Sonntag, 15. Januar 2017

Auto

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Mein treues kleines Auto ist nicht durch den TÜV gekommen. Es hat mich fünfzehn Jahre gut begleitet, mittlerweile stolze 286000 km auf dem Tacho. Dieses Auto ist das beste gewesen, das ich jemals gefahren habe - ein Seat Arosa, identisch mit dem VW Lupo, nur preiswerter als letzterer. Ich habe eine Nacht lang überlegt, ob ich die Mängel in Ordnung bringen lasse, und mich letztlich dagegen entschieden, weil ich fürchte, daß jetzt eine Reparatur nach der anderen kommen wird. Ärgerlich fand ich, daß in diesem Jahr ein winzig kleiner Riss in der Frontscheibe, auf die mal ein Stein geflogen ist, als gravierender Mangel eingestuft wurde. Vor zwei Jahren hat der TÜV-Sachverständige ihn zwar auch bemängelt, aber den Wagen doch noch durchgewinkt. Dieser Riss behindert meine Sicht nicht im mindesten, und eine neue Scheibe würde 600 Euro kosten. Wie auch immer: ein neues Auto ist fällig, da ich leider nicht ohne auskomme, solange ich mein Geld in Kiel verdiene.
Aus Harald Welzers Buch Selbst denken habe ich erfahren, wie die Schweizer Bahn funktioniert. Sie fährt so oft, so zuverlässig, so preisgünstig, so auf andere Verkehrsmittel abgestimmt, daß es sich für sehr viele Schweizer gar nicht lohnt, ein Auto kaufen. Sie fahren lieber stressfrei mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Da können wir in Deutschland nur von träumen. Übrigens erinnere ich mich dunkel, daß die Bahn in Deutschland auch mal ziemlich gut war. Da hieß sie noch Deutsche Bundesbahn, und es gab noch keine Idioten, die meinten, sie müssten mit dem Unternehmen an die Börse. Als Herr Mehdorn dann der Chef des Ganzen wurde, ging es mit der Qualität bergab. Das Einzige, was ich heutzutage an der Bahn noch richtig gut finde, ist das Personal: fast immer freundlich und humorvoll, obwohl diese Leute die ersten sind, die beschimpft werden, wenn es wieder mal nicht glatt läuft.
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Trotz allem bin ich am Wochenende mit der Bahn nach Münster zu meiner Mutter gefahren und habe einer Eingebung folgend für ziemlich viel Geld einen Sitzplatz reserviert. Das war gut, weil der Zug ab Kiel bereits voll war. Viele Leute haben vom Auto auf dem Zug umgesattelt wegen des vorhergesagten Orkans.
Meine Mutter wird in wenigen Monaten neunzig Jahre alt. Ich bin fasziniert, wie frisch sie noch ist, sowohl körperlich als auch geistig. Sie interessiert sich sehr für alles, was in der Welt passiert. Ich habe früher kein enges Verhältnis zu ihr gehabt. Mittlerweile gefällt sie mir richtig gut: sie hat Spaß daran, sich schön zu kleiden und lässt es sich gut gehen. Und sie ist der lebende Beweis dafür, daß man als Witwe kein Kind von Traurigkeit sein muss. Ihr Traum: eine Karte für ein Konzert in der neuen Hamburger Elbphilharmonie.
Sie hat mir übrigens auch meine derzeitige Lektüre geschenkt: Eckart Hirschhausens Wunder wirken Wunder. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, es mir zu kaufen. Beim Lesen stellte ich fest, daß er Schulmediziner ist. Als solcher hat er einfach eine ganz andere Art zu denken als ich, z. B. wenn er über das Thema Impfen schreibt, da ist er richtig rigoros. Ich fände es ja schön, wenn Schulmediziner in der Lage wären, zu akzeptieren, daß es Menschen gibt, die sich und ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, auch wenn sie deren Gründe nicht nachvollziehen können. Leider wedeln sie immer gleich massiv mit der Moralkeule: wer nicht impft, ist unsolidarisch. Nun ja, diese Diskussion führe ich einfach nicht mehr. Bringt nichts!
Er schreibt aber auch Sachen, die ich gut finde: z. B. nimmt er die Leute auf die Schippe, die meinen, ihre Selbstheilungskräfte anregen zu müssen. Dabei sieht jede Person, die einmal beobachtet hat, wie eine Verletzung der Haut ohne unser Zutun innerhalb kürzester Zeit heilt, daß wir angesichts der Fähigkeiten unseres Körpers unser Denken und Besserwissen getrost vergessen können.
Ich fahre damit ja schon mein ganzes Leben gut: auch damals, als ich mit der Diagnose Chronische Pankreatitis mit Pankreasinsuffizienz und einer ellenlangen Diätliste aus dem Krankenhaus kam, fing es mir ab dem Moment an besser zu gehen, als ich mit der Diät aufhörte und nicht mehr groß darüber nachdachte, daß ich schwer krank war.
Auch in der Alternativ- bzw. Komplementärmedizin findet sich viel Größenwahn und Kontrollsucht. Vielleicht einfach mal mehr Genuss und Vertrauen ins Leben und einen entspannteren Umgang mit Krankheit. Sterben müssen wir alle irgendwann mal. Im Ernst: das ist doch nur dann schlimm, wenn vorher kein richtiges Leben stattgefunden hat.
Ich kann übrigens den Einwand, die Steinzeitmenschen hätten nur eine Lebenserwartung von dreißig Jahren gehabt, obwohl sie im Einklang mit der Natur lebten, nicht gelten lassen. In dreißig Jahren kann eine Person z. B. weniger Scheiß anstellen, weniger krank sein, weniger schädlich für die Planetin mit ihren Lebewesen sein, mehr in Verbindung mit dem Großen Ganzen sein als in neunzig. Wer sagt denn, daß ein Neunzigjähriger ein erfüllteres Leben hat als ein Dreißigjähriger?
katharina (Gast) - 16. Jan, 15:15

genuss

ad Kontrollwahn und Genussfeindlichkeit: Deshalb finde ich deinen Tipp, es mit Inke und ihrer Ernährungsberatung auf Basis der TCM zu versuchen, auch so toll: da geht es ja auch unbedingt um Genuss (am/und Essen) als Heilmittel - großartig!

liebe Grüße

Monika (Gast) - 19. Jan, 06:23

Schweizer Züge

Die Schweizer SBB ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Die Verspätungen wirken sich in unserem kleinen Land wahrscheinlich einfach weniger dramatisch aus. Was aber wirklich gut ist: Das S-Bahn Netz um die Städte, da lohnt sich ein Auto wirklich nicht.
Liebe Grüsse Monika.

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