Donnerstag, 27. August 2015

Flüchtlinge

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Meine erste Reaktion, wenn ich in den Nachrichten von brennenden Flüchtlingsunterkünften höre, ist: was für hirnamputierte Wichser! Ich wünsche ihnen aus tiefstem Herzen, daß sie selbst irgendwann in einer so aussichtslosen Lage sind und dringend auf Hilfe von Fremden angewiesen sind - und sich dann an ihren eigenen völlig irrationalen Hass erinnern!
So denken viele: auch Herr Gauck, der bekanntermaßen kein moralisches Statement auslässt.
Aber - es fühlt sich irgendwie nicht richtig gut an. Es hat etwas Selbstgerechtes: wir sind die Guten und die Pegidas, Faschos und Brandstifter sind die Schlechten. Das Problem wird dadurch nicht gelöst.
Nein, ich habe keine Lösung. Ich will hier nur meine Gedanken in den virtuellen Raum stellen.
Ich denke, der Hass auf die Flüchtlinge, die nach Europa strömen, hat verschiedene Ursachen. Ganz sicher hat der eine oder andere Politiker mit seinem dummen Gerede von Wirtschaftsflüchtlingen, die nur kommen, um hier die Kohle abzugreifen, dazu beigetragen. Die Mainstream-Medien tun ihrs dazu.
Aber ich glaube, hinter dem Hass steckt eine tiefe Angst. Vielleicht ist diese Angst uralt: eine in den Körperzellen gespeicherte Erinnerung an die Zeit vor einigen tausend Jahren, als die gewalttätigen Kriegervölker aus der asiatischen Steppe nach Mitteleuropa kamen und die friedliche Urbevölkerung von ihrem Land vertrieben, vergewaltigten, töteten und ihre Kultur zerstörten. Alte Mythen und Märchen erzählen von dieser Zeit, besonders gut erhalten sind sie noch im Alpenraum (welche es interessiert: Heide Göttner-Abendroth, Das Feenvolk der Dolomiten und die Bücher von Marija Gimbutas). Diese kriegerischen Völker nennen wir heute Germanen und Kelten. Wir stammen von ihnen ab, aber eben auch von den Ureinwohnern, denen Krieg völlig unbekannt war. Was ich damit sagen will: wir haben das Erbgut dieser unterschiedlichen Stämme in uns, die Zellerinnerung an Gewalt und Vertreibung, an Mangel und Elend.
Vielleicht wäre es gut, mal die echten Verantwortlichen für die Flüchtlingsströme zu nennen: das sind jedenfalls nicht die Schleuser. Es sind die europäischen Wirtschaftspolitiker, die die afrikanischen Staaten zwingen, bei uns hergestellte Agrarprodukte zollfrei einzuführen. Die sind subventioniert und deshalb so billig, daß die afrikanischen Produzenten sie nicht mehr unterbieten können und ihre Existenzgrundlage verlieren. Das sind die riesigen europäischen Fischtrawler, die die Atlantikküsten leerfischen und so dafür sorgen, daß die einheimischen Fischer nichts mehr fangen (Das, was mit TTIP auf uns zukommt, ist in Afrika längst Realität). Die Menschen dort schmeißen also ihr ganzes Geld zusammen und machen Schulden, damit ein Familienmitglied (in der Regel ein kräftiger junger Mann) nach Europa gelangt, hier sein Glück macht und das Geld seiner Familie nach Hause schickt.
Die europäischen Politiker sind ferner für die meterhohen Natodraht bewehrten Zäune an den Grenzen verantwortlich. Ohne die gäbe es keine Schleuser und kein Massengrab im Mittelmeer.
Und daß jetzt soviele Menschen aus den Kriegsgebieten des Nahen Osten fliehen müssen, dafür kann man ganz klar die USA verantwortlich machen: die haben nicht nur durch die beiden Irak-Kriege für große Destabilisierung gesorgt, sondern sowohl die Taliban wie auch IS lange mit Geld und Waffen gefördert.
Mehr zu Afrika und der Verantwortung des Westens hier:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=27289
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Jetzt will ich aber auch noch was Schönes schreiben: ich bin immer noch ganz begeistert von dem bereits erwähnten Buch von Hildegard Kurt und Shelley Sacks, Die rote Blume.
Da wird darauf hingewiesen, daß wir Menschen als erdgeschichtlich jüngste Gattung ja noch ganz am Anfang unserer Entwicklung stehen. Das heißt: wir haben die Chance und sicher auch die Aufgabe, herauszufinden, wer wir eigentlich sind, warum wir hier sind und wie es möglich sein kann, mit der mehr-als-menschlichen Welt zu kooperieren.
Ich bin davon überzeugt, daß die älteren Wesenheiten, die Mineralien, das Wasser, die Pilze, Pflanzen, Tiere die ganze Zeit darauf warten, daß wir ihnen zuhören. Ich weiß, daß ich genau aus dem Grunde hier bin. Und ich glaube, daß die Erde als Paradies und nicht als Schlachtfeld gemeint ist.

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