Respekt für Tiere

Wie berichtet habe ich das Buch Die Gefühle der Tiere von Peter Wohlleben gelesen. Er bezeichnet es als Plädoyer für Respekt und Achtsamkeit. Das gefällt mir gut. Er weist nach, daß Tieren nicht nur Gefühle sondern auch Intelligenz eigen sind und führt u.a. das berühmte Beispiel der Krähen an, die sich aus Draht Haken biegen, um an eine begehrte Leckerei heranzukommen.
Schwierigkeiten habe ich dann aber bekommen, als er an mehreren Stellen den Menschen die höchste Intelligenz zuschreibt, weil sie z.B. in den Weltraum fliegen können. Da kann man jetzt natürlich streiten (oder es besser sein lassen), was denn überhaupt Intelligenz ist. Daß Menschen in der Lage sind, Atombomben zu bauen, Schuldenkrisen zu produzieren und Tiere unter entsetzlichen Bedingungen als Sklaven zu halten, ist in meinen Augen ein klares Zeichen von Intelligenzmangel.
Ich sehe es so - und bin mir bewusst, daß das eine sehr radikale Sichtweise ist: erstens zähle ich Menschen zu den Tieren, nämlich zu den Säugetieren. Zweitens bin ich sicher, daß jede Art (und da schließe ich natürlich auch die Pflanzen, die Pilze, die Mineralien usw. mit ein) eine einzigartige Aufgabe im lebendigen Organismus Gaia hat. Und dann sind Vergleiche, welche Art jetzt intelligenter ist, völlig überflüssig.
Was mir nach wie vor sehr am Herzen liegt: wie ist es möglich, daß alle Lebewesen auf dieser Planetin kooperieren können?
Heute geriet mir ein älterer Spiegel in die Finger. Darin fand ich ein Interview mit einem italienischen Ökologen über die zunehmenden Wolfsrudel in Deutschland. Es gibt weit auseinanderliegende Meinungen und hoch kochende Emotionen. Dieser Mann plädierte für Gelassenheit im Umgang mit diesen schönen und faszinierenden Tieren. Da sie in Italien nie ausgerottet waren, gebe es einen unaufgeregten Umgang mit ihnen. Ja, Wölfe sind Raubtiere und töten andere Lebewesen. Menschen auch. Und auch Vegetarier und Veganer müssen töten um zu leben.
Übrigens hat mir sehr gut gefallen, was Peter Wohlleben, der Förster ist, über das Thema Jagd geschrieben hat: er würde gern alle Jäger in Deutschland entwaffnen und die Jagd auf die unnatürlich hohe Population von Rehen, Hirschen und Wildschweinen den wieder zuwandernden Wölfen und Luchsen überlassen. Aber die Jägerlobby reicht ja bekanntermaßen in die reichen und einflussreichen Kreise hinein. Da ist er dann auch schon zu einer Schande für seinen Berufsstand erklärt worden.
Ich find's gut: nehmt den Jägern die Waffen ab, und bei der Gelegenheit kann der Verkauf von Fallen dann auch gleich unter Strafe gestellt werden.
Vor drei Tagen sind die Bienen ein drittes Mal geschwärmt. Dieses Mal war es leicht sie zu fangen. B. hat sie bekommen, weil von ihren vier Völkern nur zwei den Winter überlebt haben. Ich nehme es als gesundes Zeichen, daß "meine" Bienen so schwarmfreudig sind.

Marie-Luise - 31. Mai, 21:43