Samstag, 25. Juli 2015

Ausatmen

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Ich hatte einen Trojaner auf dem Rechner und kann z.Zt. nicht unter der Mail-Adresse info(at)hollesgarten.de erreicht werden. Ich habe es bis jetzt nicht geschafft, mein Postfach wieder frei zu schalten. Ich bin also am ehesten telefonisch zu erreichen.

Auch sonst war viel los: Besuch am letzten Wochenende von meinen Kindern und U., einem engen Freund von Norbert, der ihn auch bis zu seinem Tod begleitet hat. Es war gleichzeitig schön und anstrengend. Ich stelle fest, daß ich viel Gerede nicht mehr gut ertrage und mich dann häufig rausziehen muss. Das hält mir einen Spiegel vor: ich erzähle ja selbst viel und ausführlich. Das liegt übrigens in meiner Familie: auch mein Opa konnte Menschen in Trance reden. Jetzt versuche ich, mir das abzugewöhnen. Eine Kollegin hat Zweifel, daß es mir gelingt. Sie hält das viele Reden für ein Kennzeichen meines Charakters. Ich hoffe, daß sie unrecht hat, denn ich möchte die Geduld anderer Menschen nicht strapazieren. Andererseits hat sie mir aber auch gesagt, daß ich zuhören kann. Na, immerhin.
In den letzten Jahren habe ich glücklicherweise einige Male erfahren können, daß Schweigen und Zuhören zu tieferem Fühlen und Wahrnehmen führt.

Meine Tochter und ihr Freund sind umgezogen, was mit einigem Chaos verbunden war: der LKW war überladen, die Polizei hat die Weiterfahrt verhindert, und die Hälfte der Wohnungseinrichtung musste in Osnabrück wieder ausgeladen werden musste. Ärgerlich, weil Martins Vater, der den LKW gefahren hat, jetzt Punkte in Flensburg bekommt. Andererseits hat der Eingriff der Polizei vielleicht einen schlimmen Unfall verhindert. Ich bin davon überzeugt, daß jedes Unglück auch eine gute Seite haben kann und nichts umsonst geschieht.

Nach all den vollen Tagen ist jetzt ein wenig Zeit zu Ausatmen. Vor vielen Jahren habe ich in der Körpertherapie gelernt, daß Ausatmen ein aktiver Vorgang ist, Einatmen hingegen geschieht von selbst. Im übertragenen Sinne bedeutet das im Moment, Kontakte aufzugeben, die mir nicht mehr gut tun, Tätigkeiten zu beenden, die mir keine Freude mehr machen, letztlich einen leeren Raum in mir zu schaffen, in den etwas Frisches und Neues einziehen kann.
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Dienstag, 14. Juli 2015

Europa - Griechenland

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Nachdem die griechische Regierung quasi gezwungen wurde, die Forderungen der Gläubiger weitgehend zu akzeptieren, u. a. die Privatisierung von Staatseigentum, darf Griechenland jetzt in der europäischen Währungsunion bleiben.
Mir wird schlecht, wenn ich darüber nachdenke, wie die ganze Sache gelaufen ist. Ganz besonders ekelerregend und beschämend finde ich - ich wiederhole mich - das Verhalten von Schäuble: so arrogant, so anmaßend, so oberlehrerhaft gegenüber der griechischen Regierung! Da ich die Regierung, der er angehört, nicht gewählt habe, muss ich mich Göttin sei Dank auch nicht dafür schämen. Was wohl die wenigsten wissen (auch ich habe es erst über die Nachdenkseiten erfahren): Deutschland hat nach dem Krieg einen großen Teil seiner Schulden erlassen bekommen! Nur deshalb war das sogenannte Wirtschaftswunder unter Ludwig Erhard möglich!
Warum werden die Griechen so unglaublich streng behandelt? Die Vorgängerregierungen waren korrupt. Dennoch waren deren Verbrechen nicht vergleichbar mit denen von Nazi-Deutschland. Nein, es ist schon klar: eine linke Regierung muss in die Knie gezwungen werden.
Kein Respekt für diese Politiker aus Griechenland, stattdessen in den Medien noch dämliche Bemerkungen über ihren Kleidungsstil. Keine Verhandlungen auf Augenhöhe, stattdessen ein Verhalten, als habe man dumme Jungs vor sich. Ich hatte nie den Eindruck, es ging Schäuble und Co. um eine gute Lösung für das griechische Volk.
Ex-Minister Varoufakis hat Recht mit seiner Bemerkung, Schäuble sei der Zuchtmeister von Europa.

Andrerseits bin ich mir bewusst, daß jede Empörung über dieses entwürdigende Verhalten der Geldgeber und der ihnen ergebenen Medien, verschwendete Energie ist. Es war nicht anders zu erwarten.
Wahrscheinlich ist es Schäubles Karma (und das von Lagarde und wie sie alle heißen), so zu funktionieren. Und es scheint das griechische Karma zu sein, diese Entwicklung durchzumachen. Wer weiß, was daraus entstehen wird. Vielleicht fangen die Griechen an, sich mit Phantasie selbst zu helfen. Ansätze dafür gibt es ja bereits, wie ich in einer der letzen Oyas erfuhr, z.B. über selbstorganisierte kostenlose Sozialkliniken.
Menschen in meinem Umkreis, die vom Kapitalismus überzeugt sind und sich nichts anderes vorstellen können, bringen schon mal Sprüche wie: Was denn sonst? Planwirtschaft?
Gerne wird von diesem erbarmungslosen Wirtschaftssystem, das die Ressourcen der Erde nachhaltig zerstört und ein paar wenige superreich macht, während die Mehrheit immer ärmer wird, wie von einem Lebewesen geredet, etwa so: Der Kapitalismus hat sich noch immer wieder erholt.
In meinen Augen ist der Kapitalismus jedoch eine lebensbedrohliche systemische Krankheit, dem Krebs vergleichbar.
Hier noch mal der Link zu den Nachdenkseiten zum aktuelle Geschehen: http://www.nachdenkseiten.de/?p=26757#h01
Auch sehr interessant: https://www.woz.ch/1528/heisse-tage-in-athen/der-weg-zum-grossen-ochi
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Mittwoch, 8. Juli 2015

Reich der Fülle

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Ich möchte doch noch ein weiteres Zitat aus dem neuen Brennstoff bringen. Es stammt von Robert Pfaller, den ich schon mal in diesem Blog zitiert habe, und ist ursprünglich in den Salzburger Nachrichten am 30.12.2014 erschienen:

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Da werden durch eine Finanzkrise, die durch schwerwiegende Fehleinschätzungen neoliberaler Wirtschaftstheoretiker sowie der mit ihnen kollaborierenden Politiker verursacht wurde, in Europa Millionen Menschen arbeitslos, verlieren ihre Wohnungen, wenn nicht ihre gesamten Zukunftsperspektiven.
Und was tut die europäische Politik daraufhin? Tut sie alles, um diese Entwicklungen zu stoppen? Besinnt sie sich nun ihrer eigenen Machtmittel? Produziert sie etwa durch internationale Abkommen neue Mechanismen, um solchen Schäden in Zukunft zuvorzukommen und die bestehenden zu reparieren? Denkt sie vielleicht sogar einmal fantasievoll darüber nach, welche Möglichkeiten Politik besitzt, um sich nicht dauernd vor der "Nervosität der Märkte" zu ängstigen, sondern umgekehrt einmal wieder "den Märkten" (beziehungsweise deren Profiteuren) ein bisschen Angst zu machen, sofern diese keine andere Sprache verstehen? - Nein. Nichts von alledem. Stattdessen hat diese Politik nichts Dringenderes zu tun, als den Bürgerinnen und Bürgern - übrigens durchweg erwachsenen Menschen - etwa mit ekligen Abbildungen von nikotingeschädigten Lungen auf den Zigarettenpackungen mitzuteilen, dass Rauchen schädlich ist.

Ha, ich liebe diese klare Sprache, die kurz und knapp den ganzen Irrsinn unseres Wirtschaftssystem und seiner Zuarbeiter, den Politikern, aufdeckt.

Einige Menschen in meinem Umkreis reagieren irritiert auf Aussagen von mir, daß ich mich als Anarchistin sehe oder radikal bin. Anarchismus wird fälschlicherweise mit Ordnungslosigkeit übersetzt. Eine gar nicht so schlechte Definition findet sich auf Wikipedia. Anarchismus bezeichnet eine Denkrichtung, die Herrschaftslosigkeit will. Und radikal bedeutet schlicht "an die Wurzel gehend".

Hier ist der Link zu einem aufschlussreichen Artikel über die Lage in Griechenland, der auch aufzeigt, wem die Geldgeber in den letzten Jahren "geholfen" haben und wer auf eine für uns kaum vorstellbar bittere Weise bezahlt: https://www.woz.ch/1527/das-sterben-verhindern/helfen-wir-den-griechinnen
Beim Lesen kriegte ich mal wieder die Wut auf Schäuble, Merkel und Co. Ich hoffe, daß sich auch in Spanien und Portugal in Bälde Widerstand gegen die europäische Finanz- und Wirtschaftspolitik regt. So wie bisher darf es einfach nicht weitergehen.

Parallel zu meiner Anteilnahme an den Vorgängen in Griechenland und dem Strom der Flüchtlinge (ja, wir sollten sie bei uns aufnehmen und zwar in ganz Europa, denn wir sind reich und haben mit unserer Politik und unserem Wirtschaftssystem die Not in Afrika verursacht und tun es weiterhin), lebe ich im Reich der Fülle, ernte Johannisbeeren und Erdbeeren, koche Marmelade und geniesse den Sommer. Und wenn ich entspannt im Garten sitze, wird mir immer wieder deutlich, daß es in der Natur vorwiegend um Zusammen-Leben geht, nicht um Konkurrenz. Das macht mich sehr froh und ich wünsche mir für das verwirrte Menschengeschlecht, daß es dabei mitmacht.
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Sonntag, 5. Juli 2015

Flensburg

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Endlich ist der Sommer da nach dem langen kalten Mai und Juni. Freitagabend war ich bei einer Gartenparty meines Yoga-Lehrers in Kiel: ein guter Platz mit angenehmer Atmosphäre und schönem Austausch mit aufgeschlossenen und gut gelaunten Menschen. Gestern fuhr ich bei über 30° C mit einer Leiter, diversen Malutensilien und Martin samt Gepäck in meinem kleinen Auto nach Flensburg. Katharina kam mit dem Zug, da sie nicht mehr ins Auto gepasst hätte.
Sie hat eine Stelle als Lehrerin in Flensburg gefunden, und wir haben angefangen, die neue Wohnung zu streichen. Abends streiften wir durch die Stadt, bewunderten die schönen Jugendstil- und Gründerzeithäuser, die kleine Gassen und Hinterhöfe, die vielen grünen Flecken, die alten Treppen und lauschigen Winkel. Steil ging es runter zum Hafen. Alle saßen draußen, und es wurde mehr dänisch als deutsch gesprochen.
Flensburg ist sehr schön, ich kannte es bis dahin nicht. Meine Tochter wollte in den Norden, NRW ist ihr zu voll, und Münster hat - ich hab's bereits erzählt - in den letzten Jahren sehr an Charme verloren. Ich finde es gut: ohne schwerwiegende Gründe, die ich mir jetzt nicht vorstellen kann, gehe ich aus dem Norden nicht mehr weg. Es ist einfach schön hier.

Ich war erst um halb zwei Uhr nachts wieder zu Hause und hatte wenig Schlaf. Heute morgen, als ich mich bei der Planung des Tages erwischte, sagte eine Stimme in mir: heute ist Sonntag, Zeit ohne Ziel und Plan durch den Tag zu mäandern.
Genau das tat ich: ich streifte durch den Garten, bewunderte die Üppigkeit der Farben, hörte dem Zwitschern der Schwalben zu, B. kam zu einer Stippvisite und trank Tee mit mir. Ich palte Erbsen und freute mich des Lebens.

In der neuen Brennstoff stehen wieder interessante und froh machende Sachen. Ich könnte hier den größten Teil des Heftes zitieren, beschränke mich aber für heute auf ein Zitat der Kanadierin Naomi Klein:
Wenn wir über die Klimakrise reden wie über das Gesundheitssystem oder neue Arbeitsplätze, dann gehen wir nicht tief genug. Denn das Problem ist tatsächlich Ausdruck der Krise des gegenwärtigen Weltbildes. Im Kern ist es eine spirituelle Krise, weil wir an ein Weltbild glauben, das uns über die Natur stellt. Letztlich geht es um die Überwindung des modernen Schöpfungsmythos, dass wir alles unter Kontrolle hätten und der Boss des Ganzen wären. Das war schon immer ein Mythos! Wir sind Natur, umgeben von Natur! Und es wird uns so lange geben, wie wir uns gut benehmen.
Näheres findet sich hier: http://w4tler.at/brennstoff
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Dienstag, 30. Juni 2015

Liebe Evelyn...

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...ich freue mich über deinen Kommentar und habe gleich deinen Link angeklickt. Es ist mir wichtig, andere Stimmen zu hören/zu lesen als den Einheitsbrei aus den Mainstream-Medien.
Ich sag ja nicht, daß die derzeitige griechische Regierung alles richtig macht - welche macht das schon - aber sie versuchen etwas Neues. Es sieht aber so aus, daß die "Institutionen" genau daran kein Interesse haben. Anders ist das heutige "Angebot" von Jean-Claude Juncker (der ja nun auch einigen Dreck am Stecken hat, steuerpolitisch gesehen, was aber keinen aus der Brüsseler Polit-Kaste zu stören scheint) nicht zu verstehen. Es ist ja nur eine Wiederholung des ewig Gleichen: spart euer Volk tot, dann gibt's Geld. Man will offensichtlich lieber mit korrupten Politikern wie den Vorgängern von Tsipras zusammenarbeiten.
Es bleibt spannend. Ich träume von einer wachsenden anarchistischen Bewegung in Europa, die sich frei macht von jeglicher Herrschaft.

Ja, die Fotos habe ich in meinem Garten gemacht. Der ist sehr bunt und wild. Ich komme mit den Gartenarbeiten gar nicht hinterher. Wenn ich in meinen Gemüsebeeten arbeite, begleitet mich das Summen der Hummeln und Wildbienen im Natternkopf, der sich sehr üppig ausgebreitet hat. Am besten gedeihen die Pflanzen, die sich selbst ausgesät haben. So habe ich eine bunte Zufallsmischkultur und kann beim Blick nach draußen den Farbrausch genießen.

Montag, 29. Juni 2015

Grenzen

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Erst Grenzen machen einen Raum.
Diesen Satz habe ich neulich gehört, und er hat etwas in mir angetickt. Eigentlich ist er ja eine Binsenweisheit, dennoch... Das Thema Grenzen hat mich mein ganzes Leben lang beschäftigt: darf ich anderen Menschen Grenzen setzen, wenn sie mir zu nah kommen, der Kontakt mit ihnen sich vorwiegend unangenehm, energieraubend, langweilig anfühlt? Ich kann das mittlerweile schon ziemlich gut. Dennoch gibt es immer wieder Situationen, wo mir im Nachhinein erst auffällt, daß ich länger in ihnen geblieben bin, als mir gut tat.
Gerade im Umgang mit nahestehenden Menschen ist es noch manchmal schwierig zu sagen: Ich fühle mich mit dir nicht wohl und gehe jetzt.
Sehr groß ist die Bereitschaft, Dinge auszuhalten, um die Freundschaft nicht zu gefährden, die sich schlecht anfühlen. Andrerseits: wenn eine Freundschaft nur hält, weil eine Dinge zähneknirschend hinnimmt, was taugt sie dann?
Der eigenen innere Raum braucht Grenzen, damit ich der inneren Stimme lauschen kann. Sie sagt meine ganz persönliche Wahrheit, sie ist die einzig sichere Instanz, die ich kenne.
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Grenzen setzt auch die griechische Regierung. Ich finde es wirklich beachtlich, was da zur Zeit zwischen ihr und den Geldgebern läuft.
Natürlich ist es unmöglich, eine eigene Wirtschaft aufzubauen, wenn immer neue Kredite aufgenommen werden müssen, um die Schulden abzuzahlen, wenn die Mehrwertsteuer rauf und die Renten runtergesetzt werden. Man fragt sich, warum Merkel, Schäuble, Lagarde und wie sie alle heißen, so hartleibig sind, immer weiter auf diese sich bereits in den letzten Jahren als untauglich herausgestellten Wege aus der Schuldenkrise versteifen.
Eine schlüssige Antwort darauf gibt der Europa-Abgeordnete Fabio de Masi (http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/06/25/dlf_20150625_2316_4e6f3359.mp3): sie können nicht zulassen, daß eine linke Regierung mit ihren Ideen durchkommt. Wenn das Schule macht, machen die Spanier und die Portugiesen es ihnen nach. Das Interview ist sehr hörenswert.
Auf den Nachdenkseiten findet sich auch eine treffende Karikatur dazu: Mach schon! http://www.nachdenkseiten.de/?p=26572

Sonntag, 14. Juni 2015

Aerö

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Einfahrt in den Hafen von Söby

Ich bin gerade von einer kleinen Reise nach Aerö, einer Insel in der dänischen Südsee, zurück. Die war von meinem Imkerverein De Immen e.V. organisiert worden. Ein Imker aus unserem Verein hat sich vor einigen Jahren mit Frau und Bienen auf der Insel angesiedelt, und er zeigte und erzählte uns, wie er seine Bienen ohne Zuckereinfütterung auf ihrem eigenen Honig über den Winter bringt. Dahin möchte ich auch kommen, aber solange ich von konventioneller Landwirtschaft mit Monokulturen und maximalem Gifteinsatz umgeben bin, dürfte das kaum erreichbar sein.
Johannes und Dorit bewohnen einen traumhaften Platz in der Nähe von Söby, am Rande eine Naturschutzgebietes mit spannender Vegetation. Ihr Hof wird schon lange, auch von der Vorgängerin, ökologisch bewirtschaftet. Sie haben Ferienwohnungen, Bed and Breakfast, Dorit gibt Yoga-Kurse, und ich habe die beiden als gastfreundliche, aufgeschlossene Menschen kennen gelernt. Welche es interessiert: www.yoga-aeroe.info. Wir waren annähernd dreißig Personen und wurden im Haus und in der Umgebung untergebracht. Ich hatte ein kleines Zimmer in der nahegelegenen Kunsthojskolen, die inmitten eines malerischen Parks mit altem Baumbestand liegt. Ich mag Aerö sehr gern. 2005 habe ich den Süden der Insel um Marstal anlässlich eines Segeltörns mit J. kennen gelernt und in guter Erinnerung behalten. J. und ich hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit, fast so wie zweite Flitterwochen. Dennoch war zwei Jahre später die Trennung unumgänglich. Ich hatte auf der Insel das Gefühl, in die Zeit vor der Globalisierung zurück gebeamt worden zu sein: alles war so klein und ruhig und gemütlich, auch die Werftindustrie von Marstal.
Dieses Mal war es anders, aber nicht minder wunderbar: die Treffen mit den anderen Imkerinnen und Imkern, die uns allen gemeinsame Liebe zu den Bienen, die schönen Begegnungen, das Sitzen und Singen am Lagerfeuer, das gemeinsame Tanzen und Lachen am Samstagabend - all das hat sehr viel Spaß gemacht und mich so inspiriert und beflügelt. Ich kann jetzt wieder mit frischem Mut an die Bienen herangehen. Wie wichtig mir auch immer der Austausch mit den erfahrenen ImkerInnen ist! Vor einigen Tagen sind zwei Waben abgebrochen, als ich den zweiten Top bar hive durchsah. Das kommt vor, aber ich hatte solche Schuldgefühle und wusste gleichzeitig nicht, wie ich es hätte verhindern können.
S., der ich davon erzählte, beruhigte mich. Sie hat auch Top bar hives und sagte mir, was mit den abgebrochenen Wabenteilen zu tun sei. Und es fiel der beruhigende Satz: die Bienen verzeihen den Anfängern alles.
Diese Treffen sind einfach etwas Besonderes. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber da geschieht jedes Mal etwas, was mich über einen längeren Zeitraum seelisch und spirituell nährt. Ich finde einfach keine passenden Worte dafür, aber ich weiß, daß es den anderen ganz ähnlich geht. Menschen können Schrecklichstes tun, aber sie können eben auch wunderbare Dinge schaffen. Und daß ich durch De Immen immer wieder daran erinnert werde, ist ein sehr großes Geschenk!
Ach, und auf der Hinfahrt mit der Fähre hat mir ein fremder Mann springende Tümmler im ruhigen Wasser gezeigt. Von ihm erfuhr ich auch, daß hier der letzte halbwegs intakte Bestand von Schweinswalen in der Ostsee ist.
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Dienstag, 9. Juni 2015

Häutungen

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Während eines Spaziergangs in der letzten Woche entdeckte ich eine kleine Ringelnatter mit ganz trüben Augen. Bei ihr hatte der Häutungsprozess eingesetzt. Ich nahm das als Analogie zu dem, was bei mir gerade geschieht: Dinge verändern sich, vielleicht mehr in mir als um mich herum. Ich spüre es, aber ich kann nicht erkennen, wohin diese Veränderung mich führt. Mein Blick ist getrübt, wird sich im Laufe des Häutungsprozesses wieder klären.
Ich habe das schon einige Male in meinem Leben erlebt und fürchte mich nicht davor.
Irgendwie haben auch die vielen Bienenschwärme damit zu tun: sechs waren es insgesamt. B. hat zwei bekommen und so ihre im Winter gestorbenen Völker wieder ersetzt. Letzte Woche habe ich noch einen Schwarm in Kiel bei J. und I. einziehen lassen. Aber wie der erste gefiel es auch diesem nicht im Top bar hive - ich erlebte zwei Stunden später ihren laut brausenden Auszug. Mittlerweile vermute ich, daß es daran liegt, daß das Abflämmen des Holzes zu gründlich gemacht wurde und die Bienen den Brandgeruch nicht mögen.
Ich habe gern Antworten auf meine Fragen (Warum ziehen die Bienen aus? Warum fallen die Bienen einmal über mich her und dann wieder lassen sie sich ohne Gegenwehr in eine Schwarmkiste sperren?), und ich glaube, daß es den meisten Menschen so ähnlich geht. Mittlerweile scheint es mir aber spannender zu sein, auf eine schnelle Erklärung zu verzichten und stattdessen eine Leere zu lassen. Ich habe jetzt einige Male erlebt, daß die Antwort irgendwann überraschend da war.
Schnelle Antworten schließen den inneren Raum ganz schnell wieder. Ich möchte aber offen bleiben für ganz neue Möglichkeiten.
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Heute bin ich über die Nachdenkseiten auf das Video von einer Podiumsdiskussion mit Yanis Varoufakis gestoßen. Dabei ist übrigens auch Gesine Schwan, die sehr pointiert darstellt, wie zur Zeit in Europa eine deutliche Ent-Demokratisierung stattfindet (das Bemühen um TTIP gehört in meinen Augen auch dazu). Eigentlich sieht doch mittlerweile fast jedeR, daß wir BürgerInnen nach Strich und Faden verarscht werden und daß es nie und nimmer um unser Wohl, sondern einzig und allein um Profit, Profit, Profit geht! Die Rede von Varoufakis hat mir sehr gut gefallen: http://www.boeckler.de/veranstaltung_54282.htm. Ich habe das Gefühl, daß die wirklich revolutionären Kräfte in Europa in den südlichen Ländern entstehen: in Griechenland, Spanien, auch in der Türkei passieren gerade spannende Sachen.
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