Freitag, 15. März 2013

Auberginenauflauf

Hier noch die Fotos vom fantastischen Auberginenauflauf, die ich gestern vergessen habe:
Lichtmess-2013-059

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Donnerstag, 14. März 2013

Reisen bildet...

...sagt man. Ich war jedenfalls mal wieder auf Reisen und habe eine gute Zeit gehabt und dazu gelernt.
Zunächst war ich bei Tochter und Mutter in Westfalen zu Besuch. Katharina, Martin und ich gingen an einem schönen milden Frühlingstag zum Naturkundemuseum. Wie oft bin ich früher mit Katharina da gewesen. Es gefiel uns beiden gut.Einen großen Teil meiner Astronomiekenntnisse habe ich im dortigen Planetarium gewonnen.
Dieses Mal gab es eine Sonderausstellung zum Thema Wale. Da war auch der Mageninhalt eines Pottwals zu sehen: hauptsächlich Plastikpartikel! Daß die Weltmeere bald mehr Plastikmüll als Plankton enthalten ist nichts Neues, aber es leibhaftig zu sehen macht dann doch einen Unterschied. Das animiert mich, noch konsequenter als bisher auf Plastik zu verzichten. Plastiktüten lasse ich mir schon lange nicht mehr geben. Zum Einkaufen gehe ich immer mit Stofftaschen. Die sind langlebig und können in die Waschmaschine.
Lichtmess-2013-064
Dann ging es weiter nach Bonn zu meinem Sohn. Wir kochten gemeinsam einen aufwendigen Auberginenauflauf. Als ich über das Jodsalz meckerte, das in der WG-Küche stand, sagte er zu mir: "Wir im Rheinland haben das Motto: Lewe un lewe lasse." Recht hat er(solange mich keiner zwingt, Jodsalz zu mir zu nehmen).
Schließlich fuhr ich in die Nähe von Heidelberg zu einem Treffen mit den Naturkooperations-Leuten. Das war sehr schön und hat mir neue Inspirationen geliefert. Vor allem nehme ich den Satz mit: Wer sich über andere beschwert, beschwert sich selbst.
Als ich dann am Sonntag nach Hause kam, war hier das Schneechaos ausgebrochen. Ein eisiger Nordostwind blies den pulvrigen Schnee zu bizarren Gebilden, im Radio wurde dringend gebeten, das Auto stehen zu lassen und zu Hause zu bleiben. Ich hatte die guten Geister auf meiner Seite und schaffte es trotz des wilden Wetters nach Hause. Und dann musste ich erst mal gegen die klirrende Kälte, die sich mittlerweile in meiner Wohnung ausgebreitet hatte, anheizen. Mein Nachbar E. hat mir übrigens die Haustür freigeschaufelt, weil der Wind einen hohen Schneewall vor ihr aufgetürmt hatte. Ich hab's gut hier!
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Montag, 4. März 2013

Neonicotinoide

Lichtmess-2013-036
Gestern tauchte ich auf einem De Immen-Treffen wieder mal in ein wohltuendes Feld ein. Trotz aller Unterschiede in den Meinungen und der Praxis dessen, was wir wesensgemäßes Imkern nennen, gibt es diesen vertrauten Grundton zwischen uns, der sich besonders in den Pausen bei den Gesprächen zeigt. So ist es etwa möglich, daß ein Mitglied einen, übrigens sehr interessanten Vortrag über Rudolf Steiners Aussagen zur Entwicklung von Menschen und Erde hält, der wohlwollend aufgenommen wird. Dabei stehen längst nicht alle der Anthroposophie nahe.
Ja, es ist diese Weite, die ich so schätze.
Wir sahen den Film Queen of the Sun, in dem es ähnlich wie in More than Honey um Monokulturen, Colony Collapse Disorder und Öko-Imker geht und der noch einmal den ganzen Wahnsinn, in dem wir leben, darstellt, aber eben auch andere Möglichkeiten. Da wird z. B. ein amerikanischer biologisch-dynamischer und sehr feinsinniger Bauer gezeigt, der mitten im Feindesland, umgeben von Gift sprühenden Flugzeugen, lebt und arbeitet.
Don't argue, just do it! (Dieser Satz aus Susun Weeds Mund hat sich mir ins Hirn gegraben). Einfach machen!
Derweil können Syngenta und Bayer munter weiter hochgiftige Pestizide herstellen: die EU hat das Verbot der Neonicotinoide verschoben. Die Lobbyisten haben erfolgreich mit Arbeitsplatzverlusten und Klagen gedroht. Die chemische Kriegsführung mit den "Kollateralschäden" an Bienen, Hummeln und Co darf weitergehen.
Noch ein paar Worte zu den jüngsten Nahrungsmittelskandalen: daß wir uns auf die Politik und irgendwelche Kontrollorgane nicht verlassen sollten, dürfte allmählich klar sein. Wer Bio-Milch und Bio-Eier beim Discounter kauft, kann nicht allzu viel erwarten. Bio ist ein sehr inflationär gebrauchter Begriff. Wenn Tiere wirklich artgemäß gehalten und mit gutem Futter versorgt werden, hat das seinen Preis. Niedrige Preise sind nur bei Massentierhaltung möglich.
"Ich kann mir das nicht leisten", höre ich oft. Nun, ich gehöre nicht in die Kaste der Reichen (wenn eine Reichtum über den Besitz von Geld definiert), aber ich habe gelernt, mit dem zu leben, was ich habe. Wahrscheinlich kaufe ich mir nicht soviele Klamotten und Schnickschnack wie manche. Ich kenne auch eine Frau, die von Hartz IV lebt und im Bioladen und auf dem Markt für sich und ihre beiden Kinder einkauft. Kleidung und andere Sachen holt sie aus dem Second Hand-Laden und auf Flohmärkten. Es ist soviel möglich, wenn wir uns aus der Position des Opfers herausbegeben.

Ganz ohne Geld gab es heute einen strahlend hellen Tag, fliegende Bienen, singende Vögel und abends Tango-Unterricht mit ganz viel Lachen.
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Freitag, 1. März 2013

Hell

Lichtmess-2013-029
Vor einigen Tagen sah ich bei meinem Morgenritual vor meinem inneren Auge massenweise reglose Bienen auf ihren Waben. Ein Schreck durchfuhr mich: meine Bienen sind tot.
Ich ging in den Garten und legte mein Ohr an die beiden Top Bar Hives. Nur der sehr stürmische Wind war zu hören. Gestern versuchte ich es noch mal und hörte ein ganz leises stetiges Brausen aus dem großen Volk. Beim kleinen Volk war alles still.
Heute war der erste sehr helle klare Tag, noch kalt, und der letzte Rest Schnee schmolz nur zögerlich. Ich ging mit meiner Kaffeetasse raus und hörte den Meisen zu, sah auch schon einen Star, der das Vogelfutter entdeckt hatte. Alles wirkte nach Frühlingsanfang, sogar die Schneeglöckchen guckten vorsichtig aus den reichlich vorhandenen Maulwurfshaufen.
Eine Biene landete an der Schuppenwand wie eine Botschafterin. Vor dem sonnenbeschienenen Top Bar Hive des großen Volkes summte und wimmelte es, und ich zog mit Stuhl und Kaffeetasse um, um den Bienchen ganz nah zu sein. Welch eine Freude, die kleinen glänzenden Körper vor dem Flugloch zu sehen. Sie räumten tote Bienen raus, einige setzten sich auf meinen Handrücken und hinterließen große lehmfarbene Kottropfen. Die Bienen finden jetzt noch keine Nahrung in der freien Natur, aber sie nutzen jede sonnige Gelegenheit, um ihre Reinigungsflüge zu machen, denn sie wollen ihr Zuhause nicht mit ihren Ausscheidungen beschmutzen.
Das Volk, das aus dem kleinen Nachschwarm entstanden ist, hat den Winter nicht überlebt. So fühlte ich mich gleichzeitig froh und traurig. Und war wieder einmal erstaunt darüber, wie häufig und exakt mir Geschehnisse durch innere Bilder, manchmal auch Träume, angekündigt werden. Und doch ist das Phänomen, das ich innere Stimme nenne obwohl es nicht nur Worte sondern auch Bilder schickt, so störanfällig: durch meine Wünsche, die Unwillkommenes nicht sehen wollen, durch einen zu dicht gepackten Tagesablauf, der keinen Raum mehr lässt für die Botschaften aus dem Inneren. Kommen sie aus dem Inneren? Ich denke schon, weiß es aber nicht wirklich.
Neulich sagte die junge Astrophysikerin Anna Frebel in einem Radiointerview, daß wir nur 5 Prozent des Kosmos erforscht haben. 95 Prozent aber sind uns gänzlich unbekannt. Die Wissenschaftler nennen es Dunkle Materie und wissen nur aus Berechnungen, da sie da sein muss.
Wir wissen also ganz, ganz wenig. Keine Ahnung also, woher das helle Hören, das helle Sehen kommt. Aber es ist da!
Lichtmess-2013-032

Donnerstag, 21. Februar 2013

...

Lichtmess-2013-024
Die größte Lehrerin ist die Wildnis.

Ich stelle hier die Presseerklärung der Initiatoren von www.wir-sind-die-konsumenten.de rein. Es geht um die Aufhebung der einstweiligen Verfügung, die ihnen untersagt hat öffentlich zu machen, daß der neue Eigentümer von Hess Natur mit der Rüstungsindustrie verknüpft ist. Lest selbst:

Pressemitteilung - 18.01.2013

Gericht entscheidet für Schurack und Mosmann - Verfügung gegen wir-sind-die-konsumenten.de aufgehoben!

Mit Beschluss vom 17. Januar hat das Landgericht Frankfurt die einstweilige Verfügung gegen die Kundeninitiative wir-sind-die-konsumenten.de aufgehoben. Es ging dabei um Aussagen über eine finanzielle Verflechtung zwischen dem neuen Hessnatur-Eigentümer und der Rüstungsindustrie. Andreas Schurack und Johannes Mosmann reagierten mit Erleichterung. Für die beiden Betreiber der Webseite hängt viel von dieser Auseinandersetzung ab: "Kein Mensch durchschaut heute, welche Prozesse vor und hinter dem Geldschein liegen, den er gerade in der Hand hält" so Mosmann. "Und doch sind wir ökonomisch alle miteinander verflochten. Diese Verflechtungen müssen transparent werden dürfen, wenn das Individuum Verantwortung für seine Handlungen übernehmen soll."

Das Gericht äußerte Zweifel am Wahrheitsgehalt der eidesstattlichen Versicherung von Marc Sommer. Der Hessnatur-Geschäftsführer will erst Ende August 2012 von den Aussagen zur Rüstungsindustrie erfahren haben, und daraufhin auf die Webseite http://wir-sind-die-konsumenten.de/ gestoßen sein. Mit Hilfe dieser Behauptung hatten die neuen Hessnatur-Eigentümer den Eindruck einer besonderen Dringlichkeit erwecken können, weshalb das Gericht ihrem Antrag auf eine einstweilige Verfügung am 1. Oktober zunächst gefolgt war. Im Verfügungsverfahren gab das Gericht nun aber Rechtsanwalt Jakob Janitzki von der Kanzlei Barkhoff & Partner recht, der Schurack und Mosmann vertritt.

Das Gericht entschied somit erst gar nicht über die Zulässigkeit der streitgegenständlichen Äußerungen, da die einstweilige Verfügung schon an der fehlenden Eilbedürftigkeit scheiterte. Sind jene Äußerungen also wahr oder unwahr? Theoretisch darf jetzt selbst der konkrete Wortlaut der streitgegenständlichen Äußerungen wiederholt werden. Schurack und Mosmann sehen darin aber wenig Sinn. Sie wollen nicht auf Rechthaberei, sondern auf das freie Urteil des Einzelnen bauen. Jetzt besteht wieder die Möglichkeit, den Sachverhalt unter den Menschen, die sich interessieren, in einer offenen Diskussion zu prüfen. Wie also verhält es sich wirklich?

Fakt ist: Zu den Anteilseignern des Hessnatur-Eigentümers gehören die Investmentgesellschaften HarbourVest und F&C. F&C ist an Rüstungskonzernen wie BAE-Systems beteiligt. HarbourVest verwaltet u.a. Gelder diverser Rüstungskonzerne, und ist ebenfalls selbst an Rüstungskonzernen beteiligt. Diese Tatsachen sind unbestreitbar (siehe http://www.dreigliederung.de/news/12110402.html). Johannes Mosmann äußerte deshalb, dass aufgrund dieser Beteiligungsstruktur nun auch die Rüstungsindustrie von den Einkäufen der Hessnatur-Kunden profitiert. Er ist überzeugt, damit einen reinen Tatsachenverhalt ausgedrückt zu haben. Die neuen Hessnatur-Eigentümer sind anderer Auffassung, wie Marc Sommer in einem offenen Brief jetzt erneut bekräftigt. Was also ist die Wahrheit? Und welche Konsequenzen hat sie? Schurack und Mosmann wünschen sich, dass Kunden und Pressevertreter in dieser Sachfrage zu einem eigenständigen Urteil kommen.

Marc Sommer signalisiert jetzt eine Dialogbereitschaft der Hess Natur-Textil GmbH. Sofern diesem Angebot ein ehrliches Erkenntnisinteresse in der konkreten Sachfrage zu Grunde liegt, sind Schurack und Mosmann gerne zu einem Dialog bereit, und bekräftigen deshalb ihrerseits ihr Angebot für ein freies Gespräch, das sie vor dem Erlass der einstweiligen Verfügung formuliert hatten. Es sollen allein sachliche Argumente, aber keine Machtmittel entscheiden. Denn schließlich sei, so Schurack und Mosmann, die freie Urteilsbildung eine unbedingte Vorraussetzung für die Wahrheitsfindung.

Johannes Mosmann

P.S.: Dieser Text darf gerne ungefragt veröffentlicht oder verbreitet werden.

Liegnitzer Straße 15
10999 Berlin
Tel.: 030 / 68079689-43
http://wir-sind-die-konsumenten.de
news@wir-sind-die-konsumenten.de

Lichtmess-2013-022

Sonntag, 17. Februar 2013

Enge und Weite

Lichtmess-2013-015
Vor einigen Tage ist Christian Semler gestorben. Gestern geriet mir eine Taz in die Hände und ich konnte vier Seiten Nachrufe über ihn lesen.
Dabei machte ich eine Zeitreise ins Jahr 1973, als wir in Dortmund an einer verbotenen Demo teilnahmen und vor der Polizei flohen. Auf irgendeinem Platz stieg Christian Semler auf das Wellblechdach eines Fahrradschuppens und hielt eine flammende Rede. Ich weiß nicht mehr, worum es ging. Ich erinnere mich aber, daß er gestenreich und lustvoll redete. Christian Semler war der Mitbegründer der KPD, einer maoistischen Organisation, die 1970 ins Leben gerufen wurde und sich 1980 selbst auflöste. Ich gehörte einige Jahre zu ihrem Dunstkreis. Die KPD entstand im Nachhall der 68er Bewegung, Christian Semler war ein Weggefährte von Rudi Dutschke. Ich glaube, ihre Attraktivität für mich bestand darin, daß sie mit einfachen Wahrheiten handelte, klar Gut und Böse unterschied und eine Utopie anbot, die im fernen China angesiedelt war, dem Land der Hoffnung. Denn der Sozialismus à la DDR war doch recht unattraktiv, das merkte (fast) jedeR, der/die ihr einen Besuch abstattete.
Die Mitarbeit in einer der Organisationen, die der KPD nahestand, brachte damals viel Enge und Selbstausbeutung mit sich. Die "werktätigen Massen", um deren Befreiung es uns ja ging, hatten nicht so richtig Lust auf uns. Wir verwendeten ziemlich viel Zeit, um sie zu "agitieren". Das machte mir als einer der wenigen "Werktätigen" große Probleme, weil ich neben meiner Arbeit im Krankenhaus noch "Agit-Prop", Bücherstände, endlose Vorstandssitzungen, Lesen politischer Schriften, Schulungen, Demos, rote Fahnen nähen usw. zu tun hatte. Da war für so banale Sachen wie Schlaf und ein lustvolles Beziehungsleben kein Raum. Wir führten Stundenpläne, die auch schon mal dem "Vorsitzenden" zur Kontrolle vorgelegt werden mussten. Schlapp machen wurde nicht akzeptiert. Und persönliche Bedürfnisse hatte es nicht zu geben, wir befanden uns schließlich gerade kurz vor der Weltrevolution. Als ich dann schwanger wurde, ohne das vorher "politisch diskutiert" zu haben, wurde ich vom Vorstand der antiimperialistischen Organisation suspendiert. Und als mein Sohn da war, stellte sich schnell heraus, daß für Frauen mit Kindern kein Platz war in dieser Umgebung. Ich habe danach noch andere linke Organisationen ausprobiert, bis ich mit 28 Jahren komplett aus dieser Art der Weltgestaltung ausgestiegen bin.
Das hat meinem persönlichen Befinden ausgesprochen gut getan.
Mag sein, daß ich etwas süffisant klinge. Dennoch war diese Zeit eine wichtige Phase in meinem Leben. Diese Organisationen spiegelten mir mit ihrem Dogmatismus, ihrer Ignoranz gegenüber den banalen menschlichen Bedürfnissen nach Entspannung, Lust und zweckfreier Freude sowie ihrer Humorlosigkeit meine eigene Enge wider.
Durch die Erfahrung meines Totalitarismus habe ich gelernt, Totalitarismus, egal in welchem Gewand er auftritt, auf zehn Meilen gegen den Wind zu riechen. Und ich habe damals angefangen, Glaubensbilder über den Haufen zu werfen. Das tue ich ja immer noch und werde es vermutlich mein Leben lang tun. All diese festen Wahrheiten, die es zu geben scheint, an die wir uns klammern, bis wir sie ablegen können wie einen schweren Rucksack, immer wieder und wieder. Das Leben ist einfach zu groß, um es in ein griffiges Erklärungsschema zu pressen.
Zurück zu Christian Semler: ich weiß nicht viel mehr, als daß er irgendwann vor ungefähr zwanzig Jahren bei der Taz gelandet ist und dort ein angesehener und differenzierter Redakteur war. Offensichtlich ist es ihm gelungen, sein Denken über die Welt immer mehr zu weiten. Und er hat sich nicht wie so viele andere seiner/unserer Genossen gescheut, sich mit seiner K-Gruppen-Vergangenheit auseinanderzusetzen. In der Taz las ich, daß er geäußert haben soll, wie gut es sei, daß wir unsere damaligen politischen Ziele nicht erreicht haben.
Oh ja!
Gute Reise, Christian!
Lichtmess-2013-001

Freitag, 15. Februar 2013

sinnlos?

Lichtmess-2013-019
Tausende Frauen umzubringen, um Arbeitskräfte zu bekommen, macht keinen Sinn, schreibt Claudia.
Es waren übrigens weitaus mehr als Tausende. Die Zahlen sprechen von mehreren 100 000 bis 9 Millionen, davon waren ca. 80% Frauen, die anderen Männer und sogar Kinder, auch Säuglinge.
Auf den ersten Blick scheint Heinsohns und Steigers These widersinnig, da gebe ich dir Recht. Aber die Tatsache, daß erst ab dem 16. Jahrhundert die Geburtenrate rasant anstieg und es zu der europäischen Bevölkerungsexplosion kam, spricht dafür. Das Wissen um Verhütungs- und Abtreibungskräuter wurde buchstäblich verbrannt. Die öffentlichen Folterungen und Hinrichtungen, die so entsetzlich waren, daß es mir beim Lesen immer wieder die Luft nimmt, müssen darüber hinaus eine nachhaltig abschreckende Wirkung auf die Bevölkerung gehabt haben.
Die Hexenverfolgungen haben etwas vor 1400 begonnen, die letzte in Deutschland fand 1775 in Kempten im Allgäu statt. Im Laufe dieser Jahrhunderte hat sich sicher das Motiv für die Diffamierung von Frauen gewandelt. Letztendlich konnte jede angezeigt und des Schadenszaubers bezichtigt werden. Das Verfolgen ist sozusagen ein Selbstläufer geworden.
In indigenen Kulturen gehören Verhütungs- und Abtreibungspflanzen seit jeher zum Allgemeingut. Die Menschen haben nicht mehr Kinder bekommen als sie ernähren konnten. Das waren im Schnitt zwei bis vier.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, welche Befreiung für mich und die Frauen meines Alters die Anti-Baby-Pille war, weil sie uns endlich die Möglichkeit gab, Sex ohne die ständige Angst vor ungewollter Schwangerschaft zu haben. Ich habe junge Frauen gekannt, die in den 70er Jahren zum Schwangerschaftsabbruch nach Holland oder England fahren mussten, weil das bei uns illegal war. Allerdings kann ich die Pille heute gar nicht mehr loben, im Gegenteil: sie bringt unsere körpereigene Chemie zu sehr aus der Balance.
Daß die Inquisition ganze Arbeit geleistet hat, sehen wir auch daran, daß heute kaum eine weiß, mit welchen Pflanzen sicher verhütet und abgetrieben werden kann. Und welche es weiß, sagt es nicht. Warum wohl?! Natürlich ging es auch darum, den Frauen die sexuelle Selbstbestimmung zu nehmen, sie zur Sklavin des Mannes und des Staates zu machen.
Lichtmess-2013-009
Artemisia im Winter - alte Frauenpflanze

Ich freue mich über das Interesse an diesem Thema. Es wird Zeit, daß es wieder ins Licht geholt wird, zumal es sich um den ersten Holocaust der europäischen Geschichte handelt.
Interessanterweise hat es von Seiten der protestantischen Kirchen zu diesem Thema bislang keine Stellungnahme gegeben. Vor Jahren habe ich mich mit einem Pfarrer darüber unterhalten, der glatt abstritt, daß seine Kirche damit zu tun hatte. Der Mann war entweder verdammt schlecht informiert oder ignorant.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Weise Frauen

Lichtmess-2013-021
Ich lese zur Zeit gerade Die Vernichtung der weisen Frauen von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger. Das ist ein Klassiker der Hexenliteratur aus den 80er Jahren. Die beiden weisen sehr schlüssig und mit vielen Quellenangaben nach, daß die Hexenprozesse, die zur Auslöschung von unglaublich vielen Frauen und einigen Männern in Europa führten, eine Maßnahme war, um an Arbeitskräfte zu kommen.
Zunächst hatte die Pest im 14. Jahrhundert ein Viertel der europäischen Bevölkerung dahingerafft, das Weitere erledigten klimatisch bedingte Missernten. Die Kirchen waren damals die größten Landeigner, sie hatten wesentlich mehr Grundbesitz als die Fürsten. Und sie brauchten Arbeitskräfte, die ihre Felder bewirtschafteten.
Damals war es nicht üblich, viele Kinder zu bekommen. Wie heute noch die Stammesgesellschaften, hatte die Bevölkerung durch ihre weisen Frauen, die Vertreterinnen der Volksmedizin, Möglichkeiten der Empfängnisverhütung und des Schwangerschaftsabbruchs.
Nun wurden diese in einem gigantischen Ausmaß gefoltert und verbrannt: teilweise gab es in den Dörfern keine Frauen mehr. Frauen wurden gezwungen, Kinder zu gebären. Der Staat arbeitete natürlich mit den Kirchen zusammen. Falls jetzt mal wieder das Argument kommen sollte, nur die katholische Kirche habe diese jahrhundertelange Massaker angerichtet: Sogar Martin Luther hat sich für das Verbrennen von Hexen ausgesprochen! Und es gibt genug Belege dafür, daß die Protestanten fleißig mit vernichtet haben.
In dieser Zeit nahm übrigens die Kontrolle menschlicher Sexualität ihren Anfang: jede Liebespraxis, die nicht der Zeugung von Kindern diente, wurde verfolgt und mit dem Tode bestraft. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Medizin, wie wir sie kennen. Heilen durften nur noch die Ärzte, also die staatlich lizensierten, denen künftig auch die Hebammen unterstellt waren.
Die Folgen dieser Entwicklung sind für uns das Normale: hierzulande darf nur noch derjenige einen Heilberuf ausüben, der eine staatliche Anerkennung als Arzt oder Heilpraktiker hat. Und beide Berufsgruppen durchlaufen eine Ausbildung, in der kein Platz für Intuition und die Wahrnehmung des Lebendigen ist. Stattdessen wird der Glauben an Laborwerte, diagnostische Maschinen und Chemikalien vermittelt.
Gleichzeitig sind Menschen in zwei Klassen unterteilt: die Patienten, die keine Ahnung haben, was mit ihnen los ist und was sie brauchen und die Kaste der "Heiler", die die wahren Experten sind.
Die meisten von uns haben dieses Denken so internalisiert, daß ihnen der Verlust ihrer Eigenmacht und Selbstverantwortung richtig erscheint.
Ja, natürlich werde ich mit einem Knochenbruch zum Arzt gehen. Ansonsten habe ich im Laufe der Jahre immer mehr gelernt, den Signalen meines Körpers zu folgen, seine Selbstheilungskräften und meinen grünen Pflanzenverbündeten zu vertrauen.
Und in Angelegenheiten, wo ich Hilfe brauchte, habe ich sie sehr häufig von denen bekommen, die keine Lizenz zum Heilen hatten und eine wohltuende Distanz zu diagnostischen Methoden hatten.
Lichtmess-2013-011

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