Samstag, 8. Mai 2010

Kurztrip nach Münster

Walpurgis-2010-018
Ich war für zwei Tage in Münster, diesmal mit dem Auto, um Staubsauger und Wäscheständer bei der Tochter abzuliefern und ein neues Regal und eine alte Petroleumlampe bei meinen Eltern einzuladen. Meine Eltern scheinen sich ganz gut mit ihrer neuen Wohnung arrangiert zu haben, was mich freut als eine, die gern Wurzeln schlägt an einem Platz, der mit mir korrespondiert.
Auch Münster war ja lange so ein Ort und da vor allem die Schützenstraße, in der ich elf Jahre mit Katharina gelebt und mich wohl gefühlt habe.
Bei Regen machte ich meine Gänge in Münster, kaufte auf dem Öko-Markt auf dem Domplatz ein, zündete im Dom eine Kerze für die heilige Barbara an und stellte mal wieder fest, daß es immer noch diese Resonanz zwischen mir und dieser Stadt gibt, in der ich 1972 nach meinem Abi nur übergangsweise wohnen wollte. Und dann wurden 26 Jahre daraus.
Bei Katharina bewunderte ich die Katze für ihre Fähigkeit zur Entspannung und zum Sofort-da-Sein, wenn es so etwas Interessantes wie eine Amsel vor dem Fenster gibt.

Astrid erwähnt ein Buch, das ich noch nicht kenne. Es klingt vielversprechend. Vor vielen Jahren habe ich das Buch "Der Ruf der Rose" von Dagny und Imre Kerner gelesen. Das handelt auch von Pflanzen und ihren Kommunikationswegen, sehr empfehlenswert.
Was Astrid zum Thema Wildnis schreibt, kann ich nur unterstützen: Auch ich habe in jedem meiner Gärten wilde Flecken zugelassen, was bei einigen Nachbarn akute Mißempfindungen hervorgerufen hat. Unser Münsteraner Gartennachbar griff dann sogar in unserer Abwesenheit zur Selbsthilfe: er sprühte Gift in unseren Garten, und eines Tages mähte er mit seinem Rasenmäher Bahnen in das hohe Gras. Wir hatten eine Menge Ärger miteinander, und ich bin froh, daß ich ihn los bin.
Das Wilde ist ein interessantes Thema: was bedeutet zum Beispiel, der inneren Wildnis wieder Raum zu geben? Welche Angewohnheiten müssten dann wohl fallen?
Walpurgis-2010-015
Alchemilla - 8. Mai, 21:17

Münster

Ach, ich habe von 1996 - 2000 vier wundervolle Jahre in Münster gelebt, in Erinnerung schwelg.

LG aus Berlin
Alchemilla

Astrid (Gast) - 11. Mai, 09:04

Verwildern

Liebe Marie-Luise,
die "innere Wildnis" ist ja zuerst mal gar nicht (mehr) so ohne weiteres vorhanden. 6000 Jahre Patriarchat - das eine wohl auch "Kontrolligarchat" nennen könnte - hatten ja vor allem die Zerstörung des Wilden, dessen Kontrollier- und Beherrschbarkeit zum Ziel. Ich z. B. glaube, dass lange das sog. "Unterbewußtsein" Rückzugsort war, jedenfalls so lange, bis Männer wie Freud kamen und den patriarchalen Herrschaftsanspruch auch hierauf ausweiteten. Heute ist das "Unterbewußte" ebenso erforscht, kategorisiert und katalogisiert wie die einstmals existierenden "Wildnisse" auf diesem Planeten. Die einzig noch "wilden" Areale im Sinne des tatsächlich ungebändigten sind dann wohl die im Universum (zum Glück!).
Doch natürlich darf sich eine auch nicht täuschen: Nur weil wir glauben, wir hätten sie erforscht und gebändigt, ist das sicher nicht der wahre Fall. Die Ereignisse der letzten Monate haben uns das ja doch sinnfällig vor UAgen geführt.
Allerdings glaube ich, dass das eine Frage der Dimensionen ist: In der mesnchlichen Dimension ist das Wilde "gebändigt", in der kreatürlichen Dimension kann es das niemals sein, weil wir als Menschen hier zwau teil sind, aber nicht herrschenden Zugriff haben. Ich schreibe dies, weil ich diesen Unterschied für sehr bedeutsam halte.
Um auf ide "Auswilderung" der mesnchlichen Seele und des menschlichen Wesens zurück zu kommen: Ist das für mich eben verbunden mit diesem Dimensionenwechsel: Solange wir in der rein mesnchlichen, also vom Menschen und seiner/ihrer Vorstellungskraft geschaffenen bleiben, ist der Prozess der Domestizierung (als Gegensatz zu Wild) unumkehrbar. Aber da, wo wir uns auf unsere kreatürliche Dimension beziehen - auf unsere Sinne, unseren Instinkt, unsere Träume, unsere Verbundenheit und Eingebundenheit - von dort aus kann das Wilde Kraft gewinnen udn sich langsam wieder auf das ganze ausweiten. Weil es hier niemals abhanden gekommen ist.

Im konkreten Leben heisst das für mich: Allen naheliegenden Angeboten zu wiederstehen, und sei es die Versprechung, wir könnten mit minimalen Veränderungen im Rahmen der verwendeten Technologien (jetzt dann "sauber" statt schmutzig) unseren "Lebensstandard" halten. Ein Beispiel: Um einen Energiespeicher für "saubere" Energien zu bauen, wird im Donautal gerade eines der letzten "wilden" Natur"reservate" zerstört. Mit der Begründung, dass in Deutschland eben alles schon so flächendeckend bebaut ist, dass nur noch die letzten naturreservate Platz genug für diese Energiespeicher bieten ...
WelchEr sagt uns denn eigentlich, dass Sonnenenergie "nachwachsend" ist? Haben wir schon mal überprüft, was es für unseren Planeten bedeutet, wenn irgendwann einmal 50% der Sonnenenergie von Kollektoren abgefangen wird? Und was es bedeutet, den Wind auszubremsen, weil wir riesige Windparks bauen, ganz zu schweigen von "Gezeitenkraftwerken", die den Meeresbewegungen Kraft abzapfen ..
Wildwuchs bedeutet, als Mensch einen Rück-Schritt zu tun: Abstand zu nehmen von dem, was wir uns angewöhnt haben als das Selbstverständliche.
Im Innenraum bedeutet das: mein Innenleben sich selbst leben lassen. Ohne den Wunsch und Versuch, dieses in bestimmte, und sei es noch so friedliche, kooperierende ... Richtungen zu zwingen.
An mir selber merke ich: ich werde mir selbst weniger selbst-verständlich. Ich agiere immer häufiger in einer Art udn Weise, die mir selbst fremd ist. Ich gehe mehr Tisiken ein und verlange weniger nach bestätigungen meiner Überzeugungen. Ich liebe das Allein-Sein und brauche unter Menschen weniger Platz ...
Und das ist sicher erst der Anfang. Wie sagt Ute Schiran in "Küstensaum der Zeit": Wir werden sicher auch durch den Wirbelsturm getötet, aber vielleicht ist es ein ganz anderes Sterben.
Liebe Grüße, Astrid

P.S.: Siegrun hat mich gestern auf den Göttinnenkongress eingeladen. ich komme nun doch auch (Juchhu) und werde dich dann sehen. Wann kommst du, und wo wirst du wohnen? Küsse, Ich

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