Sonntag, 20. Oktober 2013

Bücher

HTuNG-2013-053
Ein uralter Efeu, der sich in Münster nahe der Hammer Straße in einem Vorgarten um einen ebenso uralten Eisenzaun gewunden hat und mittlerweile offizielles Naturschutzgebiet ist.

Eine Freundin hat mir ein herzberührendes Buch geschenkt, das ich in vier Tagen verschlungen habe: Glückskind von Stephen Uhly. Ein verwahrloster Mann, der sich selbst schon aufgegeben hat, findet in einer Mülltonne ein Baby. Das verändert sein Leben. Beim Lesen fiel mir wieder ein, wieviel sich verändert hat. Vor dreißig, vierzig Jahren wäre das noch ein reines Frauenthema gewesen.
Im Moment lese ich gerade The Secret Teaching of Plants-The Intelligence of the Heart in the Direct Perception of Nature von Stephen Harrod Buhner. Es gibt keine deutsche Übersetzung.
Stephen Buhner schreibt in einer sehr schönen Sprache über lineares Denken, Chaos und den Weg der Abspaltung vom Lebendigen, auf den uns die Wissenschaft des weißen Mannes gebracht hat. Ich habe erst knapp 50 Seiten gelesen, kann aber schon sagen, daß es ein erstaunliches Buch ist, das mir neue Denkweisen aufzeigt. Und ganz nebenbei wird mir klar, warum ich in der Schule in Mathe immer so schlecht war: weil Mathe mit meiner Art des Erfassens von Wirklichkeit nicht kompatibel ist.
Hier ein Zitat (Übersetzung von mir):

semen ist lateinisch
für ein schlafendes, befruchtetes
Pflanzenei -
Samen.
Das männliche Ejakulat
ähnelt chemisch mehr
den Pflanzenpollen.
Du siehst also,
es ist wirklich
genauer
es Säugetier-Pollen
zu nennen.

Es Samen
zu nennen
heißt, etwas Ungesundes
tief in unsere Kultur
zu treiben:
daß Männer Frauen pflügen
und ihre Samen in sie legen,
wo sie doch in Wirklichkeit
Blumen bestäuben.

Nun,
ändert das nicht alles zwischen uns?

Natürlich weiß heute jedes Kind, wie es im Bauch der Mutter entstanden ist. Trotzdem wird immer noch ohne Zögern vom männlichen Samen gesprochen. Stephen Buhner hat es wunderschön poetisch auf den Punkt gebracht, wie Sprache wirkt.
HTuNG-2013-064

Samstag, 12. Oktober 2013

Sturm

HTuNG-2013-001
Seit zwei Tagen tobt hier ein schöner Herbststurm und fegt die Blätter von den Bäumen. Gestern morgen auf dem Weg nach Pinneberg zu D. fiel mir auf, wie bunt die Bäume geworden sind. Das regionale Godentreffen bestand dieses Mal nur aus ihr und mir, weil die anderen Drei kurzfristig abgesagt hatten. So war es klein, aber fein. Wir frühstückten königinnenlich und hatten uns viel zu erzählen. Später machten wir eine ausgedehnten Gang durch den Fahlt und den Rosengarten. Es war schön, eingehakt durch die Herbstlandschaft zu gehen und sich gut zu verstehen. Wir sprachen auch über mein goßes Bedürfnis, aus den durchgeplanten Jahreskreisritualen auszusteigen und stattdessen eine Form zu finden, die Raum gibt für die Energien und Bedürfnisse, die sich während des Treffens zeigen. Dabei ist deutlich geworden, daß einige Frauen die strenge Struktur brauchen. Ich aber brauche jetzt einen größeren Spiel-Raum.
Im Gespräch mit D. entstand das Bild einer Entwicklung vom Kind, das noch Vorbilder und Anleitungen braucht über die Jugendliche, die eigene Wege finden möchte. Ich bin gespannt, wo das alles noch hinführt.
Heute fuhr ich zum Hexenstein-Platz bei Gut Schmoel und schaufelte tiefe Löcher für die Wächter-Steine, während Jan Koberstein innerhalb des schon fertig gestellten Ringfundaments in der Mitte Röhren für den Ziegelbrand legte. Etliche Menschen haben in den letzten Wochen schon an diesem Platz gearbeitet. Ich hatte erst heute das erste Mal Zeit.
Es stürmte immer noch, der Himmel war durchgehend grau, die Autos rasten auf der Bundesstraße an uns vorbei und das Ausheben des lehmigen Bodens war sehr anstrengend. Beim ersten und zweiten Loch haderte ich noch: was mache ich hier eigentlich? Habe ich nicht genug andere Dinge zu tun? Aber dann grub ich nach und nach sieben Löcher und es war in Ordnung.
Unterbrochen wurden wir von einem deftigen Regenguss. Wir setzten uns in Jans Auto, tranken Tee und unterhielten uns.
Ein Mann hielt an und fragte, was das werden solle. Jan erklärte ihm das Projekt. Der Mann begann dann sehr umfangreich aus der Geschichte der Region zu erzählen. Er wusste die Bedeutung der slawischen und plattdeutschen Ortsnamen, er kannte auch die Geschichte der Hexenvernichtungen durch den Grafen Rantzau. Aber auf die Kirche ließ er nichts kommen. Da schien ein blinder Fleck zu sein.
HTuNG-2013-021
In den letzten Wochen wurde ich mehrmals gefragt, welche Kräuter es gegen Bronchitis gäbe. Dabei stellte sich heraus, daß diese Menschen sich ein Mittel wünschten, das von heute auf morgen den Zustand vor der Krankheit wiederherstellt. Aber das können Pflanzen ebenso wenig wie schulmedizinische Mittel. Huflattich ist z.B. ein wunderbares Kraut, um den Hustenreiz zu lindern und den festsitzenden Schleim zu lösen. Dazu unterstützt er das Immunsystem. Dennoch hat eine Bronchitis ebenso wie alle Infektionskrankheiten einen eigengesetzlichen Verlauf. Sie zwingt eine, sich Zeit für sich zu nehmen, innezuhalten, sich zu pflegen, ins Innere zu lauschen, aus dem hektischen Getriebe auszusteigen, in Zwiesprache mit Viren und Bakterien zu gehen.
Antibiotika machen die Symptome meist sehr schnell weg. Aber sie betrügen den Menschen auch um die Chance dieses Innehaltens, Langsamwerdens und bringen das Immunsystem um eine neue Erfahrung. Und die Regel ist, daß nach einer Antibiotikabehandlung die nächste Infektion schon in der Warteschleife ist.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Rhön

HTuNG-2013-002
Zusammen mit meiner Tochter und ihrem Freund habe ich in der letzten Woche die Rhön erkundet, erwandert, genossen. Ich möchte gern im nächsten Jahr eine Kräuterexkursion über mehrere Tage machen. Näheres kommt, sobald ich mich auf einen konkreten Termin mit unserer Gastgeberin geeinigt habe.
Wir hatten an allen drei Tagen ab Mittag, nachdem sich der Hochnebel verzogen hatte, Sonnenschein.
Die Rhön sieht ja so sanfthügelig aus, aber die Berge haben es aufstiegsmäßig dann doch in sich. Ich hatte jedenfalls einen gigantischen Muskelkater an den erstaunlichsten Stellen. Wenn ich mich aus dem Sitzen erhob, war ich so steif, daß ich dachte, jetzt geht gar nichts mehr. Aber wenn ich einmal am Gehen war, ging es.
Am ersten Tag haben wir den Schafstein bestiegen. Ich hatte ihn ausgesucht, weil er von unserem Ort aus zu Fuß zu erreichen war. Zunächst ging es durch mit lila blühenden Herbstzeitlosen übersäte Wiesen. Ab und zu sahen wir Kühe, sogar viele gehörnte und zwei Kälbchen, die bei ihren Müttern sein durften. Irgendwann hatten wir dann die Kernzone des Naturschutzgebiets um den Schafstein erreicht und betraten ein magisches Reich: einen Wald, der seit etwa 20 Jahren sich selbst überlassen wird. Es gibt Wanderwege, die nicht verlassen werden sollen. Rechts und links davon kann die Wildnis sich ausbreiten. Hier begriff ich zum ersten Mal ganz anschaulich, was es mit dem Begriff Ver-wesen auf sich hat: ein Wesen geht in einen anderen Wesenszustand über. Die sterbenden Bäume sind Nahrung für eine Vielfalt an Pilzen in den erstaunlichsten Farben und Formen. Käfer verwerten das, was sie am Boden an organischem Material finden. Der Tod ist nur ein großer Umwandlungsprozess und somit nicht das Ende, sondern ein Teil des Lebens. Alles war so friedlich. Zwischen den moosüberwachsenen Wurzeln, den Farnen und auf den vermodernden Baumstämmen ahnte ich kleine Völker, sichtbare und unsichtbare. Für mich ist dieser Wald ein Feenwald.
HTuNG-2013-011
Auf dem Gipfel angekommen, begegneten wir einer Gruppe älterer Männer, die noch ein weite Wanderung vor sich hatten. Sie räumten die einzige Bank für uns und verabschiedeten sich sehr freundlich. Die Bank stand am Rand eines riesigen Steinfeldes. Geologen nennen so was Blockmeer. Die Rhön war vor sehr langer Zeit vulkanisch. Die Lava erstarrte im Berg zu hohen vieleckigen Basaltsäulen. Der Frost der Eiszeiten sprengte die Säulen an einigen Stellen in Blöcke, die sich wie ein steinerner Wasserfall über den Hang ergossen. Teilweise erinnerte mich die Landschaft an Lanzarote mit seinen schwarzen Lavawüsten.
HTuNG-2013-006
Am zweiten Tag besuchten wir das Rote Moor und die Kaskadenschlucht und vor unserer Abreise bestiegen wir den Gangolfsberg, wo die Basaltsäulen durch die Auffaltung der Gebirge horizontal gelegt wurden.
HTuNG-2013-031
Wieder einmal dachte ich, daß ich weder Tempel noch Kirche brauche. Daß es etwas Größeres gibt als uns, wird an solchen Orten unüberseh-fühlbar. Ich kann dann nur immer WowWowWow! sagen.
Schön waren auch unsere Picknicks: es ist schon erstaunlich, welchen Appetit eine entwickelt, wenn sie stundenlang bergauf bergab läuft. Zweimal kehrten wir in einer Hütte ein und aßen sehr leckeren Kuchen.
Wenn wir abends matt und satt in der großen Küche unserer Ferienwohnung saßen, las ich aus Pippi Langstrumpf vor - immer noch ein wunderbar anarchistisches Kinderbuch!

Donnerstag, 19. September 2013

Artgerecht - wesensgemäß

Schnitterin-2013-042
Ich greife mal auf, was meine Leserin Karin geschrieben hat (danke sowohl fürs Lesen wie auch fürs Posten):
Ja, artgerechte Menschenhaltung ist ein großes Thema, wobei ich lieber das Wort "wesensgemäß" gebrauche. Da fällt mir gleich das morgendliche Weckerklingeln ein. Das empfinde ich seit meiner Schülerinnenzeit als gewalttätig. Wenn ich Frühdienst habe, klingelt mein Wecker um 3:30. Glücklicherweise habe ich nicht allzu viele Frühdienste. Ich bin ein Nachtmensch und vor acht Uhr stehe ich ungern auf. Ich mag es, langsam aus dem Reich des Schlafes in den Tag hinein zu gleiten, meinen Träumen nachzuspüren, den Stimmen der Vögel draußen zu lauschen.
Wieviele Dinge machen wir gewohnheitsmäßig, obwohl sie ganz und gar nicht unserer Natur entsprechen. Das ist mir auch beim Ansehen des Films über die Aborigines deutlich geworden.
Daß eine Gattung, die sich von ihrem eigenen Wesen entfernt hat, auch andere Wesen nicht angemessen behandeln kann, liegt auf der Hand.
Für mich heißt das, immer wieder zu überprüfen: entspricht mir das, was ich gerade mache?

A. und ich haben vor zwei Tagen eine kleine Abschiedszeremonie am Vogelsee für Ute gemacht. Und als wir damit fertig waren, erschien ein Regenbogen im Osten. Übrigens mein dritter Regenbogen an diesem Tag.
Schaut auch mal hier: www.ute-schiran.de

Hier bin ich mit wesensgemäßen grauen Haaren ;-)
Schnitterin-2013-033

Samstag, 14. September 2013

Altweibersommer

Schnitterin-2013-040
Heute morgen um kurz vor sechs, als ich gerade dabei war aufzustehen, ging das Licht meiner Nachttischlampe aus. Ich wollte eine neue Glühbirne holen, musste aber feststellen, daß im ganzen Haus kein Strom war. Es lag nicht an der Sicherung. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir: das ganze Dorf schien ohne Strom zu sein. Ich legte mich wieder ins Bett, ich konnte mir ja noch nicht mal einen Tee kochen. In der halben Stunde, bis der Strom wieder kam, dachte ich über unsere totale Abhängigkeit von Elektrizität nach.
Bei meiner mitternächtlichen Runde durch den Garten, sah ich das grelle Scheinwerferlicht eines Treckers mit weit ausgefahrenen Giftspritzarmen über das große Rapsfeld jenseits der Gartengrenze leuchten. Sie legen jetzt immer häufiger Nachtschichten für ihre Spritzaktionen ein.
Liebe Landlust-LeserInnen: das ist die übliche Landidylle. Chemische Kriegsführung gegen die kleinen Völker der Insekten und Mikroorganismen.
In den 90er Jahren suchte ich einen Ort fernab der Brutalitäten der globalen Wirtschaft (wozu ja auch die Agrarindustrie gehört). Dann begann ich zu begreifen, daß es diesen Ort auf unserer Planetin nicht mehr gibt, was mich zunächst in eine tiefe Niedergeschlagenheit stürzte.
In den letzten Jahren sind in meinem persönlichen Umfeld erschreckend viele Freundinnen und Kolleginnen an Krebs erkrankt, einige sind gestorben. Auch von anderen höre ich Ähnliches. Mir erscheint es logisch: in dem Maße, wie die Erde vergiftet wird, werden auch die weiblichen Körper (natürlich auch männliche) vergiftet.
Immer wieder beschäftigt mich die Frage, wann die Menschen angefangen haben, die Erde und andere Lebewesen auszubeuten.
In diesem Zusammenhang finde ich einen Film interessant: Ihr findet ihn unter www.ourgeneration.org.au. Es ist ein Dokumentarfilm über die desolate Lebenssituation der australischen Aborigines. Das Besondere an den First Peoples, wie sie sich selbst nennen: sie leben seit ca. 60.000 Jahren als JägerInnen und SammlerInnen (heute nur noch eingeschränkt, da die weiße Kultur ihnen diese Möglichkeit mehr und mehr nimmt). Diese Lebensform war auch mal unsere.
Sehr wahr fand ich den Satz eines Aboriginals: "Das Land besitzt uns."
Wenn diese Tatsache in unser weißes Master Race-Bewusstsein vordringt, wird sich alles verändern.
Schnitterin-2013-038
Inmitten von diesem Irrsinn gibt es auch Grund für Freude: der heutige Kräuterkurs ist einer davon. In gewisser Weise sind diese Kurse subversive Aktionen: die Liebe zur freien Natur wächst, indem wir uns in ihr bewegen und als einen Teil von ihr begreifen.

Samstag, 7. September 2013

Ute ist tot

Schnitterin-2013-027
Gestern Abend erfuhr, daß Ute Schiran in der Nacht gestorben ist.
Ute hat mich seit Mitte der 80er Jahre begleitet: zunächst durch ihre Bücher, die etwas ganz tief in mir angesprochen haben, besonders Menschenfrauen fliegen wieder. 2007 lernte ich sie schließlich persönlich bei Alma mater kennen und schloss sie sofort in mein Herz. Von 2009 bis 2011 genoss ich zusammen mit anderen Frauen ihre schamanische Unterweisung, die ich an dieser Stelle einige Male erwähnt habe.
Ute, die selbst ursprünglich Medizinerin war, hat ihre schwere Erkrankung bewusst ohne Schulmedizin durchlebt.
Ich habe sie als äußerst konsequente Frau erlebt: die Erkenntnisse aus ihrer lebenslangen Erforschung der vielen Schichten des Lebendigen haben sie letztendlich nach Portugal in ein Leben ohne Strom und fließendes Wasser als Subsistenzbäuerin geführt. Dort konnte sie wohl ungestörter als in Deutschland in KORESpondenz (ihre Schreibweise) mit den sichtbaren und unsichtbaren Wesenheiten treten.
Ich mochte ihre Sprache: ihr Buch Am Küstensaum der Zeit habe ich nach der Trennung von J. mindestens fünfmal gelesen und jedes Mal neue Inspirationen bekommen.
Ich wäre gern im nächsten Frühjahr zu ihrem jährlichen Schweigeretreat nach Cornwall gereist. Ihre gelegentlichen warmherzigen Mails vermisse ich schon jetzt.
Gute Reise, Ute, und danke für alles!
Schnitterin-2013-030

Sonntag, 11. August 2013

Image aufpolieren

Schnitterin-2013-014
In der Zeitung las ich, die konventionellen Bauern wollen etwas gegen ihr schlechtes Image unternehmen: geplant sind Werbekampagnen, in denen die Wichtigkeit und Güte konventioneller Landwirtschaft dargestellt werden solle. Das halte ich für rausgeschmissenes Geld, ist doch der schlechte Ruf ziemlich begründet. Vor wenigen Tagen bei einem meiner Rundgänge entdeckte ich, daß mal wieder großflächig Glyphosat (Roundup) auf einem Gerstenfeld ausgebracht wurde. Meine Recherchen im Internet haben ergeben, daß es üblich ist, Glyphosat wenige Tage vor der Ernte auszubringen, weil damit eine "Reifebeschleunigung" erreicht werden könne.
Österreich hat übrigens den Einsatz von Glyphosat mittlerweile komplett untersagt, weil es wohl doch nicht so unschädlich ist, wie Monsanto gern behauptet. Die Chemikalie findet sich nachweisbar in den meisten Gebäcken und im Urin von Menschen.
Die Firma Monsanto war schon in den 60er Jahren Spezialistin für chemische Kriegsführung: ihr Agent Orange wurde im Vietnam-Krieg großflächig mit Flugzeugen und Hubschraubern versprüht, um die Wälder zu entlauben und die Äcker zu vergiften (erklärtes Kriegsziel war ja, die Vietnamesen "in die Steinzeit zurückzubomben", so US-Luftwaffengeneral Curtis LeMay). Agent Orange, eines der giftigsten Dioxine, ist auch jetzt, drei Generationen nach dem Krieg in Vietnam, verantwortlich für schwerste Missbildungen von Kindern und Krebs. Die Vietnamesen haben nie eine Entschädigung bekommen.
Zurück zur Imageaufpolierei: man kann konventionelle Landwirte wohl kaum davon überzeugen, daß ihre Methoden lebensfeindlich sind und letztlich auch ihnen selbst schaden. Sie haben eben ihre eigene Logik. Der ganze Spuk wäre allerdings schnell vorbei, wenn die Konsumenten ihr Kaufverhalten drastisch ändern würden. Auch Massentierhaltung wäre erledigt, wenn nicht mehr jeden Tag Fleisch auf den Teller käme. Und wenn Fleisch, dann welches von artgerecht gehaltenen Tieren.
Schnitterin-2013-016
Ich bin begeistert von den Wildtomaten, die dieses Jahr an der warmen Schuppenwand wachsen. Das Saatgut habe ich von Dreschflegel (www.dreschflegel-saatgut.de). Die Pflanzen habe ich am Anfang einmal angebunden, dann ohne Ausgeizen und mit allen Nebentrieben wachsenlassen. Sie blühen wie wild und sind voller mirabellengroßer, etwas länglicher Früchte. Und das Aroma...aah! Auch der viele Regen am Beginn ihrer Wachstumszeit hat ihnen offensichtlich nichts ausgemacht.
Von mir haben sie zweimal verdünnte Brennesseljauche und regelmäßiges Gießen bekommen, das war's. Und meine Freude haben sie wohl auch mitbekommen.

Meine Tochter hat mich mit Amanda Palmer, einer US-amerikanischen Künstlerin und Ehefrau von Neil Gaiman, bekannt gemacht. Die ist wirklich spannend. Was ich von ihrer Musik halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Mir gefällt aber ihre frische und freche Art, die mich irgendwie an Pippi Langstrumpf erinnert. Beispiel: während ihres Auftritts auf dem Glastonbury-Festival rutschte ihr eine Brust aus dem BH. Das wurde von der Zeitschrift Daily Mail zu einer großen Story gehypt. Amanda Palmer hat darauf geantwortet, in dem sie den Text eines Briefes an Daily Mail während eines Auftritts gesungen hat. Dabei entledigte sie sich ihres Kimonos und performte weiter, als sei es das Normalste der Welt, völlig nackt in der Öffentlichkeit am Keyboard zu stehen. Dem aufgeregten Publikum rief sie zu: "It's just a naked woman." Recht hat sie!
Sympathisch finde ich auch, daß sie in Zeiten des Mainstream-Enthaarungskults ganz selbstbewusst ihre ungestutzten Achsel- und Venushaare trägt. Und das als Amerikanerin, wow!
Sie spricht übrigens sehr gut deutsch, auch das finde ich beachtlich.

Mittwoch, 7. August 2013

Auf dem Herzensweg

Schnitterin-2013-009
Bereits im Mai ist das Buch Auf dem Herzensweg - Lebensgeschichten spiritueller Frauen von Sabrina Gundert erschienen. Ich habe im letzten Herbst darüber berichtet, nachdem Sabrina bei mir war und wir ein langes Gespräch hatten. Daraus ist dann ein Beitrag über mich in diesem Buch geworden.
Ich finde, es ist sehr schön geschrieben. Die darin beschriebenen Frauen sind ganz unterschiedliche Wege gegangen und haben sehr verschiedene Hintergründe. Ich fand alle Geschichten inspirierend und ermutigend. Das Buch zeigt auch, daß es viel weniger auf den geistigen Hintergrund und die spirituelle Tradition einer Frau (sicher auch eines Mannes) ankommt, sondern darum, den ganz eigenen Weg zu gehen. Und es wird auch deutlich, daß es dauern kann, bis eine das findet, was wirklich ihr Eigenes ist.
Als ich den Beitrag über meinen Weg las, dachte ich, daß ich mich heute, zehn Monate nach dem Gespräch, schon wieder in einer anderen Landschaft befinde. Ich habe mich weiter be-Weg-t.
Schnitterin-2013-006
Heute Morgen bewunderte ich diesen Himmel, über den ganz gemächlich weiße Wolken zogen. Dazu gab es den gleichförmigen Maschinen-Sound der Mähdrescher. Das hatte etwas Surrealistisches: die gleichmütigen Wolken und die Mähdrescher als Sinnbilder menschlichen Gewusels. Mir kam der Gedanke, daß die Wolken und der blaue Himmel noch da sein werden, wenn es keine Mähdrescher und sonstige Maschinen mehr gibt. Ich war in einer so friedlichen Stimmung, daß mich das Maschinengeräusch gar nicht stören konnte.
Aber heute Abend, als ich einen neuen Gartentisch aus dem allseits bekannten schwedischen Möbelhaus zusammenschraubte, verließ mich der Gleichmut. Die Schrauben ließen sich nur schwer eindrehen, an der Handinnenfläche hatte ich schnell eine Blase. Dann kam die Dämmerung. Ich arbeitet mit Stirntaschenlampe und die Mücken fielen über mich her.

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