Dienstag, 8. Juni 2010

Grenzenloses Zusammenleben

Walpurgis-2010-083
Liebe Sabine,
deine Anregung, doppelt soviel zu pflanzen, entspricht meinem Denken. Und auch ich habe in den vielen Jahren, die ich mich mit Gartenarbeit befasse, erkannt, daß Schnecken vor allem schwache Pflanzen fressen. Sie sind das Räumkommando im Garten und haben im großen Gefüge ihre Aufgabe. Ich gibt mir zu denken, daß die spanische Nacktschnecke sich hier so rasant ausbreitet, seit wir immer mehr Obst und Gemüse aus Spanien, dem Land der monströsen Monokulturen, beziehen. Könnte es sein, daß dieses unbeliebte Tier in Wirklichkeit ein großer Regulierer ist?

Liebe Astrid,
mit den Grenzen bin ich in diesem Fall nicht einverstanden. Ich will versuchen, das zu erklären: Ich sehe einen Unterschied zwischen meinem Kind und den Pflanzen im Garten. Wenn eine Pflanze auf dem Platz, auf dem ich lebe, nicht überleben kann, dann gibt das mir Stoff zum Nachdenken. Als ich anfing, den Garten hier zu kultivieren, habe ich mir vorgenommen, nicht nur meine Bedürfnisse mit ihm zu erfüllen, sondern eine Wahrnehmung für die Bedürfnisse dieses Flecken Erde zu entwickeln: was will der Garten, was wollen die Tiere, wie können wir zusammen leben? Wenn Kalle meinen Thymian frisst, kann ich mich z.B. fragen: mein Thymian? Gehört er wirklich mir? Klare Antwort: Nein!
In der freien Natur ist das in der Regel kein Problem: Pflanzen werden gefressen, andere bleiben stehen. Ausgerottet wird keine auf diese Weise. Es ist genug für alle da: die Fülle eben.
Wann werden Tiere zum Problem (für uns Menschen, wohlgemerkt)? In Monokulturen, deshalb werden die ja in der Regel auch wie blöde mit Gift besprüht. Warum Kalle sich gerade jetzt über meine Kräuter her macht, wurde mir heute morgen klar: ich sah Kalle auf dem Stückchen Vorgarten, das ich noch nicht umgegraben hatte. Da fraß er mit Hingabe die wilden Pflanzen. Ein großer Teil meines Gartens wurde vor zwei Tagen mit meiner Zustimmung vom Nachbarjungen gemäht. Ich war froh, daß er mir diese Aufgabe freiwillig abnahm und habe dabei nicht bedacht, wie gründlich er alles Wilde tilgen würde. Er hat sogar eine meiner Beifußpflanzen abgemäht. Natürlich hat er es gut gemeint.
Was lernt eine daraus? Nächstes Mal selber den Rasen mähen und wilde Ecken lassen.
Übrigens können sich Kaninchen in Nullkommanix unter einem Zaun durchbuddeln.
Ach nee, dieses Grenzenziehen im Garten, das habe ich lange genug praktiziert. Es ist anstrengend und bringt nur begrenzt das gewünschte Resultat.
Ich bin bereit, etwas Neues zu lernen.

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