Samstag, 1. Juli 2017

Permakultur

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Immer wenn ich mich in den letzten Monaten an die schriftliche Ausarbeitung der zehn für die Permakultur-Akkreditierung erforderlichen Projekte setzte, machte sich akute Unlust bei mir breit. Das genaue Ausmessen des Gartens, die Planung für die nächsten Jahre, das hatte etwas Konstruiertes. Ich sitze oft einfach nur rum und schaue in die Landschaft, und dann kommen mir Ideen für die Gartengestaltung. Meine Gestaltungsweise ist wohl eher intuitiv, und natürlich schöpfe ich mittlerweile auch aus dem Fundus an Wissen, das die Permakulturausbildung mir geschenkt hat.
Jedenfalls habe ich vor einigen Wochen entschieden, keine vielseitige Arbeit abzuliefern und auf die Akkreditierung zu verzichten. Ich habe ja nicht vor, für andere Leute Designs anzufertigen.
Diese Entscheidung teilte ich heute den anderen Permis und unserem Lehrer mit. Jetzt bin ich frei, habe wieder mehr Zeit. Mit E., unserem Lehrer werde ich auf jeden Fall in Kontakt bleiben, vielleicht gibt es ein gemeinsames Projekt. Ich finde es auch schön, ab und zu nach Hamburg zu kommen.
Hier gab es zwei Tage Dauerregen. Das drückt auf die Stimmung.
Heute Morgen tanzte ein junger sehr zierlicher Mann mit stummen Mundbewegungen, vermutlich ein Rapper, auf dem Hof der Viktoria-Kaserne in Hamburg-Altona (hier befindet sich auch der Permakultur-Campus) vor der Kamera eines anderen jungen Mannes. Das sah sehr schön aus. Ich sah ihm eine Weile zu und suchte dann einen Parkplatz für mein Auto. Als ich zurückkam, wollte ich ihm sagen, daß mir seine Vorführung gefallen hatte. Aber er unterhielt sich mit dem Kameramann in einer mir unbekannten Sprache, vielleicht Arabisch, und ich sage nichts.
Nachmittags wurden auf dem Hof riesige Transparente gegen den G20-Gipfel bemalt. Ich habe Sympathie mit den Demonstranten, werde aber selbst zu Hause bleiben und mich "um die Bienen kümmern." Das ist ja, wie vor einiger Zeit beschrieben, das Motto einer der letzten Oyas zum Umgang mit dem Weltgeschehen.
Wieder zu Hause ging ich dann zu den Bienen, die ganz friedlich in der endlich wieder scheinenden Abendsonne flogen und leise summten. Für mich heißt "kümmere dich um die Bienen" vor allem, ihnen zuzusehen, bei ihnen zu sein, nichts tun. Es spricht einiges dafür, daß ein wesentlicher Faktor für die schlechte Situation der Honigbienen die ständigen imkerlichen Eingriffe sind.
Was ich tun kann: ihnen so viele Blüten wie möglich anbieten, mich dafür einsetzen, daß es wieder blüht auf den Feldern und an den Wegrainen.
Gestern hatte ich eine Osteopathiesitzung und geriet in diesen besonderen Zustand, in dem ich nicht schlief und nicht wach war, nicht dachte, nicht träumte, sondern in irgendein formloses Zwischenreich driftete. Meine Osteopathin sagte, das sei der Zustand, in dem der Körper die Heilung übernimmt. Kein bewusstes Eingreifen, keine Kontrolle durch den Geist. Osteopathie gibt dem Körper Anregungen, der entscheidet dann, was er damit machen will. Das ist Selbstregulation. Deshalb machen auch wöchentliche Behandlungen keinen Sinn, sind möglicherweise sogar kontraproduktiv.
Das habe ich so oft auf unterschiedliche Weise in meinem Leben erlebt: entscheidende Veränderungen auf allen Ebenen geschehen dann, wenn ich jeglichen Versuch der Kontrolle aufgebe.
So ist es auch mit den Bienen: die varroatoleranten Bienen, die auf Gotland, bei Avignon und im Arnot Forest in den USA leben, haben ungestört von Menschen ihren eigenen Umgang mit der Milbe gefunden. Sobald aber Forscher diese Bienen als Ausgangsmaterial für die Züchtung von varroatoleranten Bienen nahmen, ging deren Fähigkeit verloren.
Vielleicht müsste der Satz heißen: Geh nach Hause und lerne von den Bienen.
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