Samstag, 2. Februar 2013

Beerdigung

WSW-2012-053
Vor zwei Tagen wurde mein Vater beerdigt. Ein paar Impressionen: ein Sonnenstrahl kam aus dem grauen Sturmhimmel, als wir aus der Kapelle ins Freie traten und den Sargträgern folgten.
Die Rosenblütenblätter, die ich in das Grab fallen ließ, rieselten so leicht und heiter wie Konfetti auf den Sarg, daß ich nach dem Defilee der Trauergäste noch einmal zurückging und noch ein paar Hände voll herabwarf.
Ich war überrascht und erfreut, wieviele Menschen zur Beerdigung kamen. Mein Vater hat seine langjährigen Freundschaften zu Männern und Frauen offensichtlich gut gepflegt. Einige seiner ehemaligen Studenten und Schülerinnen waren da und erzählten, wieviel sie ihm zu verdanken hätten.
Es gab herzliche und offene Begegnungen. Alles in allem war es ein schöner und runder Tag.

Am Abend quetschten wir uns zu fünft auf das Sofa von Katharina und Martin (mein Sohn und sein alter Freund J. waren auch dabei) und sahen uns den alten Spaghetti-Western Django an. Das hatte ich mir gewünscht, nachdem wir vor einer Woche Django unchained von Quentin Tarantino gesehen hatten, der sich ja auf den Ur-Django bezieht. In den 70er Jahren habe ich wahrscheinlich jeden Italo-Western gesehen, weil mein damaliger Mann dieses Genre liebte. Ich selbst fand diese Filme damals vor allem frauenfeindlich und konnte ihre subversive und humorvolle Seite nicht verstehen. Ich finde zwar immer noch, daß in Django die Frauen eine sehr reduzierte Rolle spielen (Prostituierte oder Opfer, in der Regel aber beides gleichzeitig), aber ich habe wohl mittlerweile mehr Humor. Vor 35 Jahren fand ich Franco Nero mit seinen leuchtendblauen Augen und der schlanken Gestalt den schönsten Mann der Welt. Wegen ihm habe ich mir damals auch die Mafia-Filme von Damiano Damiani angesehen. Auch heute, mit über 70, sieht er immer noch ziemlich attraktiv aus. Und ganz zauberhaft finde ich seine jahrzehntelange Liebesgeschichte mit Vanessa Redgrave: die beiden haben auf ihre alten Tage sogar noch geheiratet.
Wahrscheinlich hat meine Tochter doch Recht, wenn sie mir einen Hang zum Romantischen zuschreibt. Ich habe das bisher ja immer weit von mir gewiesen.
WSW-2012-062

Montag, 28. Januar 2013

Tod

WSW-2012-058
Vor vier Tagen ist mein Vater gestorben, acht Tage nach seinem 89sten Geburtstag. Als meine Mutter mir vorletzte Woche sagte, wie es um ihn stand, bin ich nach Münster gefahren. Wir haben uns an seinem Bett im Krankenhaus abgewechselt, auch meine Kinder waren dabei sowie ein Freund und eine Freundin meiner Eltern. Sein Tod kam nicht überraschend - seit einem halben Jahr wurde er zunehmend gebrechlicher und sehr müde.
Während der vielen Stunden, die ich an seinem Bett saß, habe ich daran denken müssen, wieviel er in seinem langen Leben erlebt hat.
Ich selbst habe erlebt, daß es ein himmelweiter Unterschied ist, ob ich als Krankenschwester oder als Tochter Sterbende betreue.

In Münster fiel ich quasi aus der Zeit. Alle meine Routinen waren plötzlich nutzlos, meine übliche Strukturiertheit funktionierte nicht mehr. Statt wie gewohnt immer beschäftigt zu sein, gab es lange Stunden, in denen ich nur da saß. In den ersten paar Tagen musste ich immer wieder die Grenzen meiner Belastbarkeit ausloten: wie lange kann ich am Bett des sterbenden Vaters sitzen? Was brauche ich, um mich gut zu fühlen? Dabei wurde mir wieder deutlich, wie sehr ich (und wohl die meisten Menschen aus unserer Kultur) konditioniert bin, mich selbst zu übergehen. Es ist ja eine christliche Tugend selbstlos zu sein.
Ich glaube aber, daß ich nur gut für andere sorgen kann, wenn ich auch gut für mich selbst sorge. Das gelang mir dann nach einigem Rumprobieren ganz gut.
Was ich im Kontakt mit dem Sterbenden erlebte, kann und will ich an dieser Stelle nicht ausbreiten.
WSW-2012-048
In der übrigen Zeit machte ich lange Spaziergänge durch das verschneite Münster, saß in einem Café gegenüber vom Dom und spürte die Energie dieses besonderen Platzes. Nicht ohne Grund haben hier auf dem Horsteberg um 700 die Sachsen gesiedelt. Ich kaufte schöne Alpaca-Wolle bei Voilà für meine nächste Strickarbeit und abends sah ich mit meiner Tochter und ihrem Freund Filme von Quentin Tarantino, u.a. "Inglourious Basterds" mit dem brillianten Christoph Waltz. Zwischendurch fragte ich mich, ob es wohl in Ordnung wäre, solche vergnüglichen Sachen zu machen, während der eigene Vater stirbt.

Seit zwei Tagen bin ich wieder zu Hause, in meinem stillen Dorf. Tauwetter hat eingesetzt, heute morgen klangen die Meisen schon nach Frühling. Ich merke, daß ich Zeit brauche, um alles Erlebte zu verdauen.
WSW-2012-063

Dienstag, 8. Januar 2013

Vertrauen

WSW-2012-045
Seit einigen Wochen beschäftigt mich das Thema Vertrauen, ausgelöst durch ein Gespräch mit einer Frau, die ein erstaunliches Vertrauen zu Menschen und Umständen hat, die ich sehr beunruhigend finde. Ich konnte das aber auch nicht einfach abtun.
Neulich habe ich mit S. darüber gesprochen und sie sagte, daß es um das Vertrauen ins Leben ginge und daß alles, was einer geschehe, auch einen Sinn habe.
Offensichtlich liegt das Thema in der Luft, denn heute fand ich es auch in Luisa Francias Blog wieder.
Vertrauen war auch in meiner letzten Ehe ein großes Thema, eigentlich erst in den letzten Jahren: Vertrauensappelle auf der einen Seite und rasanter Verlust des Vertrauens auf meiner Seite.
Das erinnert mich an den Hypnose-Song der Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch: "Trust in me, just in me, shut your eyes and trust in me".

Wem oder was vertraue ich also? Meiner Wahrnehmung, meiner Intuition - beide sind in meinem Körper verortet. Da gibt es oft diese feine innere Stimme, die mich auf etwas aufmerksam macht, manchmal wie eine Bewegung am Rande des Gesichtsfeldes oder Sätze, die immer wieder auftauchen und irgendwann nicht mehr übersehen/überhört werden können.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß dieses körpereigene Navigationssystem mir recht zuverlässig mitteilt, welchen Menschen ich wann und unter welchen Umständen vertrauen kann.
Ich glaube von mir selbst, daß ich ein weitgehend zuverlässiger Mensch bin, aber ich bin mit Sicherheit nicht bedingungslos vertrauenswürdig.
Ansonsten übe ich mich weiter darin, dem Fluss des Lebens nichts entgegenzusetzen. Funktioniert ja eh nicht und ist reine Energieverschwendung.

Unter "Früchte" stehen die neuen Termine für die Kräuterspaziergänge.
WSW-2012-047

Sonntag, 6. Januar 2013

Holles Tag

WSW-2012-036
Die Rauhnächte sind vorbei und Haus und Schuppen wurden mit der köstlich duftenden Mischung von B. ausgeräuchert. Vorher machte ich noch einen Spaziergang durch die graue Landschaft. Tja, die Holle des Klimawandels schüttelt nicht mehr Kopfkissen aus, sondern lässt regnen. Obwohl ich ahne, daß es noch nicht vorbei ist mit dem Winter.
Die Bienchen haben auch etwas Rauch durchs Flugloch bekommen. Sie haben in den letzten Tagen für kurze Rundflüge ihre Behausungen verlassen, so warm war es.
Ich spüre in Körper und Gemüt, daß etwas Neues geschehen möchte, ohne daß ich es in Worte fassen kann und möchte.

Liebe Jutta, deine Angsthypothese überzeugt mich nicht. Die massenhaften Vergewaltigungen durch Sowjetsoldaten am Ende des zweiten Weltkrieges als Folge von Angst? Sexuelle Gewalt scheint ja schon zwangsläufig ein Mittel der Kriegsführung zu sein.
Ich kannte eine Frau, die als junges Mädchen von ihren Brüdern über einen langen Zeitraum immer wieder vergewaltigt wurde (sie landete dann irgendwann zwangsläufig in der Psychiatrie, ihre Brüder übrigens nicht im Knast, wo sie meines Erachtens lebenslänglich hingehören). Da soll das Motiv Angst gewesen sein? Glaub ich nicht. Möglicherweise wird sexuelle Gewalt häufig mit der Haltung ausgeübt: Das steht mir zu! Sie scheint auch viel mit Rache zu tun haben. Instinktiv wissen diese Männer wohl, daß Vergewaltigung das Leben einer Frau am nachhaltigsten ver/zerstören kann.
Nicht vergessen sollte eine auch, daß es Kulturen gibt, in denen Vergewaltigung nicht vorkommt. Auch das scheint mir gegen die Angsthypothese zu sprechen.
Ich glaube ohnehin, daß wir Frauen keine Antwort auf diese Frage finden können. Das können nur Männer. Ob wir von denen jemals eine Erklärung bekommen?

Liebe Tochter,
daß diese monströse Tat in Indien die Menschen auf die Straße bringt, sehe ich auch als helles Zeichen. Ohnehin bin ich erstaunt, daß ein Land, das so spannende und kluge Frauen wie Arundhati Roy und Vandana Shiva hervorgebracht hat, immer noch von einer so dumpfen Frauenverachtung verseucht ist.

Donnerstag, 3. Januar 2013

Gewalt

WSW-2012-022
Warum mein gestriger Beitrag doppelt erschienen ist, ist mir ein Rätsel. Ich hatte ein paar Bilder ausgetauscht, sonst nichts. Und jetzt stelle ich fest, daß sich weder Bilder und Text löschen lassen. Ja, der Geist in der Maschine!

Luisa Francias Worte zum Thema Gewalt vom 2.1. finde ich zustimmenswert: http://www.salamandra.de/tagebuch/start.php
Aber heute, nachdem ich durch das Radio einem wahren Overkill an Berichterstattung über die Vergewaltigung und Ermordung der indischen Studentin erlebt habe, spüre ich deutliche Gewaltgelüste gegenüber Männern, die sexualisierte Gewalt anwenden.
Das ist ein altes Thema, das mich mal wieder umtreibt. Wie die allermeisten Frauen habe auch ich sexuelle Übergriffe erlebt, vor allem als sehr junge Frau. Das erste Mal mit etwa zwölf Jahren, als ich auf dem Weg zum Sport von einer Gruppe Jugendlicher angehalten, festgehalten und ausführlich begrabbelt wurde. Dazu kamen abfällige Sprüche über meinen Körper. Von dem Tag an hatte ich meine Unbefangenheit verloren. Mit sechzehn wurde ich von einem ausländischen Mann auf dem Weg von der Straßenbahn nach Hause verfolgt, gepackt, auf eine Bank geworfen, dann warf er sich auf mich drauf. Daß ich wieder frei kam, führe ich darauf zurück, daß ich so laut wie nie geschrieen und es irgendwie noch geschafft habe, ihm meine Handtasche auf den Kopf zu hauen. Da ließ er von mir ab.
Ein Mann griff mir auf der dunklen Straße an die Brust, ich schlug ihm reflexartig mein Schlüsselbund durchs Gesicht.
Ein Mann hat mir fast den Arm gebrochen, weil ich nicht mit ihm ins Bett wollte.
In Paris hat ein alkoholisierter Mann auf offener Straße und am hellichten Tage versucht sich über mich her zu machen. Glaubt nicht, daß mir einer zu Hilfe gekommen ist. Aber offensichtlich hat meine massive Gegenwehr ihn dazu gebracht, von mir abzulassen.
Es gibt noch mehr solcher Geschichten. Ich habe mit der Zeit gelernt, mir eine Aura der Unantastbarkeit zuzulegen, weil ich nicht wie einige Freundinnen darauf verzichten wollte, nachts allein durch die Stadt zu gehen.
Das hat funktioniert.
Natürlich ist das, was die junge Frau in Indien erlebt hat, viel entsetzlicher gewesen.
Bei Berichten über Vergewaltigung überkommt mich jedes Mal enorme Wut und auch große Fassungslosigkeit.
Da in unserer Kultur die meisten Frauen sexuell genötigt oder belästigt wurden, muss es eine nicht unerhebliche Zahl von Tätern geben.
Warum tun Männer so etwas? Ich kann es nicht begreifen. Es zeigt doch, wie tief die Geringschätzung des Weiblichen in den Hirnen der Männer verwurzelt ist. Wie kann es jemals Freude und Frieden zwischen den Geschlechtern geben, wenn Frauen und Kindern Angst vor ihnen haben müssen?
Jedenfalls hört an diesem Punkt mein Pazifismus auf und ich ertappe mich dabei, daß ich große Lust habe, aus den Genitalien von sexuell übergriffigen Männern Rührei zu machen.
Mein Sohn hat mir heute einen Link über gezielte Abtreibungen von weiblichen Föten in China, Indien, Kosovo und Albanien geschickt: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/563542. In einigen Regionen gibt es schon einen Männerüberschuss, was zu Gewalt führt.
Ich wiederhole mich: so lange es sexuelle Gewalt gibt, ist der Feminismus eine Notwendigkeit.
WSW-2012-044
Mein Sohn

Mittwoch, 2. Januar 2013

Weihenächte - Rauhnächte

Ein paar Fotos statt langer Texte:
WSW-2012-0072

WSW-2012-009
Am Tag der Wintersonnenwende bekamen die Bienen eine Oxalsäurebehandlung.

WSW-2012-017
Katharina

WSW-2012-015
und ich stapeln Holz

WSW-2012-0211
Martin und Katze ganz gechillt

WSW-2012-025
Die Katze schaut mir beim Tanzen zu

WSW-2012-040
Weihnachtsspaziergang am Meer

Weihenächte - Rauhnächte

Ein paar Fotos statt langer Texte:
WSW-2012-004

WSW-2012-008
Am Tag der Wintersonnenwende bekamen die Bienen eine Oxalsäurebehandlung.

WSW-2012-017
Katharina
WSW-2012-015
und ich stapeln Holz im Schuppen

WSW-2012-0211
Martin und Katze ganz gechillt

WSW-2012-025
Die Katze schaut mir beim Tanzen zu

WSW-2012-040
Weihnachtsspaziergang am Meer

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Weltuntergang

Allerheiligen-2012-008
Heute auf dem Markt wurde über Weltuntergangsparties geredet, die morgen irgendwo stattfinden sollen. Wir haben herzlich gelacht.
Meine persönliche Weltuntergangsparty findet morgen in Gestalt eines Wintersonnenwendfestes statt.
Die vielfältigen Vorstellungen über den 21.12.2012 sind schon spannend. Einige meinen, daß an diesem Datum der Strahl der Erleuchtung die Menschheit treffen und dann alles anders im Sinne von gut werde. Einige glauben, daß die Bösen bestraft und die Guten, zu denen sie sich natürlich zählen, belohnt werden. Es gibt umfangreiche Literatur, wie man sich auf dieses Datum vorbereiten kann. Die Elitären behaupten, daß Menschen, die schon viel Bewusstseinsarbeit gemacht haben, auf sanfte Art transformiert werden, während die "Unbewussten" arg geschüttelt und gebeutelt werden. Undsoweiterundsofort.
Ich glaube, daß das Leben weitergeht. Ich glaube allerdings auch, daß wir in einer Zeit leben, in der viel Veränderung geschieht, auch und gerade auf der Ebene der Einstellungen. Es werden alte Gewohnheiten überprüft, alte Sicherheiten als untauglich erkannt, alte Illusionen enthüllt. Ich sehe z.B. bei vielen Menschen eine zunehmende Desillusionierung in Bezug auf Berufspolitiker, Staat und die ganzen Konstrukte, die uns beherrschen. Die bringen es einfach nicht, ist die lapidare Erkenntnis. Es gibt keine FührerInnen, die uns ins gelobte Land führen, Göttin sei Dank. Gerade wir Deutschen haben ja einschlägige Erfahrungen mit Führern. Immer häufiger scheinen Menschen zu erkennen: wenn wir Veränderung wollen, müssen wir sie selber machen und es tut gut zusammenzuarbeiten.
Mein eigenes Thema ist nach wie vor Vertrauen in den Fluss des Lebens. Dabei wechsele ich höchst unbequem zwischen extremer Anspannung und Entspannung. Dinge laufen nicht so, wie ich sie geplant habe. Am Montag habe ich in der Apotheke das Oxalsäurepräparat für die Winterbehandlung der Bienen bestellt. Heute, vier Tage später, ist es immer noch nicht da. Morgen ist die letzte Chance, die Behandlung durchzuführen, weil die Temperaturen danach zu niedrig sein werden und die Behandlung nur in der brutfreien Zeit stattfinden darf. Heute Abend war ich maximal angespannt. Was konnte ich tun? Ich versuchte H., meinen Imkerlehrer zu erreichen in der Hoffnung, daß ich heute Abend einen Ausflug nach Neumünster machen und mir bei ihm etwas von diesem Präparat abholen könne. Seine Frau versprach baldigen Rückruf, der aber nicht kam. In meiner Vorstellung sah ich die Bienen völlig verkrüppelt durch die Varroen. Es fühlte sich grässlich an. Ich war den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte alle Besorgungen für die nächsten Tage gemacht, wollte noch das morgige Fest vorbereiten und eine Suppe kochen. Und eigentlich wollte ich nur noch meine Ruhe und fünfzehn Stunden schlafen und gar kein Fest mehr.
Und dann kam die Rettung in Form der Idee, noch mal im Internet nach Alternativen zu dem bestellten Oxalsäurepräparat zu forschen. Ich wurde fündig, rief kurz vor Ladenschluss den Apotheker an und erfuhr, daß er alle Zutaten hat, um mir das begehrte Mittel zusammenzumixen. Auch wenn ich mich wiederholen sollte: das Internet ist die genialste Erfindung der letzten fünfzig Jahre (mindestens)!
Dann sagte ich Yoga für heute Abend ab. Ich liebe Yoga und es tut mir ausgesprochen gut. Aber nach der Absage entspannte ich mich sofort, machte die Hausarbeit und kochte Suppe, begleitet von inspirierender Musik und unterbrochen durch ein paar Tänzchen.
So übe ich mich weiter darin, die Widerstände gegen den Fluss des Lebens abzulegen.
Übrigens rief H. schließlich doch noch an. Auf ihn ist Verlass, wie schön.
Ich wünsche euch allen eine wohlige Mittwinterzeit und wilde Raunächte.
Allerheiligen-2012-013

Samstag, 15. Dezember 2012

Vertrauen

Allerheiligen-2012-012
Ich werde darauf angesprochen, daß ich hier schon so lange nichts mehr geschrieben habe. Ich habe so viel zu tun, sage ich zur Begründung. Stimmt, ist aber nichts Neues. Ich habe nicht mehr und nicht weniger zu tun als in den letzten drei bis vier Jahren, seit ich wieder auf dem Lande lebe. Was sich im Moment anders anfühlt: weil mein alter Vater mal wieder im Krankenhaus liegt und es sich für mich wie ein langer Abschied anfühlt, lösen sich meine sicheren Zeitstrukturen auf. Meine sorgfältigen Planungen, die meinem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit entgegen kommen, stehen zur Disposition. Ich kann im nächsten Moment einen Anruf bekommen, der mich dazu bringt, hier alles stehen und liegen zu lassen und mich nach Münster aufzumachen. Eine Weile habe ich mit dieser Unvorhersehbarkeit gehadert. Dann hat sich etwas in mir zurecht gerückt: wenn ich mich dem Fluss des Lebens - und das lässt sich nun mal von mir keine Vorschriften machen und auch nicht mit sich handeln - überlasse, entsteht eine innere Weite, die mir spontanes, situationsangemessenes Verhalten möglich macht.
Ein Beispiel: im November sollte ich die zweite Fuhre Holz geliefert bekommen. Sie kam aber nicht. Ich fragte vor zwei Wochen endlich nach und mein Holzlieferant kam mit seinem vollgepackten Anhänger und blieb im Schnee stecken, den der eisige Nordwind schon wieder in Wällen im Garten aufgetürmt hatte. Das hatte ich befürchtet. Herr L. fuhr also wieder mit seinem Holz zurück, nachdem er mir gesagt hatte: "Haben Sie Vertrauen. Am Montag ist der ganze Schnee getaut und ich bringe Ihnen das Holz."
Tatsächlich, es geht mal wieder um Vertrauen. Eins meiner Themen, mit denen ich immer mal wieder in meinem Leben zu tun habe. In meiner Arbeit zu den drei Nornen, die ich 2008 für Alma mater schrieb, formulierte ich es so:

Lebensfäden
spinnt ihr
Urd Werdandi Skuld
Was bleibt mir als
Vertrauen

Da gibt es dann diese lichten Momente, wo ich mich erinnere, daß mein Leben selten so gelaufen ist, wie ich das geplant habe. Mir sind Wünsche erfüllt worden, mir sind Geschenke gemacht worden, ja - aber immer wieder hat es Wendungen gegeben, die ich nicht wollte. Und letztendlich war es immer gut und richtig und hat mich weitergebracht und den Wahn von mir abgeschliffen, daß ich größer bin als das Leben.

Und warum habe ich jetzt länger nichts in mein Blog geschrieben? Weil ich keine Lust hatte. Weil das, was sich in mir bewegte, nicht reif fürs Mitteilen war. Ich will jetzt mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn ich aufhöre, mich als die vielbeschäftigte Frau mit chronischem Zeitmangel hinzustellen: denn fast alles, was ich mache, ist freiwillig und selbstgewählt.
Allerheiligen-2012-014

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