Sonntag, 13. August 2017

Schönheit und Zerstörung

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Eigentlich habe ich mir vorgenommen, dem Schönen, Ermutigenden, Lebendigen meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Heute gelang mir das nicht so recht:
ich war das erste Mal in diesem Jahr im Kiesgrubenbiotop, um zu schauen, wie es dort jetzt aussieht und einen Kräuterstrauß zu pflücken.
Angrenzend an die große Fläche fand ich an der gleichen Stelle wie im letzten Jahr wieder ein Maisfeld vor. Fruchtfolge ist in der heutigen Landwirtschaft nicht mehr angesagt. Humus ade! kann ich dazu nur sagen. Überhaupt: Mais, Mais, Mais, wohin ich schaute. Für Biogasanlagen und Futtersilage, nehme ich an. Die Leute von der Agrarindustrie, die dafür verantwortlich sind (Bauern kann man sie nicht nennen), wissen übrigens, was sie tun. Sie werden sich in Zukunft, wenn wir nichts mehr zu essen haben, weil nichts mehr wachsen kann, nicht rausreden können. Hilft dann aber auch nicht weiter.
Ich versteckte mein Fahrrad zwischen Brombeeren und Knick und kroch auf einem Wildwechselpfad durch die Hecke. Das Biotop wird in diesem Jahr dominiert von wilder Möhre mit ihren Blütengalaxien und der fast schwarzen Mittelblüte, die im Wind schwankten. Ich mag sie sehr. Ihre Samen sind ein natürliches Verhütungsmittel, und als Tinktur helfen sie einer sich zu zentrieren. Auch Rainfarn gab es reichlich. Ich fand auf meinem Streifzug dann ganz überraschend eine kleine Tausendgüldenkrautpflanze. Tausendgüldenkraut ist mittlerweile streng geschützt, weil es kaum noch in freier Wildbahn vorkommt. Nicht nur, weil es nicht die Lebensbedingungen findet, die es braucht, sondern weil es immer wieder welche gibt, die es ausbuddeln, um es in ihren Garten zu pflanzen. Ich sage in meinen Kräuterkursen oft, daß ich es nicht gut finde, wenn Pflanzen ausgegraben werden. Aber ich weiß, daß einige das anders sehen. Welche seltene Pflanzen in ihrer Nähe haben will, hat die Möglichkeit, die als Samen oder Pflanze bei Rühlemanns zu bestellen. Die haben ein umfangreiches Sortiment, und ich kann sie ausdrücklich empfehlen.
Ich bewunderte riesige verblühte Herkulesstauden, die hier eine Chance haben. Das ist gut, denn ihre großen Blüten bieten reichhaltige Nahrung für Bienen und andere Insekten.
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Das Biotop darf ja offiziell seit einigen Jahren nicht mehr betreten werden. Es stehen da Schilder, die darauf hinweisen, daß es sich um ein Brut- und Setzgebiet handelt. Als ich es kennenlernte, war es an den Wochenenden ein beliebtes Ziel für Motocrossfahrer, die tiefe Rinnen in den Boden fuhren und einen Höllenlärm machten. Daß sie dort nicht mehr hinkommen und die wilden Tiere ihre Ruhe haben (und ich auch), finde ich gut. Aber mittlerweile stehen auf dem Gelände drei Hochsitze.
Um keine Bodenbrüter zu stören, benutzte ich nur die Wildpfade. Ich sah Damwild, das mich auch entdeckte, nicht vertrauenswürdig fand und mit grunzenden Geräuschen davon sprang. Aber es gab keine einzige Lerche. Das finde ich ganz traurig. Bisher habe ich jedes Jahr hier jubilierende Lerchen gehört und gesehen. Die gibt es sonst gar nicht mehr, weil ihnen schlicht der Lebensraum fehlt.
Von einem Hügel aus entdeckte ich eine Frau und einen Mann, die offensichtlich genauso wie ich illegalerweise hier unterwegs waren. Ich beschloss, sie freundlich zu grüßen, sollten sich unsere Wege kreuzen.
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Auf dem Rückweg fuhr ich an einer Weide vorbei, auf der Kühe mit Hörnern grasten, auch ein paar Kälber waren dabei. Das war dann doch ein erfreulicher Anblick.

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