Donnerstag, 27. August 2009

Französisch-Kurs

Sommer-2009-053
Heute war der letzte Tag meines zweiwöchigen Französisch-Intensivkurses. Im letzten Jahr fiel mir ein Programm des Centre culturel francais de Kiel in die Hände. Dort werden solche Kurse angeboten. Und weil ich mich immer mal wieder ärgere, daß von meinem Schulfranzösisch so wenig übrig geblieben ist, z.B. wenn wir mal wieder Patienten aus Afrika haben, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, habe ich diese Möglichkeit einfach genutzt. An vier Morgen pro Woche für drei Stunden nur Französisch sprechen, anschließend bis 22 Uhr arbeiten und danach noch Hausaufgaben machen, das ist schon heftig, aber es hat sich wohl gelohnt. Und weil ich Sprachen liebe, war das wohl nur der Anfang. Ich bin in den 80er Jahren so häufig in Frankreich gewesen, fast jeden Sommer und noch einige Male zwischendurch in Paris. Dann nicht mehr.
Ich habe mich an J.s Abneigung gegenüber Franzosen drangehängt, gab ihm immer recht, wenn er sie arrogant fand.
Aber im Ernst: ich kenne bestimmt mehr arrogante Deutsche als Franzosen, überhaupt habe ich Franzosen immer nur recht oberflächlich kennengelernt und mit einigen gute, mit anderen schlechte Erfahrungen gemacht. Und ist es nicht auch arrogant, solche Pauschalurteile zu treffen?
Jedenfalls freue ich mich, daß ich diesen Kursus gemacht habe.
Anschließend habe ich mich mit Christina auf dem Blücher-Markt am Kaffeestand getroffen und mich wie am Mittelmeer gefühlt.
Am Wochenende war ich in meiner neuen Wohnung und habe alles ausgemessen. Im Schuppen wohnen Schwalben, die wie flinke Pfeile durch die schmalen Fenster flogen und ihre hellen Schreie ausstießen. "Schwalben bringen Glück", sagte meine Mutter, als ich ihr das am Telefon erzählte.
Ja, ich bin die Goldmarie, die bei der Holle in der Lehre ist.

Donnerstag, 13. August 2009

Bei Brunhilde und Rüdiger

Sommer-2009-045
Gestern bin ich aus dem Hunsrück zurückgekommen. Wie im letzten Jahr um diese Zeit habe ich einen gut besuchten Kräuterkurs gegeben. Danke, Bruni, für deine unermüdliche Werbung!
Auch sonst gab's ein volles Programm: Gaststätteneinweihung bei Bekannten der beiden an der Mosel, bei der Rüdiger sein ganzes Percussion-Equipment mitnahm und dann getrommelt wurde, bis mir der Rhythmus in die Knochen gedrungen war und ich gar nicht anders konnte als tanzen.
Am nächsten Abend Lagerfeuer auf dem Land der Hunsrücker Kräuterfrau Martina Zipf, mit der ich mich kollegial unterhielt und neue Anregungen für den Umgang mit Schnecken mitnahm. Danke, Martina, ich habe mir das empfohlene Buch schon bestellt.
Bruni hat mich in dem kleinen Stubencafé eingearbeitet, so daß ich den beiden an zwei Nachmittagen den Rücken freihalten konnte. Eine ganz neue Erfahrung für mich, als Kellnerin zu arbeiten!
Gestern machte ich mich dann auf die weite Reise nach Hause. Das würde ich wohl immer an dem ganz besonderen Himmel erkennen: diese Weite gibt es nur im Norden. Im Zug dachte ich mit warmen Gefühlen an Brunhilde und Rüdiger, die mit ihrer Art des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens, ihrer gegenseitigen Wertschätzung und Zärtlichkeit füreinander zeigen, daß ein gutes Zusammensein von Frau und Mann durchaus möglich ist. Aber sie sind beide auch sehr aktive Menschen, die gern arbeiten. Ich glaube, das ist wichtig für das Gelingen einer Beziehung.

Montag, 3. August 2009

Traumwohnung

Sommer-2009-038
Ich habe meine Traumwohnung gefunden! Sie ist so, wie ich sie mir gewünscht habe und sogar noch besser: die Hälfte eines alten, schön renovierten Hauses in einem sehr kleinen Dorf, das zu einem Gut gehört, mit großem Garten, Dachboden, Schuppen, Anschluß für einen Kaminofen und wunderschönen Holzfußböden. Sogar ein Holunder findet sich im Knick, der den hinteren Teil des Gartens begrenzt.
Als ich das Haus vor ein paar Tagen das erste Mal betrat, wußte ich gleich: hier will ich leben!
Da ist mir wirklich der erste meiner beiden großen Wünsche erfüllt worden. Und wie gut, daß ich das Hexenhäuschen nicht bekommen habe, denn dieses Haus ist in vielerlei Hinsicht besser. Das Leben hat wieder alles gut eingerichtet. Und wenn ich noch mehr Glück habe, dann bekomme ich auch einen Anschluß für einen Gasherd.
Heute habe ich den Schlüssel bekommen. Weil ich früh da war, hielt ich in der alten Eichenallee, die zu dem Haus führt und ließ die hügelige Wald-Feld-Wiesenlandschaft auf mich wirken: Stille, Bachstelzen, Schwalben, große Feldsteine, blauer Himmel.
Oh, wie wunderbar ist alles!

Freitag, 24. Juli 2009

Wohlbehagen und Freude

Sommer-2009-028
Dorothee Markert, die es schafft, auf gut verständliche Weise die Gedanken der italienischen Philosophinnen um Luisa Muraro und Chiara Zamboni wiederzugeben, spricht in ihrem Buch "Lernen am Mehr anderer Frauen" (noch ein sehr empfehlenswertes Buch) vom Wohlbehagen.
Das Wort gefällt mir besser als das Wort Glück. Glück ist nach meinem Verständnis etwas Unerwartetes wie zum Beispiel sechs Richtige im Lotto.
Aber Wohlbehagen - das drückt für mich etwas zumindest teilweise Gestaltbares aus.
Wohlbehagen empfand ich gestern, als ich mit L. einen langen Spaziergang zur Strandoase machte, dort eine Pizza aß und dann barfuß durch den Wald zurück ging. Der schlammige und durchwurzelte Waldboden unter den Füßen fühlte sich einfach nur gut an.
Freude ist vielleicht nicht so gestaltbar wie Wohlbehagen, aber je offener meine Wahrnehmung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß ich Freude empfinden kann:
Ich stehe nach wie vor nicht gern um halb fünf zum Frühdienst auf, das ist einfach nicht meine Zeit. Aber wenn wie heute durch mein geöffnetes Schlafzimmerfenster der variantenreiche Gesang einer Amsel dringt, dann empfinde ich eine große Freude, die mich den ganzen Morgen begleitet.
Immer wieder bin ich erstaunt, wie gut es mir geht, wie reich ich mich fühle, wie dankbar ich sein kann. Und das, obwohl ich durchaus auch unerfüllte Wünsche habe. Habt Dank, ihr Nornen!

Mittwoch, 15. Juli 2009

Kicks und thrills

Sommer-2009-024
Das Bilsenkraut hat sich auf meinem Balkon selbst ausgesät: eins wächst im Kasten zusammen mit der Petersilie, eines im Rosmarintopf. Und eine Tomatenpflanze wuchs auch plötzlich, ohne daß ich etwas dafür getan hatte. Es ist mir eine Ehre, diese Nachtschattengewächse in meiner Nähe zu haben.
Eine Freundin erzählte von ihrem Hang zum Drama: nur dann fühlte sich ihr Leben spannend an. Ein Freund berichtete von seiner früheren Lust am Leiden.
Während ich beiden zuhörte, erinnerte ich mich daran, daß ich vor vielen Jahren auch fest davon überzeugt war, daß mein Leben nur dann lohnenswert wäre, wenn ich meine regelmäßigen Kicks und Thrills hatte. Das war dann häufig Stress, meistens in Beziehungen, aber auch Power-Musik, die etwas in mir antickte und mich zum Tanzen brachte, ein neuer Lover, aufregender Sex usw. Ich lebte so, daß mein Adrenalinspiegel immer ziemlich hoch war, schlief wenig, rauchte viel und regte mich gern auf. Der Preis war, daß ich nach diesen exzessiven Phasen in tiefe Löcher von Leere und Sinnlosigkeit fiel und dann natürlich schnell wieder meine Kicks haben wollte und auch bekam.
Ich weiß nicht, wann sich das geändert hat. Es ist unmerklich gekommen, vor Jahren schon. Das Bedürfnis nach dieser Art von Rausch ist einfach peu à peu verschwunden. Und jetzt, wo es mir auffällt, merke ich, daß mir nichts fehlt. Es fühlt sich gut an. Ich erlebe immer noch viel, aber das hat eine ruhigere Qualität, ist freundlicher, brennt mich nicht mehr aus, nährt mich eher.
Sicher nehme ich die täglichen kleinen und manchmal auch großen Freuden viel deutlicher wahr, weil ich mich ganz bewußt darin übe, dankbar zu sein.
Ich finde es erfreulich zu sehen, daß Veränderung möglich ist.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Sommer

Sommer-2009-020
Endlich ist der Sommer da.
Heute streifte ich durch den Wald bei Dänisch Nienhof und entdeckte einen verwunschenen Weiher. Frösche in Fliegengröße huschten über die Waldwege. Es waren sehr viele, und ich hoffe, daß ich keinen zertreten habe. Im Wasser schwammen gemächlich dicke Karpfen und kleine Fische, die ab und zu hoch sprangen. Ein Fischreiher erhob sich träge, als ich mich ihm näherte.
An der Steilküste machte ich Picknickpause und unterhielt mich mit dem Huflattich, der als erste Pflanze auf den abgerutschten Hängen wächst. Huflattich ist einer meiner wichtigsten Verbündeten. In meinen Raucherinnenjahren hat er mir gegen meinen häufigen heftigen Husten geholfen. Seitdem sammle ich mir jedes Jahr einen kleinen Vorrat. In den letzten beiden Wochen habe ich mit Huflattichtee meine in MeckPom eingefangene Bronchitis kuriert.
Am Wochenende hatte ich eine Annonce in der Zeitung. Es wurden mir soviele Wohnungen angeboten, daß ich neben dem Telefon sitzen bleiben konnte. Drei habe ich mir angesehen, aber sie waren nicht, was ich mir wünsche. Eine steht noch aus. An dem Tag, an dem die Annonce erschien, rief mich M. an. Sie will ein Haus kaufen, am besten mit zwei Wohnungen, von denen sie eine an mich vermieten will. Wir sahen uns eine alte Reetdachkate in Westensee am Fuß des Tütebergs mit einem riesigen Garten an. Ein Traum, aber eine Nummer zu groß.
Im Moment fällt es mir schwer, Geduld zu haben. Der Sommer macht, daß ich schnell aus der Stadt raus will.

Donnerstag, 18. Juni 2009

MeckPom

Meine Freundin Astrid Sommer-2009-018
Gestern bin ich zurückgekommen von dem erwähnten Seminar mit der wunderbaren Ute Schiran. Deren Bücher habe ich Mitte der 80er Jahre gelesen und eine deutliche Resonanz in mir gefühlt. Dann habe ich sie vor zwei Jahren als Alma mater-Referentin erlebt und fand ihre Arbeit magisch und mächtig.
Heute hat mich eine Frau gefragt, was ich denn so toll an Ute fände. Da fällt mir nur das Wort "Weite" ein.
Schön war auch unsere Unterbringung im Haus des fraueneigenen Betriebs www.sommerfrische-mecklenburg.de. Das große Grundstück hat mich bezaubert mit seinen blühenden Holunderbüschen und Linden, mit den singenden Unken im Tümpel, der sich sonnenden Ringelnatter an der warmen Hauswand, den Laufenten mit Küken, den Hühnern und dem freundlichen Hahn Hans, den Schafen, dem Shetlandpony Paul und den beiden Hunden Ronja und Neo. Im Wald gab es vier Steinkreise. Auf meinem täglichen kilometerlangen Weg zu ihnen traf ich außer Forstarbeitern keine Menschenseele.
Mir gefällt dieser Teil des Ostens. Hier ist es nicht so schnieke wie in westdeutschen Dörfern, die Häuser sind schlicht, die Gärten voller Wildkräuter und ungemähtem Gras neben den Gemüsebeeten. Eine merkt, daß hier noch viele mehr oder minder Selbstversorger sind.
Nachbarschaftshilfe scheint gut zu funktionieren, es wird viel getauscht, weil die Leute wenig Geld haben und es wohl aus DDR-Tagen auch so gewöhnt sind.
Ute hat eine aufschlußreiche Geschichte zum Thema Armut erzählt: ihre portugiesischen Nachbarn hätten sie und ihre Gefährtin als arm bezeichnet, weil sie einkaufen müßten, während die Nachbarn alles vom eigenen Land bekommen. Das heißt also, daß die, die Geld haben, die wirklich Armen sind.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Unsichtbares Geschlecht

Fruehling-2009-092
Ich habe gerade ein sehr empfehlenswertes Buch gelesen:
"Vulva - die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts" von Mithu Sanyal. Ich habe beim Lesen so ungefähr alle denkbaren Gefühlszustände erlebt: ich habe mich z.B. gefreut, daß der umgangssprachliche englische Ausdruck "cunt" für das weibliche Geschlecht etymologisch verwandt ist mit "country" und "Kundalini" und ursprünglich "heiliger Ort" bedeutete. Grauen befiel mich bei der Schilderung einiger Foltermethoden der Inquisitoren. Alte Wut kam wieder hoch, als ich noch mal die sattsam bekannten frauenfeindlichen Projektionen der Psychoanalytiker seit Siegmund Freud las. Da fiel mir dann auch gleich eine Diskussion mit einem Psychiater an meinem ehemaligen Arbeitsplatz in Münster ein, der noch in den 80er Jahren ernsthaft an Penisneid und den angeblich so unreifen klitoralen Orgasmus glaubte. Er hat übrigens Karriere gemacht und taucht öfter in der Presse als Fachmann auf. Vielleicht hat er ja mittlerweile dazugelernt. Ich wünsche es ihm und seiner Partnerin, denn mit seiner damaligen Einstellung kann er kein guter Liebhaber gewesen sein.
Morgen geht es zu Ute Schiran nach MeckPom. Ich freue mich und bin gespannt.

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