Astrid (Gast) - 16. Jul, 11:38

Hallo Liebe,

erst mal: Danke für die Innerung der "Hindernisbereiterin". Uff, was für eine Erleichterung! Und danke auch an Ute, dass sie all diese Wesenheiten erforscht und ihre Namen zurück gerufen hat, damit eine nicht immerzu im Persönlichkeitsirrsinn herumrennen muss!
Ich glaube, was sich da so zeigt, ist die gemeinsame, grenzen-verstärkende und gleichzeitig Grenzen-unterminierende Kraft von Pluto und Saturn. Stelle sich eine einfach diese beiden Urgewaltigen beisammen vor! Mir kommt da immer nur der Begriff "Tiefenstruktur" in den Sinn: Wenn das Innerste und Unterste zu Oberst und nach Aussen gekehrt wird und keine mehr weiss, wo der Boden noch fest oder schon in Auflösung begriffen ist.
Ich glaube, es gibt derzeit keinEn, die/der nicht mit diesen Kräften konfrontiert ist (ich kenne jedenfalls keinEn - smile!). Interessanter Weise scheinen sie sich immer gerade da zu manifestieren, wo einEr am meisten "Sicherheit" braucht und manifestiert hat: Im Alltag, im Emotionalen, im Körper... Da, wo einEr glaubt, die Dinge "eigentlich" im Griff zu haben ...
In meinem Falle ist es der Geist, den ich neuerdings manchmal als so zerrüttet empfinde, dass Demenz wie ein sanftes, hügeliges Frühlingstal erscheint, eine Wiese in den Alpen, wo einEr sich ins Gras schmiegen und ruhen, vergessen kann. Hast du je erlebt, wie das Ding da drinnen Eigenleben führen kann, wie eine defekte Kaffeemühle mahlt und mahlt und nicht mehr abzustellen ist, einem wie 10 Kühe auf den Fersen hängt und einfach nicht ablassen will, völlig unbeeindruckt von Plänen und Absichten, die einEr so hegen mag?!
Ich muß in diesen Tagen oft an Hannah Arendt denken, an ihr "Leben und Denken ohne Geländer". So fühlt sich das an, fast wie Leben im freien Fall - und du wunderst dich, dass du immer noch nirgends aufgeschlagen bist, dass du plötzlich schwebend leben kannst und der Leib sich einrichtet in der dimensionslosen Dimension. Vielleicht fühlt es sich so an, wenn einEr ins Weltall geschleudert wird, wo es keine Schwerkraft gibt, die dem leiblichen Empfinden Größe und Abmessung gibt, kein Horizont, um einen Ort zu definieren, hier. Und jetzt. Vielleicht ist all dies eine Vorbereitung darauf, dass wir uns öffnen für etwas, das schon immer da aber noch gänzlich unbegreifbar war. Und dazu braucht es wohl das Stolpern über die Gewissheiten und diesen fulminanten Umstrukturierungsprozess.
Ich könnte jetzt noch ewig so weiterphilosophieren, aber ich ermüde mich selbst darin. Auch nur lauter scheinbar Gewusstest, dass wir von rechts nach links schieben, wie bei diesen merkwürdigen Spielwürflen, wo so lange nichts zusammen passt, bis du es aufgegeben hast. Und dann scheint sich gleichsam alles an seinen Platz zu fügen, ganz klar, wie könnte es auch anders sein. Aber gänzlich ohne Absicht.
Weil ich gerade in Deutschland sitze und aus dem nahezu freien Raum wieder ungestalteter Natur komme, erscheint mir alles wie ein Höllenrad, das sich bis zur Besinnungslosigkeit beschleunigt hat. Alles rast, um uns und in uns. Und alles scheint seinen Sinn verloren zu haben: Kaufen bis zur Ohnmacht um inmitten von Bergen von "Dingen" zu ersticken. essen, bis dass der Leib aus allen Nähten platzt. Und drumherum all die "Selbstverständlichkeiten": Versicherungen gegen dieses und jenes, Alltagsabläufe, Bankauszüge. Mieten und Raten. Und Bilder. Bilder, Bilder, Bilder. Aus dem Abstand kommend fühlt sich alles an, als wäre ich unversehens in eine Art Grusel-Achterbahn geraten in der alles bedeutungsschwer ohne Bedeutung ist. Was nciht bedeutet, dass das in Portugal anders ist. Oder "draußen, in der Natur". Die läßt sich nämlich ebensogut mit Bildern belegen - von "Ursprünglichkeit", "Natürlichkeit", "Zuflucht". Aber das funktioniert - zumindest mir - auch nicht mehr. Als würde unter den Hügeln sich eine Kraft erheben, die Rinde eines jeden Baumes beben vor Drang nach ... jedes Tier zittern unter dem Ansturm von ... und selbst die Elemente drängen nach ... Ich kann es - wahrscheinlich zum Glück - nicht benennen, aber es fühlt sich äußerst eigenartig an. Der Wind tobt - mal eiskalt, mal glutheiß - über unseren Berg, die Sonne brennt alles bis auf die Knochen nieder, zerschmilzt alles Weiche, Nachgiebige. Der Ozean tobt, knochenbrechend-eiskalt.
Ja, es stimmt. Die Hindernisbringerin ist da. Nur diesmal eben nicht so, dass alleine schon das Aufrufen ihres Namens sie bannen täte wie einst Rumpelstilzchen. Kein bann fällt ab, Pech verwandelt sich nicht in Gold und der Hahn fällt tot vom Zaun. Und direkt hinter der Hürde, die du meinst nach soviel Jahren des Trainings mit Bravour nehmen zu können ("ach ja, ein Hindernis, dann mach ich mal langsam, erklimm es, nehme es an und zur Kenntnis und dann wird es sich in Erkenntnis verwandeln") lauert der tiefe Fall. Und noch scheint es keine Erfahrung zu geben, die uns daruf vorbereiten könnte. Alles wird reine Existenz. Doch was könnte uns darauf vorbereiten?
Was mein Herz erreicht sind die Berichte der Menschen, die sich in diesem freien Fall befinden ... Feuer können wir wohl nicht mehr errichten, um uns drumherum zu sammeln, aber vielleicht entstehen neue Versammlungsplätze. Vielleicht zwischen den Sternen ...
Einen traumtänzerischen Gruß von deiner Astrid
(Ach, und schau einmal, mein verzerrtes Wort, um diesen text freizuschalten, heisst doch tatsächlich: Tod!) (PP.S: Nun, dein Blog ist auf jeden Fall voll auf Welle: Tod ist das falsche Wort, als nächstes kommt dann dedly - tödlich - da ist dann der ganze Texterguß weg, und jetzt kommt knexed, ja, verhext! Also heisst das wohl, wie Luisa sagen würde, laß uns auf besen um den Blocksberg tanzen und die Welle reiten!)

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