Dinge, die Zerstörung, der Schmerz, das Nicht-Begreifen gehört genauso in die Welt wie die Schönheit und die Weite. Daß wir als Menschen die Fähigkeit haben, zutiefst destruktiv zu sein, ist nur ein Teil der Wahrheit. Es gibt einfach ganz viel, was wir nicht verstehen können. Das muss nicht schlimm sein. Vielleicht könnten wir besser leben, wenn wir akzeptierten, daß wir nur einen Bruchteil wissen und verstehen. Aber ich bin davon überzeugt, daß wir die Wahl haben, was wir tun oder lassen.

Francois Hollande hat der Öffentlichkeit mitgeteilt, Frankreich befinde sich im Krieg. Er stellte es so dar, daß der IS den Krieg begonnen habe. Ja, Frankreich ist im Krieg und zwar seit es sich an der Bombardierung Syriens beteiligt. Nicht falsch verstehen: was die Leute in Paris gemacht haben, finde ich entsetzlich und abscheulich. Und es ist die Antwort auf das Entsetzliche und Abscheuliche, was Frankreich in Syrien macht. Es gibt keinen guten Krieg.

Ich habe trotzdem einen schönen Tag in Flensburg gehabt. Die beiden haben mich durch die Stadt gelotst und mir neue Entdeckungen gezeigt. Im Dunkeln gingen wir in verwinkelte Höfe und einen öffentlichen Obstgarten mitten in der Stadt, durch das Kapitänsviertel, das mich mit seinen kleinen bunten Häuschen, den schmalen Gängen und den Stockrosen vor den Türen an Dänemark erinnerte. Und wir haben eine richtig gute Pizza gegessen, die Martin uns vom Italiener besorgte.
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Skadi hält nicht viel vom Lesen

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