Sonntag, 29. Oktober 2017

Sturmgeister

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Letzte Nacht dauert mein Dienst wegen der Zeitumstellung eine Stunde länger, also 10,5 Stunden. Die ganze Nacht tobte der Sturm um die Klinik. Morgens auf dem Weg zum Auto stieg ich über abgebrochene Äste und watete in Laub. Auf der Straße an der Hörn lag ein Bauzaun. Kurz vor Zuhause lag ein Baum auf der Straße. Ich wendete und versuchte, über die wegen Straßenarbeiten seit zwei Wochen gesperrte Straße durch Selent nach Hause zu kommen. Als ich die erste Absperrung passiert hatte, stand ein Feuerwehrauto mit blinkendem Blaulicht mitten auf der Straße, dahinter waren Feuerwehrleute mit einem weiteren liegenden Baum beschäftigt.
Also erneut wenden und auf eine kleine Straße Richtung Martensrade fahren. Nach kurzer Zeit verriegelte auch hier ein liegender Baum den Weg. Wieder zurück auf die Bundesstraße Richtung Kiel, um im großen Bogen nach Hause zu fahren. Ich kam ziemlich weit, aber kurz hinter Stellböken kam mir ein Auto im Rückwärtsgang entgegen. Ich ahnte warum, stieg aber trotzdem aus. Der Fahrer des Wagens kam mir entgegen und brüllte durch das Tosen des Sturms, daß ein Baum auf der Straße läge. Allmählich spürte ich wachsende Verzweiflung: ich musste dringend aufs Klo und hatte große Sehnsucht nach meinem Bett. Rückwärtsgang und neuer Versuch über Marienhorst. Das ist eher ein Feldweg und ich mutete meinem kleinen Auto einiges zu, während ich über zertrümmerte Äste und durch wassergefüllte Schlaglöcher fuhr. Ich schaffte es bis auf die Landstraße. Da kam mir das Auto eines Mannes aus meinem Dorf entgegen. Große Erleichterung: wenn er rausgekommen war, würde ich reinkommen.
Zuhause war alles in Ordnung: die Bienen standen noch auf ihrem Platz, die Bäume sahen ziemlich entlaubt aus und Laub muss ich jetzt auch nicht mehr harken, weil der kosmische Laubbläser das schon erledigt hat. Durch das Brausen des Windes hörte ich die Sirenen heulen. Ich war in diesem Moment sehr dankbar für die freiwillige Feuerwehr. Überhaupt glaube ich, wenn es nicht soviele Menschen gäbe, die freiwillig und unentgeltlich arbeiten, würde alles zerbröseln.
Ich legte mich ins Bett und schlief, die Katze an meinen Bauch geschmiegt, tief und fest bis 14:00.
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Nachmittag - die Ruhe nach dem Sturm

Am Beispiel der Sommerzeit fällt mir etwas auf: sie wurde ja eingerichtet, weil man sich Einsparung von Energie davon versprach. Das hat sich nachweislich nicht erfüllt. Seitdem äußern sich jedes Jahr pünktlich im März und im Oktober irgendwelche Experten über den Unsinn der Zeitumstellung, den Schaden, den sie unserem Biorhythmus zufügt, den Stress, den die Bauern mit ihren Kühen und den veränderten Melkzeiten und Eltern mit kleinen Kindern haben. Letzteres kann ich bestätigen, und auch ich brauche im März immer eine ganze Zeit mich umzugewöhnen.
Jetzt könnte man ja meinen: wenn die Zeitumstellung nichts bringt und sogar schadet, kann man damit ja aufhören. Tut man aber nicht, warum auch immer. Man fährt fort mit dem schädlichen Verhalten. Das scheint in unserem Land (und sicher auch in anderen Ländern) ganz typisch zu sein. Es gibt soviel, was sich als schädlich herausgestellt hat, aber es wird einfach weiter gemacht. Ob das nun Glyphosat ist oder Massentierhaltung, der Bau von dicken SUVs mit enormem Spritverbrauch, die Anwendung von Antibiotika bei jedem harmlosen Infekt usw.
Und zu den Sturmgeistern, die immer häufiger wüten und toben, fällt mir der Song Angry Planet von New Model Army ein: https://www.youtube.com/watch?v=4IDH1MhktKQ
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Mittwoch, 25. Oktober 2017

In der Stadt

Ich habe leider erst kürzlich erfahren, daß mein Povider es sehr erschwert hat, Kommentare zu hinterlassen. Ich glaube, er hat gute Gründe dafür, aber natürlich finde ich es auch blöd. Ihr könnt mir natürlich Mails schreiben über die Adresse meiner Homepage www.hollesgarten.de.
Aber denkt an den Betreff, sonst landet alles im Spam-Ordner.
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Eine Woche Urlaub, der mit Besuchen ausgefüllt war: K. besuchte mich und machte sich dankenswerterweise im Garten nützlich. Dann fuhr ich für zwei Tage nach Bonn und schließlich nach Münster.
In Bonn fielen meine täglichen Routinen und meine gewohntes Tätigsein von mir ab und ich fand mich plötzlich mit unendlich viel Zeit zum auf der Terasse sitzen, mich über den kleinen Garten hinter dem großen alten Haus freuen, die Sonne auf dem Gesicht zu spüren, den lauten Spielen der leuchtendgrünen Halsbandsittiche zuzuschauen, die in den Städten am Rhein wild und frei leben.
Nichts-Tun, welch ein Luxus!
Abends gingen mein Sohn und ich ins Kino: die neue Verfilmung von Stephen Kings Es. Nicht schlecht und auf jeden Fall superspannend.
Nachts hatte ich ein sehr langes Gespräch mit S. Mitbewohner. Das gefiel mir gut, auch weil es schon lange nicht mehr vorgekommen ist, daß ich Nächte mit Genuss verquatscht habe.
In Bonn fand ich es übrigens auffallend laut: ständig hörte ich Martinshörner, das stetige Rauschen des Verkehrs und das Hämmer, Rasseln, Scheppern, Stampfen von den diversen Baustellen.
In Münster ging ich mit meiner Mutter zum Markt auf dem Domplatz. Leider vergaß ich völlig, der heiligen Barbara wie immer eine Kerze anzuzünden. Dafür kaufte ich bei Voilà Alpakawolle. Sie ist wirklich die beste und ich verstricke sie seit Jahrzehnten. Der Laden lohnt sich auch sonst für alle, die gern handarbeiten.
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Vorletzte Nacht hatte ich einen apokalyptischen Traum:
ich sah zusammen mit anderen Menschen vom Schuppen in meinem Garten aus einen riesigen Insektenschwarm heranziehen. Als sie ganz nah waren, erinnerten sie mich eher an Wespen oder Hornissen. Sie zogen endlos vor unseren Augen entlang. Ich hörte eine Stimme: "Es wird ungeheure Wassermassen geben." Und plötzlich wusste ich in diesem Traum, daß die menschliche Gattung untergehen wird.
Tagsüber drückte mir der Traum eine Weile auf die Stimmung. Er hatte sich so real angefühlt.
Nüchtern betrachtet kann eine auch sagen: nachdem wir so viele Gattungen ausgerottet haben und sogar die Insekten mittlerweile verschwinden, sind wir jetzt vielleicht mal an der Reihe.
Ich weiß nicht, was passiert und glaube auch nicht an ein festgelegtes Schicksal. Und es gibt so oft völlig unerwartete Wendungen.
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Samstag, 7. Oktober 2017

Zu Hause sein

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Indisches Springkraut - ein Segen für die Bienen!

I. hatte heute zum Gartentag geladen: Arbeiten, Lachen, Essen. Ich fuhr mit mäßiger Lust hin, da es wieder nach Dauerregen aussah. Aber es war dann lustig und eine schöne Idee von I.: zehn Frauen werkelten in dem wilden Garten unter Anleitung einer Gärtnerin herum, schafften viel, lachten viel und aßen anschließend die leckeren Quiches, Suppen und Kuchen, die I. für uns bereitet hat.
In der Permakultur wird so eine Aktion Permablitz genannt.
Allerdings ruinierten I. und ich beim Ästehäckseln den Shredder. Und unsere beherzten Reparaturversuche machten leider nichts besser.
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In der neuen Oya fand ich ein drittes Mal den Leitsatz der Zapatisten: Caminando preguntamos. Dreimal, das ist also jetzt wichtig.
Gefragt wird in diesem Heft nach Heimat. Was ist das überhaupt? Ich nehme den Faden gern auf und spinne ihn weiter:
Heimat ist für mich die Landschaft, in der ich lebe, der ich mich zugehörig fühle. Das sind auch die Landschaften meiner Kindheit, ganz besonders der Solling, deren Luft ich geatmet habe, deren wilden Wesen ich begegnet bin, deren Boden ich mit meinen Füßen berührt habe, deren Wasser ich getrunken habe.
Heimat kann nichts sein, was mir gehört, auch wenn ich von meinem Zuhause spreche. Es ist die Landschaft, der ich zuhörig bin, von der ich Teil bin gemeinsam mit all den anderen Wesenheiten, den sichtbaren und den unsichtbaren. Dazu gehören auch die Menschen und ihre Sprache.
Ich habe in meinem Leben schon einige Heimaten gehabt, Orte, die ihre Spuren in mir hinterlassen haben.
Zur Heimat gehören auch die Ahnen, die vor mir waren, die mir mein Dasein ermöglicht haben. Ahnen sind für mich nicht nur die menschlichen Vorfahren, sondern die Tiere, die Pflanzen, die Elemente, die elementaren Kräfte. Alle meine Verwandten!
Ich bin davon überzeugt, daß jeder Ort, jede Landschaft eine Seele hat, mit der immer eine Art von Kommunikation stattfindet, vielleicht in etwa das, was Ute Schiran KOREspondenz genannt hat.
Was Zuhause auch ausmacht, ist gute Nachbarschaft, wie ich sie hier immer wieder erlebe: vor einer Woche hat mein Nachbar T., der pilzkundig ist, mir eine große Portion Herbst- oder Totentrompeten geschenkt. Superlecker mit gewürfeltem Speck und Zwiebeln angebraten, mit Salz und Pfeffer gewürzt und einem Schuss Sahne verfeinert.
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Montag, 25. September 2017

Herbst

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Gestern feierte ich die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche. Früher war der Herbst meine Lieblingsjahreszeit. Ich finde immer noch, daß er etwas Mystisches hat mit seinem Nebel und den Spinnennetzen, auf denen der Morgentau glitzert. Die Schwalben sind seit einigen Tagen fort, es ist stiller geworden (wenn eine davon absieht, daß nachts die landwirtschaftlichen Maschinen mit ihren gleißendhellen Scheinwerfern unterwegs sind). Ich machte einen Gang durch den Wald, traf B. und hielt einen Schnack mit ihr, sammelte Kastanien vor ihrem Haus, denn ich will aus ihnen ein Waschmittel herstellen. Sie sind sozusagen die einheimischen Waschnüsse. Übrigens tun diejenigen, die indische Waschnüsse benutzen und meinen, daß sie damit ökologisch handeln, weder der Umwelt noch den Inder*innen einen Gefallen: Waschnüsse müssen nach Europa transportiert werden, per Flugzeug vermutlich. Und weil es hier mittlerweile eine große Nachfrage nach ihnen gibt, sind sie in Indien so teuer geworden, daß die dortige Bevölkerung sie nicht mehr bezahlen kann und stattdessen auf synthetische und unökologische Waschmittel zurückgreifen muss.
Ich suche schon länger nach einer Alternative zu Waschpulver, da in sämtlichen Bio-Waschmittel Palmöl enthalten ist, was auch alles andere als ökologisch ist.
B. war auch interessiert und bot mir gleich ihr Grundstück zum Sammeln an.
Abends machte ich ein kleines Feuer im Garten und saß da, während es dunkel wurde. Ich bedankte mich für all das, was ich in diesem Jahr ernten konnte - während ich es aufzählte, fiel mir auf, daß ich wirklich eine üppige Ernte hatte. Allein meine geliebten dicken Bohnen konnte ich mindestens fünf Mal essen. Nur Äpfel hat es nicht gegeben.
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Heini Staudinger schreibt im letzten GEA-Heft:
"Wir müssen viele Felder des Handwerks wieder zurückholen - denn wir verblöden und verdummen, weil wir selber immer weniger können. Handwerk und sinnvolle Arbeit sind die wertvollsten Herausforderungen des Alltags, an denen wir als Menschen reifen können."
Ja, daß wir verblöden, wenn wir unsere Hände nicht mehr benutzen und alle Schuhe und Kleidung in sogenannten Billiglohnländern fertigen lassen, glaube ich auch. Es gibt eine sehr enge Verbindung zwischen Händen und Gehirn. Außerdem ist es sehr befriedigend, Dinge selbst herzustellen. Dazu gehören auch die traditionellen Hausfrauenfertigkeiten: Kochen, Backen, Nähen, Stricken, Einkochen, Flicken, Weben, Spinnen. Und nebenbei sind viele davonTätigkeiten, bei denen eine so schön in Trance gehen kann. Und einige kann eine mit anderen zusammen machen. Als ich noch in Münster lebte, haben Freundinnen und ich Holunderbeeren gesammelt und dann in meiner Küche entsaftet. Riesenschweinerei und viel Spaß!
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Samstag, 23. September 2017

"Caminando preguntamos"...

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...ist das Motto der indigenen Zapatisten in Chiapas/Mexico, sinngemäß übersetzt heißt das: "Gehend stellen wir Fragen" oder "Fragend schreiten wir voran". Was für ein schöner Leitspruch. Die Zapatisten setzen seit vielen Jahrzehnten der mexikanischen Zentralregierung Widerstand entgegen. Es geht, wie bei allen Urvölkern, um das Recht auf Land, auf Selbstversorgung, auf Autonomie. Vor einigen Wochen wurde ich auf eine Hamburger Iniative aufmerksam, die Kaffee von den Plantagen der Zapatisten verkauft und sie auf diese Weise unterstützt: https://www.aroma-zapatista.de/start
Die finde ich so gut, daß ich gleich ein Probierpaket mit vier Sorten Expresso bei ihnen bestellt habe und eine davon ist nach dem obigen Motto benannt. Er schmeckt übrigens sehr gut, allerdings ist er nicht so kräftig wie meine gewohnte süditalienische Expressomischung aus Arabica- und Robustabohnen, da er nur Arabica enthält.
Als vor wenigen Tagen der GEA-Katalog der Waldviertlerleute ins Haus kam, erlebte ich eine Synchronizität: Darin wird unter der Überschrift Caminando preguntamos für eine neu gegründete Genossenschaft und damit für ein neues Wirtschaftsmodell geworben, das nicht dem Geld sondern dem Leben dient.
Caminando preguntamos könnte auch mein Lebensmotto sein: meinen Weg gehe ich, seit ich gehen kann, mit Schlenkern und scheinbaren Umwegen. Wohin es geht, weiß ich nicht. Einiges erschließt sich im Gehen, einiges erst im Rückblick, einiges möglicherweise niemals. Aber es geht immer um Lebendigkeit, für mich und für alle Wesen dieser Erde. Und ich höre nie auf zu fragen: nach den Erfahrungen der Anderen, nach neuen Möglichkeiten, Fragen richte ich auch an mein Herz: was willst du, wohin willst du? Und es rät mir oft anders als diejenigen, die als vernünftig gelten.
Und damit komme ich zu etwas, was in den letzten Tagen geradezu penetrant in mein Wahrnehmungsfeld gekommen ist: der Aufruf wählen zu gehen, unbedingt und auf jeden Fall und allein schon wegen der AfD (damit die nicht an die Macht kommen).
Wahrscheinlich wiederhole ich mich, wenn ich sage, daß Wahlen nichts bringen: wer hat denn heutzutage die Macht? Wer genau hinsieht, erkennt, es sind nicht die Regierungen, sondern die großen Wirtschaftskonzerne. Die Regierungen haben offensichtlich nur noch die Funktion ihnen den Weg zu ebnen.
Und wer jetzt damit argumentiert, daß wir es im Vergleich zu den Menschen in Afrika, in Asien, in den Ländern mit Diktatoren in der Regierung doch sehr gut haben und stolz auf die Möglichkeit zum Wählen sein könnten: Ja, wir haben es vergleichsweise gut, das bestreite ich gar nicht.
Das ändert aber nichts daran, daß sehr viele, wenn nicht die meisten von uns einer Art Massenhypnose unterliegen und nicht erkennen wollen/können/dürfen, daß unser relativer Reichtum auf dem Rücken der armen Menschen in anderen Erdteilen produziert wird: auf dem Rücken der Näherinnen in Bangladesh, auf dem Rücken der Afrikaner*innen in den Blumenfabriken und Coltanminen, die ihr Leben für einen Hungerlohn aufs Spiel setzen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und ein großer Teil des Reichtums kommt durch Waffenlieferungen an kriegführende Länder zustande. Ich sehe auf dem Heimweg von der Arbeit oft die neuen U-Boote, die in den Kieler Werften hergestellt und dann nach Israel, Saudi-Arabien und sonstwohin geliefert werden. Die Kriege, z. B. der im Jemen, werden also mit Billigung unserer gewählten Regierung geführt, denn die segnet die Waffenexporte ab. Daß es egal ist, welche Partei gewählt wird, weiß man seit der Schröder-Fischer-Regierung: da haben die Grünen plötzlich für den Jugoslawienkrieg gestimmt und damit ihre ursprünglichen pazifistischen Prinzipien auf einen Schlag über den Haufen geworfen.
Oder Griechenland: die Griechen, die Alexis Tsipras wählten, hatten doch gehofft, daß nun etwas Neues passiert. Und ich bin sicher, daß Alexis Tsipras das auch vorhatte. Aber er konnte es nicht, weil es immer und immer und immer nur um Geld geht, wenn es Politik heißt. Das ist die einzige Spielregel, und wer die nicht einhält, ist weg vom Fenster.
Ich werde gerade Zeugin, wie unser viel gerühmtes Gesundheitswesen zusammenbricht. Vor zwei Tagen hat der Postbote mir in einem sehr emotionalen Ausbruch erzählt, wie bei der Post alles zusammenbricht. All das geschieht, weil alles dem Primat des Profits untergeordnet wird. Und die Regierungen spielen bei diesem üblen Spiel mit. Sie können offensichtlich gar nicht anders.
Ja, es muss sich was verändern, weil es immer schmerzhafter wird, sich anzusehen, was geschieht. Aber es sind nicht die Regierungen, die Veränderungen herbeiführen.
Übrigens: wenn ich morgen wählen gehen sollte, dann käme für mich nur eine Partei in Frage, nämlich die Partei vom Satiriker Martin Sonneborn, weil die garantiert nicht in die Regierung kommen und auch gar nicht wollen, aber dafür sehr schön die Lage auf den Punkt bringen: https://www.youtube.com/watch?v=dAhahy7oJps
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Der verwunschene Garten von I.

Samstag, 16. September 2017

Korrektur zum 31.8.

Meine Tochter informierte mich darüber, daß ich in meinem Post über die sparsame Flensburger Wahlplakatierung Fake-News verbreitet habe. Das will ich natürlich nicht, deshalb hier die Richtigstellung: erstens hat Flensburg keinen Bürgermeister sondern eine Bürgermeisterin, zweitens stammt die Entscheidung von den versammelten etablierten Parteien der Stadt.

Mittwoch, 13. September 2017

Grenzen

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Es gibt ja dieses schöne Lied Grenzen von Dota: https://www.youtube.com/watch?v=MgpoE_2dWhY
Darin äußert sie ihr Befremden über Landesgrenzen, da wir doch alle Bürger*innen der einen Erde sind. Aber sie zeigt auch, daß es persönliche Grenzen gibt, die aufgezeigt und respektiert werden müssen.
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, ich bin im Laufe meines Lebens ganz gut geworden im Grenzensetzen. In meiner Geschichte mit Männern habe ich das zum Beispiel durch diverse schlechte Erfahrungen gelernt. Ich denke an den alten und blöden Spruch: Wer A sagt muss auch B sagen.
Nee, muss er/sie nicht. Wenn ich freundlich zu einem Mann bin, heißt das noch lange nicht, daß ich etwas von ihm will.
Aber das gilt natürlich für alle Bereiche. In der Arbeit mit Geflüchteten habe ich ab und zu mit großer Bedürftigkeit zu tun. Ich muss dann sehr klar sagen - oft auch mehrmals: über die Zeit hinaus, die ich für euch da bin, geht bei mir nichts. Mir macht die sichtbare Enttäuschung der Menschen dann manchmal zu schaffen. Aber ich kann und will nicht alle Bedürfnisse abdecken.

In den Krankenhäusern zeigt sich mittlerweile zunehmend dramatisch der seit vielen Jahren prognostizierte Mangel an Pflegekräften. Stationen werden geschlossen, da es an Personal fehlt. So auch in der Klinik, in der ich arbeite. Seit ca. zwei Wochen arbeite ich jetzt auf unterschiedlichen Stationen, während meine eigene leer und verwaist ist. In den Kieler Nachrichten las ich neulich zum Thema Pflegemangel: Die Politik ist ratlos.
Da kann ich nur sagen: Ihr Politiker, redet doch mal mit dem Pflegepersonal statt mit irgendwelchen Anzugträgern aus den Vorständen. Ich bin sicher, daß es dann den einen oder anderen Rat gäbe. Ich will gar nicht wieder mit der Bezahlung anfangen, obwohl die natürlich auch ein Thema sein könnte.
Neulich las ich in einer auf der Station herumliegenden Pflegezeitschrift einen Artikel über die gesunde Gestaltung des ungesunden Schichtdienstes. Die Schreiberin hatte offensichtlich nie in ihrem Leben Schichtdienst gemacht, denn ihre Vorschläge waren völlig realitätsfern. Z. B. ein Ausschlaftag nach dem Nachtdienst. Ich arbeite in Blöcken von vier aufeinander folgenden Nächten. Da komme ich mit einem Ausschlaftag nicht aus. Früher hatten wir eine Woche Nachtdienst, anschließend eine Woche frei. Das ist angemessen. Sie forderte auch einen freien Abend in der Woche. Bitte? Schichtdienste sind per se schon familienfeindlich und ein Hindernis für ein normales soziales Leben. Ein freier Abend in der Woche? Dann kann eine sich gleich ganz von Kind und Kegel und dem gesamten Freundeskreis verabschieden.
Ich arbeite seit 1975 überwiegend im Schichtdienst. In den 80er und 90er Jahren war das noch erträglich. Die Nachtdienste waren sehr lang, dafür fing der Frühdienst nicht vor 7:00 an und der Spätdienst hörte nicht nach 20:00 auf. Ich war in dieser Zeit zehn Jahre lang alleinerziehend und hatte das Glück, eine Tagesmutter für meine Tochter zu haben, die meine Dienste klaglos mitmachte, wofür ich ihr ewig dankbar sein werde. An den Dienstwochenden sprangen meine Eltern ein. Auch ihnen sei Dank!
Bei den heutigen Dienstzeiten wäre mir das nicht mehr möglich. Was soll ich mit einem Kind, wenn ich zum Frühdienst um 4:00 aufstehen muss und nach dem Spätdienst frühestens um 22:00 zu Hause bin.
Wenn Eltern in der Pflege arbeiten und Kinder haben, wie einige meiner Kolleg*innen, sehen sie sich oft tagelang kaum. Sie geben sich nur die Klinke in die Hand, damit immer einer für die Kinder da sein kann.
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Heute wachte ich nach einem Traum von der geschlossenen Station auf, auf der ich gestern arbeitete und hörte den strömenden Regen. Das schlug mir auf die Stimmung. Aber als ich rausging, sprang mir eine sich gerade auseinander faltende Stechapfelblüte ins Auge. Ich habe diese Pflanze von einer Teilnehmerin meines letzten Kräuterkurses geschenkt bekommen (Danke noch einmal, J.!) und hatte längst nicht mehr mit Blüten gerechnet.
Und die Herbstzeitlosen fangen an zu blühen. Also gibt es auch bei ungemütlichsten Wetter Grund zur Freude.
Ich nutzte dann die Zeit, um endlich mal das Wohnzimmer bis in den letzten Winkel zu entstauben und hörte dabei schöne Musik. Dabei entdeckte ich, daß eine von den Mäusen, die Skadi in die Wohnung gebracht hatte, sich hungrig über zwei meiner Fotoalben hergemacht hat.

Mittwoch, 6. September 2017

Traum

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Von meinem nächtlichen Traum ist mir nur noch die letzte Szene in Erinnerung geblieben:
ich sehe auf eine nebelverhangene Landschaft. Nach und nach erkenne ich durch die Lücken im Nebel Berge und Täler, größtenteils bewachsen mit Buchenwäldern. Irgendwie erinnerte die Landschaft an die Rhön, aber es fehlten die Weideflächen mit den Kühen und Schafen an den Hängen und es gab keine menschlichen Spuren.
War es ein Bild aus der Vergangenheit, als Europa noch ein einziges zusammenhängendes Waldgebiet war? Oder aus einer zukünftigen Zeit ohne Menschen?
Wie auch immer: ich wachte mit einem Gefühl des Friedens und der Freude auf. Ich bin mit den Wäldern des Deisters bei Hannover, des Harzes, des Sollings und des Reinhardswald aufgewachsen. Im Wald zu sein macht mich glücklich. Wenn ich Land hätte, würde ich es sich selbst überlassen und innerhalb weniger als einer Generation wüchse da wieder Wald.
Der grüne schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Habeck setzt auf Biogas. Das bedeutet Mais, Mais und noch mal Mais in der Landschaft. Mais bedeutet aber auch Verlust der Artenvielfalt, speziell der Wildpflanzen. Das bedeutet noch weniger Insekten, noch weniger Vögel. Und es bedeutet auch Humusschwund, Bodenverdichtung und Ackergifte.
Es gibt keine Partei, die ich wählen kann. Ich kann nur ein ganz großes Kreuz über den ganzen Wahlzettel machen. Gefallen hat mir aber, wie Sahra Wagenknecht Frau Weidel von der AfD abgebügelt hat, nachdem letzere sich ziemlich platt bei ihr einzuschleimen versuchte, sie sei die einzig vernünftige Person bei den Linken. Sahra Wagenknecht erwiderte ganz trocken: "Ach Frau Weidel, Ihr Lob können Sie sich sparen..." Ich mag Leute, die sich nicht von schönen Worten korrumpieren lassen.
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In der letzten Brennstoff gab es Fotos von der G20-Performance 1000 Gestalten. Die haben mich in der Tiefe angesprochen. Ich hatte davon vorher nur ganz wenig mitbekommen, die Berichterstattung hatte sich ja überwiegend auf den Krieg in den Straßen von Altona und Schanze konzentriert. Ich habe mir dann die Website der Initiatoren dieser Aktion und die Videos angesehen. Das ist für mich politische Kunst! Ganz großartig und sehr berührend: https://1000gestalten.de/die-aktion/
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