Strom

Daß Sigmar Gabriel die Energiewende drosselt, wundert mich gar nicht. Hannelore Kraft aus NRW hat ja schon Vorarbeit geleistet nach dem Motto: Ökostrom nur, wenn's nicht zu teuer ist. Immer wird mit dem Geld argumentiert. Das scheint wirklich das Wichtigste im Leben zu sein.
Daß das nicht nachhaltig gedacht ist, müssten eigentlich auch alle wissen.
Daß die BürgerInnen etwas gegen die gigantischen Stromtrassen haben, die Elektrizität aus dem windigen Norden in den Süden transportieren sollen, kann ich nur zu gut verstehen. Auch ich möchte keine hässlichen Riesenmasten in meiner Nähe haben, die die Landschaft verschandeln, bei Nacht rot blinken und gigantische Mengen Elektrosmog verströmen. Und von Erdkabeln halte ich ebensowenig: aus den Augen, aus dem Sinn - aber der Elektrosmog bleibt und macht etwas mit den Organismen in der Erde.
Der grüne Umweltminister von Schleswig-Holstein, Habeck, sagt: Wer Ökostrom will, muss die Trassen in Kauf nehmen.
Ich glaube, das Problem fängt da an, wo wir denken, daß böser Atomstrom eins zu eins mit gutem Ökostrom ersetzt werden kann. Also im Grunde weiter machen wie bisher. Aber der angeblich gute Ökostrom (ja, ich beziehe auch welchen) wird auf durchaus fragwürdige Weise erzeugt: die Solarmodule für die Photovoltaikanlagen werden zumindest teilweise mit giftigen Substanzen hergestellt. Sind sie recycelbar? Was passiert mit den in ihnen enthaltenen Giftstoffen? Und um diese ziemlich hässlichen Anlagen aufzustellen, muss auch wieder Landschaft geopfert werden.
Windkrafträder? Auch keine feine Lösung: sie sind nicht schön, keiner weiß, was Offshore-Anlagen im Meer auf lange Sicht wirklich anrichten und mir persönlich tut es um jeden Vogel leid, der durch sie geshreddert wird.
Letztendlich scheint es wirklich darum zu gehen, daß wir ein gesundes Maß finden, also eine völlig veränderte Haltung gegenüber Konsum und Arbeit. Wenn ich des Nachts durch die Städte gehe oder fahre, kann ich nur staunen über die ungeheure Lichterflut. Welche Mengen Strom werden da rausgehauen, um ein Gebäude zu beleuchten, die Unmengen an Leuchtreklamen usw. Aber auch in den Haushalten der meisten Leute wird verschwendet, was das Zeug hält. Warum muss in jedem Zimmer große Festbeleuchtung sein? Warum immer noch mehr und mehr elektrische Haushaltsgeräte?
In der letzen Oya gab es dazu einen Artikel. Ich habe mich gefreut, weil dort einige der handbetriebenen Maschinchen vorgestellt wurden, die ich schon lange in Gebrauch habe: die Kaffeemühle für meinen Espresso, die flotte Lotte fürs Pürieren von Gemüse (schmeckt zudem noch deutlich besser als mit dem Pürierstab zubereitet), der Handrührquirl zum Sahneschlagen (geht exakt genauso schnell wie mit dem elektrischen Quirl).
Als mein Sohn vier wurde, hielten wir uns gerade in Ligurien auf. Es gab keinen Elektroquirl in unserem Quartier. Aber ich hatte das Bild meiner Oma vor Augen, die Kuchenteig mit einem Holzlöffel anrührte. Ich bin noch nie so stolz auf einen selbst gemachten Geburtstagskuchen gewesen wie damals.
In dem Maße, in dem die Haushalte elektrifiziert wurden, hat sich übrigens auch ein Bedarf für Fitnessstudios ergeben. Kein Scherz! Und daß es heute viel mehr übergewichtige Menschen als in meiner Jugend gibt, hat sicher auch damit zu tun, daß im Alltagsleben immer weniger Muskelkraft eingesetzt wird.
In Münster habe ich noch in Wohnungen mit einer Speisekammer gewohnt. Das ist eine feine und übersichtliche Sache und die Lüftschlitze in der Außenwand sorgen für eine gute Temperatur. Ich würde gern auf meinen Kühlschrank verzichten, aber meine bisherigen Experimente, Lebensmittel draußen zu lagern, waren nicht befriedigend.
Eine Spülmaschine brauche ich nicht. Allerdings würde ich für den Fall, daß ich noch mal mit einem anderen Menschen zusammenleben sollte, mir das vielleicht anders überlegen: ich bin auf keinen Fall mehr bereit, mir das laute Genörgel über den täglichen Abwasch anzuhören.
Die Behauptung, daß Spülmaschinen ökologischer sind als der tägliche Abwasch, bezweifle ich. Der direkte Verbrauch an Wasser und Energie mag geringer sein, aber was ist mit der Herstellung der Maschinen, der Gewinnung der notwendigen Rohstoffe, den Verpackungen, dem Transport...?
Na ja, zugegeben finde ich eine Waschmaschine ziemlich praktisch und auf Laptop und Drucker möchte ich auch nicht verzichten, ebenso wenig auf Telefon und Musikanlage.
Unterm Strich komme ich wieder zu der alten Frage: Was ist wirklich wichtig? Wie will ich leben? Was brauche ich für ein gutes Leben?
Und irgendeine teuflische kleine Stimme in mir sagt, daß uns bald gar keine Wahl mehr bleiben wird.

Marie-Luise - 9. Feb, 23:02
fräulein h. (Gast) - 23. Feb, 04:19
Liebe Marie-Luise
ich mag dein blog - inhaltlichlich -
und überhaupt.. !
nachts brennen bei mir meist immer kerzen anstatt lampen,
sparsam aber auch beruhigender für die sinne.
sinnliche grüße in die nacht
vom fräulein h.
hihi .. mein verzerrt angezeigte wort
mag ich auch
*sound* :)
ich mag dein blog - inhaltlichlich -
und überhaupt.. !
nachts brennen bei mir meist immer kerzen anstatt lampen,
sparsam aber auch beruhigender für die sinne.
sinnliche grüße in die nacht
vom fräulein h.
hihi .. mein verzerrt angezeigte wort
mag ich auch
*sound* :)
Gudrun