Mittwoch, 11. November 2009

Angekommen

Herbst-2009-005
Die Kisten sind ausgepackt, die letzte Lampe habe ich gestern angehängt, nachdem ich zum ersten Mal in meinem Leben ein neues Kabel angebracht habe. *schulterklopf*
Das habe ich dem lieben Markus zu verdanken. Der war nämlich letzte Woche bei mir und hat ein paar Lampen angebracht, bei denen meine elektrotechnischen Fertigkeiten nicht ausreichten. Tja, und da habe ich halt wieder mal was dazu gelernt.
Lernen macht Spaß, stelle ich immer wieder fest. Ich möchte das bis zu meinem letzten Schnaufer können.
Und Zusammenarbeiten macht auch Spaß. Markus macht diese Arbeiten so gern und mit einer solchen Ruhe, auch das gemeinsame Andübeln des schweren Regals, des Flurspiegels und der Garderobe. Ich bin dankbar für die Menschen in meinem Leben, mit denen dieses Hand-in-Hand-Arbeiten möglich ist.
Ein japanischer Forscher hat festgestellt, daß Paare, die sich die Hausarbeit teilen, ein besseres Sexualleben haben als die Paare, bei denen die Frau die Hauptlast der Hausarbeit trägt, habe ich neulich im Spiegel gelesen. Das glaube ich glatt!
Ich bin hier gut angekommen. Draußen ist klassisches Novemberwetter - grauer Nieselregen. Wenn ich nicht gerade arbeite oder wie heute meine Einkäufe in Kiel erledige, sitze ich in meiner gemütlichen Küche und freue mich über mein Glück.
Katja und Luca haben mich besucht. "Heimat" hat Katja auf die Tafel im Flur geschrieben. Das ist es!

Sonntag, 1. November 2009

Geschafft

Der Umzug ist geschafft. Am 17.10. ging alles gut und glatt über die Bühne. Meine großartigen Kinder, Katharinas Freund Martin und Stefans Freund F. haben hart gearbeitet - ich natürlich auch - und nach zwei Fahrten mit einem geliehenen Sprinter war mein ganzes Hab und Gut wieder auf dem Lande. Ich habe für viel und gutes Essen gesorgt, das kam auch sichtlich gut an. Danke für eure tatkräftige Hilfe.
Dank auch an Ida, die mir vor dem Umzug zwei ihrer Abende geschenkt und mit mir zusammen Kisten gepackt hat. Liebe Ida, alles ist heil geblieben!
Zwei Tage nach dem Einzug hatte ich dann auch Telefon. Das hatte ich nicht erwartet, nachdem ich im Vorfeld mal wieder seltsame Erlebnisse mit der Telekom hatte. Vom Techniker, der meinen Anschluss machte, erfuhr ich, daß die Leute im Telekom-Callcenter für 4,90 € pro Stunde arbeiten. Da wäre ich dann auch wenig motiviert, mich fortzubilden. Auf jeden Fall arbeiten da vorwiegend superfreundliche Ahnungslose. Ich möchte jetzt aber gar nicht wissen, wieviel Geld Herr Obermann, der Telekom-Chef, "verdient". Jedenfalls bekommt er entschieden zuviel.
In meiner linken Vergangenheit bekam ich oft zu hören, daß Manager soviel Geld verdienen müssen, weil sie die Verantwortung tragen. Hä, welche Verantwortung? Wie es mit der Verantwortung aussieht, müßte der Ignoranteste mittlerweile mitgekriegt haben, spätestens seit dem Banken-Crash.
Ich sitze hier, nur für mich selbst verantwortlich - und das reicht voll und ganz - und freue mich des Lebens. Gestern habe ich angefangen, die Landschaft zu erkunden und mich einigen der Nachbarn vorgestellt. Das haben wir bei unserer Ankunft in Kükelühn nicht getan mit dem Resultat, daß es in den ersten beiden Jahren sehr ungemütlich war. Wenn ich Leute auf der Straße grüßte, kam es sogar vor, daß sie ihren Kopf wegdrehten. Ich gebe zu, daß ich damals die Nase auch ganz schön hoch getragen habe, weil ich mich als langjährige Stadtbewohnerin irgendwie überlegen fühlte.
Zaunkönig und Rotkehlchen haben sich mir im Garten gezeigt. Schon in unserem ersten Garten in Münster hatte ich mit diesen Vögeln zu tun, und vor zwei Jahren, nach der Trennung von J. begegneten mir beide auf dem Rotdorn vor meinem Schlafzimmer wie Boten aus meiner verlorenen Heimat. Mittlerweile habe ich auch schon die Raben und ein Käuzchen gehört. Ja, ich bin hier genau richtig.
Als ich an meinem ersten Abend hier den klaren Sternenhimmel über mir sah, wurde es in mir ganz frei und weit.
Wie passend, daß ich zu Beginn der dunklen Zeit hierher gekommen bin. Jetzt kann ich ganz in Ruhe hier ankommen und Kontakt mit den Wesenheiten des Ortes aufnehmen, bevor es im nächsten Frühjahr in den Garten geht.
Ihr HelferInnen, ich danke euch. Ich danke auch dir, Sylvie, für deine Begleitung!

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Aufbruch

Heute gibt es kein Foto: fast alles ist schon verpackt. Ida und ich haben im Akkord Kisten vollgestopft, und die nächsten Tage werde ich in einem Provisorium leben. Ich bin ganz schön aufgeregt.
Heute war ich in Lammershagen. Die Einfahrt ist fertig - ganz schön mit Steinen ausgelegt. Im Haus bauten die Leute von Horizon meine Küche ein. Der Herd wurde auch gleich gebracht. Meine Vermieterin kam von einem Gang mit ihrem Hund und einem Freund vorbei, ich bat sie ins Haus und zeigte ihnen alles. Mit anderen Worten: es war ganz schön was los!
Ich machte mich auch nützlich und bohrte, dübelte und schraubte, was das Zeug hielt. Danke J. für den Akkuschrauber, den du mir vor zwei Jahren zum Abschied überlassen hast. Er hat mir schon gute Dienste geleistet nachdem ich neue Bits dafür gekauft habe.
Dann war das Haus plötzlich leer. Ich setzte mich in meine schöne Küche, aß mein Butterbrot, trank Tee, bewunderte die Ahornarbeitsplatte und genoß den Blick aus dem Fenster in den strahlenden Herbsthimmel mit den fliegenden Wolken.
In drei Tagen ist Umzug. Gleich pack ich mein Notebook ein und dann wird es wohl ein Weilchen dauern, bis ich wieder online bin.

Mittwoch, 30. September 2009

Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten

Sommer-2009-065
Mit diesem Sponti-Spruch halte ich es schon seit ich wahlberechtigt bin, sehr zur Empörung einiger meiner FreundInnen. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, daß die wirklichen Veränderungen im Sinne von Verbesserungen von unten kommen, von denen, die sich aus alten Denkmustern herausbewegen, die sich überhaupt bewegen, die Weite in ihrem Denken zulassen. Veränderungen scheinen zu geschehen, wenn Menschen sich von alten schädlichen Gewohnheiten verabschieden und das Risiko eingehen, Pfade zu gehen, die noch gar nicht angelegt sind. Ich glaube nicht an Menschen, die uns vor irgendetwas retten, und am wenigsten glaube ich an Politiker. Menschen, die sich einmal in das Feld politischer Macht begeben, verändern sich auf ihnen selbst vielleicht gar nicht offensichtliche Weise und entfernen sich letztendlich von sich selbst und ihren eigentlichen Vorhaben. Sehr plastisch haben das die Grünen vorgeführt, als sie an die Regierung kamen. Da wurde aus einer pazifistischen Partei plötzlich eine, die das ehemalige Jugoslawien bombardieren ließ.
Zu den jungen Leuten, die jetzt angeblich die FDP gewählt haben sollen, fällt mir ein: sie haben Tschernobyl nicht mitgekriegt. Deshalb scheint es für sie kein Problem zu sein, daß sich die FDP für eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke einsetzt.
Aber ich habe Tschernobyl mitgekriegt: meine Tochter ging noch in den Kindergarten. Plötzlich wußte keiner mehr, was zu tun war: Gemüse essen oder nicht, sein Kind im Sand spielen lassen oder nicht - es war doch alles kontaminiert. Alle liefen herum wie die kopflosen Hühner. Und in mir war eine mörderische Wut. Hatte es doch genug Warnungen gegeben, daß es mal zum sogenannten Super-GAU kommen würde.
Stellt sich die Frage: woraus lernen wir? Warum machen wir als Gattung und als Einzelne immer wieder die gleichen Fehler, obwohl etwas in uns weiß, daß es Fehler sind? Und doch gibt es Menschen, die irgendwann in ihrem Leben, nach der x-ten leidvollen Erfahrung, so nicht mehr weitergehen wollen und dann auch die Mittel, Menschen und Wege finden, ihre Richtung zu ändern. Ich habe es selbst erlebt und höre immer deutlicher diese innere Stimme.
Oben auf dem Foto ist ein Teil meines neuen Gartens.

Montag, 21. September 2009

Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche

Sommer-2009-092
Hier wohne ich bald!
Gestern feierten wir zu Viert die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche an einem schönen Platz im Wald an der Schwentine. Es war warm und trocken, und so konnten wir auf dem Waldboden sitzend im Ritualkreis die Leckereien verspeisen, die jede mitgebracht hatte. Die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche ist das Tor in die dunkle Jahreszeit - eine merkt es an den deutlich kürzeren Tagen - und gleichzeitig ein Dankfest für die Geschenke der Natur. Die Kirche hat daraus später das Erntedankfest gemacht.
Ich finde es sehr schön, daß sich innerhalb eines Jahres in Kiel und Umgebung Frauen gefunden haben, die das Bedürfnis haben, die Jahreskreisfeste mit mir zu feiern. Schön ist auch, daß Dorothee von Alma mater I und ich die Vorbereitungen mittlerweile gemeinsam machen.
Die acht Jahreskreisfeste zu feiern bedeutet für mich, mich bewußt an die natürlichen Zyklen anzubinden, den Wechsel der Jahreszeiten mit ihren unterschiedlichen Qualitäten zu würdigen und mich immer wieder als Teil des großen Ganzen zu erkennen.
2006 feierten wir die HTuNG an den Externsteinen mit Alma mater. Wir waren nicht allein: unzählige Gruppierungen teilten sich mit uns den Platz am Fuße dieser Steine mit ihrer uralten Geschichte. In der Ferne waren Feuer zu sehen, Trommeln und andere Instrumente woben einen magischen Klangteppich, und in dem kleinen Hain, in dem wir unsere Sachen deponiert hatten, saßen drei Punks und beobachteten uns. Sie verhielten sich ganz ruhig, ab und zu waren nur die glühenden Pünktchen ihrer Zigaretten zu sehen. Erst war es seltsam, Zeugen zu haben, dann spielte es keine Rolle mehr.
Nach dem Ritual teilten uns die Drei mit, wie gut es ihnen gefallen hätte, und wir boten ihnen von den mitgebrachten Früchten an.
Ich möche diese alten neuen Feste mit Selbstverständlichkeit feiern. Der Vernichtungszug, den Karl der Schreckliche - andere nennen ihn Karl den Großen - um 800 gegen die alten Kulte begonnen und die Inquisition um 1500 mit unglaublicher Grausamkeit fortgesetzt hat, hat Wirkung im Denken und Fühlen von uns allen gezeigt. Aber letztendlich kann wohl nichts endgültig aus der Welt geschaffen werden, und alles Wesentliche kann wieder erinnert werden.

Mittwoch, 16. September 2009

Metamorphose

Sommer-2009-090
In den letzten Tagen habe ich in meiner neuen Wohnung gearbeitet: den Spinnen gesagt, daß sie sich vorerst in Sicherheit bringen sollen, Tiefgrundierung auf den Putz aufgebracht und stundenlang alles abgeklebt, was nicht mit Farbe versaut werden soll. Dabei schien die Sonne ganz freundlich herein und wenn ich aus dem Fenster schaute, freute ich mich über den Ausblick ins Weite, lauschte den hellen Rufen der Bussarde und den sonoren Lauten der Raben. Heute haben Horst und ich gemeinsam gestrichen und viel geschafft. Ich habe es genossen, gemeinschaftlich zu arbeiten: das ging so ruhig, anstrengungslos und effektiv zur Sache, ab und zu unterbrochen von einem Teepäuschen. Die Hälfte ist fertig.
Außen am Wohnzimmerfenster entdeckte ich die Puppe einer Kohlweißlingsraupe. Es ist so faszinierend, daß darin eine komplette Gestaltverwandlung geschieht, indem sich erst mal alles auflöst und dann nach etwa zehn Tagen ein Falter schlüpft.
Susun Weed vergleicht die Wechseljahre mit diesem Gestaltwandel. Ich finde, sie hat Recht: ich habe ja selbst die Erfahrung gemacht, daß sich etwas grundlegend wandelt - auf geistiger und seelischer Ebene. Für mich ist das ein Geschenk, von dem ich zu Beginn meiner Wechseljahre noch nicht einmal träumen konnte. Es ist schwer zu beschreiben, worin dieses Geschenk besteht - es ist einfach eine ganz andere klarere Art und Weise in der Welt zu sein, wahrzunehmen, zu denken und zu fühlen. Na klar, ich werde auch sichtbar älter und bekomme "Altersflecken" in Gesicht und Dekolleté und Besenreiser in den Kniekehlen, und ich behaupte nicht, daß mich das zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Aber der Gewinn liegt in einer neuen Sicherheit, einem Im-Leben-Stehen ohne Angst, einer Gelassenheit, die ich in dieser Form noch nicht kannte. Und als Unterströmung, als roter Faden sozusagen ist da ein solides Vertrauen ins Leben.
Übrigens kaufe ich keine Textilien aus Seide mehr, seit ich mich näher mit der Metamorphose von Raupen beschäftigt habe. Es gefällt mir nicht, daß sie während ihres Verwandlungsstadiums getötet werden, nur damit wir Menschen uns in edle Stoffe kleiden können. Aus demselben Grund wird das Fenster erst geputzt, wenn der Kohlweißling geschlüpft ist.

Mittwoch, 9. September 2009

Hilfe

Sommer-2009-066
Ich habe Urlaub und nutze die Zeit für mein neues Heim. Und immer wenn ich denke, da kommt etwas Kompliziertes oder Arbeitsintensives auf mich zu und mich ein wenig davor fürchte, wird unerwartet Hilfe angeboten.
So hilft mir mein Kollege H. beim Streichen der Räume, was mich um so mehr freut, weil ich weiß, daß er ein guter Handwerker ist, von dem ich immer etwas lernen kann. H. hat mir auch die Tischler von Horizon empfohlen, die jetzt meine Küche machen. Heute nachmittag bot mir mein Freund Jans seine ganzen Malerutensilien an, so daß ich nur noch die Hälfte von meiner Liste einkaufen muß. Meine Kollegin R. hat mir ganz unerwartet Hilfe beim Umzug angeboten.
Gestern waren H., meine Tochter und ich in Lammershagen. Auf den Granitstufen vor der Haustür haben wir ein Picknick gemacht und den Grillen zugehört. H. kann nicht verstehen, daß ich so einsam wohnen mag. Ich habe ja selber die längste Zeit meines Lebens die Städte geliebt, auch und gerade die lauten, dreckigen mit einer ausgeprägten Subkultur wie Berlin oder Köln oder auch Paris. Aber das ist für mich vorbei.

Dienstag, 8. September 2009

Besuch in Münster

Sommer-2009-071
Ich bin von einem Besuch in Münster in der neuen WG meiner Tochter zurück. Sie wohnt jetzt ganz in der Nähe unseres ersten Gartens an der Schleuse. Das Bild zeigt unseren ehemaligen Garten von der Straße aus. Die Bäume stehen noch und sind größer geworden. Mit diesem Garten fing meine Leidenschaft für die Selbstversorgung an. Das habe ich J. zu verdanken, der diesen Garten von einem gemeinsamen Freund übernahm, als der aus Münster wegzog.
Es war schön, die alten Orte noch mal zu besuchen, an denen Erinnerungen hängen, vor allem die schönen aus der gemeinsamen Zeit mit J. Da war auch Wehmut und Bedauern, daß er sich für eine Lebensweise entschied, die ein Zusammensein unmöglich machte.
Übrigens ändert sich auch Münster - nicht zu seinem Vorteil - durch mehrere neu entstehende Einkaufszentren in der Innenstadt. Währenddessen schließen die kleinen Läden und stehen leer.
Und mein Stammcafé Malik, in dem Katharina und ich uns immer für das englische Frühstück entscheiden, ist an den Hindenburgplatz umgezogen.
Sommer-2009-0701

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