Dienstag, 13. Dezember 2016

Leitkultur

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Als ich am Freitag in den Nachtdienst ging, hatte ich plötzlich fast keine Stimme mehr. Die Patienten, denen ich mich nur mühsam mitteilen konnte, hatten sehr viel Mitgefühl. Der weitgehend stimmlose Zustand verschlechterte sich bei jedem Versuch zu sprechen. Mein alter Verbündeter Huflattich half gegen das raue und gereizte Gefühl im Hals. Heute sind meine vier Nächte rum und ich kann wieder normal sprechen. Was soll mir das sagen? Vielleicht einfach mal die Klappe halten?

Ich lese gerade ein großartiges Buch: Selbst denken - eine Anleitung zum Widerstand von Harald Welzer. Es geht um Weltrettung, Klimawandel, grünen Konsum. Alle kriegen ihr Fett weg: die Wirtschaft natürlich, die Politiker, aber auch Greenpeace und andere bemühte Organisationen, ebenso wir alle als VerbraucherInnen, die mit unserem Konsumverhalten den nachkommenden Generationen das Leben auf dieser Planetin schwer wenn nicht unmöglich machen. Harald Welzer scheut sich auch nicht, sich selbst vorzuführen. Und er zeigt, daß wir es sein lassen können, von Politikern oder Großkonzernen Umdenken zu fordern, weil es aus der Richtung nicht kommen wird/kann. Aber sehr wohl und nur von uns, den sogenannten Normalverbrauchern.
Ich reagiere auf das Wort Leitkultur gewöhnlich mit Brechreiz. Aber Harald Welzer definiert dieses Wort auf eine Weise, die mir richtig gut gefällt: "Leitkultur des Verbrauchs und der Verschwendung".
Sehr schön auch dieses Zitat: "Utopien können gefährlich werden, wenn sie in die Hände von Leuten geraten, die aus ihnen mit aller Macht Wirklichkeit machen wollen. Aber Utopien sind ein großartiges Mittel, um Denken und Wünschen zu üben: sich einen wünschbaren Zustand in einer denkbaren Zukunft zu imaginieren, macht den Status quo zu lediglich einer Variante von vielen möglichen Wirklichkeiten."
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Meine Ahnung, daß die schönen Stearinkerzen, die ich seit einigen Jahren statt der Paraffinkerzen benutze, aus Palmöl bestehen, hat sich bestätigt. Also ist Umdenken angesagt: keine Stearinkerzen mehr! Das heißt dann auch, daß nicht mehr täglich auf meinem Küchentisch eine Kerze brennt, sondern nur noch zu besonderen Anlässen. Zur Zeit nehme ich die Bienenwachskerzen, die B. und ich im letzten Jahr aus dem Wachs unserer Bienen gefertigt haben. Die sind bald zu Ende. Kerzen aus Sonnenblumenöl sind auch keine Option, weil ich es einfach pervers finde, ein Lebensmittel zum Verbrennen anzubauen. Bienenwachs fällt nicht genug an, da ich meinen Bienchen ja nur allenfalls eine Wabe pro Volk wegnehme, um Honig zu bekommen.
Eine Möglichkeit wäre noch recyceltes Fett. Ich hatte vor einigen Jahren mal Teelichte aus dieser Substanz, die ich aber nicht sehr befriedigend fand: sie brannten nicht gut, und die Dochte soffen immer wieder ab.

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