Mittwoch, 6. Juni 2012

Venus-Transit

Walpurgis-2012-062
Eigentlich wollte ich auf den Gallenberg gehen und von dort den Durchgang der Venus vor der Sonne beobachten. Aber heute Morgen hatte ich plötzlich das innere Bild vom Meer. Also setzte ich mich mit einer Kanne Tee ins Auto und fuhr an die Ostsee. Auf dem Weg hörte ich ein weiteres Mal auf meine innere Stimme und landete an der Steilküste von Hubertusberg bei Todendorf, wo ich bisher noch nie gewesen bin. Dort waren schon vier Männer mit Fotoapparaten und Stativen. Es war etwa fünf Uhr. Die Sonne stand schon als rotgoldene Scheibe über der weich auf den Steinstrand rollenden Ostsee. Ich setzte die Sonnenfinsternis-Brille von 1999 auf und sah ein schwaches Bild der Sonne, sonst nichts. Dann schaute ich mit meinen bloßen Augen hin, immer wieder blinzelnd, und erkannte ganz klar und deutlich den kleinen schwarzen Punkt im rechten oberen Drittel des Feuerballs. Irgendwann war die Sonne zu hell, um noch hineinzusehen.
Ihr seht also: ich konnte meinen eigenen klugscheißerischen Rat nicht befolgen.
Am Strand stehend, die Augen geschlossen, nahm ich mich selbst in einem leuchtenden Kokon wahr und wusste: wir alle sind strahlende Sterne und berühren uns mit unserem Licht.
Für den Rückweg suchte ich mir einen anderen Weg. Der führte mich zu einer Straußenfarm. Der Anblick der riesigen gefangenen Vögel machte mich traurig.
Walpurgis-2012-065
Das kleine Bienenvolk hat doch angefangen, Waben zu bauen und Honig und Pollen einzulagern. Vielleicht schaffen sie es ja noch, die kleine Luftwesen.

Montag, 4. Juni 2012

Broken Places

Walpurgis-2012-038
In Taoist thinking, the darkest moment of the night or the most devastating place is the time and place most ready for transformation. (Lily Yeh, 2010)
Im taoistischen Denken sind der dunkelste Moment der Nacht oder der am meisten verwüstete Ort die Zeit und der Ort, die am ehesten für Transformation bereit sind.

Diesen Text fand ich heute Morgen im WeMoon-Kalender 2012. Er verleitete mich gleich dazu, meine Denkfäden in verschiedene Richtungen zu spinnen.
Gestern habe ich das erste Mal in diesem Jahr die Kiesgrube wieder aufgesucht, dieses bemerkenswerte Biotop in meiner Nähe. Da ist in der Zwischenzeit fleißig planiert und abgetragen worden, und ich entdeckte schon wieder neue Pflanzen. Diese Kiesgrube ist ein verwüsteter Ort und trotz oder wegen all der Verwüstung wächst da eine Vegetation wie sie in der Landschaft der Monokulturen nicht mehr existiert. Ob es wohl möglich wäre hier Bienen aufzustellen?
Ich dachte auch an das Buch Die Stadtbienen von Erika Mayr, das Ida mir kürzlich geschenkt hat. Die Autorin hält seit einigen Jahren ein paar Bienenvölker auf einem Haus in Berlin-Kreuzberg und beschreibt nicht nur ihre Erfahrungen damit, sondern auch ihre Gedankengänge zu den Themen Globalisierung, Selbstversorgung, Regionalität und Netzwerkerei. Das Buch ist gut zu lesen und hat mir gefallen.
Erika Mayr besucht regelmäßig Detroit, diese ehemalige Milllonenstadt, die ganz und gar von der Autoindustrie lebte. Mittlerweile ist sie zu großen Teilen eine Geisterstadt mit verfallenden Häusern und sich ausbreitenden Brachflächen, auf denen die Wildnis wieder Einzug hält. Hier wollten sie und ihr Freund Bienen ansiedeln.
Interessant finde ich, daß die zurückgebliebenen Detroiter, überwiegend Afroamerikaner ohne Arbeit und ohne Einkommen, angefangen haben, Gemeinschaftsgärten anzulegen, um sich selbst zu versorgen.
Die Verwüstung, die der Kapitalismus zurückgelassen hat, als die Autoindustrie in Billiglohnländer abzog, hat Menschen dazu genötigt, entweder Opfer zu bleiben und zu verelenden oder ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
Der Zusammenbruch wird auch hier kommen, davon bin ich überzeugt. Das wäre dann der dunkelste Augenblick der Nacht. Ich werde ihn begrüßen, denn dann kann/muss etwas Neues entstehen. Wir haben es in der Hand.
Wir sind, wenn wir wollen, die Imago-Zellen, die die Verwandlung auslösen!

Am Mittwoch gegen 5:00 ist bei klarem Wetter im Nordosten zu beobachten, wie die Venus vor der Sonne entlang wandert - ein Venus-Transit. Ute Schiran wird dieses Ereignis mit einigen der Frauen, mit denen ich ihre Unterweisungen genossen habe, in Portugal würdigen.
Ich werde das in meiner Landschaft machen.
Nicht vergessen: nur mit geschützten Augen in die Sonne schauen!
Walpurgis-2012-039

Samstag, 2. Juni 2012

Lernen

Walpurgis-2012-024
Pfingstmontag kam der zweite Bienenschwarm: ein weiterer Nachschwarm von dem Imker aus Neustadt. Von Anfang an fühlte ich diesem Volk gegenüber Sorge, vielleicht weil es recht klein war, vielleicht war es meine recht verlässliche innere Stimme. Ich hatte auch das Gefühl, daß ein Teil der neuen Bienen sich beim ersten Volk einlogiert hatten, denn vor deren Flugloch saß plötzlich ein handflächengroßer Pulk. Sie stammen ja alle aus der gleichen Familie, von daher vielleicht gar nicht so erstaunlich.
Nach ein paar Tagen entdeckte ich beim seitlichen Öffnen des TBH, daß ein Teil der Bienen unter dem Varroagitter saß, wo sie nicht hingehören. Wahrscheinlich hatte ich das Gitter nicht richtig eingelegt. Ohne nachzudenken nahm ich das Gitter raus und schüttelte die Bienen ab. Ein Teil erhob sich, um ins Flugloch wieder in den TBH zu fliegen, ein Teil saß auf der Wiese und schien sich neu zu orientieren, drei Bienen landeten in meinem Milchkaffee, zwei flogen auf meine Hand und saßen da eine Weile still. Ich sah sie an und entschuldigte mich für meine Impulsivität: es wäre besser gewesen, ich hätte das Gitter einfach nur auf die Wiese gelegt.
Vorgestern sahen mein Sohn und ich in beide TBHs. Das erste Volk hat schöne Waben gebaut, die teilweise schon bestiftet sind, also Eier enthalten. Das zweite Volk scheint noch kleiner geworden zu sein, was meinen Verdacht bestätigt, daß ein Teil zu Volk Eins abgehauen ist. Und sie haben keine Waben gebaut. Ein schlechtes Zeichen! Mein Imkerlehrer war nicht zu erreichen. Weil es so kalt ist, habe ich ihnen ein wenig Honig hinter den Trennschied gestellt.
Alles Weitere möchte ich der Selbstregulation überlassen.
Ich bin ein wenig traurig, hätte ich doch gern zwei starke Bienenvölker gehabt, aber es ist wie es ist - so lerne ich.
Walpurgis-2012-036
Vor zwei Tagen bin ich geschieden worden. Mein Sohn war als mein Rechtsbeistand da, und weil J. und ich uns einig waren und es nichts mehr zu verhandeln gab, brauchten wir keinen zweiten Anwalt.
Meine erste Scheidung war eine heitere Veranstaltung. Das kann ich von dieser nicht sagen. Zwar war alles innerhalb von einer Viertelstunde erledigt, aber die Fragen des Richters und noch mehr unsere Antworten ("Sehen Sie keine Möglichkeit mehr, die Ehe wieder aufzunehmen oder zu reparieren?" "Nein."), auch die Begegnung mit J. rissen etwas wieder in mir auf. Hinterher standen wir eine Weile auf dem Parkplatz hinter dem Amtsgericht zusammen, und J. sagte: "Das ist alles traurig."
Ja, ist es. Und ich unternehme nichts gegen dieses Gefühl.

Übrigens kann ich ganz klar sagen, daß das Scheitern dieser Beziehung nichts mit Schuld zu tun hat. Schuldgefühle sind ein Bestandteil unserer Kultur, tief in unserem Stoffwechsel verankert. Kinder fühlen sich schuldig, wenn sie spüren, daß es ihren Eltern nicht gut geht und scheitern bei dem Versuch, sie glücklich zu machen. Später machen Liebespartner dasselbe und scheitern ebenso zwangsläufig. Es ist auch weit verbreitet, daß wir den Anderen für unser Scheitern und unsere misslungenen Problembewältigungsstrategien die Schuld geben. Wir sind es halt gewöhnt, daß es immer einen Schuldigen geben muss - wir selbst und/oder die anderen.
Solange wir dem Anderen die Schuld geben, kann sich nichts ändern.
Solange wir uns selbst die Schuld geben, können wir nicht wirklich wir selbst sein: wir werden immer bestrebt sein, es anderen Recht zu machen.
Ich fühle mich nicht schuldig für das Scheitern meiner Ehe. Es gibt einiges, was ich bedauere. Aber ich habe mich zu jedem Zeitpunkt so gut ich konnte verhalten. Und ich habe sehr viel gelernt in dieser Beziehung, dafür bin ich dankbar. Und es war eine sehr große Liebe, auch dafür kann ich nur dankbar sein.

Sonntag, 27. Mai 2012

Ackern

Walpurgis-2012-035
Als erstes den Link zu einem Blog, das ich kürzlich beim Googeln nach varroa-resistenten Bienen gefunden habe: http://www.bananederwoche.blogspot.de/
Die Dame schreibt über alles, nicht nur über ihre Bienen, und ich finde es interessant, amüsant und oft eine Bereicherung. Daß sie auch einmal Krankenschwester war und deshalb kein Fan der Schulmedizin und schon gar nicht der Pharmaindustrie, macht sie mir besonders sympathisch. Und was sie in ihrem Post von heute über Antibiotika schreibt, deckt sich 1:1 mit meinen eigenen Erfahrungen. Also lesen und sich daran erfreuen!

Gestern und heute habe ich geackert wie eine Wilde. Ein Paar blieb vor dem Haus stehen, wo ich ein neues Gemüsebeet anlegte. Der Mann sprach mich an: "Harte Arbeit, und das am Feiertag?!"
Die Frau hatte Verständnis: "Sonst muss man ja arbeiten."
Mal davon abgesehen, daß ich meine Tätigkeiten im Garten auch als Arbeit bezeichne, nicht nur das, wofür ich Geld bekomme, bin ich ja auch als Krankenschwester an Sonn- und Feiertagen tätig.
Allerdings habe ich bemerkt, daß die Norddeutschen empfindlich reagieren, wenn eine am Karfreitag die Wäsche raushängt. Wes Geistes Kind sind eigentlich Menschen, die den Tag, an dem ein Mensch zu Tode gefoltert wurde, zum Feiertag erheben?
Wie auch immer: ich habe stundenlang umgegraben, Queckenwurzeln aus der Erde gezogen, Kompost gesiebt und auf den Beeten verteilt und gesät, Pfingsten hin oder her, und das hat mir gut getan. So allmählich komme ich der Selbstversorgung immer näher. Und für die Augenfreude und die Bienen habe ich auch gleich noch ein Beet mit Sonnenblumen und Phacelia fertig gemacht.
Walpurgis-2012-001
Natürlich habe ich auch Pause gemacht und den Bienen zugeschaut. Es ist eine Freude, wie sie ein- und ausfliegen, einige mit orangen Pollenhöschen. Manche sitzen vor dem Flugloch und fächeln in der Mittagshitze kühle Luft ins Innere des TBH. Und immer ist dieses anheimelnde Summen zu hören.
Oh, ich mag diese kleinen munteren Luftwesen.

Freitag, 25. Mai 2012

Die Bienen sind da!

Walpurgis-2012-027
Vor drei Tagen bekam ich den ersehnten Anruf eines Imkers aus Neustadt. Er hatte einen Schwarm für mich. Mit einem großen Eimer, einem Kopfkissenbezug zum Drüberziehen und einem Gummi zum Festbinden fuhr ich ganz aufgeregt in den Ort, in dem ich vor zwölf Jahren mal gearbeitet habe, und holte die Bienen ab. Es dauerte ein Weilchen, bis die allermeisten im Eimer waren, und die ganze Zeit saß ich in einer Wolke aus summenden Bienen.
Die Dorfimkerin wies mich darauf hin, daß die Bienen für eine Nacht an einen kühlen, dunklen Ort gehörten, also in Kellerhaft. Das sagen viele Imker, auch Claudia Bentzien, deren Buch ich letztes Jahr gelesen habe. Von meinen Imkerlehrern habe ich anderes gehört, jedenfalls wenn es sich um Naturschwärme handelt.
Also habe ich die Bienen noch am Abend in den TBH eingeschlagen. Einige, die noch auf dem Kopfkissenbezug saßen, haben die Nacht an der Außenwand verbracht.
Dann haben sie sich den ganzen Tag am Flugloch eingeflogen. Ich konnte ihnen beim Sterzeln und beim Luftfächeln zusehen, ab und zu spazierte mal ein Drohn auf dem Einflugbrett herum. Ich saß bei ihnen und freute mich.
Walpurgis-2012-028
Heute habe ich mal behutsam in den TBH geschaut. An den fünf Oberträgern, die ich ihnen fürs erste reingehängt habe, sind schon weiße Waben zu erkennen. Alles so wie es sein soll.
Das ist ja das Schöne an einer Oberträgerbeute: es ist nur Naturwabenbau möglich. Keine Mittelwände, keine genormten Zellgrößen, nichts Rechteckiges. Die Bienen können so bauen, wie sie es brauchen.
Walpurgis-2012-034
Liebe Jutta und liebe Sabine, vielen Dank für eure ausführlichen Posts.
Sabine, zu deiner Vernetzungsfrage: ja, auch ich halte Vernetzung für absolut wichtig. Ich habe in den letzten Tagen meinen Imkerlehrer angerufen und darf das Bedarf immer wieder machen. Das ist eine große Hilfe. Außerdem bin ich seit einem Jahr Mitgliedin im Verein "De Immen e.V.", einem Zusammenschluss wesensgemäß arbeitender ImkerInnen in Norddeutschland. Es gibt jährlich mehrere Treffen an verschiedenen Orten. Ich konnte erst bei einem dabei sein (hab es im letzten Jahr berichtet) und habe mich da sehr zu Hause gefühlt.
Im süddeutschen Raum gibt es "Mellifera e.V.", ebenfalls ein anthroposophisch orientierter Verband: http://www.mellifera.de/
Vielleicht kannst du dich mal mit denen in Verbindung setzen, vermutlich kennst du sie auch schon.
Übrigens arbeiten De Immen und Mellifera teilweise zusammen, und man denkt über einen Zusammenschluss nach, und weil die Szene der nachhaltig denkenden ImkerInnen rasant anwächst, auch an die Bildung von Regionalgruppen.
Eins habe ich schon festgestellt: es gibt keine zwei Imker, die dieselbe Meinung haben. Ich werde mich vorerst im Wesentlichen an das halten, was ich gelernt habe und was mein Imkervater mir rät, und natürlich an das, was die Bienen mir sagen. Und dann werde ich irgendwann meinen ureigenen Umgang finden.

Dienstag, 22. Mai 2012

Bienen

Walpurgis-2012-019
Der Top Bar Hive ist für mein erstes Bienenvolk bereit. Die Tischler, die ihn mir letztes Jahr gebaut haben, nennen ihn Bienenhaus. Das klingt schön und viel besser als die Übersetzung von Top Bar Hive: Oberträgerbeute. (Manchmal finde ich Deutsch doof.)
Ich habe in den letzten Tagen viel über Bienen und mich nachgedacht: ohne Zweifel will ich mit ihnen zusammenleben und von ihnen lernen.
Aber: ich will sie nicht gegen Varroamilben behandeln müssen. Die Chemikalien, die wohl einige Imker noch verwenden, sind eh indiskutabel. Aber auch die Milch-, Ameisen- und Oxalsäurebehandlungen der Ökoimker mag ich nicht. Sie verursachen Verätzungen, sie bewirken genetische Veränderungen, sie verhindern möglicherweise, daß die Bienen jemals lernen, mit der Varroa-Milbe umzugehen. Es ist ja so, als wenn wir lebenslänglich Antibiotika einnehmen würden und uns dadurch unser Immunsystem komplett ruinieren.
Nun sagen alle Imker, die ich bisher kennengelernt habe: ohne unser Tun sterben die Bienen aus.
Das habe ich auch im letzten Jahr ständig rumerzählt und fühlte mich berufen, die Bienen zu retten.
Dann habe ich gegoogelt. Und siehe da: es gibt in Deutschland Menschen, die ihre Bienen noch niemals gegen Varroa behandelt haben. Und sie leben, gut sogar!
Vielleicht gibt es sogar noch viel mehr, die sich aber nicht outen, weil sie zu Recht befürchten, große Schwierigkeiten zu bekommen.
Was schwächt die Bienen? Natürlich die ganzen Gifte, die so großzügig auf den Acker gespritzt werden. Ganz sicher auch der Stress, dem sie als gezüchtete Hochleistungs-Honig-Produzentinnen ausgesetzt sind. Und auf jeden Fall die mehrfachen Säureeinbringungen in die Bienenvölker. Da bleibt keine Kraft mehr, sich mit einer Milbe auseinanderzusetzen.
Was wäre, wenn wir konsequent darauf verzichten würden, ihnen den Honig wegzunehmen und ihnen stattdessen Zuckerwasser anzubieten? Wenn wir aufhören würden, uns in die Auseinandersetzung der Bienen mit der Varroa einzumischen? Wenn wir stattdessen den Bienen gute blütenreiche Orte zum Leben, ausreichend Platz und bedingungslose Zuneigung geben würden? Wenn wir ihnen erlauben würden, ihren natürlichen Schwarmtrieb als Mittel der Volksverjüngung auszuleben?
Ich glaube, dann würden erst mal viele Bienenvölker sterben, aber eben nicht alle. Die Überlebenden würden sich weiter vermehren. Und dann können die Bienen uns vielleicht irgendwann mal wieder ein wenig Honig schenken.
Ja, ich weiß, die berufsmäßigen Imker wären dann am Ende.

Vorletzte Nacht auf der Station bin ich zu dem Schluss gekommen, daß ich mir Bienen als Mitbewohnerinnen wünsche und daß sie kommen werden, wenn es richtig ist.
Und weil ich von der tatkräftigen Sorte bin, habe ich die Dorfimkerin, meinen Imkerlehrer H., die Wehrführer der freiwilligen Feuerwehren von Selent und Lammershagen und den Betreuer der Schwarmbörse angerufen, um meinen Wunsch laut und deutlich in die Welt zu bringen. Außerdem habe ich die Oberträger mit flüssigem Bienenwachs angepinselt und das Bienenhaus ins Freie gestellt. Morgen rufe ich auch noch den Plöner Imkerverein an.
K. von der Schwarmbörse sagte heute: "Die Bienen sind noch nicht so richtig in Schwarmstimmung. Man muss Geduld haben."
Walpurgis-2012-021

Samstag, 12. Mai 2012

Artemis

Walpurgis-2012-005
Diese Schneckenhochzeit fand an meinem Komposthaufen statt. Nicht nur die Fliegen, auch die Schnecken scheinen Tantra-Meisterinnen zu sein.

Heute fand ein sehr gut besuchter Kräuterkurs statt. Wir waren zu neunt, und ich hatte tagelang Stress, wie ich alle bei mir unterbringen sollte. Normalerweise will ich ja nicht mehr als sechs Teilnehmerinnen, aber wegen eines Missverständnisses hat es sich anders ergeben. (Ihr Lieben, ich brauche unbedingt eine Anmeldung, erst dann soll das Geld auf mein Konto überwiesen werden!!).
Mein Wunsch nach angenehmem Wetter, so daß wir draußen sitzen konnten, wurde nicht erfüllt. Stattdessen machten die Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre: seit gestern fegten eiskalte Winde über den Norden.
Also stellte ich alle vorhandenen Stühle im Wohnzimmer auf, drei quetschten sich aufs Sofa, eine thronte im Sessel, so passte es dann erstaunlich gut.
Im kleinen Wäldchen an den Teichen nahmen wir schweigend und mit geschlossenen Augen Kontakt zu den Buchen auf. Wenn der Gesichtssinn lange genug ausgeschaltet ist, wächst das Bewusstsein für andere Arten der Wahrnehmung: wie riecht der Wald? Wie klingt der Wind in den Baumkronen? Wie fühlt sich die Rinde unter meinen Händen, an meinem Gesicht an?
Ein Kuckuck fing an zu rufen.
Zwischen hohen Buchen und knorrigen Eichen, zwischen umgestürzten Baumleichen, aus denen riesige ledrige Zunderschwämmen wachsen, und eiszeitlichen Granitbrocken, zwischen Sternmiere und Waldveilchen lebt immer noch Artemis, wilde Frau des Waldes, Hüterin der wilden Tiere, Freundin der Bären und Hirsche.
Das heutige Deutschland war zur Zeit Karls des Schrecklichen (manche nennen ihn den Großen) noch zu 90 % bewaldet. Heute sind nur noch kümmerliche Reste davon übrig, in denen Bäume kaum eine Chance haben, alt zu werden. Das ist der sehr hohe Preis der Sesshaftigkeit.
Aber ich stelle mir vor, daß der Wald wieder kommt und mit ihm die wilden Tiere, die Wölfe, Bären und Luchse.
Durchgefroren kamen wir nach drei Stunden wieder im warmen Haus an. Der Wohnzimmertisch bog sich fast von den Leckereien, die jede mitgebracht hatte.
"Wie gut wir's doch haben", sagte eine.
Das sehe ich genau so.
Walpurgis-2012-014

Dienstag, 1. Mai 2012

Morphogenetische Felder

FTuNG-2012-049
Lieber Gerold, ich freue mich, daß du mein Blog gefunden hast. Es war wunderbar, was ich mit dir und den anderen erleben durfte. Und die schön versauten Witze... So oder so, wir bleiben in Verbindung, davon bin ich überzeugt. Fühl auch du dich von Herzen umarmt.

Ich war mal wieder auf Reisen: zehn Tage Seminar Kooperation mit der Natur in Hessen. Es war sehr schön, tiefgehend und weitreichend. Und wir haben sehr viel gelacht. Mal sehen, wohin es mich noch führt.
Wen es interessiert: auf www. naturkooperation.org oder im Buch Heute schon eine Schnecke geküsst von Eike Braunroth erfahrt ihr mehr.
FTuNG-2012-065
Gestern und heute habe ich im Garten geackert, was das Zeug hält. J. hat mir während meiner Abwesenheit Buchsbäumchen vor die Tür gestellt. Ich habe sie vor einigen Jahren als Einfriedung um meinen Gemüsegarten in Kükelühn gepflanzt. Es gibt keinen Gemüsegarten mehr, und J. hat mich bei unserem Treffen gefragt, ob ich die Hälfte der mittlerweile kniehohen Bäumchen haben will. Nun beschützen sie wieder meinen Gemüsegarten.
Heute habe ich einen langen Gang gemacht. Die Eichen sind mittlerweile maigrün geworden und haben ihre Blütenrispen rausgehängt. Die Eschen blühen, aber ihre schwarzen Knospen lassen noch kein Blättchen ahnen. Das sieht wieder nach "großer Wäsche" im Sommer aus.
Das hat mich ans Nachdenken gebracht: wir gehen so selbstverständlich davon aus, daß Dinge so und so sind, weil sie vermeintlich immer so waren. Vielleicht ist aber alles ganz anders. Möglicherweise geben wir unsere alten Überzeugungen und Glaubenssätze unaufhörlich in morphogenetische Feld, diesen unsichtbaren Bereich, in dem Dinge und Geschehen geformt werden.
Wir glauben z.B. an diese Wetterregel, und sie tritt ein.
Ich musste an eine ehemalige Freundin denken, die jahrelang extreme Angst vor Krebs und überhaupt vor Krankheit hatte. Eines Tages rief sie mich an, um mir mitzuteilen, daß bei einer Vorsorgeuntersuchung an ihrem Gebärmuttermund ein Vorstadium von Krebs gefunden worden war. Mit deutlichem Triumph in der Stimme sagte sie, sie hätte immer gewusst, daß sie eines Tages Krebs bekommen würde. Es schien, als hätte sie die ganzen Jahre danach gerufen.
Ich sage nicht, daß sie sich falsch oder schlecht verhalten hatte. Sie hat getan, was sie konnte. Wer weiß, wofür sie diese Krankheit brauchte.
Wir alle bewegen uns ja nicht auf gerader Linie von A nach B (sowas gibts nur in der Mathematik). In Wirklichkeit fließen wir mäandernd wie die Flüsse (die unbegradigten, versteht sich). Jeder scheinbare Umweg, jede Schleife bringt uns dazu, Neues zu lernen und zu erleben und unseren Abdruck im Gewebe des Lebens zu hinterlassen.
FTuNG-2012-075

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