Der große Wandel

Vor einigen Tagen sah ich die ersten Stare im Holunder vor meinem Küchenfenster. Später saß ein schwatzender Schwarm in der alten Eiche. Das Frühjahr ist also in Sicht. Langsam weichen auch die letzten Schneereste, und ich bin voll in der Gartenplanung. Spannend, weil es der erste Garten ist, den ich selbst anlege. Bisher hatte ich ja Gärten, in denen schon Bäume und Sträucher wuchsen. Hier gibt es bisher nur an zwei Seiten einen Knick.

Aus der Zeitschrift "Kurskontakte" (ich habe sie an dieser Stelle bereits erwähnt) ist die Zeitschrift "Oya" geworden. Die möchte ich meinen LeserInnen ans Herz legen. Ich mag sie nicht nur, weil sie mich mit ihrem Namen an die westafrikanische Göttin des Sturms, des Marktes und des Wandels erinnert, und der ich mich seit vielen Jahren sehr verbunden fühle. Sie befasst sich mit Themen, die mit dem großen Wandel zu tun haben, in dem wir uns befinden. Ich finde es einfach wunderbar, die Texte von Menschen zu lesen, die sich nicht scheuen, denkend mentale Grenzen zu überschreiten. Es gibt "Oya" im Zeitschriftenhandel, sie kann auch bestellt werden.
In einem der Beiträge schreibt der Herausgeber Johannes Heimrath, daß es bei seinem Projekt um "ein behutsames tastendes Sich-Einlassen geht" statt "um ein wissendes Umsetzen eines Plans".
Dieser Gedanke hat mich angesprochen. Ich glaube, daß dieses behutsam tastende Sich-Einlassen in allen Bereichen angebracht ist. Wir wissen nicht, wohin die Reise geht. Alles, was uns bisher fest und sicher erschien, löst sich auf oder wird zumindest deutlich sichtbar von Krisen geschüttelt: unser Wirtschaftssystem, unsere Formen des Zusammenlebens, die alten Bilder von männlicher und weiblicher Identität, unsere Rolle im Verhältnis zur Erde und zu unseren Mitlebewesen ...
Es hat eine Zeit gegeben, in der mich das extrem geängstigt hat. Mittlerweile bin ich glücklich, Teil des großen Wandels zu sein, den immer mehr Menschen spüren. Alte Strategien funktionieren nicht mehr: also möchte auch ich mich behutsam und tastend bewegen, im Bewußtsein, daß Fehler unvermeidlich sind und zum Lernen dazugehören. Ich möchte meinen Geist immer offener, immer weiter werden lassen, meine für mich und andere unangenehme Neigung zu schnellen Urteilen fallen lassen (Puh, das wird ein langwieriger Umgewöhnungsprozess!) und neugierig sein auf das, was kommt. Und ich vertraue darauf, daß ich wie schon in den letzen Jahren zur rechten Zeit weiß, welchen Schritt ich als nächstes gehen werde.
Marie-Luise - 14. Mär, 18:01

Was für ein schöner, behutsamer Text!