Mittwoch, 10. Dezember 2014

Auf Reisen

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Ich war auf Familienbesuch in Münster und in Bonn. Zwar bin ich bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag zurück gekommen und war seitdem täglich in der Klinik, aber erst allmählich stellt sich ein Gefühl von Wieder-zu-Hause-sein ein.
Es ist einfach unglaublich viel passiert, Schönes und Schreckliches. In Bonn gab es gutes Essen, gute Gespräche und viel Lachen. Auf dem Rückweg warf sich kurz vor Dortmund eine Person vor den sehr vollen Zug. Makabererweise las ich gerade in dem Buch, das mein Sohn mir geschenkt hatte: Letzte Hilfe - ein Plädoyer für das selbstbestimmte Sterben von Uwe-Christian Arnold, übrigens sehr empfehlenswert im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um Sterbehilfe und assistierten Suizid und gut zu lesen.
Vor meiner Abfahrt in Bonn hatte ich den überraschenden Gedanken, daß ich alles widerspruchslos und ohne inneres Hadern annehmen wollte, was mir begegnen würde. Ich liebe ja eigentlich geregelte Tagesabläufe mit nicht allzu vielen Überraschungen, und natürlich mag ich keine unangenehmen Überraschungen.
Natürlich war dieses Ereignis ganz schrecklich und ich wagte mich erst nach einer halben Stunde ans Fenster, wo ich den Arbeiten von Polizei, Feuerwehr, Notfallmanager, Staatsanwaltschaft und vielen anderen Menschen zusehen konnte. Aber gehadert habe ich nicht. Irgendwie schienen alle Leute in den Stunden, die wir auf den Gleisen standen und den Zug nicht verlassen konnten, ihren Umgang mit der Situation zu finden. Ich bewunderte die Mutter, die ihren beiden kleinen Töchtern ganz ruhig und feinfühlig alle Fragen beantwortete, die sie wegen der ständigen Durchsagen des Zugpersonals und dem Gerenne in den Gängen hatten. Ich kam mit einem Mann ins Gespräch, mit dem ich an der Tür stand und nach draußen schaute. Viele Menschen, die sich bis dahin nicht kannten, sprachen miteinander. Eine der Zugbegleiterinnen ging von einem zum anderen und fragte: "Wie geht es Ihnen?" Ich sagte: "Das müssten wir doch eigentlich Sie fragen." Sie war nämlich eine von denen, die nach dem Vorfall nach draußen gegangen war. Sie sagte ganz nüchtern: "Ach wissen Sie, ich habe beim Rettungsdienst gearbeitet."
Man kann mit Fug und Recht viel über die Deutsche Bahn meckern: zu teuer, zu unpünktlich, zu viele technische Defekte. Aber ich lasse nichts aufs Zugpersonal kommen. Die haben sich so toll verhalten, daß ich mich nur bedanken kann.
Als wir nach Stunden in Witten in einen neuen Zug umsteigen konnten, gab es Süßigkeiten, Kaffee für lau und ein Lob für uns alle, weil wir uns so gut verhalten hätten. Aber das Lob gebe ich gern zurück.
Ich kam schließlich nach zehn Stunden Fahrt in Kiel an.
Meine Haltung zum Thema Suizid: ich halte es für möglich, daß es gute Gründe dafür gibt und habe kein moralisches Urteil dazu.
Aber Schienensuizide finde ich das letzte, weil ein Lokführer zum Vollstrecker gemacht wird und so viele Leute davon betroffen sind. Allein diejenigen, die das sichten und bergen müssen, was von dem Menschen noch übrig ist - NEIN NEIN NEIN!
Und selbstverständlich ist es das gute Recht der Lokführer, für besseres Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen zu streiken.
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Freitag, 28. November 2014

Vogelgrippe - déja vu

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Gestern unterhielt ich mich mit einem Mann, der Geflügel hält, schlachtet und verkauft. Ich fragte ihn, ob er jetzt auch seine Vögel einsperren müsse. Er sagte, daß die Veterinäre über diese Anordnung nur höhnisch lachen könnten.
2006 habe ich die Hysterie um den Vogelgrippevirus H5N1 erleben müssen: wir hielten damals Laufenten, die sich eines schönen Lebens in unserem großen Garten mit großem Teich erfreuten. Dann wurde in der Nähe ein toter Bussard gefunden, der angeblich den Virus in sich trug. Nun wurde Stallpflicht für alles Federvieh angeordnet. Wer freilebendes Geflügel hält, weiß daß das Tierquälerei ist. Enten, die Wasser zum Gründeln, für die Gefiederpflege, zum Paaren und zum Wohlfühlen brauchen, sehen im Stall in NullKommaNix schmuddelig und unglücklich aus. Und natürlich werden sie unter diesen Bedingungen schnell krank. Ich habe meine Enten nur tageweise eingesperrt. Nicht in den Stall, das brachte ich partout nicht übers Herz, sondern in ein erweitertes Gehege, das wir teilweise mit Planen überdacht hatten. Eine der Enten flog weg, als wir sie in das Gehege trieben. Man sagt ja immer, Laufenten könnten nicht fliegen. Die konnte es offensichtlich. Ich habe sie nie wieder gefunden. Meistens ließen wir die Enten frei rumlaufen. Dabei hatte ich kein gutes Gefühl, weil ab und zu Nachbarn nachfragten: "Ihr müsst die doch einsperren." Ich fürchtete die immer noch vorhandene deutsche Blockwartmentalität.
Einige Jahre später sagte mir ein Mann, der 2006 zur Vogelgrippe forschte, die ganzen Maßnahmen seien hysterisch und völlig überzogen gewesen. Fein, dachte ich, dann wird so ein Schwachsinn wohl nicht mehr vorkommen.
Aber wie konnte ich auf die Lernfähigkeit der Politiker und ihrer Berater vertrauen? Der grüne Minister Habeck hat jetzt für Teile von Schleswig-Holstein ein Aufstallungsgebot erlassen. Vielleicht sollte er lieber wieder in seinen ursprünglichen Beruf als Schriftsteller zurückgehen.
Der Geflügelzüchter erzählte mir gestern ein paar Dinge, mit denen sich so bescheuerte und empörende Maßnahmen wie Massentötungen von Geflügel in Massentierhaltungen und Aufstallungspflicht erklären lassen: der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer soll mit dem Besitzer der Firma Wiesenhof (bekannt für Massengeflügelhaltung unter schlimmsten Bedingungen) verwandtschaftlich verbunden sein. Der durfte übrigens seine Zuchttauben weiter frei fliegen lassen.
Einen weiteren Grund für die aktuelle Lage sieht er darin, daß mal wieder zu viele Tiere "produziert" worden sind. Das führt zu Preisverfall. Also muss das Angebot an Geflügel reduziert werden.
Wer mehr zu den Hintergründen lesen will:
http://www.vhgw.de/vogelgrippe/20141122_das_toeten_geht_weiter.pdf
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Ich hoffe, daß es dieses Mal mehr Menschen zivilen Ungehorsam zeigen und ihren Federtieren die Freiheit lassen. Eine mir bekannte Frau, die 2006 das Aufstallungsgebot konsequent ignoriert hat, musste nachträglich ein Bußgeld bezahlen. Es hielt sich im erträglichen Rahmen, und sie erzählte mir, das sei es ihr wert gewesen. Sie ist übrigens vom Dorfbewohnern verpfiffen worden.

Sonntag, 23. November 2014

November

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Jetzt bin ich wieder ein Jahr älter geworden. Im letzten Jahr hatte ich kaum was von meinem eigenen Geburtstag, weil ich ständig Gäste in Empfang nahm und versorgte und mir meinen größten Wunsch, nämlich stundenlang zu tanzen, nicht erfüllen konnte. Daraus habe ich gelernt. Ich habe einigen Freundinnen und Freunden gesagt: ab 15:00 ist das Haus geöffnet. Ihr könnt kommen, wenn ihr Zeit und Lust habt und bekommt Kuchen und/oder eine Suppe.
So waren immer höchstens zwei Personen gleichzeitig da und wir konnten ganz gemütlich am warmen Ofen sitzen. Auch die Anrufe fügten sich gut ein.
Mein größtes Geschenk war übrigens die Feststellung, was für tolle Menschen ich kenne.
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Neulich habe ich irgendwo gelesen, daß ältere Menschen ein viel geringeres Schlafbedürfnis haben als jüngere. Danach müsste ich mit sechs Stunden ausgeschlafen sein. Also, für mich gilt das nicht. Wenn ich die Gelegenheit habe, kann ich locker neun Stunden schlafen und gönne mir das auch. Andrerseits komme ich nur auf vier bis fünf Stunden Schlaf, wenn ich Frühdienst habe. Das kann ich nicht mehr mehrere Tage hintereinander wie früher. Ach, es ist einfach wunderbar, tief und fest zu schlafen und morgens nicht durch den Wecker aus den Träumen gerissen zu werden. Allein das spricht schon gegen die allgemein übliche Art, wie in unserer Gesellschaft Geld verdient wird.
In meiner freien Zeit genieße ich übrigens den November mit seinen Nebeltagen. Er lädt wie kein anderer Monat dazu ein, in der eigenen Tiefe auf Entdeckungsreise zu gehen. Das geht besonders schön am warmen Feuerchen.

Mittwoch, 12. November 2014

Oya? Oh ja!

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Vor einigen Tagen wachte ich nachts mit heftigen Bauchschmerzen, wie ich sie gar nicht von mir kenne, auf. Etwas rumorte in meinen Eingeweiden - ich habe den leckeren Demeter-Schafskäse in Verdacht, mit dem ich einen Butternut-Kürbis überbacken hatte. Aber nun mochte ich gar nicht an den Schafskäse denken, da wurde mir gleich speiübel. Ich verbrachte also einen Teil der Nacht auf der Toilette und hielt gleichzeitig einen Eimer in den Händen. Daß es mich richtig erwischt hatte, zeigte auch der kalte Schweiß, der mir aus allen Poren schoss, und mein Blutdruck fiel in den Keller. Morgens ging es mir besser, aber ich verzichtete freiwillig bis zum späten Nachmittag auf Nahrung.
Keine Ahnung, welche Kleinstlebewesen sich in meinem Gedärm umgesehen hatten. Witzigerweise schlug ich morgens die neue Oya genau an der Stelle auf, an der Johannes Heimrath ausführlich über die Bakterienstämme in unserem Darm berichtet, ohne die wir gar nicht lebensfähig wären. Neu für mich war, daß die Coli- und anderen Bakterien während ihres Sterbeprozesses eine besonders hohe Biophotonenstrahlung (zelleigenes Licht, an dem mensch ablesen kann, wieviel Energie Lebewesen haben) abgeben. Er zieht daraus den Schluss, daß jeder sterbende Organismus besonders viel Information an die Zurückbleibenden abgibt. Das finde ich eine schöne und aufregende Erkenntnis.
Überhaupt ist die Oya wieder eine Fundgrube an schönen Geschichten: Dieter Halbach schreibt in geradezu poetischer Sprache über Wasser, das er "unsere reine Schwester" nennt. Es ist ein Genuss, das zu lesen.
Und für diejenigen, die an der Auseinandersetzung zum Thema Kolonialismus und Schulen für Tibet (7. und 9. September in diesem Blog) Anteil genommen haben, ist vielleicht das Gespräch mit Helena Norberg-Hodge interessant. Sie ist Sprachwissenschaftlerin und Trägerin des alternativen Nobelpreises und hat lange in Ladakh gelebt. Dort hat sie die Wirkungen von Beschulung erlebt, die massiven Störungen, die sie bei den Ladakhis angerichtet hat. Zitate: "Außer in Ladakh habe ich nirgendwo Menschen so in sich selbst beheimatet erlebt." Als dann das Land für die westliche "Kultur" ( die sie übrigens "Konsum-Monokultur" nennt) geöffnet wurde: "Zu Beginn waren es vor allem die Kinder und Jugendlichen, die sagten: "Ach, wir sind nicht schön genug." Die Menschen in Ladakh empfanden sich als sehr rückständig und ungebildet. Diese Selbsteinschätzung kam aus dem neuen System und erreichte die Menschen zuerst über die Schule. In ihren Schulbüchern stand: Ihr seid ungebildet, auch eure Landwirtschaft."
Sie berichtet weiter, daß es mittlerweile auch Magersucht und Suizide in Ladakh gibt.
Welche es interessiert: Oya 29 und Helenas Norberg-Hodges Seite www.localfutures.org
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Freitag, 7. November 2014

Glaubenssätze

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Vor fast dreißig Jahren haben wir in kleiner und lebhafter Frauenrunde in meiner Küche in Münster oft Tarot gelegt, und jede hat erzählt, was sie in den Karten sieht. Dann haben wir die Deutungen aus den Büchern von Hans-Dieter Leuenburger (Schule des Tarot) gelesen. Ich fand die Verbindung, die er zur Kabbala zog, interessant, habe damals überhaupt alle Informationen zum Tarot aufgesogen, aber er war mir auch immer zu dogmatisch, zu streng.
Heute lege ich mir einmal im Jahr, um Allerheiligen herum, die Karten und verlasse mich nur noch auf meine eigenen Deutungen.
Vor einer Woche haben wir das Ritual zum Ahninnenfest im Freien gefeiert, im Dunkeln begleitet von den aufmerksamen Wasservögeln. Ich hatte das Gefühl, sie kennen uns mittlerweile schon und sind neugierig auf unsere Gesänge und das Trommeln und Rasseln. Die Lichterschiffchen konnten wir nicht aufs Wasser setzen, es war schon für den Winter abgelassen. Also setzten wir sie in den Schlick. Da leuchteten sie wohlig und geheimnisvoll.
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Der November wird von den meisten Menschen als trüber und deprimierender Monat gesehen. Nicht von mir: gerade dieses Jahr finde ich ihn besonders schön. Es blühen immer noch Stockrosen, jeden Tag kann ich einige von meinen kleinen üppig wuchernden Wildtomaten ernten, und ich fühle mich einfach in meinem Element. Vielleicht, weil es mein Geburtsmonat ist. Der November lädt dazu ein nach innen, in die Tiefe zu gehen. Das finde ich schön. Und gleichzeitig sehe ich die Schönheit draußen, die leuchtenden Wälder, den strahlenden Himmel, die Kraniche und Wildgänse, ich höre den Brunftschreien der Damhirsche zu und finde eine kleine Grille vor der Haustür. Gestern Nacht leuchtete der Vollmond durch den Nebel als ich nach Hause kam. Es war unglaublich still, nicht mal das Käuzchen rief.
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Mein Yoga-Lehrer hat vor kurzem mit Augenübungen angefangen, um seine beginnende Altersweitsichtigkeit aufzuhalten. Er erzählte mir von den vehementen Reaktionen seiner Mitmenschen. Sie behaupten, daß es nicht möglich ist, daß dieser natürliche Alterungsprozess beeinflusst werden kann, finden die Augenübungen Scharlatanerie usw. Ähnliches habe ich auch gehört, als ich mit Mitte Vierzig anfing meine Augen zu trainieren. Ich hatte schon während der Zeit der Körpertherapie die erstaunlichen Wirkungen der Atem- und Körperarbeit auf meinen Gesichtssinn erlebt und hatte von daher keinen Zweifel an der Wirksamkeit der Übungen.
Erst im letzten Jahr, als ich am Sterbebett meines Vaters bei minimaler Beleuchtung Schwierigkeiten mit dem Lesen bekam, habe ich mir eine Fertigbrille mit der geringsten Dioptrienzahl gekauft. Die benutze ich gelegentlich, wenn meine Augen müde sind oder die Beleuchtung zu wünschen übrig lässt.
Ich mache immer noch täglich Augenübungen, es lohnt sich einfach.
Warum halten Menschen an ihren Glaubenssätzen fest, z.B. "Sehstörungen sind nicht zu beeinflussen". Ein Glaubenssatz, der mir jahrelang von den verschiedensten Menschen vorgehalten wurde, denen ich erzählte, daß Krieg erst seit etwa 6000 bis 8000 Jahren auf dieser Planetin existiert, ist: "Krieg hat es immer gegeben." All meine Quellen und Gegenbeispiele wurden vom Tisch gewischt, es bestand gar kein Interesse daran, sich mit ihnen zu befassen.
Warum diese Vehemenz? Was hat eine/einer davon, zu glauben, daß es immer schon Krieg gegeben hat? Oder daß es keine Möglichkeit gibt, Fehlsichtigkeiten auf natürliche Weise zu korrigieren? Letzteres kann ich sogar noch ein bisschen verstehen: Fehlsichtigkeit scheint oft etwas mit dem Wunsch zu tun hat, nicht alles ganz genau zu sehen. Es mag biografische Gründe für das Vermeiden geben und gerade die Kurzsichtigkeit scheint viel mit tiefsitzender Angst zu tun zu haben. Da ist die Brille vielleicht auch ein Schutz. Aber sie ist halt auch eine Krücke, die die Augen einengt und unflexibel macht.
In den 70er Jahren bin ich oft dem von Männern geäußerten Glaubenssatz begegnet: "Frauen sind immer unten gewesen und werden es auch immer bleiben, weil das ihre Natur ist". (Damit war nicht die Missionarsstellung gemeint, jedenfalls nicht in erster Linie ;-))
Ändern konnte sich nur was, weil wir Feministinnen das anders gesehen haben.
Ich will mich übrigens nicht von Glaubenssätzen freisprechen: auch ich habe in meinem Leben schon den einen oder anderen fallen lassen (müssen). Vielleicht komme ich mal irgendwann ganz ohne aus, das wäre doch der Gipfel der Freiheit.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Zeit

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Es stellt sich als gute Idee heraus, daß ich mein Leben mal wieder entrümpelt habe: Tangounterricht und -practicas ebenso wie meinen wöchentlichen Pilatestermin. Pilates hatte ich ja angefangen in der Hoffnung, daß meine Tiefenmuskulatur dadurch so stabilisiert wird, daß es nicht mehr zu tauben Händen kommt. Die wirkliche Hilfe nach jahrelanger Sucherei kam aber von einer Physiotherapeutin, die mir tatsächlich von meiner Pilateslehrerin vermittelt wurde (sehr vielen Dank dafür, M). Sie behandelt mich jetzt seit einem Jahr ungefähr einmal im Monat mit einer Mischung aus Osteopathie und viel Intuition und hat mir mit ihrer wortkargen Art zu so vielen Einsichten in meine Körperphysiologie verholfen wie zuvor nur die Reichsche Körpertherapie. Das ist einfach ganz toll!
Ich bin jetzt wieder in der Kundalini-Yoga-Gruppe, der ich für neun Monate den Rücken gekehrt hatte, um mich ganz dem Tango zu widmen. Obwohl ich weiterhin zu Hause Yoga gemacht habe, hat mir doch die Gruppe und die sehr gute Anleitung durch N. sehr gefehlt. Überhaupt kann ich Yoga sehr empfehlen: mich hat es in den letzen zehn Jahren durch alle emotionalen Stromschnellen, durch schlaflose Nächte und Trennungsschmerz getragen. Je länger und regelmäßiger ich es praktiziere, desto nachhaltiger scheint seine Wirkung zu sein. Ich muss nur aufpassen, mich nicht zu überfordern. Rückbeugen wie etwa beim Rad (Brücke) kriege ich erstens nicht mehr so hin wie als junge Frau und sie tun meinem Rücken auch nicht gut.
Die freie Zeit, die ich gewonnen habe, ist ein Geschenk. Ich kann lesen oder in die Traumzeit gehen. Wenn ich Anrufe bekomme, kann ich entspannt ein Stündchen plaudern, wenn ich mag. Es fühlt sich einfach sehr gut an.
Heute habe ich nach langer Zeit mal wieder in die Top bar hives geschaut. Das kleinere Bienenvolk hat eine seiner Waben so voller Honig gepackt, daß sie abgerissen ist. Die Bienen haben alles wieder zusammengeklebt. Man kann sehen, was da passiert ist, weil die Wabe nicht mehr ihre ursprüngliche Form hat. Ich bin mal wieder fasziniert von der großen Intelligenz dieser kleinen Wesen.
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Mittwoch, 22. Oktober 2014

Erweitern

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Gestern bekam ich einen Anruf von einer Frau, die ich u. a. durch meine Kräuterkurse kenne. Sie lese mein Blog und teile viele meiner Gedanken, aber jetzt habe ich schon so lange nicht mehr geschrieben. Ob es mir gut gehe?
Danke der Nachfrage, E.! Ich freue mich, daß mein Blog von einigen gern gelesen wird. Das ist ja was Gegenseitiges: ich mag mich auch gern mitteilen.
Ja, es geht mir gut. Nur hatte ich in den letzten Wochen nicht allzu viel mitzuteilen. Das lag sicher auch daran, daß ich noch an anderen Sachen schreibe, die möglicherweise irgendwann mal in die Öffentlichkeit gelangen. Und ich lerne immer mehr, manche Dinge für mich zu behalten: Sachen, die ausgebrütet werden wollen und Sachen, die andere Menschen betreffen.
In der ersten Woche der nordrhein-westfälischen Herbstferien war meine Tochter zu Besuch. Wir hatten einen sehr schönen Altweibersommer. Ich habe gesenst, sie hat geharkt. Dann haben wir Feuer gemacht und in der Nacht den brünftigen Damhirschen zugehört, die ihre mächtigen Geweihe gegeneinander stießen. Es klang, als ob Möbel zerlegt werden: erschreckend und beeindruckend.
Ich habe das finnische Nationalepos Kalevala in der Fassung von Tilman Spreckelsen mit den wunderschönen Grafiken von Kat Menschik gelesen und viel Freude daran gehabt: Da taucht Louhi, die große Zauberin des Nordens auf, zu der ich seit 2007 ein ganz persönliches Verhältnis habe. Da werden Tote ins Leben zurück gesungen, überhaupt werden ständig magische Lieder gesungen und gezaubert, was das Zeug hält. Die Zusammenarbeit mit den Tieren, den Winden, den Elementen ist völlig selbstverständlich, und alles ist lebendig. Und es gibt überhaupt keine Moral. Die letzte Geschichte erzählt dann in etwas verschlüsselter Form, wie die christliche Religion das alte Leben mit seinen schamanischen Bräuchen verdrängt hat.
Empfehlenswertes Buch!
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Mit dem Buch Kompass des Lebens von Ursula Seghezzi bin ich fertig. Es gefällt mir über weite Strecken, und ich finde auch einige Anregungen darin, die ich für die Gestaltung der Jahreskreisfeste weiter entwickeln kann. Im Laufe des Lesens bin ich dann aber wieder meinem nicht mehr ganz so neuen Widerwillen gegen jegliche Art von Systemen begegnet.
Ich muss dazu sagen, daß ich mich einen großen Teil meines Lebens nach einem festen System gesehnt habe, einem klaren Richtig und Falsch, festen Regeln und Strukturen. Ich habe ja auch mit einigen Systemen meine Erfahrungen gesammelt: dem Sozialismus, der Reichschen Vegetotherapie, der Core Energetik...aber letztendlich können Systeme nur Konstrukte sein, die uns die Sicht auf das Leben verstellen. Richtig spannend finde ich mittlerweile die Frage: was geschieht, wenn ich meinen Sinnen erlaube, die Welt ohne Konstrukt wahr zu nehmen.
Die Schulmedizin ist z.B. ein solches Konstrukt mit einer innewohnenden Logik, die jedoch immer deutlicher an ihre Grenzen kommt. Aber auch die vorschulmedizinischen Systeme zum Umgang mit Krankheiten wie die Säftelehre, die Paracelsus-Medizin, Ayurveda und Chinesische Medizin sind Konstrukte. Die größte Weite und Offenheit finde ich im Schamanismus. Dabei handelt es sich nicht um ein geschlossenes System, sondern wohl eher um eine Lebenshaltung, die es erlaubt, daß Intuition, Eingebungen für Heilung genutzt werden können.
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Mittwoch, 1. Oktober 2014

Schöner Tag

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Heute war ein schöner Tag: nichts Spektakuläres, ich habe Teile meiner Wiese mit meinem netten leisen Handrasenmäher gemäht, mit der Sichel die Feinarbeiten gemacht und Brombeerranken geschnitten, damit ich demnächst ungehindert mit der Sense arbeiten kann. Es war warm, über den Himmel zog ein riesiger Keil Graugänse, ein Milan kreiste ruhig über der Landschaft und die Bienchen flogen emsig mit dicken gelben und orangen Pollenhöschen in den Stock. So friedlich! Ich genieße es sehr, wenn keine Kreissäge, kein motorbetriebener Rasenmäher, keine Motorsense lärmt.
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In der letzten Zeit habe ich in meinem Umkreis viel mit schweren Krankheiten zu tun. Vorgestern besuchte ich eine Freundin im Krankenhaus.
Da ich davon überzeugt bin, daß alles einen Sinn hat, muss auch Krankheit einen Sinn haben. Für mich selbst kann ich das jedenfalls ganz klar sagen. Die schwere Bauchstpeicheldrüsenentzündung, die mich vor mehr als dreißig Jahren nah an die Schwelle des Todes geführt hat, hat eine Wende in meinem Leben bewirkt, die mir ohne sie nicht möglich gewesen wäre.
Neulich wurde ich gefragt, wie ich handeln würde, wenn bei mir eine Krebserkrankung diagnostiziert würde. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich mich weder auf Chemotherapie, noch auf Bestrahlung oder chirurgische Eingriffe einlassen. Ich würde die Erkrankung als letzte Herausforderung meines Erdenlebens annehmen. Nein, ich habe keine Angst vorm Sterben.
Es ist natürlich möglich, daß ich zu einem anderen Zeitpunkt ganz anders denke.
Auch mein Blick aufs Altern ändert sich: zum Altwerden gehört nun einfach der körperliche Niedergang dazu. Fit bis 90 und dann tot umfallen, das gibt's wohl nicht. Wozu auch? Alles muss vergehen und das geschieht in der Regel in einem mehr oder minder langsamen Prozess.

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