Dienstag, 26. April 2016

April

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So sah es am Wochenende aus...
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...und so heute Morgen nach dem Aufstehen

Was macht eine an einem Tag, an dem es abwechselnd regnet und schneit und graupelt? Ich fuhr erst mal ganz früh nach Kiel zu meiner großartigen Friseurin, die mir freundlicherweise vor der offiziellen Geschäftsöffnung einen Termin gegeben hatte (ich hätte sonst bis nach ihrem Urlaub Anfang Juni warten müssen). Ich landete im Stau, na klar: Baustelle auf der B 76. Nach dem Haareschneiden holte ich mir eine Süddeutsche. Das Wechselgeld fiel mir aus der Hand und unter den Tresen. Als ich schon wieder auf der Straße war, kam der Ladeninhaber mit der Süddeutschen hinter mir her: "Wollen Sie Ihre Zeitung nicht?" "Heute ist nicht mein Tag", sagte ich. Ein Mann mit einem Pappbecher in der Hand kam aus dem Laden und sagte: "Meiner auch nicht." Dann lachten wir erst mal alle drei.
Ich ging ins Bakeliet an der Möllingstraße/Ecke Stiftstraße. Das Frühstück, das ich wollte, gab es nicht, da der Bäcker einen Unfall gehabt hatte. Ich bekam dann doch was zu Essen und vor allem sehr leckeren Kaffee. Dazu las ich die Süddeutsche: eine Seite zum 30. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern: an die Ratlosigkeit und den blinden Aktionismus, der in den Tagen nach Bekanntwerden des radioaktiven Fall-out begann.
Die Ratlosigkeit gab's dann erneut nach der Katastrophe von Fukushima. Und was haben die Menschen draus gelernt? Der deutsche Atomausstieg läuft überaus schleppend, und in der Ukraine, dem Kernland des ersten Super-GAU, sollen zwei neue Reaktoren ans Netz. Das charmant-morbide Ruinen-Ambiente des Bakeliet und die Gasmaske auf der Toilette passte gut zu dem Artikel.
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Dazu fällt mir ein: vor einigen Wochen im Nachtdienst erzählte mir ein junger Patient von dem riesigen Magmareservoir unter dem Yellowstone-Park in den USA. Wenn dieser Vulkan eines Tages ausbricht, rechnet man mit einer globalen Verdunkelung durch die Aschewolke und in Folge mit einer neuen Eiszeit, die Leben in weiten Teilen der Erde unmöglich machen könnte.
Während der Schilderung kam wie aus dem Nichts ein Satz in meinen Sinn: Etwas muss uns stoppen!
Ich glaube, daß dieser Satz stimmt: wir Menschen schaffen es offensichtlich nicht, uns selbst in unserer überaus nachhaltigen Destruktivität zu begrenzen. Also muss es von außen geschehen und vielleicht durch eine Katastrophe solchen gigantischen Ausmaßes wie der Untergang von Atlantis (so es ihn gegeben hat).
Zugegeben: ein Teil von mir wünscht sich das. Ein Teil wünscht sich, daß es anders möglich sein kann.
Es ist ja nicht damit getan, daß wir in Zukunft nur noch z. B. Bio konsumieren oder z. B. Elektroautos fahren. Wie man's dreht und wendet, es ist immer noch zuviel, mehr als die Erde hergibt.
Ein Freund fand etwas abfällige Worte über die Oya-Leute, die ja auch über solche Sachen berichten: sie hätten Angst vor dem Untergang.
Ich weiß nicht, ob sie Angst haben. Ich habe keine: wenn die Menschheit untergeht, so hat sie es verdient.
Mein Gefühl ist Schmerz: Schmerz wegen der Grausamkeit, der Unachtsamkeit, der Respektlosigkeit, der Entwurzelung der Menschheit, des Mangels an Liebe zum Lebendigen. Das ist es, was mich umtreibt.

Später ging ich ins Waschcenter, um dort den Küchenflickenteppich, der die Spuren von Skadis nächtlichen Mäuse-Tötungs-Orgien trug, einigermaßen fleckenfrei waschen zu lassen.
Und schließlich fuhr ich noch zur Wollwerkstatt in Hammer-
http://www.wollwerkstatt-kiel.de/-, den besten Wollladen, den ich kenne, und kaufte dort wunderschöne ökologische Schafwolle aus England für einen neuen Pullover, der laut Strickmuster den schönen Namen Dessine-moi un mouton (Zeichne mir ein Schaf aus Der kleine Prinz)trägt.
Heute Abend hatte ich ein sehr schönes Telefonat mit einem alten Imker aus dem Wendland, der über den Imkerverein seine Varroa-Behandlung mit potenzierter Oxalis (Sauerklee) bekannt gemacht hat. Er war früher Waldorfschullehrer, und wir fanden sofort eine Wellenlänge. Jetzt schickt er mir sein Präparat mit einer genauen Anleitung. Er legt ganz viel Wert darauf, daß die Varroamilbe nicht als Feind der Bienen und der Imker gesehen wird. Und da rennt er bei mir offene Türen ein: ich glaube, die Varroamilbe will uns etwas zeigen, was wir noch nicht verstanden haben.
Solche Menschen gibt es auch. Sie werden die Menschheit nicht retten, aber ich freue mich, daß ich mal wieder die Chance hatte, einen von ihnen kennen zu lernen.
Also, alles in allem war es doch mein Tag heute!

Dienstag, 19. April 2016

Tu nichts

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Der Gestaltungsprozess in der Permakultur erinnert mich an die Sechs Schritte der Heilung von Susun Weed.
Der erste Schritt ist Beobachten, nach Möglichkeit eine volle Vegetationsperiode einfach nur die Landschaft, das zu gestaltende Gelände mit allen Sinnen wahrnehmen. Welche Wesen leben hier? Welches ist die Hauptwindrichtung? Wie ändern sich im Laufe des Tages, der Jahreszeiten Licht und Schatten, der Sonnenlauf, der vorhandene Bewuchs? Mit der Zeit bekomme ich eine Beziehung zu dieser Landschaft und erfahre, wo es vielleicht Sinn macht gestaltend einzugreifen.
In meinem derzeitigen Garten habe ich anfangs Dinge gemacht, die ich mit der Do-nothing-Einstellung nicht gemacht hätte. So habe ich als erstes ein Kräuterbeet angelegt und mit Buchsbaum umpflanzt. Diese Stelle hat sehr lehmigen Boden, der nicht so ideal für Kräuter ist. Beim Pflanzen der Obstbäume bin ich auf sandigen Boden gestoßen. Das heißt, daß ich jetzt immer dafür sorgen muss, diese Bäumchen mit viel Kompost und Gründdüngung zu versorgen, damit sie genug Nahrung bekommen.
Einiges habe ich richtig gemacht: im Vorgarten sind die Gemüsebeete, dort ist der stickstoff- und humusreichste Boden. Der Kompostplatz ist in der hintersten Ecke, leicht beschattet und mit viel Wildnis drumherum.
Wenn ich mir Zeit nehme, die Landschaft mit ihren Eigenheiten wahrzunehmen, kann die Landschaft auch mich kennenlernen. So gehen wir eine Beziehung ein und können von einander erfahren, was wir brauchen und uns gegenseitig geben können.
Von Susun Weed habe ich gelernt, daß der erste Schritt der Heilung "Do nothing" heißt (Sie nennt ihn sogar Step 0). Es gibt ja Krankheiten, die zwingen eine dazu nichts zu tun, eine richtige Virus-Grippe etwa. Da ist eine für einige Tage völlig lahmgelegt und die Heilung kann sich einfach ereignen.
Tu nichts heißt nicht nach Heilungsmöglichkeiten googlen bis die Finger wund sind, sondern sich runterfahren, still werden, wahrnehmen, fühlen. Für mich bedeutet dieser erste Schritt das Annehmen der Krankheit/der Störung. Durch das Nichttun entsteht ein leerer Raum, in dem sich Heilung ereignen kann.
Ich habe bisher jede ernsthafte Erkrankung als Wandlungsgeschehen erfahren. Und jede hat mich in meiner Eigenmacht gestärkt und freier gemacht. So habe ich gelernt auf meinen Körper zu vertrauen: wenn er mir Schmerzen und Beschwerden macht, will er mir etwas mitteilen. Oder wie meine Tochter einmal sagte: "Der Körper ist dein Freund." So isses!
Na ja, manchmal ist es sicher auch gut, schnell zu handeln, etwa bei einem Herzinfarkt und Schlaganfall.
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Freitag, 15. April 2016

Lästern

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In ihrem Blog auf salamandra.de schreibt Luisa Francia am 7.4. sehr schön über ihre Neigung zum Lästern. Da hat sie mir aus der Seele gesprochen. Früher habe ich gern gelästert und das als Psychohygiene gesehen. Mittlerweile fühlt es sich oft schal an, wenn ich mal wieder feststelle, daß ich über Andere hergezogen habe. Eigentlich wollte ich damit schon längst aufgehört haben, aber es scheint sich um eine von diesen hartnäckigen Gewohnheiten zu handeln. Ich bin damit quasi aufgewachsen, ebenso wie mit dem Vielreden, das ich auch nicht mehr so genussvoll wie früher praktiziere, seit ich merke, wie anstrengend ich das bei anderen Menschen finde.
Heute wies mich A., mit der ich frühstückte und das Walpurgis-Ritual vorbereitete, darauf hin, daß ich ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt hatte wie das, was ich zuvor bei einer anderen Person kritisiert hatte. Ich musste ihr sofort Recht geben und schämte mich ein bisschen. Aber ich war auch dankbar für ihren Hinweis: nur so kann ich lernen.
Überhaupt finde ich Lernen eine feine Sache: ob das eine Sprache ist, die ich im Laufe der Zeit immer besser beherrsche, weil ich sie häufig benutze (ich spreche bei jeder Gelegenheit Englisch, lese häufig englische Bücher und fühle mich in dieser Sprache zu Hause). Ob es sich um Yoga, Imkern oder Permakultur handelt - es ist fein, mein Wissens- und Erfahrungsfeld zu erweitern. Das Leben bietet so viel Spannendes. Und besonders schön finde ich es, wenn mir plötzlich ein Licht nach dem anderen aufgeht und ich Zusammenhänge herstellen kann.
Und alles und jedes kann Lehrer und Lehrerin sein: die Bienen, die Pflanzen, das Wetter, Menschen (auch und gerade solche, mit denen es nicht ganz rund läuft), sich wiederholende Schwierigkeiten, Scheitern.
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Freitag, 8. April 2016

Wenn ich vom...

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... Reich der Lebendigkeit spreche, kann ich es genau so gut Reich der Liebe nennen. Das wurde mir beim Lesen meines neuen Buches über Bienen klar. Denn zeitgleich mit der wieder erwachten Lebendigkeit kam auch die Liebe wieder in mein Leben: in allen möglichen Formen, leidenschaftlich mit einem Mann, den ich damals kennenlernte, als radikales Einverstandensein mit mir selbst, als starke Zuneigung zu meinen Kindern, auch zu Patienten in der Klinik, als Liebe zu allem Irdischen. All meine Angst vor den Urteilen Anderer, die mich bis dahin immer begleitet hatte, war verschwunden, und ich schwamm im Leben wie ein Fisch im Wasser.
Das Buch heißt Bienen verstehen - der Weg durchs Nadelöhr und ist von Martin Ott, Martin Dettli und Philipp Rohner. Es sollte schon vor drei Jahren erscheinen, und dann hat es doch noch bis vor einigen Monaten gedauert.
Es ist ein ungewöhnliches Bienenbuch voller Analogien und philosophischer Betrachtungen, sehr schön geschrieben und mit außergewöhnlichen Fotos von Philipp Rohner. In einem Kapitel wird das Wirken der Arbeiterinnen im Umgang mit der Brut mit Liebe und Empathie gleichgesetzt. Das hat mich angesprochen. Ich sehe noch eine andere Analogie: indem die Bienen Blüten besuchen, sind sie wesentlich für die sexuelle Liebe der Pflanzen.
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Neulich hatte ich ein gutes Gespräch mit einem Apotheker in Kiel, bei dem ich Beinwellkraut kaufte. Beinwell gehört ja auf die Liste der Pflanzen, die mittlerweile als lebergefährdend dargestellt werden und vor denen eindringlich gewarnt wird. Für mich ist Beinwell allerdings seit Jahren eine der wichtigsten Heilpflanzen. Das Gespräch nun kam deshalb zustande, weil die PTA mir die große Menge von 250 g nicht verkaufen konnte, ohne ihren Chef um Erlaubnis zu fragen. Der stellte sich als sehr gut informiert heraus. Er sagte, es sei erstaunlich, wieviele seiner Kunden ohne Bedenken Medikamente zu sich nähmen, die viel stärkere Nebenwirkungen als Beinwell hätten und sich da als völlig beratungsresistent erwiesen.
Beinwell ist eine uralte und bewährte Heilpflanze, mit der man keinen Profit machen kann; das dürfte wohl einer der Gründe für die öffentliche Panikmache sein.
Es gibt zu denken, daß viele Menschen bereit sind, einer körperfremden chemischen Substanz zu vertrauen und dabei blind die Risiken in Kauf nehmen. Auf der einen Seite glauben viele, daß Heilpflanzen den Erzeugnissen der Pharmaindustrie in der Wirkung unterlegen sind, auf der anderen Seite werden immer mehr bewährte Pflanzen als gesundheitsgefährdend beschrieben.
Der Apotheker hat mir gut gefallen. Zum Schluss sagte er wohlwollend: "Sie sind ein mündiger Mensch, und ich bin überzeugt, daß Sie gute Erfahrungen mit Beinwell gemacht haben" und verkaufte mir die ganze Packung.
Ich komme gern wieder und wünsche ihm, mir und anderen Menschen, daß er so mutig weitermacht.

Freitag, 1. April 2016

Armenia

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Meine Tochter hat mich gefragt, wie ich zum Fan der Einstürzenden Neubauten geworden bin. Ich wusste zwar noch, daß das Ende 1986 bis Anfang 1987 geschehen ist, aber nicht mehr den genauen Auslöser. In Tagebuchaufzeichnungen aus dieser Zeit fand ich es nun genauer: in einer Zeit, als ich durch die Körpertherapie an einem ziemlich ungemütlichen Ort angekommen war und beklemmende Gefühle von Stauung und den verzweifelten Wunsch zu platzen hatte, hörte ich das Stück Armenia - https://www.youtube.com/watch?v=ixtUIcJOl0g.
Darin kommt der Satz vor: "Sind die Vulkane noch tätig? Bitte enttäusch mich nicht." Diese Worte waren eingebettet in ein unglaubliches Geräuschgewebe und wurde von markerschütterndem Geschrei begleitet. Es traf direkt in mein bedrängtes Inneres und schien etwas auszudrücken, für das ich noch keine Ausdrucksform hatte.
Kurze Zeit später hatte ich einen Traum, der die Wende ankündigte: ich sah, wie vor meinen Augen eine Felswand einstürzte und fühlte die Erschütterung durch meine Füße in meinen Körper eintreten. Danach änderte sich alles: ich fühlte mich plötzlich als körperliches Wesen, ich wurde mir meiner Sexualität bewusst wie nie zuvor, ich war begeistert vom Leben und ganz nebenbei änderte sich mein Denken radikal.
Ich habe immer gesagt, daß sich damals mein Leben um 180° gedreht hat. Im Rückblick finde ich das immer noch. Ich war plötzlich frei.
Das ist in Worten nicht wirklich zu beschreiben, auch wenn ich es oft versucht habe, weil ich anderen meine Begeisterung über das Unglaubliche, das mit mir geschehen war, mitteilen wollte. Aber meine unvollkommenen Beschreibungen und wohl auch die deutliche Veränderung, die andere an mir wahrnahmen, haben einige Menschen in meinem Umfeld ebenfalls zu meinem Therapeuten geführt. Es gab natürlich auch die Anderen, die es irgendwie befremdlich, verwerflich, peinlich fanden, daß ich Therapie machte. Das war mir egal, denn ich spürte in jeder Körperzelle, daß ich das Reich des Lebendigen betreten hatte und daß ich es nie wieder verlassen würde.
So war das, und bei allen Veränderungen, die ich seitdem erlebt habe, ist mir das Reich des Lebendigen geblieben und damit auch die Gewissheit, daß alles Wissen, jede Erfahrung durch den Körper gehen muss, um wirklich zu werden.
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Dienstag, 29. März 2016

Ostara...

...zeigt sich in den Krokussen, Balkan-Buschwindröschen und Osterglocken, die ich im Garten entdecke. Und es gibt wieder Löwenzahnblättchen und Giersch, die eine nicht mit der Lupe suchen muss. Täglich gibt es etwas Grünes im Essen und ich denke an Hildegard von Bingens Grünkraft, ein anderer Name für das Göttliche.
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Martin macht Fudge

Am Gründonnerstag bin ich nach Flensburg gefahren und bis Samstag geblieben. Wir haben einen schönen Friedwald zwischen Flensburg und Glückstadt gefunden, Geld ausgegeben, und vor allem haben wir geschlemmt! Martin hat am Karfreitag ein perfektes englisches Frühstück fabriziert, abends wurde gemeinsam gekocht, Samstagmorgen gab's es ein üppiges Frühstück im Café K. neben der Nikolaikirche, Martins Arbeitsplatz.
Katharina fühlt sich zur Zeit wie die Made im Speck. Wir haben gemeinsam festgestellt, wie gut es uns geht und wie schön wir es finden, daß wir das auch sehen können.
Ach ja, Martin hat ein traumhaftes Fudge mit karamellisierten Cashew-Kernen hergestellt, was wir auch noch verputzt haben.
Wir gingen die Nikolaikirche ansehen. Das Altarbild war verhängt - ach ja, das machen sie ja jedes Jahr an Karfreitag. Wie so oft in protestantischen Kirchen fehlten mir Bilder von Frauen. Der gekreuzigte Mann hing groß von der Decke. Leiden ist nicht mehr angesagt, möchte ich gern an eine Wand schreiben. War es jemals angesagt? Und wer kam auf die blöde Idee, daß Leiden die Eintrittskarte in den Himmel ist? Und warum eigentlich auf den Himmel warten statt das Paradies auf Erden zu genießen?
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Mittwoch, 23. März 2016

1. Weltkrieg

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Die Links unter Blätter lassen sich jetzt öffnen, bis auf www.bantam-mais.de. Gebt es am besten manuell ein.

Angeregt durch das Werk Lament von den Einstürzenden Neubauten, habe ich mich mit dem 1. Weltkrieg beschäftigt. Natürlich war der Thema im Geschichtsunterricht. Mein Lieblingsopa, der als ganz junger Mann an der Westfront war, erzählte Geschichten, die eher an einen Abenteuerurlaub denken ließen: er hatte das Privileg, als Kurier zu arbeiten und mit dem Fahrrad durch Frankreich zu fahren.
Mein anderer Opa hat ein halbes Bein im Krieg verloren. Ich kann mich an sein Holzbein erinnern, aber nicht an irgendwelche Geschichten. Er starb, bevor ich in die Schule kam.
Grabenkrieg, Giftgas, ausgelöschte Ortschaften, zerschossene Wälder, die nur noch aus toten Stümpfen bestehen, Massaker an der Zivilbevölkerung... zu diesen Stichworten habe ich Bilder gefunden und einmal mehr gedacht, daß Krieg nur das Werk von komplett Verrückten sein kann. Ich meine damit nicht die Soldaten, die ganz sicher durch das Kriegsgeschehen ver-rückt werden (sonst könnten sie nicht tun, was sie tun) - ich meine diejenigen, die Krieg beschließen und dann junge Männer (mittlerweile auch Frauen) losschicken, den Job für sie zu erledigen, während sie selber zu Hause in der Komfortzone bleiben. Die zwei Weltkriege haben ganze Generationen körperlich und seelisch verstümmelt, die Folgen haben sich in unseren Zellen eingeprägt.
"Die Mächtigen lieben den Krieg", singt Blixa Bargeld. Das ist wohl so, wenn man sich die Kriegsrhetorik anhört, ob es nun um den "totalen Krieg" oder den "War on terror" geht. Wobei letzerer den Terror erst hervorgebracht hat, den wir in Paris, Brüssel, Ankara erleben.
Man erzählt uns immer gern, daß Krieg leider zum Menschen dazu gehört. Das stimmt aber nicht: Krieg ist eine relativ neue Erfindung in der Geschichte der Menschheit. Erst die Einführung des Privateigentums an Teilen der Erde hat ihn hervorgebracht.
Und jeder Krieg hat neue noch widerlichere Waffen hervorgebracht.
Ich finde, es reicht jetzt!
Dieses Stück finde ich schön und auch ein bisschen hoffnungsvoll: https://www.youtube.com/watch?v=iC7CWIxT7Rk
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Donnerstag, 17. März 2016

Beziehung

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Unter dem Blätter-Button auf meiner Homepage finden sich neue Links! Und weil ich gern Platz schaffe, habe ich ein paar alte rausgenommen, die für mich nicht mehr aktuell sind.

Heute ergab sich auf dem Markt ein Gespräch mit dem Bio-Milchbauern, bei dem ich ab und zu Käse und Rindfleisch kaufe. Ich traf ihn vor dem Bäcker-Stand und so hatten wir ein wenig Zeit. Er erkundigte sich nach meinen Bienen und erzählte, daß er seine Kühe homöopathisch behandelt, wenn sie z. B. Euterentzündungen haben. Dafür hat er Fortbildungen besucht. Das sei ganz anders, als den Tieren mal eben ein Antibiotikum zu geben, denn homöopathische Behandlungen erfordern genaues Beobachten. "Es geht nur mit Beziehung", sagte er, "Beziehung ist unsere Religion." Dieser Satz hat mich begeistert.
Das Heilung nur mit Beziehung geht, weiß ich schon lange aus eigener Erfahrung. Wenn es dieses geheimnisvolle Band zwischen Arzt/Therapeutin und Patient/Klientin nicht gibt, kann es kaum funktionieren.
Aber daß einer Beziehung mit Religion gleich setzt - alle Achtung! Da scheint das uralte schamanische Weltbild wieder mal durch, das ich so sehr liebe: die Verbindung mit allen Wesen, mit dem Lebendigen. Da braucht es keinen Obergott, kein höheres Wesen, weil alles in allem enthalten ist, durch alles hindurchfließt, alles belebt, alles beseelt ist und kein Zweifel an unserer Verwandtschaft mit Stein, Pflanze, Pilz, Tier, mit Wind und Wetter, mit Erde, Sonne, Mond und Sternen besteht.
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