Dienstag, 20. September 2016

Suizid

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Meine Tochter hat mich auf ein Interview in der Schweizer WOZ mit dem italienischen Philosophen Franco Berardi aufmerksam gemacht: http://www.woz.ch/1636/franco-bifo-berardi/unser-ueberlebenspaket-fuer-die-naechsten-jahre-ist-die-ironie
Vieles darin finde ich sehr gut auf den Punkt gebracht, z. B. die Tatsache, daß die Suizidrate rasant zugenommen hat, daß die Attentate von Nizza, vom 11. September 2001 und noch einige andere scheinbar politisch motivierte in Wirklichkeit erweiterte Suizide von verzweifelten jungen Männern waren. Er rechnet aber auch das Verhalten des Finanzkapitals oder die Selbstdemontage der Deutschen Bank zu den Suiziden.
Ich füge noch hinzu: der ganze Kapitalismus bzw. seine Steigerungsform, der Neoliberalismus, bedeutet globalen Suizid.
Da fällt mir wieder der Ausspruch eines ehemaligen Freundes ein, der sehr viel Geld geerbt, angelegt und durch die Finanzkrise teilweise wieder verloren hatte: "Aber der Kapitalismus hat sich bisher noch immer wieder erholt." Als sei der Kapitalismus ein Wesen, das krank und dann wieder gesund werden kann. In gewisser Weise ist er ja auch ein Wesen, ein Monster nämlich.

Ich hab's gut: da ich nicht besonders viel Geld habe, brauche ich mir auch keine Sorgen darum zu machen.
Heute habe ich ein weiteres Stück Wiese mit der Sense gemäht. Das war superanstrengend, weil der Bewuchs so verfilzt und moosig war. Es sieht jetzt ziemlich gerupft aus, das macht mir aber nichts. Es war danach ein gutes Gefühl, das geschafft zu haben.
Heute Abend fuhr ein mir unbekannter Mann mit dem Fahrrad vorbei. Er grüßte mich wie eine alte Bekannte, machte ein bisschen Smalltalk und fragte dann, ob ich etwas Saatgut für ihn hätte. Ich fand das seltsam, gab ihm aber Samen von meinen Ringelblumen und sagte ihm noch, das die dem Boden gut täten und ich sie immer zwischen die Kartoffeln säe.
Ich verschenke gern mein eigenes Saatgut, wenn ich viel davon habe. Die Vorstellung, auf diese Weise gute Pflanzen zu verbreiten, macht mir Freude. Außerdem ist das Verschenken von Samen im Zeitalter der Patentierungen ein subversiver Akt. Ohnehin scheint mir die Schenkökonomie die Wirtschaft der Zukunft zu sein.
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