
Ich habe zu Weihnachten einen USB-Stick von Katharina bekommen, da waren die Fotos von Norberts Party drauf.

Mit Katharina auf der Tanzfläche:

Marie-Luise - 4. Jan, 20:12
Katharina und ihr Freund Martin verbrachten Weihnachten bei mir: es war ruhig und wohlig mit gutem Essen, Memory-Spielen und alte Köln- und Münster-Tatorte gucken. Die hatte Katharina auf mein Notebook geladen. Außerdem hatte ich auch noch Dienst, war aber kein Stress: die "Kinder" kümmerten sich zu Hause um den Abwasch und machten jeden Tag mit Hingabe leckeren Obstsalat.
Silvester war ich bei Jans und Ida. Da gab es anregende und offene Gespräche, gemeinsames Kochen und noch mal Memory-Spielen.
Als wir Mitternacht vor die Tür gingen und das Leuchten am Himmel beobachteten, wurde ich traurig. Als ich noch in Kükelühn lebte, habe ich in einer Silvesternacht erlebt, mit welcher Panik die wilden Vögel auf die Knallerei reagierten. Ich mag es nicht, daß andere Lebewesen sich vor uns Menschen fürchten müssen und keine Möglichkeit haben, sich zu schützen.
Ins neue Jahr nehme ich einen Leitsatz mit, den ich von Astrid gehört und für mich ein wenig umformuliert habe: Ich will andere Menschen in ihrer Andersartigkeit akzeptieren und wertschätzen. In der letzten Zeit bemerke ich, daß mir das häufiger und ohne Anstrengung gelingt. Z.B. bei der Arbeit, wenn mal wieder ein Patient stockbesoffen zur x-ten Entgiftung kommt. OK, denke ich mittlerweile, das ist sein Weg. Wer weiß, warum er sich dieses Schicksal gewählt hat, was ja über kurz oder lang in die totale körperliche und seelische Zerstörung sowie Vereinsamung führt, es sei denn, es macht irgendwann mal Klick im Kopf. Das kommt selten vor, und ich habe keinerlei Einfluss darauf.
If it is to be, it is up to me! Diesen Spruch habe ich 1993 von Preben Mortensen in Schweden bei einem Survival gelernt und finde ihn sehr treffend.
An alle, die mein Blog (heißt es der oder das Blog?)lesen: ich wünsche euch ein schönes Jahr 2009. Mögen alle eure Wünsche in Erfüllung gehen!
Marie-Luise - 2. Jan, 21:55
Marie-Luise - 19. Dez, 19:03
Heute habe ich mit Judith zusammen auf ihrem Gelände Holz für unser Wintersonnenwendfeuer vorbereitet. Zwei Stunden lang Säge und Axt schwingen. Das Spanholzhacken hat mir Spaß gemacht, erinnerte mich auch an die Winterzeit in Kükelühn. Meine große Axt, die J. mir mal zu Weihnachten geschenkt hat, steht da noch, wahrscheinlich hat er sie in Gebrauch.
Sägen war ungewohnt anstrengend, ich hab ja auch nicht mehr die schönen Arm- und Schultermuskeln meiner aktiven Gärtnerinnenzeit, aber danach war da dieses weite Gefühl in der Lunge, das ich von ausdauernder Gartenarbeit kenne.
Als ich zu Hause den neuen Saatgutkatalog von Dreschflegel durchblätterte, ging auch mein Herz ganz weit auf: Ja, im nächsten Jahr geht die Suche nach einer Behausung mit Garten auf dem Lande los. Ich gehöre auf die Scholle, das ist so klar wie nichts sonst!
Am Wochenende war ich mal wieder auf Reisen: meine liebste Alma mater-Schwester Astrid hat mich als Referentin zum Thema Wechseljahre ins Frauenzentrum Alzey eingeladen. Es hat mir Spaß gemacht und war auch wunderbar, wieder Zeit mit ihr und ihrer Familie zu verbringen. Astrid, du große Frau, wie gut, daß es dich gibt!
Ein besonderes Geschenk war das Zusammensein mit ihrer kleinen Tochter Alina und deren Freundin Michelle. Wir hüpften und sangen auf unserem Weg durch die Mainzer Innenstadt und später sagten mir die beiden, wie schön sie mich fänden. Ich fühlte mich sehr geehrt. Überhaupt diese kindliche Offenheit: Michelle fragte mich ganz unverhohlen, ob ich Kinder hätte und warum ich nicht mehr mit meinem Mann zusammenlebte. Es war so einfach: klare Fragen, klare Antworten, kein Drumrumreden.
Marie-Luise - 17. Dez, 21:27
Nachdem ich seit einiger Zeit wieder ein mehr als volles Programm habe - Abschlussarbeit für Alma mater schreiben, einen Workshop vorbereiten, interessante Menschen treffen, das Wintersonnwendritual planen, Einkaufen für meine Weihnachtsgäste, Kochen und Backen - bin ich heute an die Schwentine gefahren. Im Wald lagen gefällte Bäume und die Wege waren schlammig und voll tiefer Pfützen, weil die Holzfahrzeuge alles umgepflügt hatten. Es sah sehr gewalttätig aus. Ich dachte an die Rückepferde, die ich mal in irgendeinem Wald bei der Arbeit gesehen habe, das hat mir besser gefallen.
Ich ließ mich treiben und fand ein Stück Holz, das für ein Schwirrholz geeignet ist. Außerdem entdeckte ich auch einen Bach, der durch den Wald mäanderte und fröhlich plätscherte.
Ich beobachtete die Wasservögel. Die Schwäne schwammen paarweise und würdevoll am Ufer entlang. Sie gehören zu den Vögeln, die in lebenslänglichen Paarbeziehungen leben. Ich mag sie sehr gern.
Ich war noch im Wald, als es dunkel wurde. Ungestört von Straßenlaternen stellten sich meine Augen auf Nachtsicht ein und ich "sah" mit den Füßen und genoss die Stille.
Wie schön, daß ich dieses Stück Erde gefunden habe, ein guter Ersatz für meinen alten Kraftplatz auf dem Pesberg bei Kükelühn.
Marie-Luise - 10. Dez, 23:52
Der Kursus, den ich zum Thema "Ganzheitliches Sehtraining" an diesem Wochenende in Oldenburg geleitet habe, ist vorbei. Ich finde, daß er ganz gut gelaufen ist.
Ich hatte die letzten Wochen meine Helferwesen gebeten, daß er ausfallen solle, da es mir plötzlich wieder unerträglich erschien, meine alte Heimat zu besuchen und vielleicht sogar noch Leuten aus Kükelühn oder meinem Ex-Mann über den Weg zu laufen.
Als ich dann erfuhr, daß er stattfinden sollte, war klar, ich lasse mich drauf ein, es wird schon gut sein. Davon abgesehen kann ich das Geld natürlich gebrauchen.
Gestern und heute fuhr ich also wieder die bekannte Strecke hin und zurück, bei Schneefall und Regen, im Hellen und im Dunklen.
Und während ich durch die mystische weite und vielfältige Landschaft fuhr, war der Schmerz wieder da, heute sogar richtig heftig ziehend und zerrend.
Die kleinen Häuser, über denen der weite Himmel liegt, die Dohlen auf den Dächern, die vertrauten Punkte, die Stille, der Himmel, die Dunkelheit am Abend, die Wege, die ich allein und mit J. zurückgelegt habe, die Erinnerungen - schöne und unangenehme - alles war wieder da. Und immer noch das Wissen, daß es keine andere Möglichkeit für mich gab, als zu kapitulieren und all das aufzugeben.
Trotz Schmerz gelang es mir, den Kursus zu gestalten. Besonders heute wurde viel gelacht. Mittags gingen wir am Markt Kaffee trinken, während ich verstohlen Ausschau hielt nach alten Bekannten.
Marie-Luise - 30. Nov, 20:29
Mein lieber junger Kollege M. hat mich zu einem Fest eingeladen, das er "Feier der Männlichkeit" genannt hat.
JedeR von uns BesucherInnen sollte etwas mitbringen, was sie/er für ein Symbol von Männlichkeit hielt.
Spannend waren dann die Gespräche, die wir (sechs Frauen und zwei Männer!) über Männlichkeit hatten. Einig waren wir uns vor allem darin, daß sich die Geschlechter in erster Linie durch anatomische Gegebenheiten unterscheiden und alle anderen sogenannten typisch männlichen und weiblichen Eigenschaften wie Aggression, Empfänglichkeit, Mut, Fürsorglichkeit usw. gar nicht eindeutig zuzuordnen sind. Ich glaube ja auch, daß sie größtenteils kulturell bedingt sind.
M. erzählte uns von einem Buch über Männlichkeit, das er gerade liest. Der Autor behauptet, daß viele Männer heutzutage sich noch nicht von ihrer Mutter abgenabelt haben und deshalb eine Frau suchen, bei der sie ihre Nabelschnur einstöpseln können.
Diese Aussage führte, als wir sie uns bildlich vorstellten, zu großer Erheiterung, aber auch großer Zustimmung.
Ich kenne das ja auch, daß Männer mit mir in eine Art von Versorgungsbeziehung getreten sind, was immer erst klar wurde, wenn wir länger und enger zusammen waren.
Vor vielen Jahren sagte ein Arzt in der Klinik, in der ich damals arbeitete: Verheiratet sein ist schön, da wird man versorgt.
Dieser Satz machte mich sehr nachdenklich. Ich war auch verheiratet, aber ich fühlte mich nicht versorgt. Ich kam jeden Tag nach einem Acht-Stunden-Tag nach Hause, machte den Haushalt und kochte das Essen, während mein damaliger Mann am Schreibtisch saß und Marx und Hegel las.
M. erwähnte von genanntem Autor auch das Zitat der "Komfortzone Frau". Ja, auch das bekannt: Männer sagen mir, wie wohl sie sich bei mir fühlen. Und ruckzuck tauchen da plötzlich wie selbstverständlich Ansprüche auf: auf emotionale Versorgung, auf sexuelle Versorgung, auf Erfüllung all der Bedürfnisse, die die Mutter in der Vergangenheit nicht erfüllt hat.
Natürlich funktioniert das nicht.
Ich glaube ja noch immer an die Vision, die ich 1990 auf dem Alignement von Ménec in Carnac in der Bretagne im Kontakt mit einem einzeln stehenden Menhir hatte: Beziehung mit gegenseitiger Achtung ist nur möglich, wenn beide auf eigenen Füßen stehen und ihre Kindheitsneurosen hinter sich gelassen haben, d. h. erwachsen sind.
Jede Form von Abhängigkeit vom anderen führt zu chronischer Unzufriedenheit, beziehungstötenden Projektionen und vertreibt den Eros.
Umgekehrt: Freiheit geht nur mit Selbstverantwortung. Kein anderer kann schuld sein an dem, was ich bin und tue.
Wie auch immer: es war ein interessanter Abend. Ich fühlte mich auch sehr geehrt, daß M. mich eingeladen hat. Gefreut habe ich mich, daß er sich so ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt, statt in diese seltsame Passivität zu gehen, die ich heute bei so vielen Männern sehe.
Die Frauenbewegung ist nach Antje Schrupp die einzige soziale Bewegung, die wirklich erfolgreich war (auch wenn es da noch einiges zu tun gibt). Ich fände es so schön, wenn jetzt auch die Männer sich mal aufrappeln und was für sich tun. Jungs, ich möchte so gern Achtung vor euch und Freude mit euch haben!
Danke, M., du Mutiger: für mich bist du ein Pionier.
Marie-Luise - 29. Nov, 21:37
Gestern bin ich 55 Jahre alt geworden. Zweimal die fünf, das ist schon ein magisches Alter.
Ich habe in kleinem Kreis mit lieben FreundInnen gefeiert und war ganz zufrieden mit mir und der Welt. Überhaupt scheint die Zufriedenheit seit einiger Zeit eine dauerhafte Unterströmung zu sein: manchmal sind da noch Schmerz, Reue, Bedauern, Sehnsucht, Neid, Unruhe und was es noch an menschlichen Gefühlen gibt, (die Wut, die lange Jahre meine treue Begleiterin war, hat sich anscheinend verdünnisiert und fehlt mir nicht) und gleichzeitig ist da diese grundlegende Zufriedenheit.
Früher dachte ich immer, daß Zufriedenheit bedeutet, die Hände in den Schoß zu legen. Jetzt in diesem weitgehend entspannten Zustand kann ich die Dinge angehen, die mir wirklich wichtig sind, ohne in Aktionismus zu verfallen. Das ist schön.
Mein neues Lebensjahr widme ich der (Lebens)lust.
Marie-Luise - 20. Nov, 22:17