Freitag, 18. Dezember 2015

Seeadler

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Wilde Erdbeeren blühen im Dezember und die Bienen fliegen: wir haben Frühlingstemperaturen. Nur die dunklen, verhangenen Tage erinnern daran, daß wir kurz vor der Wintersonnenwende stehen.
Vor zwei Tagen machte ich die Oxalsäurebehandlung bei den Bienen. Ob das richtig war, weiß ich nicht. Von meinen Imkerlehrern weiß ich, daß sie bis zum 21. Dezember abgeschlossen sein und in einer brutfreien Phase stattfinden sollte. Die gibt es üblicherweise etwa zwei Wochen nach einer Frostperiode. Aber wir hatten bisher keine Frostperiode, sieht man mal von ein bisschen Eis vom Autofenster kratzen vor einigen Tagen ab. B. und ich haben uns beraten: sie behandelt ihre Bienen auch. Ich habe auch mit den Bienen gesprochen und um ihre Zustimmung gebeten. Auf die Dauer möchte ich etwas anderes finden als diese Säurebehandlungen.
Über dem Wäldchen hinter dem Haus flog ein Seeadler. Er war sehr niedrig und sehr dicht. Ich bat ihn lautlos: Komm näher, bitte, komm näher!
Da machte er einen Schlenker in der Luft und flog zu mir hin. Ich konnte die Federn seiner großen Schwingen und seinen Schnabel erkennen. Er drehte seinen Kopf zu mir, machte eine Wende und flog davon.
Welch eine Freude!
Neulich erfuhr ich von einem Mann, der es wissen muss, daß die wilden Tiere, die Rehe, Hirsche, Hasen, Füchse nachtaktiv geworden sind, weil sie gelernt haben sich vor den Menschen zu fürchten.
Ich habe so oft das Gefühl, daß die Tiere Kontakt zu uns wünschen, daß sie neugierig auf uns sind. Aber wenn ich dann an jedem Feldrand einen Jagdsitz sehe und tagsüber die lauten Schüsse höre, dann gebe ich Peter Wohlleben Recht, der alle Jäger in Deutschland entwaffnet sehen möchte.
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Heute hatte ich einen geschenkten Tag, weil eine Verabredung geplatzt ist (was sich gleichzeitig stimmig und traurig anfühlte). Also fuhr ich bei trüben Wetter zum Strezerberg und besuchte mein Lieblingslanggrab im Wald, an dem ich nie eine Menschenseele sehe. Ich hockte eine Weile in der Kammer und ließ meine Wahrnehmung immer weiter werden. Ein lebendiger Strom bewegte sich meine Wirbelsäule hoch und runter, mein Kreuzbein entspannte sich, während ich tief und ruhig atmete und mich geborgen und getröstet fühlte.
Diese jungsteinzeitlichen Dolmen werden immer als Grabkammern bezeichnet. Sicher hat man in dem einen oder anderen auch Knochen gefunden, aber längst nicht in allen. Ich habe viel eher die Vermutung, daß es sich um gebärmutterartige Einweihungsorte handelt.
Wie auch immer: mir helfen diese Plätze mich wieder mit der Erde zu verbinden.

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