Geschafft

Der Schnee ist schon wieder weg
Uff, geschafft! Katharinas Examensarbeit ist im Kasten.
Gestern abend, als wir telefonierten, schien sie an dem Punkt zu sein, wo nichts mehr ging, aber noch einiges zu schreiben war.
Panik scheint ein Feld zu erzeugen, dem eine sich schwer entgegenstellen kann. Ich versuchte, ihr Mut zu machen, schickte ihr diverse mal Reiki, zündete eine Kerze für sie an, die die ganze Nacht brannte. Aber ich konnte nicht schlafen, lag in meinem Bett, hörte dem Sturm zu und geriet in einen Gefühlszustand, den ich sehr lange nicht gehabt habe.
Meine Erste Hilfe-Maßnahme in Zeiten der Schlaflosigkeit wegen kreisender Gedanken ist das bewährte Yoga. Aber ich habe diese Woche soviel Yoga gemacht, ich wollte nicht mehr. Szenen aus meinem Leben als junge Frau tauchten auf: ich erlebte Verlassensein und Betrogenwerden noch einmal. Dann kam ein großer finsterer Zorn auf unser Bildungssystem, das soviel Angst und Druck erzeugt. Überhaupt scheint Angst das bestimmende Gefühl unserer sogenannten Kultur zu sein: Menschen mit Angst sind besonders gut auszubeuten und zu manipulieren.
Würde sie es schaffen?
Mir ist früher einige Male von Männern - Liebhabern und einem Therapeuten - gesagt worden, ich solle mich nicht so mit meiner Tochter identifizieren. Sie wußten nichts über die Beziehung Mutter - Kind. Vielleicht spielte auch Eifersucht und Konkurrenz eine Rolle. Wie auch immer: es gibt da eine sehr starke Verbindung, die ist nicht zu kappen und warum denn auch? Wir sind uns sehr ähnlich, nicht nur äußerlich. Im Übrigen habe ich auch schon mit meinem Sohn mit gelitten, wenn er Liebeskummer hatte.
Ich bat meine Helferwesen aus den anderen Ebenen um Hilfe. Um halb fünf stand ich schließlich auf, pusselte in der Wohnung herum, ging mit einer Tasse Kaffee in den Holzschuppen und sah in die stürmische Dunkelheit hinaus. Dann kam eine Art von Frieden: ich hatte alles getan, was ich konnte. Ich habe keinen Einfluss mehr auf das, was geschieht. Alles Weitere muss ich ganz ihr überlassen.
Einige Stunden später rief sie an und berichtete, daß sie nach ein paar Stunden Schlaf doch noch in den Flow gekommen sei.
D., der ich von meinem unerwarteten Gefühlszustand erzählte, kennt das: sie hat zwei erwachsene Söhne und hat auch mit ihnen schon mitgefiebert.
Schön war, wie sehr Katharina unterstützt worden ist: von ihrem Freund, ihren WG-Leuten, Freundinnen, Arbeitskolleginnen, einem Freund aus Bonn, der wie ich Korrektur gelesen hat. Das hat mich sehr berührt.
Marie-Luise - 15. Dez, 20:14
Schools out for ever!
Inzwischen exportieren wir dieses Bildungssystem ja in alle Welt - und spenden feierlich jedes Weihnachten für die "ungebildeten" tibetischen Mädchen. damit sie auch zur Uni gehen können und eine "Chance" im globalen Wettlauf auf den ersten Herzinfarkt haben.
Was ist mit dem Traumwissen? Den Gesängen der Niere und der Alpen? Dem Tanz zu Ehren der heiligen Mutter? Dem Wissen um das rechte Geben und Nehmen zwischen allen Geschöpfen? Wie man ein Seil seilert, einen Krug töpfert, ein Haus aus dem baut, was einEr vorfindet?
Brauchen wir nicht?
Nun, ich kann sagen: Alles, was mir heute wirklich wissenswert erscheint, habe ich vom Leben selbst und durch mich durch gelernt. Und vielleicht erlebe ich ja noch den Zusammenbruch dieses Bildungssystems. kann ich nur hoffen!
Und hier noch der Link:
http://faszinationmensch.wordpress.com/2011/06/12/warum-schuler-unsinnig-buffeln-mussen-brief-eines-vaters-an-seine-tochter-zur-erklarung/
:)
@astrid: jajaja! ich kringel mich immer mal innerlich, weil mir auffaellt, wie dreifach ironisch es ist, dass ich als potentielle lehrerin immer noch oft (nicht immer, gluecklicherweise, eine hat gelernt) einen so mordmaessigen druck habe.
ich hoffe, das kann mir und den leuten, mit denen ich zu tun haben werde, helfen. verstaendnis und so.
fuehlt euch gerherzt, ihr tollen frauen mit eurem idealismus, eurer hoffnung und eurer energie!
(heissa, ich glaube, langsam kicken die glueckshormone nach der abgabe ein!)