Samstag, 9. Juli 2011

Bemerkenswert

Litha-2011
Der heutige gut besuchte Kräuterkurs brachte neue Gesichter, sich erfreulich weit einlassende Frauen, schönes Wetter und ein bemerkenswertes Erlebnis:
Während wir uns gerade in der Kiesgrube in stlller Kommunikation mit den Königskerzen befanden, kam ein Motocross-Fahrer mit seiner wie eine überdimensionale Hornisse summenden Maschine heruntergefahren, blieb vor uns stehen, nahm seinen Helm ab und fragte ganz höflich, wie lange wir noch brauchten und wann er denn mit seinen Kumpels das Gelände benutzen könnte. Ich sagte, in einer Stunde, und tatsächlich kamen die Jungs nach etwas mehr als einer Stunde wieder, und wir überließen ihnen das Feld.
Ich war ziemlich beeindruckt. Vielen Dank ihr Männer, und ich hoffe, ihr hattet einen genauso guten Tag wie wir.
Litha-2011-004

Mittwoch, 6. Juli 2011

Sommerfülle

Litha-2011-019
Jetzt kann ich in meinem Garten endlich aus dem Vollen schöpfen: die ersten dicken Bohnen sind reif, Salat und Erdbeeren, Mangold und die leckeren Walderdbeeren, die hinter dem Schuppen wuchern wie wild. Dafür wollte der Bantam-Mais, den ich seit vielen Jahren als Demonstration gegen Gen-Mais aussäe, dieses Jahr nicht bei mir wachsen. Es ist mir ein Rätsel.
Heute fuhr die liebe Katja mit mir zum Kräuterpark in Stolpe: ein schön angelegtes Gelände mit allerlei Heil-, Zauber- und Gemüsepflanzen. Der Anblick, Duft und das sinnliche Erfassen der wilden Pflanzen ruft jedes Mal wieder ein unbeschreibliches Gefühl in mir hervor: eine große Freude darüber, daß sie da sind, daß sie so schön, so unterschiedlich, so perfekt sind.
Zur Zeit fallen mir besonders die wilden Möhrenblüten überall an den Straßenrändern auf, ihre weißen Blütenschirme mit der fast schwarzen Einzelblüte in der Mitte, so zart wie Spitze und gleichzeitig so robust auf ihren langen Stielen, die im Wind tanzen.
Ich kaufte mir eine Helmkrautpflanze. Mal sehen, ob es ihr in meinem Garten gefällt.
Übrigens gibt es leckeren Kuchen im Café des Kräuterparks. Dort haben wir gesessen, während draußen ein schönes Gewitter stattfand.
Litha-2011-022

Sonntag, 26. Juni 2011

Menschen und Tiere

Litha-2011-012
Beim gestrigen Imkerkurs war das Thema Honigernte: die honigschweren Rähmchen aus der Beute nehmen, mit einer speziellen Gabel die Waben entdeckeln, schleudern und Honig abfüllen. Dabei viel Honig naschen und zum Schluss alles sauber machen. Ganz stolz habe ich ein Glas Honig mit nach Hause genommen, nachdem ich alle aufgezählten Arbeitsschritte selbst gemacht habe. Außerdem habe ich viel gelacht und wieder erfreuliche Begegnungen mit Menschen gehabt.

Heute ging es damit gleich weiter: ich war bei einem Ausflug des Vereins "De Immen" in der Nähe von Rendsburg. Zusammen mit ca. 50 ImkerInnen und Gästen habe ich mir eine Figurenbeute der Apiskulpteurin Birgit Maria Jönsson angeschaut. Sie steht auf dem Gelände des Wissens- und Erlebniszentrums der Abfallwirtschaft Rendsburg-Eckernförde. Es war so einfach: ständig drückte mir jemand die Hand und stellte sich vor, ohne Probleme kam ich den ganzen Tag mit irgendwelchen Leuten ins Gespräch, und es ging keineswegs nur um Bienen, obwohl ich das natürlich besonders spannend finde, weil es noch so viel zu lernen gibt und jedeR ihre/seine eigenen Methoden hat.
Birgit Jönsson und ich kamen im Gespräch auf die Rolle von Frauen in der Öffentlichkeit. Ich möchte mich nicht mehr darüber beklagen, das habe ich lange genug getan. Will ich denn auf die gleiche Weise in der Öffentlichkeit wirken wie Männer? Nein. Was dabei rauskommen kann, sehen wir an Frauen in der Politik: Indira Gandhi, Margaret Thatcher und Angela Merkel sind Beispiele, daß Frauen in diesen Positionen männlichen Spielregeln folgen. Und mehr Frauen in Wirtschaftsbetrieben machen das kapitalistische System auch nicht besser.
Ich bin davon überzeugt, daß es darum gehen muss, Dinge grundlegend anders zu machen. Und wenn die Zeit reif ist, wird es sich wie ein Virus ausbreiten können und die anstecken, die dafür bereit sind.
Litha-2011-010
Zu Hause machte ich noch einen Gang zu "meiner" Buche im Wäldchen. Ich dankte den Wesenheiten des Nordens für all die Fülle und Schönheit, und dabei konnte ich eine Damhirschkuh mit ihrem Kleinen in der Abendsonne beobachten.
Litha-2011-014

Dienstag, 21. Juni 2011

Sehen und Nicht-Sehen

Litha-2011-002
Mein Sohn schickte mir einen Link zu einem Artikel, der kürzlich in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist: http://www.sueddeutsche.de/kultur/ns-zeit-verbrechen-waren-bekannt-aus-den-graeben-kamen-schreie-1.1108170
Ein Mann hat in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts akribisch Tagebuch geführt über die Taten der Nazis und der deutschen Bevölkerung. Was wir ja schon immer wußten, wird hier noch mal bestätigt: die Menschen wußten durchaus, daß ihre jüdischen Mitbürger systematisch umgebracht wurden. Keiner kann sich damit rausreden: ich habe nichts gewußt. Sie haben es gewußt, aber sie wollten nichts wissen. Wie oft geschieht das? Wer kennt es nicht selbst: ich bekomme mit, daß in meinem Umkreis etwas schräg läuft, aber ich blende es sofort wieder aus. Anders ist nicht zu erklären, was so oft passiert: sexuelle Übergriffe auf Frauen und Kinder, Völkermorde, Massenvergewaltigung als Mittel der Kriegsführung - ich will es gar nicht alles aufführen.
Wir kennen das auch im Kleinen: das Sich-Schönreden von Situationen, die nicht schön sind, das Aushalten an Arbeitsplätzen, in denen die schiere Ausbeutung läuft, das Bleiben in Ehen, die tot oder häßlich geworden sind usw.
Sicherlich gehört die Fähigkeit des Verdrängens, des Ausblenden zu den menschlichen Überlebensstrategien und muß als solche gewürdigt werden. Und wann ist es an der Zeit zu erkennen, daß alte Strategien schaden?

Einen Tag nach dem Artikel fand ich folgendes Zitat:
"Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und sagt, es sind ja nur Tiere." (Theodor W. Adorno)

Da hat der alte Philosoph ein wahres Wort gesprochen.

Montag, 13. Juni 2011

Wildnis

Walpurgis-2011-189
Ich machte eine kleine Fahrradtour zur Kiesgrube, um Huflattich zu sammeln. Welch eine Pracht: der Pfad führte durch einen Artemisia-Wald zum Wasser herunter, vorbei an Fingerhut, Natternkopf, Königskerzen, Johanniskraut kurz vorm Aufblühen, überraschenderweise einigen Ringelblumen, leuchtendblauer Ochsenzunge und den riesigen Bärenklau-Pflanzen, auch Herkules-Staude genannt. Sie wirken auf mich wie große Wächterinnen, denn ihre Gestalt hat schon etwas an sich, was sagt: komm mir nicht zu nah.
Ich finde sie sehr schön. Die schirmgroßen Blüten waren voller Honigbienen. Das allein ist schon ein Grund, die Pflanzen zu lassen. Ich kann mich erinnern, daß auch sie vor einigen Jahren mal Gegenstand der regelmäßig aufwallenden Hysterie gegenüber eingewanderten Pflanzen waren: es wurde zu ihrer Vernichtung aufgerufen. Eine meiner Nachbarinnen in Kükelühn spritzte sie mit ihrer Giftspritze kaputt. Wenn diese Pflanzen wirklich zu Problem werden, können die Blütenstiele gekappt werden, bevor sie aufblühen. Die Pflanze ist wie alle Doldenblütler zweijährig und kommt im nächsten Jahr nicht mehr wieder. Nach einigen Jahren hat man keine Herkulesstauden mehr.
Ansonsten kann man seinen Kindern beibringen, daß es zu unangenehmen Hauterscheinungen kommen kann, wenn sie die Pflanze anfassen. So wie ich als Kind gelernt habe, daß ich Tollkirschen nicht essen sollte.

Heute bekam ich eine Mail, daß EHEC im Labor gezüchtet worden sein könnte. Ich halte das für möglich, weil ich einer Gattung, die biologische, chemische und Atomwaffen herstellt, alles zutraue. Natürlich kann es auch ganz anders sein: vielleicht handelt es sich um ein sehr kluges Bakterium, was einfach keine Lust auf Antibiotika hat. Wie auch immer: Sprossen esse ich schon lange nicht mehr, jedenfalls nicht roh. Weil die Sprossen ohne Erde wachsen, müssen sich die Wurzeln schützen, indem sie giftige Stoffe bilden. Ist ja eigentlich logisch. Ja, und wie Escheria coli auf die Sprossen kam, weiß ich auch nicht. Aber da gibt es ja viele Möglichkeiten.
Ich esse jedenfalls weiterhin alles, was ich gern mag.
Walpurgis-2011-196

Montag, 6. Juni 2011

Dilemma

Walpurgis-2011-166
Heute Morgen auf dem Heimweg hörte ich in den Nachrichten, daß Strauss-Kahn heute in USA seinen ersten Gerichtstermin hatte. Eigentlich möchte ich mich mit diesen peinlichen Gestalten - Schwarzenegger, Berlusconi und wie sie alle heißen - gar nicht befassen. Aber jetzt tu ich's doch, weil es mich mal wieder umtreibt. Sexualisierte Gewalt - ich habe sie noch nie begreifen können. Aber sie ist ein Bestandteil unserer "Kultur" (Ja, es gibt Kulturen, die keine Übergriffe auf Frauen kennen, also scheinen sie nichts Natur-Gegebenes zu sein). Die Beschreibung von S-Ks Verhalten gegenüber der Hotelangestellten hat Erinnerungen in mir wachgerufen: ungefähr mit zehn Jahren wurde ich von meinen Eltern darüber aufgeklärt, was Frausein bedeutet. Von einem Tag auf den anderen fühlte sich mein Leben sehr eng an. Ich habe gelernt, daß ich von dem Moment an, wo ich sichtbar einen weiblichen Körper bekam, stark gefährdet war - durch Männer. Gleichzeitig begannen damals gerade Männer zum Ziel meiner Träume zu werden. Wenig später erlebte ich den ersten Übergriff: eine Gruppe von Jungen hielt mich auf dem Weg zum Turnen fest, befummelte mich ausgiebig und gab ziemlich verächtliche Kommentare von sich. Von dem Moment an war die Unbefangenheit meiner Kindheit gestorben.
Das Dilemma, in das ich damals geriet, ist auch heute noch ein Thema für mich. Auch wenn ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, mich gegen Übergriffe zu schützen, besteht ein Problem weiter: wie kann Vertrauen zum männlichen Geschlecht möglich sein (und das ist in meinen Augen unabdingbare Voraussetzung für ein entspanntes Verhältnis und erfreuliche sexuelle Begegnungen), wenn frau immer noch nicht sicher ist vor sexualisierten Übergriffen?
Ja, ich weiß, daß es viele Männer gibt, die nicht übergriffig sind, aber da jede mir bekannte Frau mehr oder minder gravierende Grenzüberschreitungen durch Männer erlebt hat, weiß ich auch, daß es sehr viele übergriffige Männer gibt.
Neulich hörte ich eine Frau sagen: über den Feminismus sind wir doch jetzt hinaus.
Das sehe ich anders: solange es sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen und Kindern gibt, hat der Feminismus noch eine wichtige Funktion. Denn ohne ihn wäre die Rechtsprechung noch auf dem Stand der 60er und 70er Jahre, als einer vergewaltigten Frau in der Regel die Schuld zugeschrieben wurde (sie hätte den Mann gereizt, wäre zu aufreizend angezogen gewesen, der Mann hätte keine andere Möglichkeit gehabt). Kotz!!
Walpurgis-2011-177
Heute bekam ich Besuch von S. Wir gingen durch den Wald nach Selent, um Kuchen zu kaufen. S. unterhielt sich mit zwei Eichhörnchen, und auf dem Rückweg glitt direkt vor unseren Füßen eine große Ringelnatter über den Weg. Das machte mich für den Rest des Tages glücklch.
Später saßen wir im Schatten des Holzschuppens, sahen den Damhirschen im Rapsfeld zu, spürten die Veränderungen in der Luft, als das ersehnte Gewitter herankam und endlich Regen brachte und hatten ein tiefgehendes und schönes Gespräch.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Zaunreiterin

Walpurgis-2011-170
Heute traf ich Ida in der Stadt und wir gingen Kaffee trinken. Sie freut sich über ein paar freie Tage ohne Ehemann, der auf Reisen ist. Wir erzählten uns gegenseitig zum hundertsten Mal, wie wichtig es für uns ist, diese Zeiten des Alleinseins zu haben. Das hat nichts mit der Qualität ihrer Ehe zu tun. Ich vermute sogar, daß ihre Ehe so lange schon recht gut zu sein scheint, weil beide sich diese Zeiten zugestehen.
Ich habe diese Zeiten seit der Trennung in Hülle und Fülle und genieße sie als großen Luxus. Ute wies mich übrigens darauf hin, daß es richtiger heißen müßte: ich bin ohne Menschen. Denn ich bin nie allein: bei meinen Gängen in Wald und freier Natur habe ich immer Begegnungen, mit Tieren, Pflanzen, dem Wind und den Wesenheiten der nicht-sichtbaren Felder. Die sind kaum möglich, wenn ich in menschlicher Gesellschaft bin.
Ich bin die Frau, die dieses Ohne-Menschen-Sein lebensnotwendig braucht, und ich bin die Frau, die gern mit interessanten und lebendigen Menschen ihre Zeit teilt. Oft scheint es, daß es unmöglich ist, diese beiden Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen.
Mittlerweile weiß ich, daß ich schon als Kind eine Grenzgängerin gewesen bin. Unsere Kultur hat wenig Akzeptanz für diese Lebensform.
Aber es muss mal anders gewesen sein. Das zeigt die Bezeichnung Zaunreiterin oder Hagezusse für eine, die in beide Richtungen schaut: in die Richtung des Hauses und der menschlichen Gemeinschaft und in die Richtung des wilden Waldes mit seinen sichtbaren und unsichtbaren Wesenheiten.
Wenn ich mich jetzt allerdings als Hagezusse in den Hag/den Knick an meiner Gartengrenze setze, sehe ich in meinem Garten mehr Wildnis als außerhalb im fleißig gespritzten Rapsfeld. Die Zeiten haben sich also mächtig geändert.
Eine andere Grenze zwischen alltäglichem und magischen Bereich war der Brunnen. Deshalb ist auch "Frau Holle" eins meiner Lieblingsmärchen. In MeckPom habe ich diesen Brunnen gefunden:
Walpurgis-2011-169

Montag, 30. Mai 2011

Reisen

Walpurgis-2011-159
Ich habe eine Woche schamanisches Arbeiten mit Ute Schiran, Begegnungen mit Dakinis und eigenen Zwanghaftigkeiten sowie Besuche der Steinkreise und der Unken hinter mir. Sturm, Sonne, ein heftiger Sonnenbrand auf meinem rechten Unterschenkel vom Sitzen im Schneidersitz. Was ich erlebt habe, kann ich nicht erzählen. Ich habs versucht, aber gemerkt, das ist nichts für meine gewohnte Sprache. Und eine andere habe ich (noch) nicht.
Von Samstagabend bis heute Mittag war ich in Münster bei Tochter und Eltern. Heute Nacht schrie ein Käuzchen in den hohen Eichen vor der Wohnung meiner Eltern. So nah habe ich noch nie eins gehört.
Es fühlt sich seltsam an, wieder zu Hause zu sein.
Walpurgis-2011-174

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