Geburtstag

Ich bin sechsundfünfzig Jahre alt geworden. Wenn ich das so schreibe, kommt mir das alt vor, aber ich fühle mich nicht so.
Ich habe niemanden eingeladen, habe nur die Glückwünsche per Telefon, Karte und Mail angenommen und mir ansonsten einen schönen Tag gemacht.
Der November ist ja ein sehr unbeliebter Monat, ich aber mag ihn. November ist die Zeit der Stürme, des Nebels, der Tiefe. Ein Lied von Ute Schiran passt dazu:
Geh und such den Stein zu finden,
geh und such dich zu ergründen,
in die Tiefe, in die Tiefe, in die Tiefe, Wanderin.
Heute morgen war der schwere Orkan vorbei, Frau Holles wilde Jagd hatte meine Altpapiertonne ausgeleert, so daß ich nach dem Aufstehen erst mal den Knick an der Grundstücksgrenze von nassem Papier befreite. Dabei hörte ich die Kraniche trompeten und freute mich darüber. Später sah ich ein Rabenpaar am Himmel miteinander tanzen und nahm es als Omen für das kommende Jahr.
Ich fuhr zum Markt nach Kiel, trank Cappucino in der Tragbar an der Holtenauer Straße und las den Spiegel.
Morgen früh fahre ich zum Godentreffen auf den Hohen Meißner, wo die Holle wohnt.
Marie-Luise - 19. Nov, 22:18
