Mittwoch, 24. August 2016

Seltsame Krankheit

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Die seltsame Krankheit hat mich mehr als eine Woche im Griff gehabt. Nachdem ich nächtelang durchgehustet habe, sobald ich mich in die Horizontale begab und keins meiner Kräuter Linderung brachte, auch nicht stundenlanges Reiki direkt auf meine Bronchien, schrieb mir der Arzt in Selent Codein-Tropfen auf. Das Rezept habe ich nicht in der Apotheke eingelöst, und den Arzt hatte ich nur aufgesucht, um krankgeschrieben zu werden.
Ein paar Tage hatte ich noch gedacht, daß ich die Nachtwache, die ich am Wochenende von einem kranken Kollegen übernommen hatte, doch noch machen könnte. Ich versuchte, da ich nur erhöhte Temperatur hatte, etwas im Garten zu tun - nur leichte Arbeiten. Nach drei Tagen gab ich den Widerstand gegen die Krankheit auf, weil jede Tätigkeit mich anstrengte und ich immer nur erschöpft war.
Dann hatte ich auch kein schlechtes Gewissen mehr, daß ich die Nachtwache nicht machen konnte. Im Nachhinein sehe ich die Krankheit sogar als Geschenk. Das klingt vielleicht komisch, aber ich konnte mich entspannen, endlich ausschlafen, als dann doch der Husten lockerer wurde und viele Gedanken denken.
Z. B. den: seit einigen Jahren kommt es immer häufiger, wenn nicht sogar regelmäßig vor, daß ich (und meine KollegInnen) die Schichten auf der Station allein machen müssen. Eigentlich sollen zwei oder sogar drei Kollegen da sein. Nur dann kann eine vernünftig arbeiten. Ist eine allein, sind keine richtigen Pausen mehr drin. Wenn dann etwas nicht glatt läuft (renitente Patienten, krawallige Aufnahmen, Notfälle) steht eine auf dem Schlauch. Habe ich neulich erst erlebt.
Mich kotzt das alles gewaltig an. Ich bin ausgebildete Krankenschwester für Psychiatrie, ich habe viel gelernt und kann es nicht anwenden, weil die Zeit fast immer nur für das Nötigste reicht. Und dann gibt es ja so Schlaumeier, die meinen, wir müssten noch länger arbeiten, bis 69 oder so. Vergesst es: Ich packe mittlerweile den Schichtdienst deutlich schlechter als vor zwanzig Jahren. Solange Vorstände 500.000 Euro Jahresgehalt plus "Erfolgsprämie" von über 150.000 Euro bekommen, ist ja offensichtlich Geld vorhanden. Es müsste halt mal gerecht verteilt werden, dann reicht es auch für die Renten.
Jedenfalls hat mir die Krankheit geholfen, mich daran zu erinnern, wofür ich tatsächlich verantwortlich bin: für mein eigenes Wohlergehen.
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Besuch im Garten

So, genug geschimpft! Mir geht es wieder gut. Am Wochenende hatte ich Besuch von meinem Sohn und seiner Freundin. Das war schön. Am Montag waren wir im Kino: Captain Fantastic. Ein Hippie-Vater (gespielt von Viggo Mortensen, den ich ziemlich attraktiv finde) lebt mit seinen sechs Kindern in der Wildnis und bringt ihnen alles bei, was Menschen zum Leben brauchen: Jagen, Gemüse anbauen, Lesen, Schreiben, körperlich sehr fit zu sein, soziales Verhalten. Natürlich sind Konflikte vorprogrammiert. Der Film hatte einige störende Brüche und Unstimmigkeiten, dennoch gab es ans Herz gehende und sehr humorvolle Szenen.

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