Freitag, 7. März 2014

Grünkraft

Lichtmess2014-068
Der Frühling hat angefangen: die Vögel singen, die Bienen fliegen und tummeln sich in den Krokusblüten.
Heute bereitete ich mir Ofengemüse (Kartoffeln, Möhren, rote Bete, Pastinake mit Kümmel und Kräutersalz) und dazu gab es Frischkäse("Kuhrella" von Hof Berg in Dannau) mit Sahne geschmeidig gemacht und feingehackte Zwiebel und erste Frühlingskräuter aus dem Garten darunter gemischt. Köstlich!!
Ich hatte Frühdienst gehabt und war müde, als ich in den Garten ging. Aber beim Sammeln wachten meine Lebensgeister auf: die glänzenden Scharbockskrautblättchen, der rötliche Gundermann, der noch winzige Spitzwegerich, der Giersch, dessen glasige gefaltete Blättchen sich wie Händchen aus der Erde strecken und ganz besonders die zarten Löwenzahnblättchen machten, daß ich mich einfach nur freuen konnte.
Ach, ohne die wilden Pflanzen, die Mutmacherinnen, die Unverwüstlichen, die Heilerinnen und treuen Begleiterinnen der menschlichen Gattung von Anfang an, wo wäre ich da?
Lichtmess2014-073

Sonntag, 23. Februar 2014

Sich sichtbar machen

Lichtmess2014-011
Kürzlich bekam ich ein Kompliment, über das ich mich wirklich gefreut habe: Ich sei eine, die sich nicht versteckt. Das war in dem Sinne gemeint, daß ich über die Dinge berichte, die mich beschäftigen/bewegen.
Wieviel ich hier von mir preisgebe, war ja schon mal Thema an dieser Stelle, als eine Freundin ihr Befremden/Missfallen über meine Offenheit äußerte. Das ist nach wie vor ein Balanceakt. Ich finde, daß ich mittlerweile achtsamer mit Informationen über Menschen in meinem Umfeld umgehe.
Nach wie vor ist es mir aber ein Bedürfnis, Dinge nach außen zu bringen: Meinungen, Erlebnisse, Einsichten, Erkenntnisse.
Ich weiß von einigen, die mein Blog gerne lesen. Darüber freue ich mich.
Und die, denen meine Offenheit missfällt, müssen hier ja nicht lesen.

In der Zeitschrift Lebendige Erde las ich, daß Bienen 60 Prozent des Tages nichts tun. Das widerspricht dem Bild des fleißigen Bienchen. Wenn ich mir vorstelle, ich täte sechzehn Stunden am Tag nichts - wow!! Acht Stunden schlafen (was ich ideal fände, ich bekomme es aber durch den Schichtdienst nur selten hin), acht Stunden gar nichts tun und acht Stunden arbeiten. Unvorstellbar, solange ich für meinen Lebensunterhalt arbeiten muss.
Mir fallen gerade meine diversen Campingurlaube in Frankreich ein. Meine täglichen Verpflichtungen beschränkten sich auf: ein paar Teile Wäsche mit der Hand waschen, etwas zu Essen kaufen, abends auf dem Campingkocher zuzubereiten und anschließend das Geschirr abwaschen. Das war's. Ich fand es paradiesisch.
Je mehr Besitz desto mehr Arbeit!
Übrigens halten die Bienen sich in iher Mußezeit bereit für anliegende Aufgaben und sind somit die Vorbilder für Spontaneität und Flexibilität. (Wobei das Wort Flexibiltät heute ja Synonym für maximale Ausbeutbarkeit ist).
Lichtmess2014-014

Montag, 17. Februar 2014

Imkertreffen

Lichtmess2014-003
Bei der gestrigen Mitgliederversammlung von De Immen sprach ein Mitarbeiter der Firma Stockmar, die Wachsmalkreiden und Knetwachs herstellt. Er sagte, daß die Wirtschaft in dreißig Jahren tot sein werde. Ja, er benutzte tatsächlich das Wort tot. Woher er diese Zahl nimmt, habe ich nicht gefragt. Ich war viel zu fasziniert von seinem Vortrag und vor allem seiner Art vorzutragen. Das geht mir oft so mit inspirierten Anthroposophen, auch wenn ich dieser Geistesrichtung nicht in allem folgen kann und will.
Als ich das erste Mal mit der Anthroposophie in Berührung kam, vor ungefähr 35 Jahren, berührte es etwas ganz tief in mir: ich las im Kursbuch einen Artikel, indem es darum ging, den Marxismus um die Lehren von Rudolf Steiner zu erweitern. Ich fühlte mich damals als Marxistin-Leninistin und als ich dann anfing Rudolf Steiner zu lesen (Die Philosophie der Freiheit) kam etwas in mein Leben, was mir weder Marx noch Lenin noch Mao Dse Dong geben konnten: Respekt vor dem Menschlichen und ein Gefühl von Sinn.
Nein, ich bin keine Anthroposophin geworden. Aber vieles gefällt mir, z.B. die Landwirtschaft. Mir gefällt, was Ibrahim Abouleish in der ägyptischen Wüste auf die Beine gestellt hat. Mir gefällt, daß die Demeter-Leute ihre Kühe nicht enthornen. Ich habe viele Jahre beste Erfahrungen mit der anthroposophischen Medizin gemacht und bedauere zutiefst, daß es im weiten Umkreis keinen anthroposophischen Arzt mit Kassenzulassung mehr gibt.

Nicht nur wegen des faszinierenden Vortrags fuhr ich gestern Abend erfüllt nach Hause. Ob ich das jetzt beschreiben kann? Es geschieht immer wieder bei diesen Treffen, auch schon während der Imkerschulung in der Waldorfschule in Neumünster: da sitzen Leute zusammen, von denen mir einige vertrauter sind, andere völlig neu. Und es entsteht - zumindest in mir - ein ganz tiefes Gefühl, was mich ausfüllt, was mich fast zum Weinen bringt, was ich gar nicht richtig fassen kann. Es hat mit den Bienen zu tun, die ja immer irgendwie, wenn auch nicht leibhaftig anwesend sind. Es hat auch was mit Liebe zu tun. Das mag jetzt pathetisch klingen, egal. So habe ich es empfunden.
Es gibt ja Leute, die sagen, die Bienen tun etwas für die Beziehungen der Menschen untereinander. Das halte ich für sehr gut möglich. Auf jeden Fall bin ich davon überzeugt, daß die Bienen meine Lehrerinnen sind und ich bin so dankbar, daß ich meinen Lebensraum mit einem vitalen Volk teilen darf.
Lichtmess2014-004

Mittwoch, 12. Februar 2014

Gen-Mais

Lichtmess2014-002
Meine flotte Lotte

Daß die Bundesregierung sich bezüglich Gen-Mais enthalten hat und damit quasi den Weg für eine Erlaubnis ebnet, wundert mich auch nicht. Die Leute um Angela Merkel (wer hatte eigentlich die saublöde Idee, sie "Mutti" zu nennen?) wissen ganz sicher, daß das Gros der deutschen Bürger keine Gen-Pflanzen will. Volksvertreter? Vergesst es!
Ich erwarte ja nicht wirklich etwas von diesen Regierungsleuten, die zeitweise am längeren Hebel sitzen.
Natürlich sind die sogenannten Verbraucher diejenigen, von denen fast alles abhängt. Sie wissen es oft nur nicht. Es gibt auch viele, denen es egal zu sein scheint. Das stelle ich in meinem persönlichen Umfeld fest.
Ich stelle auch fest, daß sich mein Hang, mich über die Politik im Großen und Kleinen zu ereifern, deutlich abgeschwächt hat. Das ist durchaus angenehm und sicher gut für meinen Blutdruck (der mir allerdings bisher nie Probleme gemacht hat).
Wir wissen ja so wenig und können nur einen Bruchteil begreifen. Und mehr und mehr gehe ich davon aus, daß nichts ohne Sinn geschieht. Mir tut es in der Seele weh, wie wir Menschen mit der Natur, den Tieren, den Pflanzen, dem Wasser, der Erde und unseren Mitmenschen umgehen. Schließlich bin ich ja ein fühlendes Wesen. Aber ich habe keine Angst vor Katastrophen, Krankheiten, der Zukunft und dem Tod. Solange ich als Erdenwesen lebe, werde ich mich allerdings für das Lebendige einsetzen, einfach weil es mir ein Herzensanliegen ist.

Heute habe ich nachgeschaut, ob die Bienchen noch genug Futter haben. Die Waben sind schwer von Honig, sieben Oberträger sind reichlich mit Bienen besetzt. Das war ein sehr erfreulicher Anblick. Und als die Sonne auf das Einflugloch schien, war schon reger Flugverkehr.
Seit unserem Lichtmessritual am 2. Februar nimmt das Licht fühlbar zu. Morgens beim Aufwachen höre ich die Meisen singen und heute entdeckte ich erste Schneeglöckchen und aufgeblühte Krokusse an der Hauswand.
Lichtmess2014-008

Sonntag, 9. Februar 2014

Strom

WSW-2013-021
Daß Sigmar Gabriel die Energiewende drosselt, wundert mich gar nicht. Hannelore Kraft aus NRW hat ja schon Vorarbeit geleistet nach dem Motto: Ökostrom nur, wenn's nicht zu teuer ist. Immer wird mit dem Geld argumentiert. Das scheint wirklich das Wichtigste im Leben zu sein.
Daß das nicht nachhaltig gedacht ist, müssten eigentlich auch alle wissen.
Daß die BürgerInnen etwas gegen die gigantischen Stromtrassen haben, die Elektrizität aus dem windigen Norden in den Süden transportieren sollen, kann ich nur zu gut verstehen. Auch ich möchte keine hässlichen Riesenmasten in meiner Nähe haben, die die Landschaft verschandeln, bei Nacht rot blinken und gigantische Mengen Elektrosmog verströmen. Und von Erdkabeln halte ich ebensowenig: aus den Augen, aus dem Sinn - aber der Elektrosmog bleibt und macht etwas mit den Organismen in der Erde.
Der grüne Umweltminister von Schleswig-Holstein, Habeck, sagt: Wer Ökostrom will, muss die Trassen in Kauf nehmen.
Ich glaube, das Problem fängt da an, wo wir denken, daß böser Atomstrom eins zu eins mit gutem Ökostrom ersetzt werden kann. Also im Grunde weiter machen wie bisher. Aber der angeblich gute Ökostrom (ja, ich beziehe auch welchen) wird auf durchaus fragwürdige Weise erzeugt: die Solarmodule für die Photovoltaikanlagen werden zumindest teilweise mit giftigen Substanzen hergestellt. Sind sie recycelbar? Was passiert mit den in ihnen enthaltenen Giftstoffen? Und um diese ziemlich hässlichen Anlagen aufzustellen, muss auch wieder Landschaft geopfert werden.
Windkrafträder? Auch keine feine Lösung: sie sind nicht schön, keiner weiß, was Offshore-Anlagen im Meer auf lange Sicht wirklich anrichten und mir persönlich tut es um jeden Vogel leid, der durch sie geshreddert wird.

Letztendlich scheint es wirklich darum zu gehen, daß wir ein gesundes Maß finden, also eine völlig veränderte Haltung gegenüber Konsum und Arbeit. Wenn ich des Nachts durch die Städte gehe oder fahre, kann ich nur staunen über die ungeheure Lichterflut. Welche Mengen Strom werden da rausgehauen, um ein Gebäude zu beleuchten, die Unmengen an Leuchtreklamen usw. Aber auch in den Haushalten der meisten Leute wird verschwendet, was das Zeug hält. Warum muss in jedem Zimmer große Festbeleuchtung sein? Warum immer noch mehr und mehr elektrische Haushaltsgeräte?
In der letzen Oya gab es dazu einen Artikel. Ich habe mich gefreut, weil dort einige der handbetriebenen Maschinchen vorgestellt wurden, die ich schon lange in Gebrauch habe: die Kaffeemühle für meinen Espresso, die flotte Lotte fürs Pürieren von Gemüse (schmeckt zudem noch deutlich besser als mit dem Pürierstab zubereitet), der Handrührquirl zum Sahneschlagen (geht exakt genauso schnell wie mit dem elektrischen Quirl).
Als mein Sohn vier wurde, hielten wir uns gerade in Ligurien auf. Es gab keinen Elektroquirl in unserem Quartier. Aber ich hatte das Bild meiner Oma vor Augen, die Kuchenteig mit einem Holzlöffel anrührte. Ich bin noch nie so stolz auf einen selbst gemachten Geburtstagskuchen gewesen wie damals.
In dem Maße, in dem die Haushalte elektrifiziert wurden, hat sich übrigens auch ein Bedarf für Fitnessstudios ergeben. Kein Scherz! Und daß es heute viel mehr übergewichtige Menschen als in meiner Jugend gibt, hat sicher auch damit zu tun, daß im Alltagsleben immer weniger Muskelkraft eingesetzt wird.
In Münster habe ich noch in Wohnungen mit einer Speisekammer gewohnt. Das ist eine feine und übersichtliche Sache und die Lüftschlitze in der Außenwand sorgen für eine gute Temperatur. Ich würde gern auf meinen Kühlschrank verzichten, aber meine bisherigen Experimente, Lebensmittel draußen zu lagern, waren nicht befriedigend.
Eine Spülmaschine brauche ich nicht. Allerdings würde ich für den Fall, daß ich noch mal mit einem anderen Menschen zusammenleben sollte, mir das vielleicht anders überlegen: ich bin auf keinen Fall mehr bereit, mir das laute Genörgel über den täglichen Abwasch anzuhören.
Die Behauptung, daß Spülmaschinen ökologischer sind als der tägliche Abwasch, bezweifle ich. Der direkte Verbrauch an Wasser und Energie mag geringer sein, aber was ist mit der Herstellung der Maschinen, der Gewinnung der notwendigen Rohstoffe, den Verpackungen, dem Transport...?
Na ja, zugegeben finde ich eine Waschmaschine ziemlich praktisch und auf Laptop und Drucker möchte ich auch nicht verzichten, ebenso wenig auf Telefon und Musikanlage.
Unterm Strich komme ich wieder zu der alten Frage: Was ist wirklich wichtig? Wie will ich leben? Was brauche ich für ein gutes Leben?
Und irgendeine teuflische kleine Stimme in mir sagt, daß uns bald gar keine Wahl mehr bleiben wird.
WSW-2013-013

Mittwoch, 29. Januar 2014

Wieder im Norden

WSW-2013-007
Auf die diesjährigen Kräuterkurstermine habe ich bereits hingewiesen (unter Früchte). Noch eine wichtige Info: ich musste nach sechs Jahren erstmals wieder meine Gebühren raufsetzen. Mein Steuerberater war deutlich mit mir und er hat Recht.

Ich bin wieder von einer meiner Reisen zurück: erst Münster und Bonn bei meiner Mutter und meinen Kindern, dann schließlich Freienseen in Hessen zu einem Treffen mit Menschen der "Kooperation mit der Natur".
Mein Sohn fuhr mit mir zum Restaurant eines seiner Freunde: sehr leckeres Essen (Danke, Björn, daß wir an deinem Ruhetag bei dir essen durften) und schöne Lage im Ahrtal inmitten von Weinhängen. Das vermute ich zumindest, wir waren ja im Dunkeln da und ich konnte nur den Fluss rauschen hören. Hier der Link: www.schaarschmidt-ahr.de

Über die Naturkooperationstage möchte ich nicht viel erzählen: es waren tiefe Erfahrungen, die ich dort machte. Die kann und will ich an dieser Stelle nicht ausbreiten. Nur soviel: es ist für mich im Laufe meines Lebens immer wichtiger geworden, daß ich mit dem Krieg aufhöre. Dem Krieg gegen mich selbst, dem Krieg gegen das Männliche, dem Krieg gegen die Viren, Bakterien, Schnecken und sonstige Wesen, die mit mir einen Lebensraum teilen. Da uns allen der Krieg so in Fleisch und Blut übergegangen ist - wir haben ihn in unseren Körperzellen gespeichert, wir haben ihn von unseren Ahnen geerbt - ist ein ausgiebiger Prozess der Bewusstwerdung unausweichlich. Das geht nicht von heute auf morgen und neue Möglichkeiten müssen gefunden werden. Das geht auch nicht mit einer Methode, sondern nur mit radikaler Selbstannahme und ebenso radikaler Liebe zum Lebendigen.
Zum Thema Krieg: ich habe das Buch Macht - Geschichte - Sinn von Ursula Seghezzi zu Ende gelesen und kann es nur wärmstens empfehlen. Nur mit ihrer ziemlich penetrant geäußerten Meinung, die Menschen der Steinzeit hätten noch nichts von biologischer Vaterschaft gewusst und der daraus abgeleiteten Konsequenz bin ich nicht einverstanden. Ich glaube, daß biologische Vaterschaft sehr wohl bekannt war. Aber es gab damals noch keinen Privatbesitz, auch nicht den von Frauen und Kindern. Und natürlich keinen Krieg. Das sind relativ neue patriarchale Errungenschaften.

Krieg II: Ich habe in einer Zeitung, die mir auf der Station in die Hände fiel, über den Auftritt des russischen Ex-Rotarmisten und Schriftstellers Daniil Granin im Bundestag gelesen. Er beschreibt die 900tägige Einkesselung von Leningrad durch die Wehrmacht und wie die Menschen in der Stadt zu Hunderttausenden verhungerten. Erschüttert hat mich die Geschichte der Frau, die ihre tote dreijährige Tochter Stück für Stück mit ihrer noch überlebenden Tochter verspeist hat. Das war ihre Überlebensstrategie, die nur zu verständlich ist. Kein Wunder, daß die Russen so einen Hass auf die Deutschen hatten. Und kein Wunder, daß ich so ganz und gar keinen Nationalstolz habe.

Krieg III: von einer Frau aus der Naturkooperation erfuhr ich, daß es in Neuseeland und Australien üblich ist, Merino-Lämmer zu mulesingen. Dabei werden die Tiere ohne Betäubung am Hinterteil skalpiert und ein Teil des Schwanzes amputiert. Man will auf diese Weise den Befall mit Fliegenmaden minimieren. Seit ich das weiß, ist mir Merinowolle verleidet. Ich mag sie auch nicht mehr verstricken.
Heute aber entdeckte ich in dem Kieler Outdoorladen Reiseshop Walkjacken der Firma Mufflon (www.mufflon.org), die mulesingfreie Merionwolle verarbeitet. Eine kompetente Verkäuferin informierte mich darüber, daß besagte Firma in Norddeutschland ansässig ist und sozusagen on demand produziert, d. h. ich kann ein Modell anprobieren und dann in der Farbe herstellen lassen, die mir gefällt. Das scheint mir ein sympathisches Geschäftsmodell. Ich habe mir eine schöne warme Jacke mit Kapuze bestellt, die mein sich auflösendes acht Jahre altes Holzfällerhemd ersetzen soll.
WSW-2013-009

Mittwoch, 8. Januar 2014

Auftauchen

DSCN0014
Lustige und entspannte Weihnachten - ein Foto mit der neuen Digi-Cam meines Sohnes

Die Rauhnächte haben sich dieses Jahr zur wahren Schwellenzeit entwickelt. Ich bin nämlich krank geworden: Sylvester, den ich bei Jans und Ida ganz gemütlich mit gutem Essen und angenehmer Unterhaltung verlebte, fing's ganz banal mit Schnupfen an. Tagelang nieste ich in einer Tour und hatte einen etwas schmerzhaften Lymphknoten vorm rechten Ohr. Ich dachte, diesmal geht's schnell vorbei und nahm zur Unterstützung selbst angesetzte Propolistinktur zu mir.
Am Samstag nahm ich am Geburtstag von K. im Vieburger Gehölz teil. Es gab ein schönes Feuer, aber mir wurde dann doch recht kalt. Vielleicht hat mir das den Rest gegeben, am nächsten Tag machte ich zwar wacker meinen Spaziergang, fühlte mich aber deutlich krank. Am Montag, dem Perchtentag, hatte ich Schmerzen beim Husten und Fieber. Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und ein starkes Krankheitsgefühl kamen im Laufe des Tages dazu. Also verbrachte ich die letzten Tage mehr oder minder vorm warmen Ofen auf meinem Schaffelllager, döste, las, trank den bewährten Huflattichtee, sah zu, wie mein gewohntes Denken sich auflöste, wie meine seelische Abwehr sich auch gleich niederlegte (alles ging mir sehr nah, alles was noch aus der menschlichen Welt zu mir kam, war mir zu viel). Nachts schwitzte ich wie in der Sauna und hatte bedrängende Träume. Widerstandslos überließ ich mich dem wilden Tanz der Viren und Lymphozyten.

Gestern fuhr ich nach Selent und ließ mich vom dortigen Arzt krankschreiben. Arbeiten wäre gar nicht möglich gewesen, auch der für den Perchtentag geplante Hausputz sowie das abendliche Räuchern konnte wegen akuter Schwäche einfach nicht stattfinden. Interessanterweise konnte ich, sonst die Ordnung in Person, dem sich seit zwei Wochen stetig vermehrenden Volk der Staubmäuse in den Zimmerecken gelassen zusehen.

Mal schauen, welche Häutung da jetzt wieder stattfindet. Zweimal innerhalb von zwei Monaten "krankfeiern" - vielleicht ist es ja mein Abschied von der Rolle der Durchhalterin und Heldin. Die mag ich tatsächlich immer weniger sein.

Ein schönes empfehlenswertes Buch hat mich in den letzten Tagen begleitet: Macht - Geschichte - Sinn von Ursula Seghezzi. Es geht um europäische Geschichte seit der Jäger-und-Sammlerinnen-Zeit, um Jahreskreisfeste, Mythen und Volksbräuche. Sehr erschütternd wird geschildert, wie die Urbevölkerung, die weder Besitz noch Einehe noch Krieg kannte, von den germanischen und keltischen Horden unterworfen, beraubt, vergewaltigt, versklavt und zur Flucht gezwungen wurde. Die Geschichte ist ja nicht unbekannt, aber die damit einhergehenden Mythen gingen mir sehr unter die Haut.
Nein, es gibt keinen Grund, auf irgendwelche germanischen oder keltischen Wurzeln stolz zu sein.
Schön finde ich auch Frau Seghezzis sehr freundliche und differenzierte Weise, zwischen dem Mystiker Jesus, der eine tiefgreifende Einheitserfahrung weitergeben wollte, und dem Herrschaftswillen der Kirchen zu unterscheiden.
Ich habe allerdings auch was auszusetzen: sie betont immer wieder, daß die alten Völker noch nichts über den männlichen Beitrag zur Schwangerschaft gewusst haben. Da glaube ich aber doch: die frühen Menschen werden das alles schon gewusst haben, das konnte bei den Tieren und bei sich selbst beobachtet werden. Wichtiger schien aber zu sein, daß sich in dem neuen Wesen die Seele eines Ahnen wiederverkörperte.
Ich habe auch erhebliche Zweifel daran, daß Cromagnon-Menschen und die neolithischen Völker schon PriesterInnen hatten. Wozu? Fühlten sie nicht noch die Verbindung mit dem Großen Ganzen, die Verwandtschaft mit allen Wesen? Sie werden keine Religion gebraucht haben und eben auch keine VermittlerInnen.
Mir ist noch aufgefallen - das will ich jetzt Frau Seghezzi nicht vorwerfen - daß in dieser Art von Büchern immer nur die Rede von heterosexuellen Menschen ist. Dazu gehöre ich auch, dennoch bin ich durch lesbische und schwule FreundInnen und KollegInnen mittlerweile sensibilisiert. Ich bin gespannt, wann und wie die alten Mythen mal unter diesem Blickwinkel gelesen werden.

Liebste Astrid, meine besten Geburtstagswünsche nach Portugal und viele Küsse und weiche Umarmungen! xxx

Samstag, 21. Dezember 2013

Wintersonnenwende

Allerheiligen-2013-053
Als ich heute während unseres Wintersonnenwendrituals im Wald den Kreis verließ, um Futter für die wilden Tiere auszulegen, fiel ich im Dunklen bäuchlings über einen gefällten Baum. Ich konnte mich noch mit beiden Händen abstützen, sonst wäre ich mit dem Gesicht auf einen Baumstumpf aufgeschlagen. Aber meine beiden Handgelenk schmerzten noch lange danach.
Auf dem Rückweg im Auto sagte S., daß die Vibration von hohen Tönen den Schmerz ausleiten könnten.Also stieß ich laute Sirenentöne aus und die beiden anderen machten mit. Das machte Spaß und die beiden Handgelenke sind wieder schmerzfrei.

An manchen Tagen
will nichts sich
meinem Willen fügen
Dann kann ich mich nur
zurücklehnen
dem Brausen des Windes
zuhören
den eiligen Wolken
und den am Himmel tanzenden Krähen
zusehen
einatmen ausatmen
und die Wildnis in mich hineinlassen

In den nächsten beiden Tagen gibt es noch etwas zu tun: Einkaufen, Kinder vom Bahnhof abholen... und dann tauche ich ab in die Rauhnächte.
Ich wünsche euch allen eine schöne, magische Mittwinterzeit!

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