Sonntag, 4. August 2013

Auflösung

Schnitterin-2013-002
Dieser Sommer setzt alte Regeln außer Kraft. Meine lange Jahre zuverlässige Wetterregel (die mit den Eschen und Eichen) hat dieses Mal versagt. Denn statt Regen haben wir seit Wochen eine Hitze, wie ich sie bisher nur aus Italien und Griechenland gekannt habe.
Das führt dazu, daß ich meine alten Routinen aufgeben muss: entgegen meiner sonstigen emsigen Art sitze ich faul im Garten, solange ich dort ein schattiges Plätzchen finde, lese und schaue in die Landschaft. Garten- und Hausarbeit bleiben weitgehend liegen. Gestern mähte ich mal in einer nicht ganz so heißen Phase ein Stück der Wiese mit meinem schnuckeligen mechanischen Rasenmäher, dann hatte es sich aber auch schon wieder mit der körperlichen Arbeit.
Seit meinem Rhön-Trip im Mai habe ich die Liste meiner Verpflchtungen (wovon die meisten Selbst-Verpflichtungen sind) sehr stark zusammengestrichen. Es war mir klar geworden, daß ich zuviel mache.
Offensichtlich war der richtige Zeitpunkt für eine so einschneidende Veränderung, denn plötzlich hatte ich Zeit, soviel wie schon seit Jahren nicht mehr. Ein neuer Raum öffnete sich: der ist erst mal ziemlich leer und das Bewegen darin ganz ungewohnt. Jetzt kann ich entscheiden: worauf habe ich wirklich Lust?
Gleichzeitig fangen alte Glaubenssätze und Gewissheiten an zu bröckeln. Da passt es dann auch, daß die alten Wetterregeln nicht mehr stimmen.
Auch die Jahreskreisfeste wollte ich nicht mehr nach dem alten Schema feiern: wir experimentieren jetzt und lassen das Ritual an dem Tag entstehen, an dem wir uns treffen. Das gefällt mir: es atmet einen Duft von Freiheit.
Auch die derzeitigen Planetentransite spiegeln meine aktuelle Phase wieder: es fühlt sich an, als werde ich geschliffen wie ein Kieselstein in der Brandung. Das ist nicht immer angenehm und bringt alte Reaktionsmuster hoch. Aber immer wieder, auch in den ungemütlichsten Phasen, gelingt es mir früher oder später tief durchzuatmen und mir selbst zu sagen: ich bin gespannt, wohin mich das alles noch führt.
Schnitterin-2013-005

Montag, 29. Juli 2013

Image

Litha-2013-017
Im November habe ich mich gegen die dreißig Jahre lange Haarfärberei und für meine mittlerweile grauen Haare entschieden. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf die monatliche Prozedur mit dem Henna und da half es auch nicht, daß ich immer wieder Komplimente für meine roten glänzenden Haare bekam.
Mittlerweile ist ein großer Teil der roten Haare rausgewachsen und ich bekomme mehr oder minder uncharmante Kommentare. Das reicht von "Du musst dir aber mal wieder die Haare färben" bis zu der ungebetenen Empfehlung, mich dann wenigstens zu blondieren.
Damit habe ich nicht gerechnet. Und ich versteh es auch nicht so ganz: ich kenne einige sehr schöne Frauen mit grauen Haaren. Machen mich die grauen Haare jetzt hässlich?
Vielleicht ist es eher der Image-Wechsel: von der rothaarigen Hexe zur - ja was?
Wie wohl die meisten Menschen möchte auch ich gefallen und mir machen diese Sprüche durchaus etwas aus. Aber ich ziehe das durch: ich will einfach sehen, wie ich mit Grau aussehe. Und wie auch immer in Zukunft mein Kopf aussehen wird: auf Blond habe ich nie im Leben Lust gehabt!
Litha-2013-028
Seit Samstagnacht leben wieder Bienen bei mir! Ich freue mich!
A., einer meiner Imkerlehrer und ich haben Samstagabend drei Bienenvölker von einem Imker aus Hamburg-Wilhelmsburg abgeholt und eines davon durfte ich mitnehmen. Es war ein abenteuerlicher Ausflug: auf dem Weg zu A. in Neumünster sprang ein großer Damhirsch mit eindrucksvollen Schaufeln dicht vor meinem Auto über die Straße, dann ging ein enormer Regenguss herunter und streckenweise war die Landstraße nur noch ein einziger See.
In Hamburg erlebte ich zum ersten Mal eine Fahrt über die berühmte Köhlbrandbrücke und lernte Wilhelmsburg kennen, das bei der großen Flut von 1962 fast vollständig abgesoffen war. Und so wie es mitten in der Elbe liegt, kann das jederzeit wieder geschehen.
Auf dem nächtlichen Heimweg mit den summenden Bienen hinten im Auto hatte ich die ganze Zeit von Blitzen durchzuckte Wolken vor mir.

Liebste Astrid, wenn du das hier liest: stimmt deine Mail-Adresse eigentlich noch? Ich habe mich über deine Posts gefreut und dir geschrieben, bevor du nach Deutschland gekommen bist.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Was mich erfreut

Litha-2013-011
Es ist nicht so, daß mir die Hindernisbereiterin ständig neue Steine in den Weg wirft. Es geschieht auch Erfreuliches.
Zum Beispiel haben wir seit zwei Wochen endlich richtigen Sommer, mit ganz viel Sonne und Wärme. Die sparsame Kleidung, die Sonne auf meiner Haut tun mir gut.
Gestern brachte B. mir ihren Sonnenwachsschmelzer. Jetzt kann ich die Waben aus den TBHs schmelzen lassen und das Wachs später verwenden.
Morgens rief ich bei der Gutsverwaltung an und fragte, ob es möglich sei, das Fallrohr am Haus so einzurichten, daß ich eine Regentonne aufstellen kann. Mittags kam einer der Gutsarbeiter und baute ein Stück Rohr mit einer Klappe ein. Ich bin immer wieder überrascht und erfreut, wie schnell und unproblematisch hier gehandelt wird. Das sagte ich ihm auch und bedankte mich. Er fand es selbstverständlich, ich nicht. Ich habe so etwas noch bei keiner und keinem meiner VermieterInnen erlebt.
Aber hier scheinen Menschen zu arbeiten, die sich nicht entfremdet fühlen, die Freude daran haben, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Ist das nicht ein zutiefst menschliches Bedürfnis?
Ein Mann, dem ich gelegentlich begegne, erzählte mir heute unvermittelt sehr persönliche Sachen. Über sein Vertrauen habe ich mich gefreut.
Heute Morgen hörte ich im Radio eine Frau ihre Begegnung mit einem Wolf schildern. Das hat mich in der Tiefe angerührt. Seit langer Zeit fühle ich mich Wölfen sehr verbunden.
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Ich habe mir einen der Handrasenmäher gekauft wie ich sie aus meiner Jugend kenne. Gestern habe ich ihn eingeweiht und war ganz angetan davon, wie schön leise er ist. Die Wiese zwischen Kräuter- und Kartoffelbeet möchte ich kurz halten, das erleichtert mir den Zugang auch zu den Johannisbeersträuchern. Neulich habe ich sie mit der Sense gemäht, aber das will ich nicht alle zwei Wochen machen.
Der größte Teil des Gartens ist eine schöne Magerwiese mit im Wind schwingenden blühenden Gräsern, diversen Kleearten, Vogelwicke, Taubenkropfnelken und Spitzwegerich. Dieses Jahr haben sich noch Luzerne, Königskerze und Johanniskraut dazu gesellt. Da gehe ich erst im Spätsommer mit der Sense durch. Pflanzen kommen und gehen: der krause Ampfer, der im letzten Jahr noch reichlich seine Samen verschüttete, macht sich jetzt rar. Es ist spannend zu beobachten, wie alles immer wieder in Bewegung ist.
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Endlich blühen auch die Stockrosen aus den Samen, die ich 2010 von Sophies Land in der Toskana mitgebracht habe.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Hindernisbereiterin

Litha-2013-003
Ich habe solange nichts geschrieben, weil es nicht ging. Mein Blog verweigerte es mir. Ich musste mich erst mit dem Provider in Verbindung setzen. Nun klappt es wieder.
Das ist eine von den vielen Situationen, die mir seit einigen Wochen wieder und wieder begegnen: ich tausche eine defekte mechanische Kaffeemühle um und bekomme als Ersatz eine nagelneue und ebenfalls defekte. Ich setze mich höchst genervt mit der Herstellerfirma in Verbindung. Die fordern mich auf, die Mühle an sie zwecks Überprüfung zu schicken. Das tue ich und bekomme mein Päckchen ungeöffnet eine Woche später zurück - die Firma hat die Annahme verweigert.
Eine Freundin kommt nicht zu einem vereinbarten Treffen.
Ich entdecke ein neues Gelände mit interessanten Pflanzen und beschließe, den nächsten Kräuterspaziergang dorthin zu machen. Als ich wenige Tage vor dem Kurs noch einmal dahin gehe, weiden dort Kühe. Macht nichts, denke ich, steige über das Gatter, krieche unter dem Elektrozaun durch und wünsche als höflicher Mensch den Kühen einen guten Tag. Die kommen langsam auf mich zu, lecken mit ihren kräftigen rauen Zungen an meinen Händen und folgen mir dann auf Schritt und Tritt. Egal, wohin ich mich wende, immer habe ich zehn Kühe hinter mir. Zwar rührt mich ihr Interesse, aber richtig entspannt kann ich mit ihrem schnaubenden Atem so dicht an meinen Ohren nicht sein.
Das sind nur einige der Ereignisse der letzten Zeit.
Dazu kommen Begebenheiten, die mir sehr ans Herz gehen und mich lange beschäftigen: ein ganz kleines Damwildkind liegt tot in seinem Blut am Straßenrand. U. hat Krebs.
Es fühlt sich an, als werfe mir das Leben Steine in den Weg. Nachts habe ich bedrängende Träume. Vermeintlich längst abgelegte Denkmuster kommen an die Oberfläche: immer ich! Keiner mag mich!
Glücklicherweise nur für kurze Momente, dann kann ich mir wieder selbst zureden wie einem kleinen Kind und mich auf den Teppich zurückholen.
Plötzlich habe ich eine Eingebung: die Hindernisbereiterin ist da!
Dieser Gedanke löst eine große Heiterkeit in mir aus und ich kann mich wieder entspannen.
Das Bild der Hindernisbereiterin habe ich von Ute Schiran. Ich verstehe es so: das ist eine Wesenheit, die sich im Leben von einer zeigt, wenn etwas genauer angesehen werden will, wenn etwas so nicht weiter gehen will, wenn Veränderung angesagt ist.
Also schaue ich jetzt genau hin: was möchte gelebt werden?
Litha-2013-001
Mangold hat sich selbst auf dem Kies ausgesät

Sonntag, 23. Juni 2013

Garten-Paradies

Walpurgis-2013-084
Gestern haben wir die Sommersonnenwende gefeiert. Mein Bedürfnis nach einer neuen offeneren Form hat sich erfüllt. Danke auch an die anderen Frauen für ihre Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen und an seiner Gestaltung mitzuwirken.
Die ersten Regentropfen fielen erst, als wir den Kreis geöffnet hatten. Wie so oft schon war das Wetter mit uns. Ebenso die Vögel auf dem See und in den Bäumen, die auf unser Singen und Trommeln reagierten. Immer wieder rührt es mich sehr an, daß die mehr-als-menschlichen Wesen sich für uns interessieren.
Heute folgte ich meinem Herzen und fuhr nicht zum De Immen-Treffen: ich knabbere immer noch am Verlust der Bienen, außerdem hatte ich so gar keine Lust, im Regen auf dem Kieler Kollhorst-Gelände zu sitzen.
Stattdessen fuhr ich einer Einladung von B. folgend nach Hohenfelde, um mir den traumhaft schönen riesigen Garten von M. und ihrem Mann anzusehen, Kaffee auf der Tenne zu trinken, neue Frauen kennenzulernen, mich bestens zu unterhalten und nachmittags mit zwei Storchschnäbeln, einem Eisenhut und zwei Karden nach Hause zu fahren. Mal schauen, was die Schnecken mir davon lassen.
Ja, Schnecken sind allgemeines Thema bei allen, die einen Garten haben. Auch ich wurde gefragt: was machst du mit den Schnecken?
Ich unternehme nach wie vor nichts gegen sie. Eine kurze Zeit schien alles gut zu werden, aber heute morgen überkam mich wieder die Verzweiflung beim Anblick der gekillten Buschbohnen.
Alle, die ich frage, sagen dasselbe: absammeln, töten, Schneckenkorn. Und fast allen ist aufgefallen, daß die Schnecken seit Jahren immer mehr werden. Trotz oder wegen dieser Maßnahmen?
Ich bin sicher, daß die gigantischen Fressorgien der Schnecken etwas mit uns zu tun haben,ebenso wie das Bienensterben und die Existenz von multiresistenten Keimen in Krankenhäusern, die durch kein Antibiotikum mehr zu stoppen sind.
Walpurgis-2013-090

Mittwoch, 19. Juni 2013

Brasilien

Walpurgis-2013-082
Aus dem Radio erfuhr ich, daß die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff Verständnis für die massiven Proteste in ihrem Land gezeigt hat und schon etliche der umstrittenen Fahrpreiserhöhungen wieder zurückgenommen wurden: "Die Stimmen der Straße müssen gehört werden, es ist eine Absage an Korruption und den falschen Umgang mit öffentlichen Geldern."
Erdogan zeigt sich dagegen ignorant und nicht gewillt, die Stimmen der Straße zu hören.
Neulich hörte ich auf dem Weg zum Nachtdienst sehr schöne zeitgenössische türkische Musik auf Kiel FM. Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine Solidaritätssendung mit den jungen Menschen in der Türkei, die gegen den Regierungsstil von Erdogan demonstrieren. Macht weiter so!
Auf unserer Planetin ist viel in Bewegung.
Walpurgis-2013-092
Der Himmel in der Kaffeetasse

Bei schwülen Wetter und unterbrochen von ein paar Schauern mähte ich heute die Wiese zwischen Kräuter- und Gemüsebeeten mit der Sense und legte dabei auch die fast zugewachsenen Johannisbeersträucher frei. Das gefällt mir ganz gut. Der größte Teil des Gartens darf gern weiter wild bleiben, da geh ich erst im September mit der Sense dran.
Vielleicht leiste ich mir einen Handmäher. Dann kann ich alle zwei Wochen mähen und habe immer Mulch für die Beete. Mal schauen, ob es so ein Gerät noch gibt. In meiner Kindheit wurde damit der Rasen hinter dem Haus meiner Eltern gemäht.
Ich finde den Garten von Jahr zu Jahr schöner, obwohl ich dieses Jahr weniger Arbeit damit habe und mehr Zeit zu Genießen.
A propos Genießen: die ersten Erdbeeren sind reif. Köstlich!
Und die Schnecken und ich kommen zur Zeit gut miteinander aus, obwohl ich nichts gegen sie unternehme - oder vielleicht gerade deshalb.

Sonntag, 16. Juni 2013

Antwort - Schwarzerden

Walpurgis-2013-075
Es freut mich, Frank, daß mein Blog dich angeregt hat, ein eigenes anzulegen.
Zu deinem Post: du schreibst über die in deinen Augen mangelnde Selbstverantwortung der Frauen, was ihre Situation in einem patriarchalen System angeht. Das ist ein sehr großes Thema, über das viele Worte gemacht werden könnten. Ich versuch's mal mit nicht ganz so vielen.
Nach meiner Erfahrung ändern sich unerwünschte Verhältnisse nur dann, wenn die eigene Verantwortung dafür angenommen wird. Die Frauenbewegung brauchte eine Zeit des Anklagens, des An-den-Pranger-stellens. Daß Männer als Täter gesehen wurden, Frauen sich selbst als Opfer sahen, war der erste Schritt. Gleichzeitig haben in den Anfängen der Frauenbewegung schon viele nach neuen Möglichkeiten gesucht. Das war der Anfang von Selbstverantwortung.
Natürlich haben viele Frauen ihre eigene Unterdrückung mitgetragen: die Gehirnwäsche des Patriarchats geht sehr tief und kann erst nach und nach durchschaut werden. Auf einer Studienfahrt kurz vor meinem Abitur 1972 wurde ich Zeugin, wie meine damalige Sportlehrerin einen kleinen weinenden Jungen auf der Straße zurecht wies: "Jungen weinen doch nicht!" Das war damals die vorherrschende Sicht. Die Folge war eine Generation von emotional verkrüppelten Männern, die früh gelernt hatten, ihren lebendigen Kern unter einer dicken Schicht von Nicht-Fühlen zu begraben. Wahrscheinlich braucht es genau solche Männer (und mittlerweile auch Frauen), um Kriege führen zu können.
Ja, Frauen haben Anteil an der Erziehung ihrer Söhne. Vergessen wir aber auch nicht, daß Jungen auch Männer brauchen, die sich ehrlich für sie interessieren und sie einfach gern haben.
Und immer noch wahr und wichtig: es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.

In der Rhön fiel mir ein Hinweisschild nach Schwarzerden ein. Ute Schiran hatte diesen Ort erwähnt, als sie uns bei Alma mater ein paar Körperübungen zeigte (die ich seitdem in mein Repertoire aufgenommen habe). Weil der Ortsname etwas in mir angerührt hat, habe ich gegoogelt: Schwarzerden wurde in den spannenden 20er Jahren des letzten Jahrhunderts von drei Frauen besiedelt, die aus der Jugend- und Lebensreformbewegung stammten und dort ein naturnahes Selbstversorgerleben zu führten und Mädchen in "sozial angewandter Gymnastik und Körperpflege zu unterrichteten". Welche sich für mehr interessiert:
http://www.schwarzerden.de/wp-content/uploads/2012/01/FestschriftEndred.pdf
Auch im nicht weit entfernten Loheland waren es zwei Frauen, die ein ähnliches Projekt ins Leben riefen, das noch immer existiert. Ich bin fasziniert, was in dieser Zeit nach dem 1. Weltkrieg am Aufblühen war, wie energiegeladen und radikal die damaligen jungen Frauen ihr Leben in die Hände nahmen und etwas völlig Neues auf die Beine stellten (ja, auch tolle Männer waren damals dabei). Dann kamen die Nazis und machten alles zunichte (und konnten es nur deshalb, weil sie von einem großen Teil des Volkes getragen wurden).
Walpurgis-2013-079

Donnerstag, 6. Juni 2013

Zusammenleben

Walpurgis-2013-060
Drachenkübel bei Schloss Aschach in der Rhön

Gestern war ich bei strahlendem Sonnenschein im Garten von Jan Koberstein (dem Bildhauer, der die Idee zum Schmoeler Hexenstein hatte) und seiner Frau. Das ist ein zauberhaftes Gelände mit alten Bäumen, Licht und Schatten und interessanten Stein- und Holzskulpturen am Rand eines Dorfes in meiner Nähe. Von der Grundstücksgrenze gibt es einen atemberaubenden Panoramablick auf den Strezerberg.
Wir haben draußen Tee getrunken und uns gut unterhalten, ich fand die Atmosphäre sehr angenehm.
Den größten Eindruck haben die Hühner auf mich gemacht: die spazierten zusammen mit einem riesigen Hahn durch den Garten, kamen dann zu uns, lagen und standen um uns herum wie neugierige Familienmitglieder. Sie waren kein bisschen scheu, pickten Kuchenkrümel von meinen Fingern und gaben gurrende Geräusche von sich.
Das entspricht meiner Vorstellung vom Paradies: ein friedliches Zusammenleben von Tieren und Menschen (wobei ich uns Menschen ja auch zu den Tieren zähle), ohne Angst und im Respekt für die gegenseitige Andersartigkeit.

Ab und zu befrage ich Menschen in meinem Umkreis zu ihrem Umgang mit Schnecken im Garten, weil es mich interessiert und ich bis jetzt auch noch keine befriedigende Lösung gefunden habe. Ich möchte jetzt bitte keine Tipps mehr haben: ich kenne sie alle! Ich habe bis auf Bierfallen, Schneckenkorn und Zerschneiden alle ausprobiert.
In der Regel beschreiben mir die Befragten ihre Tötungsmethoden. Das kommt mir ganz und gar falsch vor: was machen denn Wesen, wenn sie so verbissen verfolgt werden? Wir wissen es von den Bakterien: je mehr Krieg gegen sie geführt wird (mit Antibiotika und Desinfektionsmitteln), desto mehr Resistenzen entwickeln sie, desto mehr Nachkommen bringen sie zur Welt. Ist doch klar: Leben will leben.
Einige sagen, daß die Schnecken mittlerweile ein Vielfaches an Eiern legen. Sie erfüllen ja eine wichtige Funktion: sie sind die Müllabfuhr des Gartens. Klar kocht mir die Galle hoch, wenn sie gemächlich ganze Reihen von kleinen Dill- und Salatpflanzen abraspeln.
Ich hoffe, daß ich eines Tages mit dieser Herausforderung einen genauso gelassenen Umgang finde wie mit Bakterien, Viren, Pilzen, Borrelien, Fuchsbandwürmern und anderen kleinen Wesen.
Walpurgis-2013-058
Himmeldunkberg - Rhön

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