Begegnungen

Gestern abend durfte ich wieder bei den Nachbarn Fußball sehen. Die Spanier haben den Sieg verdient. Ein bißchen enttäuscht war ich dann doch, denn das schöne Spiel gegen Argentinien hatte Hoffnung auf einen weiteren Sieg geweckt. Ich bin über mich selbst erstaunt, habe ich mich doch den größten Teil meines Lebens so ganz und gar nicht mit dem Deutschen identifizieren können. Eine Patriotin bin ich allerdings nach wie vor nicht, wie denn auch: mein Land kann nie ein Vaterland sein. Ich bin eher Lokal-Matriotin.
Im Traum verpasste ich meinen Flug nach Rom, weil ich endlos durch irgendwelche Gebäude irrte. Ich traf stattdessen J., der gezeichnet von einer schweren Krankheit war und erschreckend aussah.
Träumen ist in meinen Augen ein großes Aufräumen der Seele. Wenn ich ausschlafen kann, träume ich besonders viel. Manchmal sehe ich im Traum auch, was tatsächlich mit mir verbundenen Menschen geschieht.
Als ich aufwachte, war meine Erleichterung groß, daß mein Flugzeug erst übermorgen startet.
Vor wenigen Tagen besuchte ich mitten in der Nacht meine Lieblingsbuche im Wald. Es ist ja immer noch einigermaßen hell um Mitternacht. Während ich still am Stamm lehnte, hörte ich sich nähernde Schritte auf dem Waldboden. Das war unheimlich. Eine Damhirschkuh ging in etwa zwei Meter Entfernung ganz gemächlich an mir vorbei, ohne mich wahrzunehmen. Dann flog lautlos eine Eule durch mein Gesichtsfeld und landete auf dem Ast vor meinen Augen, so daß ich in Ruhe ihre bussardgroße Silhouette ansehen konnte.
Mein Bilsenkraut blüht jetzt sehr schön. Auch sonst wird mein Garten immer bunter. Heute hat mich der Nachbarjunge in die Bedienung des Rasenmähers eingewiesen. In Kükelühn habe ich das Rasenmähen immer J. überlassen, weil ich fand, daß ich genug in Haus und Garten tat. Es war eine fast meditative Beschäftigung, nachdem ich den Bogen raus hatte, wie ich am besten die schon sehr hoch bewachsene Wiese mähen konnte. Jetzt darf erst mal wieder alles ein paar Wochen wachsen, damit Bienen, Hummeln und Schmetterlinge wieder von Klee und wilden Malven naschen können.

Marie-Luise - 8. Jul, 22:38
wieviel freude es macht, dein blog zu lesen! mit dem gedanken, die welt an meinen philosophischen erguessen teilhaben zu lassen, habe ich ja auch immer mal wieder gespielt. und obwohl ich es oft niedlich finde, wenn leute ihr 'tagebuch' ins netz stellen, so sehr stelle ich fest, dass ich keine davon sein moechte, und auch nur begrenzt interesse habe, soclhe blogs zu lesen. umgekehrt habe ich auch derzeit nicht das gefuehl, sinnvolleres (sic) schreiben zu koennen als eben tagebuchaehnliche eintraege, in denen ich die welt ueber meine tageslaune aufklaeren wuerde.
umso schoener ist es, dass du es schaffst, einerseits die welt an deinen gedanken und gefuehlen teilhaben zu lassen, und gleichzeitig ueber blosses "ich teil euch meine laune mit" hinausgehst, indem du deine persoenliche welt in einen groesseren zusammenhang setzt.
besonders deine gedanken zum thema mangel finde ich erfrischend bis lehrreich, auch, wenn ich selbst da (noch) nicht so ausgeruht und entspannt daherkomme. ;)
aber ich kenne dich ja nun ein ganzes weilchen, und weiss, dass du auch nicht immer so entspannt warst, und das - klingt jetzt schwuelstig, aber das aendert nix dran, dass es stimmt - macht ja hoffnung. :)
ab und an sehe ich dich dadurch wieder wirklich an (vgl. blogeintrag zum alten ehepaar), und das ist schoen und spannend.
es gruesst herzlich
die tochter