Ostara

Eine ereignisreiche Woche: am 20.3. haben wir zu fünft Ostara gefeiert. Am Abend kam meine Tochter und blieb für eine Woche. Meine Kollegen Markus und Anna kamen zu Besuch, und gemeinsam erkundeten wir die Gegend. Bei strahlendem Frühlingswetter fing ich mit der diesjährigen Gartenarbeit an: Brombeerranken zurückschneiden, Steine für meine Feuerstelle sammeln, trockenes Laub zusammenharken. Ein Kranich flog über das Haus, Bussarde zogen ihre gemächlichen Kreise, die Spatzen schafften Nistmaterial unter das Dach. Neulich las ich, daß mittlerweile Schwalben aus Hygienegründen nicht mehr in Kuhställen brüten dürfen. Da kann ich mich nur an den Kopf packen. Also, ihr lieben Rauchschwalben: in meinem Schuppen dürft ihr brüten!
Katharina machte sich auch nützlich, indem sie meine neue Schubkarre zusammenschraubte und die trockenen Brennesselstengel vom letzten Jahr auf den Kompost schaffte.
Wir saßen an der warmen Schuppenwand, tranken Kaffee und freuten uns des Lebens.
Dann kam Hanna, eine der niedersächsischen Goden zu Besuch.

So gut ich allein sein kann, so schön war es auch, eine Woche lang wieder meine Räume mit einer vertrauten Person zu teilen. Das entspricht meiner Vorstellung einer idealen Lebensform: einen Raum für mich allein zu haben und gleichzeitig die Möglichkeit zu Kontakt mit einem anderen Menschen. Dieses Zusammensein scheint mir mit Verwandten einfacher zu sein als mit Liebespartnern.
Mit Katharina hatte ich ein interessantes Gespräch über Faschismus: auch in der feministischen Bewegung gibt es faschistoide Tendenzen. Ich weiß, daß ich mich mit dieser Äußerung ziemlich weit aus dem Fenster lehne und höre schon die empörten Schreie. Faschismus sehe ich da, wo Menschen auf Grund ihrer Rasse, ihres Geschlechts, ihrer Glaubensrichtung zu Feinden erklärt werden. Ich möchte da wachsam sein.
Es ist zu einfach, Männer als die Urheber allen Übels zu sehen, auch wenn sie sich vielfach dafür anbieten. Es gibt diesen schönen Spruch: Wer mit dem Zeigefinger auf einen anderen zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selbst. Frauen sind nicht die besseren Menschen, und jahrtausendelange Opferexistenz ist kein automatisches Qualitätsmerkmal. Wenn wir den Karren aus dem Dreck ziehen wollen, können wir es nur gemeinsam tun. Und wir sitzen ja sowieso in einem Boot, ob wir das wollen oder nicht.
Marie-Luise - 28. Mär, 22:21
