Auflösung

Dieser Sommer setzt alte Regeln außer Kraft. Meine lange Jahre zuverlässige Wetterregel (die mit den Eschen und Eichen) hat dieses Mal versagt. Denn statt Regen haben wir seit Wochen eine Hitze, wie ich sie bisher nur aus Italien und Griechenland gekannt habe.
Das führt dazu, daß ich meine alten Routinen aufgeben muss: entgegen meiner sonstigen emsigen Art sitze ich faul im Garten, solange ich dort ein schattiges Plätzchen finde, lese und schaue in die Landschaft. Garten- und Hausarbeit bleiben weitgehend liegen. Gestern mähte ich mal in einer nicht ganz so heißen Phase ein Stück der Wiese mit meinem schnuckeligen mechanischen Rasenmäher, dann hatte es sich aber auch schon wieder mit der körperlichen Arbeit.
Seit meinem Rhön-Trip im Mai habe ich die Liste meiner Verpflchtungen (wovon die meisten Selbst-Verpflichtungen sind) sehr stark zusammengestrichen. Es war mir klar geworden, daß ich zuviel mache.
Offensichtlich war der richtige Zeitpunkt für eine so einschneidende Veränderung, denn plötzlich hatte ich Zeit, soviel wie schon seit Jahren nicht mehr. Ein neuer Raum öffnete sich: der ist erst mal ziemlich leer und das Bewegen darin ganz ungewohnt. Jetzt kann ich entscheiden: worauf habe ich wirklich Lust?
Gleichzeitig fangen alte Glaubenssätze und Gewissheiten an zu bröckeln. Da passt es dann auch, daß die alten Wetterregeln nicht mehr stimmen.
Auch die Jahreskreisfeste wollte ich nicht mehr nach dem alten Schema feiern: wir experimentieren jetzt und lassen das Ritual an dem Tag entstehen, an dem wir uns treffen. Das gefällt mir: es atmet einen Duft von Freiheit.
Auch die derzeitigen Planetentransite spiegeln meine aktuelle Phase wieder: es fühlt sich an, als werde ich geschliffen wie ein Kieselstein in der Brandung. Das ist nicht immer angenehm und bringt alte Reaktionsmuster hoch. Aber immer wieder, auch in den ungemütlichsten Phasen, gelingt es mir früher oder später tief durchzuatmen und mir selbst zu sagen: ich bin gespannt, wohin mich das alles noch führt.

Marie-Luise - 4. Aug, 22:42