Donnerstag, 5. Dezember 2013

Der nächste Orkan

Allerheiligen-2013-040
Mit großem Tamtam wurde Orkan Xaver angekündigt: er solle die schlimmste Sturmflut seit 1962 bringen. Ein Freund sagte, die Wetterdienste haben immer feinere Messgeräte und die Vorhersagen werden immer hysterischer. Er muss es wissen, hat er doch jahrzehntelang bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion an verschiedenen Orten gearbeitet.
Als ich heute Morgen im Radio hörte, daß die Weihnachtsmärkte im Norden angewiesen wurden, zu schließen, beeilte ich mich dann doch ein wenig mit meiner Fahrt zum Markt. Nutzte aber wenig, weil die meisten Stände schon abgebaut waren, als ich ankam. Anweisung vom Ordnungsamt, sagte mein Käsemann. Immerhin bekam ich noch zwei Flaschen Milch am Demeterstand, der auch schon geschlossen war. Bezahlen muss ich erst nächste Woche.
Wenn schon nicht Markt, dann wenigstens Milchkaffee im Blé noir. Dort saßen nur zwei Frauen. So leer habe ich es noch nie erlebt. Plötzlich konnte ich mich selbst dabei beobachten, wie ich anfing, mir Sorgen zu machen: wäre es vielleicht doch vernünftig, jetzt sofort nach Hause zu fahren? Ich blieb in Mantel und Schal stehen und dachte nach. Die Hektik meiner Umwelt in Erwartung eines katastophalen Ereignisses hatte plötzlich auch mich erfasst. Nach einigen Momenten zog ich den Mantel aus, holte mir die Süddeutsche Zeitung und setzte mich hin. Während ich meinen Kaffee trank, sah ich zu, wie draußen die Weihnachtsdeko abgehängt und Tische und Stühle reingeräumt wurden.
Draußen stand noch ein einsamer Marktwagen: der Bio-Bäcker. Den Verkäufer kenne ich noch aus Ostholstein, H. die Frohnatur, der gern Französisch spricht und immer gute Laune hat. Wir erzählten uns gegenseitig, wie gern wir Sturm haben. "Wir nehmen es mit Gelassenheit", sagte er.
Gelassen. Das ist auch eins von den Wörtern, die ich gern habe. In Gelassen-Sein ist das Lassen enthalten. Gelassenheit ist eine gute Haltung gegenüber dem, was wir nicht im Griff haben, und da gibt's ja so einiges.
Jetzt sitze ich ganz gemütlich zu Hause, höre dem Tosen des Sturms zu, habe ein schönes Feuerchen im Ofen und lese Stephen Buhner.
Er zitiert einen Salish-Älteren:

Wenn du die christliche Bibel nimmst und Wind und Regen aussetzt, wird das Papier mit all den gedruckten Worten schnell hin sein. Unsere Bibel ist Wind und Regen.

Ha! Großartig! Passt gut zum Wetter.
Allerheiligen-2013-013
rosmarin - 5. Dez, 20:48

:-).... und ich hoffe, dass unser haus auf der insel nächste woche noch ein dach hat

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