Mittwoch, 10. Oktober 2012

Selbstversorgung

HTuNG-2012-024
Gestern sah ich ein Video über den Selbstversorger Gottfried Stollwerk, der im Osnabrücker Land auf einem alten Hof mit einigen Tieren zusammen und unter einfachsten Umständen lebt. Er ist absolut kompromisslos, sagt z.B.: "Wenn ich kein Atomkraftwerk will, darf ich keinen Strom verbrauchen. Wenn ich lebendige Fische im Meer will, darf ich kein Abwasser produzieren." Wenn ich auch nicht so krass leben will wie er, hat mich dieser kleine Film doch sehr zum Nachdenken angeregt: es genügt eben nicht, von Atom- oder Kohlestrom auf Ökostrom umzusteigen. Wer macht sich schon Gedanken darüber, unter welchen Bedingungen Windräder produziert, transportiert, aufgestellt und gewartet werden? Wer denkt darüber nach, welche Rohstoffe der Erde für die Herstellung von Photovoltaikanlagen entrissen werden? Der Begriff der Zuvielisation, den ich zuerst in der Oya entdeckt und übernommen habe, drückt es kurz und knapp aus: wir produzieren, kaufen und verbrauchen zuviel.
Ich überlege immer wieder, wie ich noch mehr Strom einsparen könnte. Und das mache ich, nebenbei bemerkt, nicht mit Energiesparlampen, dieser gigantischen Volksverarschung!
Zurück zu Gottfried, der morgens seinen hageren Körper mit den schönen Arbeitsmuskeln in die Sonne hält und einen Gruß in die Landschaft jodelt, der mit drei Liter Wasser pro Tag auskommt und im Winter nur einen Raum mit Holz heizt, der selber schlachtet und das Fleisch für den Winter einkocht, der das Heu für seine Kühe mit der Hand mäht. Ab und zu fährt er mit dem Fahrrad nach Osnabrück zum Tangotanzen. Als ich ihn da mit seiner Freundin übers Parkett schwofen sah, wurde ich ganz neidisch: bemühe ich mich doch seit dem letzten Winter darum, Tango lernen zu dürfen. Aber leider fehlt mir bis jetzt der passenden Partner dafür.
Gottfrieds Freundin lebt auf dem gleichen Hof in einer eigenen Wohnung. Sie kann sich nicht für diese karge Lebensweise erwärmen und hat Strom und fließendes Wasser. Finde ich ideal: beide können nach ihrer Fasson glücklich sein und sich sehen, wenn sie Lust aufeinander haben. Die Besuchsehe ist ein für mich ziemlich attraktives Lebensmodell: keine ewigen Auseinandersetzungen um die Hausarbeit, keine Abhängigkeiten und größtmögliche Freiwilligkeit.
Angerührt hat mich die Szene, wo die beiden Kühe, natürlich mit Hörnern, vor Gottfried stehen. Das sieht so vertrauensvoll, so familiär aus.
Sehr inspiriert habe ich heute, nachdem ich aus dem Nachtdienst aufgetaucht bin, die Sense gedengelt, gemäht, einen riesigen Keil schnatternder Wildgänse und einen Regenbogen über dem Selenter See gesehen und mich des Lebens gefreut. Dann kam auch noch der zuverlässige Herr L. mit der ersten Fuhre Holz angefahren, als hätte er gehört, daß ich heute Morgen an ihn gedacht habe.
HTuNG-2012-027
Letzte Woche war Sabrina Gundert, eine junge Journalistin aus Kiel, bei mir und hat mich zu meinem Leben befragt. Sie arbeitet an einem Buchprojekt über spirituelle Frauen und ist auf mich durch meine Kräuterkursflyer gekommen. In ihrem Reisetagebuch beschreibt sie ihre Arbeit:
http://www.raumpionierin.de/?p=610
Jutta (Gast) - 14. Okt, 22:53

Tango

Ich bin immer wieder auf sehr freudige Weise erstaunt, wie häufig in deinem Blog Themen auftauchen, die mich selbst zur gleichen Zeit beschäftigen. Ich komme gerade von einer wunderschönen und erfüllten Woche in der Protzer Mühle zurück, die ab nächsten Monat meine neue Heimat sein wird. Und dort habe ich jetzt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Tango getanzt, etwas, das ich schon länger vermisst habe, wofür es aber hier in Ostfriesland für mich ohne Auto keine Gelegenheit gab. Und wie es der Zufall will, habe ich gerade heute noch einer Tangotänzerin aus Oldenburg, die mich auf der Rückfahrt mitgenommen hat, von Gottfried erzählt, den ich vor Jahren beim Tangotanzen in Münster kennenlernen durfte und der mich mit seiner ungeheuren Präsenz und Energie auf der Tanzfläche immer sehr gefangen genommen hat.

Das Tangotanzen war und ist mir sehr wichtig, vor allem, weil ich es als einen sicheren und geschützten Raum empfinde, wo ich in der Rolle als Folgende männliche Dominanz zulassen kann. Das hat es mir ermöglicht, einen Aspekt von Weiblichkeit in mir zu entdecken, den ich im Alltag eigentlich immer unterdrücke. Und auch die körperliche Berührung ohne irgendeine über die Tanzfläche hinausgehende Verpflichtung tut mir gut.

Alchemilla (Gast) - 21. Okt, 12:45

Seit langer Zeit lese ich von Herzen gern hier und sende einen lieben Gruß aus Berlin. Viele deiner Beiträge sind sehr inspirierend und regen zum weiteren denken an. Einige Dinge verbinden uns - auch wenn du schon so viel weiter bist. Ich stecke noch mittendrin im Alltag als berufstätige Mutter von zwei schulpflichtigen Söhnen. Oft werde ich belächelt für Werte, welche ich durch Vorleben meinen Söhnen vermittle, die Wunder des Lebens, Magie und die Achtung und Wertschätzung aller Lebewesen und Mutter Erde. Und so hege ich meinen Kräutergarten, backe selbst angesetztes Sauerteigbrot und zaubere magische Dinge mit meinen Händen und Herzen. Ich freue mich auf viele weitere Berichte von dir.

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