Mittwoch, 18. Dezember 2013

Goldmarie und Pechmarie

Allerheiligen-2013-045
Schlüsselblumen blühen im Dezember!

Weiterhin zwingen mich die Beschwerden, die sich in den Fehlstellungen meines Schultergürtels und in der Taubheit meiner Hände zeigen, mich neu einzurichten. Die Physiotherapeutin, bei der ich neuerdings in Behandlung bin, sagt ganz wenig, aber ab und zu streut sie Worte ein, mit denen ich was anfangen kann.
Zum Beispiel: "Die Schulter sitzt wieder richtig, aber die Strukturen sind noch da."
Die Strukturen, also die alten eingeschliffenen Pfade.

Eins meiner Lieblingsmärchen ist das von Frau Holle. Der Brunnen ist der Eingang in die andere Welt. Durch ihn geht es zur Holle, zu einer der Ahnfrauen der europäischen Urbevölkerung (die das alte Europa vor den patriarchalen Kelten und Germanen bewohnten). Der Gang in die Unterwelt ist eine schamanische Reise mit dem Ziel, Erkenntnis oder Heilung zu finden. Das Spinnen ist eine Tätigkeit, die tranceinduzierend wirkt und die Reise in die Unterwelt einleitet.
Die Brüder Grimm haben diese alten Märchen nicht nur gesammelt und niedergeschrieben, was ja an sich lobenswert ist. Sie haben sie auch ziemlich umgeformt und verfälscht und die Wertmaßstäbe ihrer Zeit (die sich von der unseren nicht so wesentlich unterscheiden) hineingeschmuggelt, so daß eine Moral herauskam.
Die Moral dieses Märchens: das fleißige Mädchen, das den ganzen Tag arbeitet und dient, wird am Schluss ihrer Reise mit Gold überschüttet, das faule Mädchen mit Pech. Also sei immer schön fleißig!
So habe ich dieses Märchen auch lange (miss)verstanden.
Aber mittlerweile, während ich mich mit meiner ein-ge-fleischten (wieder so ein tolles deutsches Wort, das für sich selbst spricht), weitgehend vorbewussten Leistungsbereitschaft befasse, sehe ich die Geschichte mit den beiden Maries in einem anderen Licht: es scheint sich um ein und dasselbe Mädchen zu handeln, die sich mal auf der hellen Tag- und mal auf der Nachtseite, im Arbeitsmodus und im Traummodus befindet, das Helle und das Dunkle, das Einatmen und das Ausatmen, das Wachsein und den Schlaf repräsentiert, eben alle Dimensionen des Lebens, weil eines nicht ohne das andere sein kann.
Ich wollte immer nur die Goldmarie sein, aber jetzt möchte ich lernen, auch die Pechmarie, also die dunkle Marie zu sein, die mit den Erlebnissen aus der Traumzeit an die Oberfläche zurück kommt. Und das geht nur, wenn sie die Hände in den Schoß legt und den durch langjährige Gewohnheit verhärteten Strukturen erlaubt, wieder weich zu werden.

Und siehe da: plötzlich ergeben sich in meinem Leben ganz neue Sachen.
Nachdem ich jetzt fast ein Jahr lang Tango lerne und die ganze Zeit nicht sicher war, ob das wirklich mein Tanz ist, hatte ich vor einigen Tagen das Glück, mit einem Mann zu tanzen, der es wirklich kann. Plötzlich war alles ganz leicht, die Ochos und andere Figuren, mit denen ich mich vorher abgemüht hatte. Und ich konnte den Körperkontakt und die gemeinsame Bewegung genießen und den Raum fühlen, den mein Partner mir für meine eigenen Bewegungen gab.
Ganz beschwingt fuhr ich in der Nacht nach Hause und wusste mal wieder: ja, das Tanzen ist doch mein Ding, dieses Bewegen im Flow ohne Gedanken, ohne Ziel, ohne Ehrgeiz. Ha!
Allerheiligen-2013-048

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Termine 2014

Allerheiligen-2013-043
Der spärliche Schnee ist schon wieder geschmolzen, schade!

Die Kräuterspaziergangs-Termine für 2014 stehen fest. Ihr findet sie auf www.hollesgarten.de unter Früchte. Dabei ist auch der Termin für mein neues Angebot: die Exkursion in die Rhön im August. Nähere Infos dann telefonisch oder per eMail.

Vielen Dank für eure lieben Wünsche zu meinem Geburtstag!
Allerheiligen-2013-044
Was mein Schlüsselbein und die tauben Hände angeht, bin ich jetzt vorsichtig optimistisch. Ich habe zwei Sitzungen bei einer Physiotherapeutin gehabt, die magische Hände zu haben scheint. Nach der ersten Sitzung war ich so aufgeladen, daß ich in der Nacht höchstens drei Stunden geschlafen habe. Dann ging's zum Frühdienst. ich war total fit und habe soviele Komplimente für mein Aussehen bekommen wie schon lange nicht mehr. Allerdings war ich abends dann um 22:00 fix und fertig und habe elf Stunden am Stück geschlafen.
Neben der Behandlung meines Körpers liegt für mich an, damit umzugehen, daß mein Körper mir auf sehr massive Weise gemeldet hat, daß ich über einen langen Zeitraum viel zu viel gemacht habe. Das ist eigentlich Thema meines gesamten Lebens, zumindest seit der Schulzeit. Ich merke auch, daß es eine gewaltige Umstellung werden wird, wenn ich in Zukunft meinen körperlichen Bedürfnissen sofort folge.
Heute habe ich es mal probeweise versucht: Ich war am Spätnachmittag so müde, daß ich das geplante Staubsaugen sein ließ und stattdessen auf dem Schaffell vorm Ofen ein Nickerchen machte. Das tat mir gut.
Ich sollte es so halten wie die Katzen. Die schlafen, wann und wo ihnen danach ist und sind bei Bedarf wieder voll da.
Diese Vorstellung gefällt mir sehr gut.
Allerdings würde eine Katze auch nie auf die Idee kommen, Staub zu saugen geschweige denn eine Sense anzufassen.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Der nächste Orkan

Allerheiligen-2013-040
Mit großem Tamtam wurde Orkan Xaver angekündigt: er solle die schlimmste Sturmflut seit 1962 bringen. Ein Freund sagte, die Wetterdienste haben immer feinere Messgeräte und die Vorhersagen werden immer hysterischer. Er muss es wissen, hat er doch jahrzehntelang bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion an verschiedenen Orten gearbeitet.
Als ich heute Morgen im Radio hörte, daß die Weihnachtsmärkte im Norden angewiesen wurden, zu schließen, beeilte ich mich dann doch ein wenig mit meiner Fahrt zum Markt. Nutzte aber wenig, weil die meisten Stände schon abgebaut waren, als ich ankam. Anweisung vom Ordnungsamt, sagte mein Käsemann. Immerhin bekam ich noch zwei Flaschen Milch am Demeterstand, der auch schon geschlossen war. Bezahlen muss ich erst nächste Woche.
Wenn schon nicht Markt, dann wenigstens Milchkaffee im Blé noir. Dort saßen nur zwei Frauen. So leer habe ich es noch nie erlebt. Plötzlich konnte ich mich selbst dabei beobachten, wie ich anfing, mir Sorgen zu machen: wäre es vielleicht doch vernünftig, jetzt sofort nach Hause zu fahren? Ich blieb in Mantel und Schal stehen und dachte nach. Die Hektik meiner Umwelt in Erwartung eines katastophalen Ereignisses hatte plötzlich auch mich erfasst. Nach einigen Momenten zog ich den Mantel aus, holte mir die Süddeutsche Zeitung und setzte mich hin. Während ich meinen Kaffee trank, sah ich zu, wie draußen die Weihnachtsdeko abgehängt und Tische und Stühle reingeräumt wurden.
Draußen stand noch ein einsamer Marktwagen: der Bio-Bäcker. Den Verkäufer kenne ich noch aus Ostholstein, H. die Frohnatur, der gern Französisch spricht und immer gute Laune hat. Wir erzählten uns gegenseitig, wie gern wir Sturm haben. "Wir nehmen es mit Gelassenheit", sagte er.
Gelassen. Das ist auch eins von den Wörtern, die ich gern habe. In Gelassen-Sein ist das Lassen enthalten. Gelassenheit ist eine gute Haltung gegenüber dem, was wir nicht im Griff haben, und da gibt's ja so einiges.
Jetzt sitze ich ganz gemütlich zu Hause, höre dem Tosen des Sturms zu, habe ein schönes Feuerchen im Ofen und lese Stephen Buhner.
Er zitiert einen Salish-Älteren:

Wenn du die christliche Bibel nimmst und Wind und Regen aussetzt, wird das Papier mit all den gedruckten Worten schnell hin sein. Unsere Bibel ist Wind und Regen.

Ha! Großartig! Passt gut zum Wetter.
Allerheiligen-2013-013

Freitag, 22. November 2013

60 Jahre

Allerheiligen-2013-039
Am Dienstag bin ich 60 Jahre alt geworden. Das kommt mir unwirklich vor. Aber jeder Geburtstag mit einer Null seit ich 30 wurde kam mir bisher unwirklich vor.
Jetzt bin ich eine alte Schachtel: voll mit Erfahrungen, Erinnerungen, Erlebnissen. Ich kann also aus dem Vollen schöpfen. Was wohl noch alles kommt? Ich bin neugierig.
Auf jeden Fall fühle ich mich wohl mit mir selbst, freue mich nach wie vor, in dieser schönen Landschaft zu wohnen und im Großen und Ganzen das Leben zu führen, das ich führen will.
Am Dienstag traf ich mich mit L. im Blé noir in Kiel auf einen Kaffee. Von ihr kommt auch die Rose, die mich ansieht und über die ich mich freue, wenn ich das Wohnzimmer betrete.
Am Nachmittag kam B. zu Besuch und schenkte mir 60 Meisenknödel, Eier von ihren Hühnern, Walnüsse und ein Körbchen mit Quitten aus ihrem Garten, die jetzt die Küche mit betörendem Duft erfüllen.
Ich habe mich sehr gefreut über die Anrufe, die schönen Postkarten und Mails. Sogar der Postbote rief mir Glückwünsche zu, während ich im Garten Holz stapelte. "Ist mir ja nicht verborgen geblieben," sagte er und wir mussten beide lachen.
Morgen gibt es auch noch eine Party.
Allerheiligen-2013-031
Mein Schlüsselbein sitzt immer noch nicht da, wo es hin gehört, trotz einer weiteren Osteopathie-Sitzung. Aber ich bin schmerzfrei und kann mich ohne Einschränkungen bewegen.
In meiner Freizeit lese ich weiter Stephen Buhners Secret Teachings of the Plants. Dieses Buch ist ein Schatzkästchen. Es ruft vor langer Zeit Gelerntes in mein Bewusstsein zurück, z.B. Skills aus meiner Körpertherapieausbildung, bestätigt meine Art, mit Pflanzen in Kontakt zu gehen und macht mich zugleich mit der Möglichkeit einer noch tieferen Kommunikation bekannt, sowohl mit den Pflanzen als auch mit den Krankheiten. Letztere sieht er übrigens als Wesenheiten, die auch eine Daseinsberechtigung im Ökosystem dieser Planetin haben.
Als ich heute bei feuchtkaltem grauen Wetter einen Streifzug zu den Teichen machte, kam mir in den Sinn, daß Wahr-Nehmung genau das bedeutet: das mit den Sinnen Erfasste für wahr zu nehmen (für solche Worte liebe ich die deutsche Sprache). Das für sich selbst anzuerkennen ist ein erster und möglicherweise wesentlicher Schritt, sich aus der Kolonisierung des Geistes zu befreien: wenn ich meiner eigenen Wahrnehmung radikal traue, egal was die anderen, die Wissenschaft, die Schulmedizin sagen.

Donnerstag, 14. November 2013

krank

Allerheiligen-2013-025
Vor einigen Wochen habe ich mir beim Mähen mit der Sense das linke Schlüsselbein samt erster Rippe ausgehebelt. Das hat zu brennenden Schmerzen im Schultergelenk geführt. Auch meine Osteopathin war dieses Mal ratlos. Am Montag wurden die Schmerzen so heftig und ich fühlte mich so unwohl, daß ich eine homöopathische Ärztin konsultierte, die mich krank schrieb (das ist das letzte Mal vor über zehn Jahren vorgekommen). Ich hatte die Befürchtung, daß sie mich gleich an einen Orthopäden weiterschickt - da hätte ich dann aber nicht mitgemacht. Aber sie schaute sich mein hochstehendes Schlüsselbein an und gab mir zwei Globuli Rhus toxicodendron in sehr hoher Potenz. Am nächsten Tag war ich schmerzfrei, obwohl das Schlüsselbein immer noch an der falschen Stelle sitzt.
Anfang Dezember gehe ich zu einer Physiotherapeutin, die "es in den Händen hat". Dank einer Empfehlung bekam ich überhaupt einen Termin bei ihr. Mal sehen, was sie ausrichten kann. Vielleicht kann sie bei der Gelegenheit auch meinen nach wie vor tauben Händen helfen. Denen ging es zwischenzeitlich mal besser, aber alles in allem habe ich sie seit nunmehr sechs Jahren.
Während ich mich in die Hände anderer Menschen begebe, weil ich allein nicht mehr weiter komme, suche ich nach Bedeutung. Eins ist schon klar: mein seit der Grundschulzeit eingefleischter Leistungsdrang führt dazu, daß ich mir ständig mehr aufbürde, als mir gut tut. Nicht daß das etwas Neues wäre: ich muss mich halt immer wieder daran erinnern, daß es keine Belohnung dafür gibt, daß ich fleißig bin und so viel schaffe. Im Gegenteil.
Jetzt hat mich mein guter Körper erinnert!

Ich bin zwar krank geschrieben, aber gehen kann ich. Also ging ich gestern bei schönstem Sonnenschein spazieren. Mein Weg führte mich an der Kühlhalle des Gutes vorbei. Dort stand ein Anhänger, aus dem Blut tropfte. Als ich näher kam, erkannte ich, daß er mit Gedärmen und Lungen beladen war. Durch die geöffnete Tür der Halle sah ich sehr viele Damtiere ausgeweidet und an Haken hängen wie Inanna im unterirdischen Reich ihrer Schwester Ereschkigal. Morgens hatte ich die Schüsse gehört und als der Postbote mir meine Briefe aushändigte, sagte er: "Heute ist Jagd. Die Tiere haben ja gar keine Chance." Er klang mitfühlend. Recht hat er: die Zeiten, als Menschen Mammut, Auerochse und Wollnashorn noch in die Augen sahen, bevor sie sie töteten, sind ja schon zehntausende von Jahren vorbei.
Ich sprach den Mann an, der mit einem Abziehbesen Blutpfützen zusammenschob. Er sprach von 97 Tieren, die am Vormittag abgeschossen worden waren. Und warum nur weibliche Tiere? Er sagte was von Abschussquoten. Ich fragte nicht weiter nach.
Die Bilder, die ich sah, habe ich immer noch in mir. Ich habe es schon mal geschrieben: mein Problem ist nicht das Fleischessen (das mach ich selbst, wenn auch sehr selten), sondern wie Tiere gehalten und getötet werden. Das Damwild hat sicher ein schönes Leben. Ich sehe die Tiere oft, sie wohnen hier ebenso wie ich. Am Vorabend sprangen zwei aus meinem Gemüsegarten, als ich näher kam. Und dennoch habe ich das Gefühl, daß das Töten meistens ohne Respekt geschieht.
"Wir müssen wieder töten lernen", diesen Satz habe ich oft von Ute Schiran gehört. Ich weiß, daß er ein Satz mit vielschichtiger Bedeutung ist. Er klingt nach Tabubruch. Töten lernen, wir? Ungeheuerlich! Fleisch kauft man doch fertig zugeschnitten im Supermarkt.
Übrigens finde ich den moralischen Einwand mancher Vegetarier und Veganer, daß sie nicht für den Tod eines Lebewesens verantwortlich sein wollen, zu kurz gedacht: sind doch auch Pflanzen Lebewesen.
Folgende Einwände gegen häufigen Fleischkonsum habe ich: das tägliche Fleischessen verlangt immense Weideflächen bzw. Land für den Anbau von Futterpflanzen und führt damit zur Zunahme der globalen Hungersnöte. Außerdem bin ich gegen jede Form von Sklaverei. Genau das ist aber Tierhaltung in den allermeisten Fällen. Auch Bio ist absolut keine Garantie für wesensgemäße Tierhaltung.
Wie kann es also gehen, Fleisch als Geschenk eines Lebewesens zu sehen und mit Respekt zu essen, in dem Bewusstsein, daß ich eines Tages Nahrung für andere Wesen sein werde?
Allerheiligen-2013-036

Samstag, 9. November 2013

Ordnung

Allerheiligen-2013-001
Astrid, immer wenn ich eine Nachricht von dir bekomme, wird mir warm ums Herz. Danke, daß du da bist.

Ich bin eine ziemlich ordentliche Frau, zugegebenermaßen etwas zwanghaft. Das finde ich meistens sehr angenehm - ich muss nie nach dem Autoschlüssel suchen - aber manchmal stände es mir sicher gut, wenn ich mal fünfe gerade sein lassen könnte.
Mein Garten ist allerdings nicht ordentlich. Das zeigt mir der Vergleich mit den Gärten in der Umgebung, die jetzt aufgeräumt sind: die Erde liegt wildkrautlos, quasi gehäutet da, die Stauden sind fein säuberlich direkt über dem Boden abgeschnitten, alles Welke ist entfernt.
Als ich mit dem Gärtnern anfing, träumte ich auch von dieser Art von Ordnung. Aber mir fehlte ganz einfach die Zeit, das alles vor dem Winter hinzukriegen.
Mittlerweile habe ich von der wilden Natur gelernt: die sich selbst überlassene Erde ist immer mit Wildkräutern und Blättern bedeckt, eine warme weiche Decke, die vor Erosion schützt und den Erdorganismen Nahrung schenkt. In den trockenen Pflanzenskeletten können Insekten und andere kleine Wesen überwintern. Gerne sehe ich zu, wenn die Meisen an den dürren Liebstöckel- und Saubohnenstengeln herumturnen und dort immer etwas zu essen finden.
Nur die trockenen Ahorn-, Birken- und Eichenblätter, die als dicke feuchte Schicht auf der Wiese liegen, harke ich zusammen: einen Teil schütte ich in den Knick, wo der Igel sein Winterquartier hat und den anderen gebe ich auf den Kompost. Den habe ich heute zu einem stattlichen Haufen aufgeschichtet, während es um mich herum stürmte und regnete und ab und zu ein Regenbogen aufleuchtete. (In den Aussaattagen 2014 wird der heutige Tag wegen irgendeines astronomischen Events als ungünstig angegeben. Aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen: ich muss die Tage nutzen, an denen ich frei habe.)
Jetzt ist die Herbstarbeit erledigt.
Morgen ist der letzte Kräuterkurs in diesem Jahr: Wurzeln graben und Salben rühren.
Ich freue mich auf die ruhige, dunkle Zeit.
Allerheiligen-2013-009

Sonntag, 3. November 2013

Ahnungen

Allerheiligen-2013-006
Ich steckte weiße Wäsche in die Waschmaschine und zog sie nach dem Waschen ferkelchenrosa wieder heraus. Ein kleines karminrotes Seidendeckchen von der Wäsche davor war wohl unbemerkt am Rand der Trommel hängengeblieben und einfach noch mal gewaschen worden. Eine ärgerliche Sache, die wahrscheinlich jeder Mensch mit einer Waschmaschine schon mal erlebt hat.
Erwähnenswert finde ich an der Geschichte, daß ich beim Befüllen der Waschmaschine für einen winzigen Moment ein klares Bild von etwas Rotem in der weißen Wäsche vor meinem inneren Auge hatte. Leider hat mich das nicht dazu gebracht, noch mal nachzuschauen.
Genauso habe ich - wie bereits berichtet - im März meine toten Bienenvölker vor meinem inneren Auge gesehen.

Vor einiger Zeit las ich von einer Rhöner Ziegenhirtin, die eine Art mediale Verbindung zu ihren Tieren hat. Sie beschreibt es so: für einen kurzen Augenblick scheint sich eine Tür zu öffnen, durch die eine einen Blick erhaschen kann, bevor sie sich wieder schließt. Sie hat gelernt, diese blitzartigen Ein-Sichten ernst zu nehmen.
Im Fall der Bienen habe ich das auch getan, was sie leider nicht mehr gerettet hat.
Ich will mich gar nicht damit abgeben, diese Wahrnehmungen zu erklären. Ich glaube aber, daß sie zu unseren menschlichen Möglichkeiten gehören und wir nur gelernt haben, ihnen nicht zu trauen, weil es nicht in das vorherrschende lineare Denken passt.
Das Wort Ahnung hängt etymologisch mit den Ahnen zusammen: geben uns unsere Ahnen also Fingerzeige?

Samstag, 2. November 2013

Orkan

Allerheiligen-2013-022
Am Montag brauste ein mächtiger Orkan über den Norden.
Immer schon habe ich Stürme geliebt und mich ihnen ausgesetzt. Meine Tochter war zu Besuch und wir machten einen Spaziergang. Wir hielten respektvoll Abstand zu den großen Bäumen und ließen uns durchwehen, lauschten dem Brausen und schauten uns die Spuren des Sturms an. Katharina wollte abends nach Hause fahren. Sie hatte am Donnerstag ihren ersten Tag als Referendarin. Auf der Internetseite der Deutschen Bahn erfuhren wir, daß kein einziger Zug mehr fahren würde.
Am nächsten Morgen war immer noch keine Bahnstrecke im Norden passierbar. Katharina fuhr mit mir zum Frühdienst in der Hoffnung, im Lauf des Vormittags doch noch einen Zug oder eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Daraus wurde nichts. Später habe ich die Bilder von den umgestürzte Bäumen auf den Bahngleisen gesehen. Allein auf einer kleineren Strecke Richtung Nordsee sollen es schon 55 gewesen sein.
Allerheiligen-2013-011
Schließlich fuhr ich Katharina nach Münster, begleitet von der strahlenden Venus am Südosthimmel. Um 21 Uhr kamen wir an. Martin bewirtete uns mit einer leckeren Nudelsuppe, dann fuhr ich wieder nach Hause.
Die Rückfahrt auf der fast leeren Autobahn erinnerte mich an die vielen Frankreichfahrten, die ich immer nachts stattfanden, während die Kinder auf der Rückbank schliefen und ich die Straßen weitgehend für mich allein hatte. Ich gönnte mir eine kleine Kaffeepause in der leeren Wildeshausener Raststätte und stellte mal wieder fest, daß nachts die beste Musik im Radio kommt. Um 3 Uhr kam ich zu Hause an, fiel ins Bett und stand fünfeinhalb Stunden später wieder auf, um zum Spätdienst zu fahren.
Verrückte Aktion, ich weiß. Aber auch richtig, denn erst gestern Mittag gab die Bahn die Strecke wieder frei. Man kann ja seit vielen Jahren nicht mehr viel Gutes über die Deutsche Bahn sagen, aber dieses Mal habe ich vollstes Verständnis dafür, daß sie mehrer Tage Zeit brauchten, um die Schienen frei zu bekommen und die Oberleitungen zu reparieren.
Ich finde es spannend, wie ein Sturm innerhalb weniger Stunden alle menschlichen Sicherheiten außer Kraft setzt.
Allerheiligen-2013-020

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