Samstag, 1. Oktober 2016

Politik

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Unsere Jahreskreisfeste wollen sich mal wieder verändern. A. und ich, die wir für die Vorbereitung zuständig sind, haben große Probleme Zeit dafür zu finden. Auch die anderen Frauen haben einen sehr vollen Alltag.
Nun gibt es neue Vorstellungen, darunter auch die, auf irgendeine Weise politisch aktiv zu werden und das mit der rituellen Arbeit zu verbinden.
Vor langer Zeit war ich Mitglied einer politischen Organisation und habe einen großen Teil meiner Zeit dieser Arbeit gewidmet. Geblieben ist davon eine Abneigung gegen lange Diskussionsrunden. Auch meine Beteiligung an Demonstrationen hat sich seitdem extrem reduziert: ich war danach nur noch auf der großen Demo gegen den Irakkrieg. Allein in Berlin waren wir 500 000, und in anderen Städten auf der ganzen Erde kamen am selben Tag ähnlich viele auf die Straße. Trotzdem fingen wenig später die Bombardements der Bush-Administration an und bereiteten so den Boden für IS und ähnliche Phänomene.
Ich glaube nicht mehr so recht an die Wirksamkeit dieser Form politischer Betätigung. Parteipolitik kommt natürlich gar nicht in Frage, weiß ich doch: Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten! Außerdem habe ich bei einigen meiner ehemaligen linken Genossen, die später zu den Grünen wechselten, erlebt, wie sie sich zu ihrem Nachteil veränderten, ihr Feuer verloren, sich nach der Decke streckten und schließlich nur noch darauf aus waren, gewählt zu werden.
Wie also kann sich etwas verändern?
Daß sich etwas verändern muss, ist meines Erachtens nicht mehr zu übersehen: das Tempo, in dem wir auf den Abgrund zurasen, hat sich in der letzten Zeit rasant beschleunigt. Es wird immer deutlicher, daß alle ökonomischen, ökologischen und sozialen Entgleisungen miteinander zusammen hängen.
Menschen in meinem Kreis sind in vielen Bereichen aktiv, um etwas daran zu ändern. Ich sehe ihre Anstrengungen und die Gefahr auszubrennen. Wenn ich nicht klare Grenzen zöge, würde mich meine Arbeit mit geflüchteten Menschen verzehren: es gibt da soviel Bedürftigkeit, soviel Not.
Ich denke, jede und jeder tut, was er oder sie kann. Und ich ahne, daß hinter dem ganzen Engagement für oder gegen etwas Tieferes stehen muss, wofür ich keine Worte habe.
Ich kann mich dem nur annähern: vielleicht ist es das Vertrauen, daß der Weg sich erst beim Gehen erschließt, vielleicht das Annehmen des Nicht-Wissens wie es sein wird, vielleicht die Bereitschaft, alle Sicherheiten und Gewissheiten zu verlieren.
Eine dieser Gewissheiten ist die von der Menschheit als intelligentester Spezies. Da sind uns z. B. die Bakterien Lichtjahre voraus. Stephen Buhner beschreibt ihre Fähigkeit sich selbst zu organisieren in Healing Lyme, daß ich nur staunen kann. Wir können uns von diesen vermutlich ältesten Verwandten viele Scheiben abschneiden.
Oder: seit einigen Wochen taucht in der Kieler Förde immer wieder ein Delphin auf. Er sucht die Nähe von Menschen, er schwimmt mit ihnen, er spielt mit ihnen. Was mich daran so berührt, ist daß er das macht, obwohl unsere Gattung so grausam mit anderen Lebewesen umgeht. Was für ein großes Herz muss dieser Delphin haben!
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