Broken Places

In Taoist thinking, the darkest moment of the night or the most devastating place is the time and place most ready for transformation. (Lily Yeh, 2010)
Im taoistischen Denken sind der dunkelste Moment der Nacht oder der am meisten verwüstete Ort die Zeit und der Ort, die am ehesten für Transformation bereit sind.
Diesen Text fand ich heute Morgen im WeMoon-Kalender 2012. Er verleitete mich gleich dazu, meine Denkfäden in verschiedene Richtungen zu spinnen.
Gestern habe ich das erste Mal in diesem Jahr die Kiesgrube wieder aufgesucht, dieses bemerkenswerte Biotop in meiner Nähe. Da ist in der Zwischenzeit fleißig planiert und abgetragen worden, und ich entdeckte schon wieder neue Pflanzen. Diese Kiesgrube ist ein verwüsteter Ort und trotz oder wegen all der Verwüstung wächst da eine Vegetation wie sie in der Landschaft der Monokulturen nicht mehr existiert. Ob es wohl möglich wäre hier Bienen aufzustellen?
Ich dachte auch an das Buch Die Stadtbienen von Erika Mayr, das Ida mir kürzlich geschenkt hat. Die Autorin hält seit einigen Jahren ein paar Bienenvölker auf einem Haus in Berlin-Kreuzberg und beschreibt nicht nur ihre Erfahrungen damit, sondern auch ihre Gedankengänge zu den Themen Globalisierung, Selbstversorgung, Regionalität und Netzwerkerei. Das Buch ist gut zu lesen und hat mir gefallen.
Erika Mayr besucht regelmäßig Detroit, diese ehemalige Milllonenstadt, die ganz und gar von der Autoindustrie lebte. Mittlerweile ist sie zu großen Teilen eine Geisterstadt mit verfallenden Häusern und sich ausbreitenden Brachflächen, auf denen die Wildnis wieder Einzug hält. Hier wollten sie und ihr Freund Bienen ansiedeln.
Interessant finde ich, daß die zurückgebliebenen Detroiter, überwiegend Afroamerikaner ohne Arbeit und ohne Einkommen, angefangen haben, Gemeinschaftsgärten anzulegen, um sich selbst zu versorgen.
Die Verwüstung, die der Kapitalismus zurückgelassen hat, als die Autoindustrie in Billiglohnländer abzog, hat Menschen dazu genötigt, entweder Opfer zu bleiben und zu verelenden oder ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
Der Zusammenbruch wird auch hier kommen, davon bin ich überzeugt. Das wäre dann der dunkelste Augenblick der Nacht. Ich werde ihn begrüßen, denn dann kann/muss etwas Neues entstehen. Wir haben es in der Hand.
Wir sind, wenn wir wollen, die Imago-Zellen, die die Verwandlung auslösen!
Am Mittwoch gegen 5:00 ist bei klarem Wetter im Nordosten zu beobachten, wie die Venus vor der Sonne entlang wandert - ein Venus-Transit. Ute Schiran wird dieses Ereignis mit einigen der Frauen, mit denen ich ihre Unterweisungen genossen habe, in Portugal würdigen.
Ich werde das in meiner Landschaft machen.
Nicht vergessen: nur mit geschützten Augen in die Sonne schauen!

Marie-Luise - 4. Jun, 23:35