Montag, 30. August 2010

Kongress Chaos-Schöpfung-Evolution

Schnitterin-2010-047
Am Samstag fuhren Markus, ein Arzt aus der Klinik und ich zum von Calumed e.V. organisierten Kongress in die Lüneburger Heide. Unser Supervisor hatte uns darauf hingewiesen. Vielen Dank, Herr Erbskorn!
Das war interessant: der Astrophysiker Achim Goeres hielt einen spannenden Vortrag zum Thema Chaosforschung, die eigentlich "Erforschung nicht-linearer Prozesse" heißen müßte, weil man das Chaos ja nicht direkt erforschen kann. Wie offensichtlich ganz viele Menschen bin ich von diesem Thema seit Beginn der neunziger Jahre fasziniert. Vieles aus dem Vortrag war mir bereits bekannt, aber Prof. Goeres hatte eine herzerwärmende Art, darüber zu referieren. Die Quintessenz für mich ist: alle Prozesse werden irgendwann chaotisch, und aus dem Chaos entsteht auch wieder Ordnung. Chaotische Prozesse sind Transformationsprozesse, durch die eineR sich getragen fühlen kann oder die eineR bekämpfen kann. Letzteres macht die ganze Sache schwer erträglich. Wie auch immer: ohne Chaos kann nichts Neues entstehen.
Ich hatte dann die Gelegenheit, das Beispiel mit der Raupe, die sich im Kokon auflöst und von einer formlosen Masse in einen Schmetterling verwandelt, den zweihundert Anwesenden zu erzählen. Diese Geschichte macht nicht nur mich glücklich, habe ich in den Pausengesprächen erfahren.
Martin Bojowald, ein junger Physikprofessor, erzählte etwas über die Ausdehnung des Universums, über schwarze Materie und schwarze Energie. Von ihm erfuhr ich, daß wir nur 5 % Wissen über das Universum haben und daß wir uns darin befinden wie der Embryo in der Gebärmutter. Das entspricht meiner Vorstellung, daß wir im Universum aufgehoben sind wie eine Zelle in einem gigantischen Organismus.
Ich erfuhr auch, daß es nach neuen Erkenntnissen keinen Urknall gegeben hat und daß einiges dafür spricht, daß das Universum pulsiert, also sich immer wieder verdichtet und dann wieder ausdehnt. Und schwarze Löcher verschlucken zwar die sie umgebenden Objekte, aber über kurz oder lang werden sie sie wohl auch wieder freigeben, in welchen Zustand auch immer. Ich stelle mir das so vor: das lebendige Universum atmet, und es frisst und verdaut.
Nachmittags sprach dann Bernd Senf, ehemaliger Professor für Volkswirtschaftslehre aus Berlin. Auf ihn war ich besonders gespannt. Ich habe vor vielen Jahren sein Buch "Die Wiederentdeckung des Lebendigen" gelesen, in dem er sich mit der Lebensenergie befasst. Das war auch auf dem Kongress sein Thema. Ich fand es schön, ihn zu erleben: ein feingliedriger alter Mann mit ausdrucksvoller Körpersprache, der vortragend mehrere Stellwände mit Zeichnungen von Strudeln und Wirbeln bedeckte. (Sogar Markus, der ja quasi mit Power Point-Präsentationen aufgewachsen ist, war sehr angetan von dieser eigentlich altmodischen Art des Referierens).Er sprach besonders über die Forschungen von Wilhelm Reich und die Angst patriarchaler Systeme vor dem Lebendigen. Er malte Wellen und Spiralen auf, die ich aus den Büchern von Marija Gimbutas kenne, und interpretierte sie als bildlich dargestellte Lebensenergie.
Nach dem Mittagessen machte ich einen kleinen Gang durch die Felder. Bernd Senf kam mir mit seiner Gefährtin entgegen. Die beiden gingen Hand in Hand, ohne zu sprechen, und es war eine Aura von Innigkeit um sie herum, daß ich gar nicht anders konnte, als sie anzulächeln. Sie lächelten zurück. Dieses Erlebnis hat mich den ganzen Tag erfreut.
Diese Gedanken über den Sinn von Frau-Mann-Beziehungen (betrifft genauso Frau-Frau- oder Mann-Mann-Beziehungen), die ich mir so häufig mache, sind ziemlich hinfällig angesichts des immer wieder sichtbaren Phänomens der Liebe, der Sehnsucht nach dem anderen Menschen, dieser Anziehungkraft, die plötzlich da ist und nicht geplant werden kann.
Der ganze Tag war also sehr schön und rund.

Jetzt kuriere ich meine Erkältung mit Huflattich-Tee und frühem Ins-Bett-Gehen aus.
Janett (Gast) - 31. Aug, 19:29

oh wie schöööön

Liebe Marie-Luise,

was für ein Foto so fantastisch schööööön beim betrachten überkommt mich die Sehnsucht mich da rein fallen zu lassen wirklich schön. Das mit dem Chaos finde ich auch schön und es behruigt mich zu Wissen das immer wieder eine Ordnung entsteht Danke das du mich hier in deinem Blog teilhaben läßt an den Ereignissen
Liebe Grüße und weiterhin gute Besserrung bei mir wirds seit heute besser Herzlichst Janett

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