Mittwoch, 11. August 2010

Was Hitze bewirkt

Schnitterin-2010-007
Mit Interesse lese ich, was meine Freundin Astrid über ihre neue Heimat Tamera in Portugal schreibt (http://frauenstolz.blogspot.com/). Besonders anregend finde ich ihre Gedanken über die Hitze und wie Menschen damit umgehen, die es gewohnt sind, irgendetwas zu tun. Und das geht eben nicht oder nicht lange gut. Ich kenne es aus Griechenland, hab es gerade eben in Italien erlebt: in den Stunden der größten Hitze steht das Leben still. Mensch und Tier suchen den Schatten auf. Es wird nichts getan. Nur so verrückte Nordländer wie ich rennen mit einer 20 kg schweren Reisetasche durch irgendein verschlafenes Kaff in der Toskana auf der Suche nach einem Menschen, der einer sagen kann, wo der Bus abfährt. Oder meinen, es müßte etwas Wichtiges getan werden, während alle Welt sich irgendwo im Schatten räkelt.
Als Kind habe ich gelernt, daß die Afrikaner deshalb so sehr hungern, weil sie 1. in einem sehr heißen und trockenen Land leben, wo nicht Essbares wächst und sie 2. lieber in der Sonne rumliegen statt zu arbeiten. Deshalb gäbe es ja auch Entwicklungshelfer, die den Afrikanern zeigen, wie man arbeitet.
Wohin viel Arbeit führt, sehen wir ja: es werden unendlich viele unnötige Sachen produziert, die dann natürlich auch verkauft werden müssen, an Leute, die selbst den ganzen Tag arbeiten, damit sie sich diese Sachen leisten können.
Von Sammler- und Jägervölkern wissen wir hingegen, daß sie pro Tag etwas drei bis vier Stunden für ihren unmittelbaren Lebensunterhalt arbeiten. Den Rest der Zeit verbringen sie mit Ruhen, Lachen, Tanzen, Geselligkeit, Feiern, Träumen. Schwer vorstellbar, oder? Aber der Vorteil dieser Lebensweise: sie brauchen keine Atomkraftwerke, keine Autos, keine Fernseher, keine Psychiatrien, kein H & M, kein Aldi und was unsere Zuvielisation sonst noch für Errungenschaften hervorgebracht hat. Sie bohren dementsprechend auch keine Löcher in den Grund der Tiefsee, verursachen kein massenhaftes Sterben von Seevögeln und Fischen und führen auch keine Kriege.
Und was hat das alles mit Hitze zu tun? Vielleicht haben wir weißen westlichen Nordeuropäer ja deshalb den Kapitalismus erfunden, weil uns die Hitze als Regulativ fehlt. Das kann sich natürlich im Rahmen des Klimawandels rasch ändern.
Sabine (Gast) - 12. Aug, 21:23

Danke für den Hinweis auf diesen Blog und die Vernetzung von...ich finde nicht das richtige Wort vllt "Auf-brüchen"? Ich lese vom "Verlust der Wahrheiten" und spüre selbst in einen noch nicht faßbaren Prozess zusein. Manchmal freudig, oft noch ängstlich und noch öfters verwirrt über so vieles was sich mir enthüllt. Was damit tun? Wie geht es weiter? Weiter-sehen.

zurück

Aktuelle Beiträge

Ich ziehe um
https://hollesgarten.wordp ress.com/
Marie-Luise - 10. Mär, 12:06
Immer die gleiche Geschichte
Vorletztes Wochenende war ich mit I. in Flensburg....
Marie-Luise - 9. Mär, 23:24
Kummer
Meine liebe kleine Skadi ist tot. Sie ist nur drei...
Marie-Luise - 20. Feb, 21:12
Fluss
Ich hatte mir den Sonntag frei getauscht, um zum De...
Marie-Luise - 6. Feb, 17:01
Marienkirche
Am Sonntag besuchte mich M. und ich zeigte ihr unseren...
Marie-Luise - 31. Jan, 01:35

Suche

 


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren