Samstag, 7. Juni 2014

Besuche

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In den letzen Tagen hatte ich viel Besuch. A. kam zweimal vorbei und half mir im Garten, einfach weil sie Lust dazu hatte. Während sie Wildkräuter aus den Kartoffelbeeten entfernte und ich Kompost siebte und verteilte, dachte ich, wie gern ich diese Art von Zusammenarbeit mag: jede arbeitet für sich und dennoch ist da ein Gefühl von Gemeinsamkeit.
Gestern Nachmittag kam Jan Koberstein und brachte mir neues Infomaterial zum Schmoeler Hexenstein vorbei. Wir tranken Tee im Garten, schauten in die Landschaft und hatten ein interessantes Gespräch.
Heute kamen dann meine beiden Regionalgodenfreundinnen. Ich mag unsere etwa halbjährlichen Treffen sehr. Immer gibt es neue Anregungen und einen schönen ehrlichen Austausch. Außerdem macht es mir Spaß, sie mit Selbstgekochtem und -gebackenen zu bewirten.
Als ich äußerte, daß mein Sohn heute vierzig Jahre alt geworden ist und ich ihm noch gratulieren möchte, fand D., daß sie mir zur Geburt meines Sohnes gratulieren müsse. Lachend stießen wir mit Gänsewein darauf an.

Gestern schickte mir mein Sohn einen Link zu einer ARD-Sendung über eine junge Frau, Elisabeth Käsemann, die 1977 in Argentinien von der damaligen Videla-Diktatur verschleppt, massiv gefoltert, zigmal vergewaltigt und schließlich ermordet wurde (http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Das-M%C3%A4dchen-Was-geschah-mit-Elisabeth-/Das-Erste/Video?documentId=21712984&bcastId=799280).Sie hatte politische Arbeit in den Slums geleistet und das machte sie zur Feindin des argentinischen Staates.
Eine mit ihr befreundete Engländerin und eine Österreicherin, beide zur gleichen Zeit verschleppt und an denselben Ort gebracht, wurden nach Interventionen ihrer jeweiligen Regierungen freigelassen. Die deutsche Regierung hielt jedoch ein Eingreifen nicht für nötig. Man ging davon aus, daß sie Terroristin war und überließ sie gern der argentinischen Diktatur. Hatte man damals doch mit den RAF-Leuten schon genug Scherereien.
Besonders widerlich sind die Aussagen des damaligen deutschen Botschafters: null Unrechtsbewusstsein, er empfände keinerlei Bedauern, sie habe sich schließlich selbst in Gefahr gebracht, was hatte sie überhaupt in Argentinien zu suchen. Ekelerregend auch der damalige Außenminister Genscher, der es nicht fertigbrachte, den Journalisten zu diesem Fall Rede und Antwort zu stehen. Und absolut zum Kotzen Frau Hamm-Brücher, die ganz unverfroren zugab, daß sie im Untersuchungsausschuss zu dieser Angelegenheit natürlich nicht die Wahrheit gesagt habe: so sei es halt üblich gewesen. Kein Wort des Bedauerns, nichts!
Da habe ich richtige Hochachtung für den argentinischen Folterschergen, der seine Schuld eingestand und seine Reue ausdrückte.
Man hatte gute Beziehungen zur argentinischen Militär-Junta, die man auch mit Waffen belieferte.
Alles klar?! Bestätigt diese Geschichte doch mal wieder alle Urteile, die ich über Regierungen jeglicher Art habe, auch die sogenannten demokratischen. Ich sage nur: Guantanamo und Waterboarding!
Die Unterschiede zu Diktaturen sind lediglich graduell. Um das Wohl von Menschen geht es jedenfalls nicht. Auch heute lebt die deutsche Wirtschaft ganz erheblich von Waffenexporten in Länder, die ihr Volk versklaven.
Nebenbei bin ich beim Ansehen der Dokumentation den Verdacht nicht losgeworden, daß die Bundesregierung mehr für einen männlichen Staatsbürger getan hätte. Ich erinnere mich noch gut daran, daß politisch aktive Frauen in den 70er Jahren meist nicht für voll genommen wurden. Schließlich gehörte eine Frau an den Herd und hatte ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen, aber für sowas Wichtiges wie Politik hatte sie einfach nicht genug Hirnmasse. Ja, solche Texte habe ich damals gehört! Das war Mainstream-Denken!
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