Ausatmen

Ich hatte einen Trojaner auf dem Rechner und kann z.Zt. nicht unter der Mail-Adresse info(at)hollesgarten.de erreicht werden. Ich habe es bis jetzt nicht geschafft, mein Postfach wieder frei zu schalten. Ich bin also am ehesten telefonisch zu erreichen.
Auch sonst war viel los: Besuch am letzten Wochenende von meinen Kindern und U., einem engen Freund von Norbert, der ihn auch bis zu seinem Tod begleitet hat. Es war gleichzeitig schön und anstrengend. Ich stelle fest, daß ich viel Gerede nicht mehr gut ertrage und mich dann häufig rausziehen muss. Das hält mir einen Spiegel vor: ich erzähle ja selbst viel und ausführlich. Das liegt übrigens in meiner Familie: auch mein Opa konnte Menschen in Trance reden. Jetzt versuche ich, mir das abzugewöhnen. Eine Kollegin hat Zweifel, daß es mir gelingt. Sie hält das viele Reden für ein Kennzeichen meines Charakters. Ich hoffe, daß sie unrecht hat, denn ich möchte die Geduld anderer Menschen nicht strapazieren. Andererseits hat sie mir aber auch gesagt, daß ich zuhören kann. Na, immerhin.
In den letzten Jahren habe ich glücklicherweise einige Male erfahren können, daß Schweigen und Zuhören zu tieferem Fühlen und Wahrnehmen führt.
Meine Tochter und ihr Freund sind umgezogen, was mit einigem Chaos verbunden war: der LKW war überladen, die Polizei hat die Weiterfahrt verhindert, und die Hälfte der Wohnungseinrichtung musste in Osnabrück wieder ausgeladen werden musste. Ärgerlich, weil Martins Vater, der den LKW gefahren hat, jetzt Punkte in Flensburg bekommt. Andererseits hat der Eingriff der Polizei vielleicht einen schlimmen Unfall verhindert. Ich bin davon überzeugt, daß jedes Unglück auch eine gute Seite haben kann und nichts umsonst geschieht.
Nach all den vollen Tagen ist jetzt ein wenig Zeit zu Ausatmen. Vor vielen Jahren habe ich in der Körpertherapie gelernt, daß Ausatmen ein aktiver Vorgang ist, Einatmen hingegen geschieht von selbst. Im übertragenen Sinne bedeutet das im Moment, Kontakte aufzugeben, die mir nicht mehr gut tun, Tätigkeiten zu beenden, die mir keine Freude mehr machen, letztlich einen leeren Raum in mir zu schaffen, in den etwas Frisches und Neues einziehen kann.

Marie-Luise - 25. Jul, 20:47