Samstag, 14. September 2013

Altweibersommer

Schnitterin-2013-040
Heute morgen um kurz vor sechs, als ich gerade dabei war aufzustehen, ging das Licht meiner Nachttischlampe aus. Ich wollte eine neue Glühbirne holen, musste aber feststellen, daß im ganzen Haus kein Strom war. Es lag nicht an der Sicherung. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir: das ganze Dorf schien ohne Strom zu sein. Ich legte mich wieder ins Bett, ich konnte mir ja noch nicht mal einen Tee kochen. In der halben Stunde, bis der Strom wieder kam, dachte ich über unsere totale Abhängigkeit von Elektrizität nach.
Bei meiner mitternächtlichen Runde durch den Garten, sah ich das grelle Scheinwerferlicht eines Treckers mit weit ausgefahrenen Giftspritzarmen über das große Rapsfeld jenseits der Gartengrenze leuchten. Sie legen jetzt immer häufiger Nachtschichten für ihre Spritzaktionen ein.
Liebe Landlust-LeserInnen: das ist die übliche Landidylle. Chemische Kriegsführung gegen die kleinen Völker der Insekten und Mikroorganismen.
In den 90er Jahren suchte ich einen Ort fernab der Brutalitäten der globalen Wirtschaft (wozu ja auch die Agrarindustrie gehört). Dann begann ich zu begreifen, daß es diesen Ort auf unserer Planetin nicht mehr gibt, was mich zunächst in eine tiefe Niedergeschlagenheit stürzte.
In den letzten Jahren sind in meinem persönlichen Umfeld erschreckend viele Freundinnen und Kolleginnen an Krebs erkrankt, einige sind gestorben. Auch von anderen höre ich Ähnliches. Mir erscheint es logisch: in dem Maße, wie die Erde vergiftet wird, werden auch die weiblichen Körper (natürlich auch männliche) vergiftet.
Immer wieder beschäftigt mich die Frage, wann die Menschen angefangen haben, die Erde und andere Lebewesen auszubeuten.
In diesem Zusammenhang finde ich einen Film interessant: Ihr findet ihn unter www.ourgeneration.org.au. Es ist ein Dokumentarfilm über die desolate Lebenssituation der australischen Aborigines. Das Besondere an den First Peoples, wie sie sich selbst nennen: sie leben seit ca. 60.000 Jahren als JägerInnen und SammlerInnen (heute nur noch eingeschränkt, da die weiße Kultur ihnen diese Möglichkeit mehr und mehr nimmt). Diese Lebensform war auch mal unsere.
Sehr wahr fand ich den Satz eines Aboriginals: "Das Land besitzt uns."
Wenn diese Tatsache in unser weißes Master Race-Bewusstsein vordringt, wird sich alles verändern.
Schnitterin-2013-038
Inmitten von diesem Irrsinn gibt es auch Grund für Freude: der heutige Kräuterkurs ist einer davon. In gewisser Weise sind diese Kurse subversive Aktionen: die Liebe zur freien Natur wächst, indem wir uns in ihr bewegen und als einen Teil von ihr begreifen.
karin Walter (Gast) - 16. Sep, 08:10

liebe holle,
wir verdrängen ja immer wie zerbrechlich unsere zivilisation ist, es funktioniert ja alles . eine sturm, erdbeben oder eine überschwemmung der strom ist weg - alles bricht zusammen. bin immer fasziniert davon wie sehr in der gesellschaft daran festgehalten wird dass der tägliche trott weitergeht - im winter immer wieder gut zu beobachten - die strassen sind komplett vereist - egal das ist kein hinderungsgrund pünktlich bei der arbeit zu sein , da hab ich immer lust artgerechte haltung für menschen zu fordern :-)
liebe grüße
karin

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