Montag, 3. Juni 2013

Rhön

Walpurgis-2013-049
Ich war einige Tage in der Rhön. Meine Mutter hatte meine Kinder und mich dazu eingeladen. Das war mein vierter Besuch innerhalb von über dreißig Jahren in dieser magischen Landschaft mit ihrer enormen Weite, ihren vom Wind geformten Bäumen, ihrer blütenreichen Bergwiesen. Leider konnten wir nur an einem einzigen Tag durch diese Pracht wandern, Storchschnabel, geflecktes Knabenkraut, Trollblumen, Bachnelkenwurz, Katzenpfötchen und die äußerst seltenen weißen Waldanemonen bewundern. Es war nass, nass, nass. Auf einem unschuldig aussehenden Weg sprang unter dem Tritt meiner Mutter plötzlich eine Wasserfontäne hoch. Wir probierten es dann auch: tatsächlich hatte sich unter der Wurzelschicht der Bergwiese eine Wasserblase gebildet, die sich bewegen ließ wie eine gefüllte Wärmflasche. Ich musste gleich an Annette von Droste-Hülshoffs Knaben im Moor denken: "...und unter jedem Tritt ein Quellchen springt..."
Ich träumte davon, in dieser Landschaft einen Kräuterkurs zu veranstalten. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts haben sich drei interessante Frauen in der Rhön auf einem Flecken namens Schwarzerden niedergelassen. Sie gehörten zur Lebensreform-Bewegung und haben mit neuen Formen von Zusammenleben, Selbstversorgung und Körperarbeit experimentiert.
An den übrigen Tagen hat es so geschüttet, daß wir nach Tann fuhren und die dortigen Museen besuchten (sehr empfehlenswert das Naturkundemuseum), uns das Biedermeierbad Bad Bocklet ansahen, auf Schloss Aschach Kuchen aßen und das alte Gemäuer besichtigten. In Ostheim gab es Thüringer Bratwurst. Überhaupt gab es sehr viel zu essen. Das war der Trost für das ungastliche Wetter.
Die schwarzköpfigen Rhönschafe gab es natürlich auch zu sehen. Allerdings wunderte ich mich, daß ich keine einzige Biene auf den blühenden Bergen zu Gesicht bekam.
Irgendwie war die ganzen Tage mein Vater anwesend: er hat die Rhön geliebt und war ungefähr vierzig Jahre lang immer an Pfingsten dort. Die Leute in der Pension kannten ihn, seine Bilder hängen an den Wänden, das Gästebuch ist verziert mit seinen Zeichnungen.
Vor dem Frühstück ging ich mit Regenjacke auf den Balkon unseres Zimmers und hörte den Vögeln zu. Das war einfach nur schön. Und ich habe deutlich gespürt: die wilden Wesen in der Natur haben ebenso ein Interesse an uns Menschen wie wir an ihnen.
Diese Planetin ist einfach ein wunderschöner Ort zum Leben.
Walpurgis-2013-057

Sonntag, 19. Mai 2013

Geheimnisse

Walpurgis-2013-042
Seit einiger Zeit spüre ich selten den Wunsch, mich hier für alle Welt öffentlich zu machen. Es gibt Veränderungen in meinem Leben, die noch ganz subtil sind, die ich jetzt nicht in Worte fassen möchte, vielleicht auch nie (obwohl das so gar nicht meiner Art entspricht) und die einen Schutzraum zu brauchen scheinen. Ich gehe da nach meinem Gefühl, der einzigen Instanz, nach der ich mich richten kann.

Kürzlich äußerte eine Frau aus meinem Kreis: der Grund für den Umstand, daß wir heute soviele junge Väter ganz selbstverständlich in liebevollem und fürsorglichen Kontakt mit ihren Kindern sehen, sei das Östrogen der Antibabypille, das mittlerweile massenweise im Trinkwasser vorhanden sei. Daß sich Östrogen im Trinkwasser befindet, sicher auch im Boden und an anderen Orten, wo es naturgemäß nicht hingehört, daran besteht für mich kein Zweifel. Auch die Unmengen an Plastikmüll haben eine östrogene Wirkung auf Menschen, Tiere und Pflanzen, deren Konsequenz wir noch gar nicht abschätzen können. Nicht zu vergessen: im Bier, dem Lieblingsgetränk der meisten Männer in Deutschland, sind östrogenartige Substanzen enthalten, die auf Dauer eher Impotenz als Friedfertigkeit verursachen. Die Schulmediziner machen allerdings nicht Östrogen, sondern das bei stillenden Frauen gebildete Hormon Oxytocin für Bindung und Zärtlichkeit verantwortlich.
Die These vom Zusammenhang von Östrogen und fürsorglichen Vätern scheint mir mehr als gewagt, ja sogar befremdlich: ist es nicht eher so, daß die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach Mitbeteiligung der Männer an der Erziehung und Pflege ihrer Sprösslinge und ein genuines Bedürfnis der Väter nach Teilhabe an ihrem Nachwuchs zusammen gekommen sind?
Ich bin sicher, daß es nicht die Hormone sind, die Menschen zu friedlichen oder kriegerischen Wesen machen. Was war denn mit Margaret Thatcher? Die hatte bestimmt soviel Östrogen im Körper wie jede Durchschnittsfrau, was sie nicht davon abgehalten hat, zunächst den Falklandkrieg anzufangen und dann die englische Arbeiterklasse ins Elend zu führen.
Nee, nee: das Sein bestimmt das Bewusstsein ebenso wie das Bewusstsein das Sein bestimmt.
Noch etwas zeigt mir, daß die Östrogenthese nicht stimmen kann: es finden nach wir vor reichlich Kriege statt und mittlerweile auch unter Mitbeteiligung von Frauen. Übrigens hat Alice Schwarzer herself vor langer Zeit gefordert: Frauen in die Armee! Was für ein Hormon war denn da im Spiel?
Walpurgis-2013-043

Sonntag, 5. Mai 2013

Allmende

Walpurgis-2013-034
Ich bin ja große Fanin der Allmende (mittelhochdeutsch: Gemeindeflur, Gemeindeland). Das war früher das Land, das von einem Dorf gemeinsam genutzt wurde, z.B. ein Wald, eine Weide. Wichtig dabei war, daß es nicht nur genutzt, sondern auch gepflegt werden musste. Man war sich bewusst, daß nachhaltig gewirtschaftet werden musste, damit auch folgende Generationen noch etwas davon haben konnten. Der Allmende-Gedanke kann auf alles Mögliche übertragen werden: auch auf geistiges Gemeingut. So steckt etwa hinter Gratis-Software, die zur allgemeinen Benutzung entwickelt und immer weiter entwickelt wird, oft auch ein Allmende-Gedanke (Beispiele sind der Browser Firefox, das Mailprogramm Thunderbird, Linux, Wikipedia, um nur einige zu nennen). Saatgut, das an die lokalen Gegebenheiten angepasst ist und von Gärtner zu Gärtnerin weitergegeben wird, ist auch ein Beispiel für Allmende.
Das Allmende-Prinzip steht im krassen Gegensatz zur Ideologie des Kapitalismus: es geht nicht um den Nutzen einiger weniger (Konzerne) und danach die Sintflut, sondern um das Allgemeinwohl.
Das englische Wort ist Commons, das was allen dient und dem alle dienen.
Dieses alte Prinzip scheint mir heute überlebenswichtig, nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die mehr-als-menschliche Welt, ohne die wir ja sowieso nicht existieren könnten.
Wenn ich solche Worte wie mehr-als-menschlich (gefunden bei David Abram, Im Bann der sinnlichen Natur) oder Planetin (von Oya-Herausgeber Johannes Heimrath geprägt) übernehme, bediene ich mich gewissermaßen auch aus einer Allmende (der neu kreierten Sprachräume). Ich finde das sehr bereichernd, liebe ich doch ohnehin Sprache und ihre Möglichkeiten sehr. Ein Wort aus der neuen Oya, die sich dem Thema Commons widmet, hat es mir besonders angetan: Gleichachtung, übrigens auch von Johannes Heimrath er-funden.
Gleichachtung ist in meinen Augen etwas viel Tiefgreifenderes als Gleichberechtigung. Bei letzterer sind vor dem Gesetz unterschiedliche Wesen, also Frau und Mann oder Menschen aus verschiedenen Ländern, gleich. Ob Achtung dabei eine Rolle spielt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Gleichachtung ist im Gegensatz zur Gleichberechtigung eine Haltung. Sie kann nicht eingefordert werden, sie kann sich nur entwickeln. Ich möchte die Gleichachtung über das menschliche Feld hinaus erweitern: auf die Tiere und Pflanzen, die Steine, das Wasser und die Winde, die Sonnen und Planeten, also auf das mehr-als-menschliche Feld. Eine wichtige Voraussetzung für Gleichachtung so unterschiedlicher Wesenheiten ist Interesse für das Andere und Respekt für das Fremde mit seinen ganz eigenen Lebens- und Ausdrucksmöglichkeiten.
Walpurgis-2013-036
Noch mal Bienen: heute habe ich mich mit B., der Imkerin unterhalten. Das war ein sehr tröstliches Gespräch: keine ungebetenen Rat-Schläge, viel Verständnis für meine Trauer und einige nützliche Hinweise, was ich mit den leeren Top bar hives und den verwaisten Waben machen kann.
Zu deinem Kommentar, liebe Sabine: erst mal habe ich mich über das Wort senfen sehr gefreut (übernehme ich auch in meinen Sprach-Fundus). Mir ist ja bekannt, daß du was über die Imkerei weißt. Deshalb schmeckt mir dein Senf wesentlich besser als der derjenigen, die null Ahnung haben.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Besuch

Walpurgis-2013-001
In den letzten zwei Wochen bin ich regelrecht von Besuchern überflutet worden: erst waren meine Tochter und ihr Freund da, am Montag kamen dann J. und I., die gerade eine Fahrradtour durch Schleswig-Holstein machen. Während ich noch in Kiel unterwegs war, machten sie schon in meiner Küche was Leckeres zu essen, so daß ich mich zu Hause an den gedeckten Tisch setzen konnte. Das hat mir gefallen.
Heute kamen dann, völlig unerwartet, Alma mater-Schwester E. mit ihrem Mann aus dem Saarland. Sie waren wegen einer anderen Angelegenheit im Norden und haben es einfach mal bei mir probiert. Allmählich beginne ich mich für Spontanbesuche zu erwärmen (kommt natürlich immer drauf an, wer vor der Tür steht).
Meine liebgewonnene Ordnung zerfällt bei Besuchen, vor allem wenn sie länger bleiben. Anfangs versuche ich immer noch soviel wie möglich davon aufrecht zu erhalten, aber irgendwann kapituliere ich. Da kommt dann etwas Neues und Interessantes in mein Leben.

In Gegenwart von Katharina und Martin öffnete ich die Top bar hives mit den toten Bienen. Mein Verdacht hat sich bestätigt: sie sind verhungert. Die Waben sind leer und in vielen Wabenzellen stecken Bienen, die offensichtlich noch die letzte Spur Honig finden wollten. Nach wie vor kommen Hättest-du-nicht-Sätze von Leuten, denen ich davon erzähle. Wahrscheinlich ist das menschlich, aber es nervt mich kollossal. Vermutlich vor allem deshalb, weil es mich immer noch so schmerzt, daß kein Summen mehr zu hören ist und daß die blühenden Pflanzen im Garten nur von Hummeln besucht werden. Im Schuppen liegen die leeren Waben und ihr Duft erfüllt mich mit Wehmut.
Walpurgis-2013-020

Freitag, 19. April 2013

Frühling

Ostara-2013-020
Seit einigen Tagen sieht es endlich nach Frühling aus: am Montag sah ich die ersten Rauchschwalben und jeden Tag schieben einige der Zwiebeln, die ich im Herbst in die Wiese gesteckt habe, ihre Blüten heraus. Ich hatte sie vor allem für die Bienen gepflanzt, damit sie bei ihren ersten Frühjahrsausflügen sofort Nahrung finden. Tatsächlich drückt ihr Verlust sehr auf mein Gemüt.
Ungefragt haben mir Menschen in meinem Umkreis Rat-Schläge reingereicht: ich hätte den Bienen Anfang März Zuckerwasser hinstellen sollen, ich hätte sie warmstellen sollen, ich hätte keine ausreichende Varroabehandlung gemacht, ich müsse eine genaue Diagnose erstellen usw. Übrigens alles von Nicht-Imkern.
Ich fühlte mich ziemlich genervt: generell reagiere ich schnell ungehalten auf Rat-Schläge. Außerdem finde ich diese Hättest-du-nicht-Sätze so überflüssig. Wahrscheinlich nervt mich das deshalb besonders, weil ich auch sehr schnell mit Rat-Schlägen bin. Wenn ich drüber nachdenke, ist ungebetener Rat ziemlich respektlos: ich weiß, was für dich gut/richtig ist! Ich weiß, was du falsch gemacht hast!
Wie gesagt: ich mache das auch oft genug. Es scheint erheblich schwerer zu sein, einem anderen Menschen einfach nur zuzuhören und ihm/ihr die eigene Wahrheit und Erfahrung zuzugestehen.
Jedenfalls will ich mich darin üben.
Ich war in den letzten Tagen ganz fleißig, habe gehackt und gesät und bin erstaunlich schnell vorangekommen. Meine workalholische Neigung hat mich in den letzten Wochen beschäftigt: im letzten Jahr habe ich dermaßen viel im Garten gearbeitet, daß der Genuss und die Freude entschieden zu kurz kamen. Das soll jetzt anders werden. Ich gebe zu, das fällt mir nicht leicht. Ich bin gespannt, welche alten Glaubenssätze ich hinter diesem Zwang zur Plackerei ausfindig mache. Das harte Arbeiten hat sich aber auch ausgezahlt: ich kann dieses Jahr endlich auf das anstrengende Umgraben verzichten. Die gründliche Bodenbearbeitung und regelmäßige Kompostgaben haben dazu geführt, daß ich gemütlich mit dem Krail arbeiten kann und nicht mehr das organische Gefüge der Erdschichten durcheinander bringe.
Während ich mit einer Schale Milchkaffee draußen saß, sprühte ein Trecker mit gewaltigen Auslegern das Feld hinter dem Garten mit dicken Giftschwaden ein. Ich weiß schon, warum ich mein Gemüse fernab von der Grenze zum Feld anbaue.
Ostara-2013-016

Samstag, 6. April 2013

Winter-Sterben

Ostara-2013-013
Ich kann am warmen Ofen sitzen, während draußen der eisige Nordostwind pfeift. Das tut er nun seit Wochen, ganz ungewöhnlich für unsere Breiten. Aber das Wetter ist schon lange nicht mehr gewöhnlich.
Das zweite Bienenvolk ist nun auch tot. Es hat den neuen Wintereinbruch Anfang März nicht überlebt. Zu kalt, um auszufliegen und Nahrung zu finden. Zuviel Schnee, der die Frühblüher am Blühen hinderte.
Auch dieses Mal hatte ich vorher ein inneres Bild von toten Bienen. Davon alarmiert legte ich ein Ohr an den Top bar hive und hörte nichts. Kein Summen, keine Biene, die herauskam, als die Sonne warm aufs Flugloch schien. Wie traurig! Ich finde die Wetterkapriolen der letzten Jahre das erste Mal richtig beunruhigend. Wie mag es den anderen Bienenvölkern gehen? Sie haben es doch schon schwer genug, zumal die politisch und ökonomisch Verantwortlichen sich konsequent weigern, auf Gifte in der Landwirtschaft zu verzichten.
Heute las ich in einer nicht mehr ganz neuen Zeitung, die ich mir zum Feueranmachen immer aus der Klinik mitnehme, daß das Königreich Bhutan jetzt seine gesamte Landwirtschaft auf Bio umstellt, weil man als buddhistisches Land wolle, daß alle Lebewesen glücklich sind, auch die Insekten und Mikroorganismen im Boden. Wow! Daß es sowas auf dieser von selbst- und fremdgefährdenden Geisteskranken beherrschten Planetin gibt!
Im letzten Jahr war Astrid im März zu Besuch. Wir bewunderten gemeinsam das blühende Zitronenbäumchen im Badezimmer, das am offenen Fenster von B.s Bienen umschwärmt wurde.
In diesem Jahr fängt das Bäumchen jetzt erst an, ganz vorsichtig kleine Knospen auszutreiben. Und im Garten schmilzt der Schnee nur sehr, sehr langsam.
Und dann höre ich im Radio neue Berichte über Vergewaltigungen in Brasilien und erinnere mich an den Vortrag von Merabhakti beim Frauenkongress 2011: sie stellte einen Zusammenhang her zwischen der Art und Weise, wie Frauen behandelt werden und den Dürren, Naturkatastrophen und Hungersnöten.
Indigene Völker haben die Erde als Mutter gesehen: vielleicht ist sie, die ewig Gebende, jetzt ausgebrannt. Vielleicht will sie nicht mehr. Ich weiß es nicht.
Ich denke darüber nach, wie es mit mir und den Bienen weitergehen soll. Die dunkle Biene (Mellifera mellifera), die früher hier zu Hause war, die an unsere klimatischen Bedingungen angepasst war, wurde ja von Imkern verdrängt, weil sie nicht so reichlich Honig einbrachte und sich im Gegensatz zur aus dem Süden stammenden Mellifera carnica gegen menschliche Eingriffe zur Wehr setzte. Es gibt sie aber noch in Polen und einige wesensgemäße Imker setzen sich dafür ein, sie hier wieder heimisch zu machen. Auch ich habe Interesse daran, vielleicht kommt sie ja auch mit der Varroa klar. Ich könnte mir ein Volk schicken lassen. Aber das wäre ein Ableger mit zugesetzter Königin, die gar nicht mit diesem Volk verwandt ist. Und die Idee, Bienen per Post zu schicken, finde ich sehr unsympathisch. Beides kann kein guter Start für ein robustes Bienenvolk sein.
Ostara-2013-010

Sonntag, 31. März 2013

Schöne Ostern

Ostara-2013-006
Endlich mal wieder ein paar freie Tage ohne Programm:
Am Karfreitag bekam ich Besuch von L. Samstag war ich allein und genoss es, mich mal wieder in der Zeit auszudehnen. Heute machte ich einen langen Gang auf den Strezerberg, zum Megalithgrab und zum Grundlosen See. Alles ist noch immer eine einzige Schneelandschaft, aber hell beleuchtet von einer frühlingshaften Sonne. Auch die Vögel singen schon ganz fleißig.
Unterwegs traf ich erst einen Mann, der mir bekannt vorkam. Im Weitergehen dachte ich: den habe ich beim letzten Imkertreffen gesehen. Dann gegegneten mir zwei Frauen. Eine davon war S., die vor vier Jahren an einem meiner Kräuterkurse teilgenommen hat und die ich vor drei Wochen überraschenderweise beim Imkertreffen traf. Jetzt war sie plötzlich in "meinem" Revier zu Besuch. Wir umarmten uns erfreut und unterhielten uns zu dritt über die interessanten Menschen, die jede von uns in Norddeutschland kennengelernt hat.
Beim Langgrab war es sehr still und friedlich. Zur Zeit lese ich gerade "Tibets weise Frauen" von Tsültrim Allione (sehr spannend, auch wenn ich gar nichts mit dem Buddhismus am Hut habe). Vielleicht musste ich deshalb an die Dakinis, die Himmelstänzerinnen, denken, die Weisheit hüten und verstecken. Wer weiß, welches Wissen in den alten Steinen versteckt ist.
Abends nähte ich einen Rock fertig, mit dem ich schon länger beschäftigt war. Als ungeübte Näherin fand ich es schwierig, einen nahtverdeckten Reißverschluss und eine Tasche in der gleichen Seitennaht unterzubringen. Um Hilfe zu bekommen, habe ich mich sogar im Forum von Hobbyschneiderin24.de angemeldet. Dort gab es aber keine Reaktion auf meine Frage. Selbst ist die Frau: ich habe so lange scharf nachgedacht, bis ich die Lösung hatte. Jetzt bin ich ziemlich stolz.
Ostara-2013-004
Vor einigen Monaten äußerte ich in einer Freundinnenrunde, daß ich erstaunt bin, daß die meisten Menschen das Herz auf der linken Seite des Brustkorbs lokalisieren, wo es doch in der Mitte liegt. L. bestritt das energisch. Wir konnten uns nicht einig werden. Zu Hause habe ich dann in mein Anatomiebuch geschaut und gesehen, was ich schon wusste: das Herz sitzt auf dem Zwerchfell zwischen den Lungenflügeln und hinter dem Brustbein, also in der Mitte des Brustkorbs. Dabei zeigen etwa zwei Drittel auf die linke, ein Drittel auf die rechte Seite.
Am Freitag nahm L. den Faden wieder auf: auch sie hatte in ihr Anatomiebuch geguckt und gesehen, daß das Herz auf der linken Seite des Brustkorbs liegt. Es schien ihr wichtig, mir das mitzuteilen. Ich musste plötzlich grinsen: wir beide hatten das gleiche Bild gesehen, aber unsere Beschreibung von dem, was wir gesehen haben, unterschied sich völlig voneinander. Für sie sitzt das Herz links, für mich sitzt es in der Mitte mit einem Drall nach links. Diese unterschiedlichen Wahrheiten konnten wir nebeneinader stehenlassen, Göttin sei Dank. Zu anderen Zeiten hätte ich wahrscheinlich keine Ruhe gegeben, sie von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen.
Interessant daran finde ich, daß uns solche Situationen wohl sehr oft begegnen und Anlass für Streit und Missverständnisse sein können. Es gibt so viele Sichtweisen und Meinungen (in diesem Wort ist ja schon "mein" enthalten). Wissen ist nichts Absolutes, nichts ewig und allgemein Gültiges. Es ist immer nur vorläufig und immer ganz stark eingefärbt von den Wahrnehmungsgewohnheiten der jeweiligen Person.

Dienstag, 26. März 2013

Ostara im Schnee

Ostara-2013-001
Am Freitag feierten wir den Frühlingsbeginn im Schnee und bei schneidend-kaltem Nord-Ost-Wind, der die Streichholzflamme immer wieder ausblies. Dann stimmte A. das Feuerkind-Lied an, wir sangen alle mit, und bald glimmte der Salbeizopf.
Ein wichtiges Symbol für den erwachenden Frühling ist das Ei. Dazu fällt mir der pelasgische Schöpfungsmythos ein, nachzulesen bei Robert von Ranke-Graves Griechische Mythologie:
Aus dem Ur-Chaos steigt nackt Eurynome und beginnt zu tanzen. Durch ihren Tanz erzeugt sie einen Wind. Den greift sie, reibt ihn zwischen ihren Händen, und die Schlange Ophion entsteht. Die Schlange windet sich um Eurynome, und beide tanzen voller Lust zusammen. Eurynome wird schwanger. Als es soweit ist, verwandelt sie sich in eine Taube und legt ein Ei. Sie ruft Ophion, der sich siebenmal um das Ei windet und es ausbrütet. Alles, was ist, springt heraus: die Sonne und der Mond, das Wasser, die Steine, die Erde, die Pflanzen und Tiere.

Ich liebe diesen Mythos sehr. In ihm ist alles enthalten: das Chaos am Anfang, das Weibliche als Ur-Matrix, die das Männliche hervorbringt, der lustvolle schöpferische Tanz, die Fähigkeit des Gestaltwandels, das Bewusstsein um die enge Verwandtschaft mit den Tieren.
Ostara-2013-002

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